Whataboutism - "Andere haben es schlimmer"?

Das Ergebnis basiert auf 50 Abstimmungen

Die eigenen Probleme/ Erfahrung sind trotzdem wichtig 60%
Andere Meinung 20%
Es kommt auf das Thema an 12%
Die eigenen Probleme sind dann unwichtig 8%

27 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Die eigenen Probleme/ Erfahrung sind trotzdem wichtig

Das es jemand schlimmer hat als ein anderer, ist immer gegeben. Es gibt da keinen der letztlich am schlimmsten dran ist.

Selbst wenn es der ärmste Mensch der Welt ist, kann man immer noch sagen,
'der muss sich zumindest nicht um die Steuererklärung kümmern'

Whataboutism ist also nicht nur eine Ablenkung vom eigentlichen Thema, sondern auch ein Teufelskreis in Sachen Problemverschleppung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Needs one to know one

Das Problem was ich heutzutage habe ist, dass Menschen wegen Dingen rumeiern, die EIGENTLICH gar kein Problem wären, wenn man sie nicht zu einem machen würde.

Klar ist, dass die eigenen Probleme immer die schwersten, schlimmsten und dringendsten. Das ist auch in Ordnung so. Aber wenn man damit andere belastet - und das tut man mitunter schon, wenn man nur darüber jammert oder redet, sollte man schon überlegen ob es angebracht ist. Und gleichzeitig sollte der ders zu Hören kriegt irgendwie darauf achten, ob das ein großes oder kleines Problem ist.

Was mir fehlt ist gegenseitige Anteilnahme und Rücksicht. Man muss sowohl sich selbst schützen, als auch den Anderen. Und es ist halt so - wenn man zu mir kommt und mir erzählt, dass man es richtig übel findet weil irgendein Thema von der Regierung so schwach oder gar nicht behandelt wird - und ich empfinde das Thema für mich als unwichtig - dann ist es mein gutes Recht zu sagen: ich glaube wir haben größere Probleme. Die Probleme des Anderen und die Dringlichkeit MÜSSEN nicht dasselbe sein.

Und wenn wir hier bei lgbqt sind. Es ist mir latte. Ich WILL nicht drüber reden. Weils mir egal ist. Ich weiß gar nicht, wieso man drüber reden muss wie man sich sexuell heute fühlt. Ich finde es gibt wesentlich dringendere Probleme. Aus. Aber für Andere ist es wichtig. okay. Ich laber die aber auch nicht ständig mit dem Zeug zu, was ich für wichtiger halte.

Leben und leben lassen. Um mehr gehts nicht. Und Whataboutism ist nur ein neues Wort was etwas abwertet, was völlig normal ist. Wenn 2 Menschen reden und diskutieren GIBTS Beispiele. Und die kommen nicht immer aus derselben Welt. Ob und inwiefern man das dann als Gesprächspartner akzeptiert kommt drauf an. Aber wir müssen nicht alles schlechtreden damits uns besser geht.

Die eigenen Probleme/ Erfahrung sind trotzdem wichtig

Das gilt aber auf alle Belange. Auch die Probleme der Mehrheit sind wichtig und auch die Probleme der Deutschen.

“Uns geht es doch noch gut“ ist eine unfassbar dämliche Aussage. Denn es kann einem immer besser gehen und danach sollte man auch streben.

Andere Meinung
Wenn man als queere Person z.B. diskriminiert oder angefeindet wurde, soll man sich "nicht so anstellen".

Das kommt, glaube ich, darauf an, um es vorsichtig auszudrücken, jeder Mensch wird diskriminiert, ob Jude, ob Queere, ob Christen oder Asiaten oder zudem auch Afrikaner. Jeder Mensch wird diskriminiert. Ich weiß, was man damit sagen möchte, man sollte sich nicht so anstellen. Damit ist gemeint das jeder Mensch solche leiden durch macht. Und wieso sollte man um andere Probleme so wichtig nehmen, wenn alle anderen genauso so Schlimmes erleben müssen? Damit ist gemeint, dass man sich nicht so wichtig nehmen sollte als andere diskriminierter Mensch. Klar könnte man das als negativ betrachten. Aber das hängt auf seine Perspektive ab.

Daher die Frage:
Sind die eigenen Probleme/ Erfahrungen weniger wert, nur, weil man einer Minderheit angehört oder weil andere es "schlimmer" haben?
Wie steht ihr dazu?
Und zusätzlich: habt ihr selbst schon mal Whataboutism miterlebt?

