Wie einfach ist es Spanisch zu lernen wenn man Latein kann?

Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen

Ja 83%
Nein 17%

7 Antworten

Ja

Vorab: Mein “Ja” bezieht sich auf das “Wird es trotzdem schwer?”, ich hoffe, ich habe die Umfrage richtig gedeutet :)

Und nun zu deiner Grundfrage: Machen Latein-Kenntnisse das Spanischlernen leichter?
Du musst wissen, ich selbst bin in diese Sprache nicht mit Latein-, sondern mit Französisch-Vorkenntnissen eingestiegen. Ganz aus eigener Erfahrung sprechen kann ich also nicht - aber ich war mit vielen Lateinern im Kurs und konnte so meine Beobachtungen machen / Vergleiche ziehen ;)

I. A. ist Spanisch ja eine romanische Sprache, d. h. ihre Ursprünge liegen im Lateinischen - es gibt also definitiv einige Parallelen. Dadurch wirst du sicherlich einige Eselsbrücken zwischen bereits bekannten Vokabeln aus dem Lateinunterricht und neu zu erlernenden, spanischen Wörtern finden und das kann sich sehr positiv auf deinen Lernerfolg auswirken! Aber dass jedes Wort praktisch identisch mit lateinischen Begriffen ist, kann man, denke ich, nicht sagen - in meinem ersten Spanischbuch war pro Vokabelseite im Durchschnitt vielleicht eine ähnliche Lateinvokabel angegeben, wenn dir diese Relation etwas hilft.
Weiterhin einen Vorteil (gegenüber Menschen, die noch keine weitere Sprache zuvor gelernt haben) hast du wahrscheinlich darin, dass du (wahrscheinlich) schon für dich passende Lernstrategien entwickelt hast, um dir neue Grammatik oder Vokabeln anzueignen. Das will auch gekonnt sein!

Allerdings muss man sagen, Latein-Vorkenntnisse sind ganz sicher nicht eine Garantie für Erfolg im Spanischen. Denn während Latein eine tote Sprache ist, die (meines Wissens nach) v. a. durch das Übersetzen zahlreicher Texte gelehrt wird, musst du im Spanischen MINDESTENS genauso viel sprechen wie schreiben. Das erfordert eine gute Aussprache. Und es gibt in der spanischen Sprache zwar sehr klare, feste und somit gut erlernbare Betonungsregeln, doch die Begabung, irgendwann aus dem Gefühl heraus die richtige Intonation anzuwenden und bestimmte Laute eben authentisch zu artikulieren, hat nicht jeder. Das gewährleistet kein Lateinunterricht aus den vorherigen Jahren!

Ich persönlich habe Spanisch immer sehr gerne gelernt und hatte wirklich Spaß daran (bzw. habe es nach wie vor) - deswegen könnte ich es auch jedem empfehlen, ob mit oder ohne Lateinkenntnisse. Aber man sollte sich schon auf harte, disziplinierte Arbeit einstellen, um die Sprache irgendwann gut sprechen zu können :)

Piinguin123  01.02.2020, 09:49
d. h. ihre Ursprünge liegen im Lateinischen

Aber nicht im klassischen Latein!

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Ich hatte Latein seit der 5ten. Spanisch ab EF/10ten. War easy. Latein vorher gehabt zu haben, ist hilfreich.

Also...Spanisch ist nicht einfacher, kann man nicht vergleichen. Bei L übersetzt du ja nur in eine Richtung.

Aber ICH fand Spanisch einfacher und sinnvoller als Franze und Latein.

Es ist eine tolle Sprache!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
xCuteTACOgirlx 
Fragesteller
 01.02.2020, 01:49

Danke für die Antwort

Also heißt das Latein ist hilfreich aber wirklich einfacher wird es nicht?

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Ja

Erst einmal: Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen (klassischem) Latein, das man in der Schule lernt und den romanischen Sprachen (z.B. Spanisch). Denn die romanischen Sprachen haben sich eben nicht aus dem klassischen Latein entwickelt. Die Grammatik und auch der Wortschatz ist in vielen Bereichen sehr verschieden.

Allerdings gibt es auch einige Ähnlichkeiten, sodass es zumindest nicht schadet.. :-)

Ja

Hola,

ja, Spanisch wird trotzdem schwer. Du hast den Vorteil, aus dem Lateinischen gute Grundlagen für alle romanischen Sprachen ziehen zu können und dass du in Latein mehr über die Grammatik deiner Muttersprache gelernt hast, als dir vielleicht bewusst ist. Je sattelfester du in der eigenen Sprache bist, desto leichter fällt es dir, Strukturen von Fremdsprachen zu erkennen und zu erlernen.

Spanisch kommt einem zu Beginn relativ leicht vor, da man schnell einen Einstieg findet und sich bald einfach verständigen kann. Je tiefer du in die Sprache eindringst, desto schwieriger, aber auch schöner wird sie, wie die meisten anderen Sprachen auch.