Nein, jedes Problem oder Erfahrung sollte wichtig genommen werden, aber man sollte sich nicht als zu wichtig aufspielen. Die meisten queere Menschen spielen sich immer gerne als so wichtig auf. Nur, weil man jetzt mehr Aufmerksamkeit hat. Zudem sollte man in Betracht ziehen, dass jeder Mensch gleich wert ist. Egal, wer man ist. Ich hoffe, ich konnte deine Antwort beantworten. Liebe Grüße gianpiero545.

Die eigenen Probleme/ Erfahrung sind trotzdem wichtig

Wichtig ist erst einmal wie man es selbst empfindet. Selbst Luxusprobleme können für den Betroffenen belastend sein.

Es gibt in der Psychologie den Begriff des Reframing und die Grenze zu Whataboutism ist fließend. Während Reframing dazu dient den Blickwinkel zu erweitern und Probleme aus einem anderen Kontext heraus zu beurteilen, neigt Whataboutism dazu das Problem als "lächerlich" darzustellen.


Kitharea  24.05.2024, 10:03

Wenn DAS das wäre was man unter Whataboutism versteht wäre es quasi-halb-ok. Aber viele verstehen darunter schon wenn ich nur ein anderes Thema als Beispiel in eine Diskussion einbringe. Es ist nichtmal möglich normal zu diskutieren. Und halb-ok auch nur deswegen weils niemanden auf der Welt gibt der perfekte Diskussionen oder Streitigkeiten führt. weil jeder seine Macken hat - wo auch immer die anfangen und aufhören. Und jemandem zu sagen: Das ist whataboutism ich rede nicht mehr mit dir - ist das nur ein weiterer Punkt Ignoranz und Desinteresse. Das ist nicht besser als Whataboutism. Es ist nur Macht- oder Schuldverschiebung.

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Panazee  24.05.2024, 10:25
@Kitharea

Ich würde nicht sagen "Das ist Whataboutism, ich red nicht mehr mit dir", sondern "Da hast du recht, aber das hilft mir bei meinem akuten Problem auch nicht weiter".

Was ich meine sind wenig hilfreiche Vergleiche.

Wenn ich tierischen Hunger habe, hilft mir der Hinweis, dass alle paar Sekunden auf diesem Planet jemand verhungert und ich gar nicht weiß was wirklicher Hunger ist, nicht wirklich weiter, selbst wenn das vermutlich richtig ist. Das wäre Whataboutism.

Reframing wäre zu sagen "Manche machen das um ihre Meditation effektiver zu machen. Versuch mal zu entspannen und etwas zu meditieren. Millionen Inder können sich nicht irren".

Reframing eröffnet neue Handlungsoptionen durch neue Blickwinkel. Whataboutism verursacht Schuldgefühle, was für ein Weichei man doch ist.

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Kitharea  24.05.2024, 10:32
@Panazee

Well - bleiben wir mal bei dem Beispiel. Also 1. nein es hilft dir nichts wenn man dir sagt, dass viele hungern. ABER es ist vielleicht angebracht das zu erwähnen, wenn einer tagein- tagaus erwähnt wie schlecht es ihm geht weil sein lieblingsgourmetshop zu hat und er beim lidl einkaufen muss. An der Stelle finde ich die Aussage "es gibt täglich Menschen die verhungern" absolut angebracht. Wie auch immer man diese Aussage kategorisiert. SEINE Welt ist absolut dekadent. Und Dekadenz hat - für mich zumindest - keine Träne verdient. Das ist das 1. Beispiel was mir einfällt. Ka ob es mehr dazu gibt.

Und Reframing - dein Beispiel. Es ist ein Jein. Wenn Menschen einfach nur hungrig sind hilft auch meditieren nichts. Es muss nicht jeder gewillt sein sich spirituell zu entwickeln. Wenn du jemanden erwischt der pragmatisch Hunger hat hilft nichts ausser ein Vorschlag wo und wie er jetzt in seiner Situation was zwischen die Kiefer bekommt. Wenn es um jemanden geht, der die Dinge per se auch anders sehen will wird das auch nur Wirkung zeigen, wenn er nicht ganz so hungrig ist. Aber Menschen die WIRKLICH Hunger haben wird es völlig egal sein wie es anderen geht. Und was WIRKLICH Hunger ist, kann man halt keinem Anderen definieren. Für jeden ist sein eigenes Problem das größte. Und solange er es nicht "in schlimmer" kennt, gibts das Problem "oft" auch nicht in Schlimmer.

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