Latein wird dir sicher helfen, grammatikalische Strukturen leichter zu erkennen und anzuwenden. Natürlich erkennst du auch viele Wörter und Wortstämme wieder und kannst dir dadurch Vokabel besser und schneller merken. Dafür ist es aber egal, welche romanische Sprache du lernst, den Vorteil hast du überall, weshalb ich eine Verfechterin des Lateinunterrichtes bin und gar nicht verstehen mag, dass er von vielen so geringgeschätzt wird. Selbst als ich Neugriechisch studiert habe (Byzantinistik und Neogräzistik an der Uni Wien), haben mir die Lateinkenntnisse geholfen. Nicht, weil Latein im Griechischen wiederzufinden ist, keine Spur davon, sondern weil es mich in der deutschen Grammatik relativ sattelfest gemacht hat.

Du profitierst also im Spanischen auf jeden Fall von deinen Lateinkenntnissen. Jausenspaziergang ist es aber trotzdem keiner und du tust gut daran, von Beginn an konzentriert mitzuarbeiten und dich nicht zu sehr auf dein Vorwissen zu verlassen.

Spanisch ist eine schöne und wichtige Sprache und ich wünsche dir viel Freude beim Lernen und bei der Beschäftigung damit. Es macht viel Spaß, spanische Filme und Bücher in Originalsprache konsumieren zu können.

Liebe Grüße!😊

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Piinguin123  01.02.2020, 09:54
Dafür ist es aber egal, welche romanische Sprache du lernst, den Vorteil hast du überall, weshalb ich eine Verfechterin des Lateinunterrichtes bin und gar nicht verstehen mag, dass er von vielen so geringgeschätzt wird.

Der einfache Grund ist, dass eine romanische Sprache viel mehr Vorteile zum Erlernen einer anderen romanischen Sprachen bringt (als Latein).

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Tanzistleben  01.02.2020, 11:25
@Piinguin123

Das ist die ständige Frage zwischen Lateinbefürwortern und -gegnern. Jedenfalls habe ich mit keiner anderen Sprache so viel über die eigene Muttersprache gelernt, als im Lateinunterricht. Dass die gute Kenntnis der muttersprachlichen Grammatik beim Erlernen jeder Fremdsprache hilfreich ist, ist aber unbestritten. Das müssen sogar die Lateingegner zugeben. 😉

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Piinguin123  01.02.2020, 11:42
@Tanzistleben

Die Auseinandersetzung mit der Muttersprache kann und möchte ich nicht leugnen! Auch wer ein Interesse an der antiken Welt hat, sollte nicht vor Latein zurückschrecken. :-)

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Ja

Mit Latein (oder Französisch, Italienisch, Portugiesisch) ist Spanisch natürlich einfacher als ohne.

Das klassische Latein ist aber dem am wenigsten ähnlich. Es ist sozusagen eine Art Amtslatein, welches in einen streng überwachten grammatikalischen Komplex schockgefroren wurde. Eine tote Sprache.

Spanisch hatte sich wie alle romanischen Sprachen aus dem gesprochenen Latein, dem lebendingen Vulgärlatein entwickelt. Das konnte sich an den Alltag und die einzelnen Regionen des römischen Reichs anpassen. Irgendwann wurde es dann Romansich genannt, als es sich vom Latein bereits so weit entfernt hatte, dass das Volk den Latein predigenden Pfarrer in der Kirche nicht mehr verstand.

Spanisch durchlief dann noch zwei starke Veränderungen hin zu einer direkten, einfach gehaltenen Sprache, deren Aufwand nicht in grammatikalische Formen, sondern in die enorme Ausdruckskraft selbst gesteckt wird. Der Vorteil: Spanisch ist eine ziemlich regelmäßige Sprache. Der Nachteil: jede kleinste Änderung dieser Form vermittelt zusätzliche Informationen. Ob so gewollt oder nicht.

Der grobe Unterschied ist, dass Spanisch keine Fälle hat, sondern mit Präpositionen "arbeitet". Das heißt die Wortendungen wurden so für Geschlechter und weitere Merkmale wie Verniedlichungen und Bewertungen frei, aber auch für neue Wortschöpfungen und Anpassungen jeglicher Art: oferta, ofertas, ofertón, ofertazo, ofertilla ...

elverano  01.02.2020, 11:53

Auch die Vokabeln sind gerade im Spanischen anders, weil Spanien bereits 800 Jahre vor der Ankunft der Römer besiedelt war und man dort bereits 2-3 Jahrhunderte zuvor eigene Sprachen auch auf Altlatein festhielt.

So hat Spanisch einige Worte aus der Frühphase des Lateins. Auf der anderen Seite wurde das Vokabular bereits mit den ersten Aufzeichnungen und Regelungen stark erweitert, sprich über das Latein hinaus.

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