Wenn wir wissen, dass etwas falsch läuft – warum reicht „Wissen“ dann nicht immer auch zum Handeln, auch wenn wir theoretisch etwas tun könnten?
12 Antworten
So ist der Mensch, so ist die Politik:
- Faulheit siegt, solange es noch halbwegs geht
- Erst wenn Probleme spürbar werden, wird sich aufgerafft
Na ja, weil es ein größtmögliches gemeinsames Wissen eben nicht gibt.
Ein Mensch weiß, was bei Irgendetwas falsch oder richtig oder sogar gut oder schlecht ist. Oft ist diese Wertung nur kurzzeitig. So müsste er danach handeln.
Es gibt sogar das Sprichwort "Der Klügere gibt nach!", um Streit zu vermeiden. Das sollte eben keine Aufforderung, sondern nur eine Feststellung aus Erfahrung sein.
Doch im immer mehr als gut proklamierten Egoismus gibt es keine Streitkultur, sondern nur Rechthaberei.
Und da Egoismus als individuelles Freisein und Kunst des Sich-Durchsetzens hochgelobt und nicht als dissozial und skrupellose Rücksichtslosigkeit negativ sanktioniert wird, handeln eben zu viele Menschen grundsätzlich egoistisch, nicht richtig oder falsch oder gar gut oder schlecht. Das erkennen sie nicht, wissen es also nicht.
Weiterhin existiert längst ein gruppendynamisch fundamentierter Egoismus: Viele Fernfahrer den Autoverkehr als "Kampf auf der Straße". Massenhaft Radfahrer glänzen durch Scheuklappen vor dem Gesicht. Im Fußballstadion herrscht bei zu vielen Fangruppen gewaltvoller Krieg. Zu viele Arbeitnehmer erleben ihre Arbeit als anonymisierte Gewalt des unpersönlichen egoistischen Systems des Kapitalismus. Usw. usw..
Es muss also stets zuerst der einzelne Wissende die Kreativität, umsetzbare Wege zum Richtigen und Besseren finden, und zugleich die Möglichkeit und die Kraft danach zu handeln haben. So praktisch kompliziert ist das häufig theoretisch Einfache.
Wenn uns ein bestimmter Sachverhalt in Form eines Problems beschäftigt und wir eine passable Lösung herausgefunden haben, dann stehen vor der Ausführung ja stets noch die Kosten, die wir für die Verwirklichung aufbringen müssen. Wenn wir also z.B. wissen, dass wir uns mit einer Überwachungsanlage gegen die Gefahr eines möglichen Einbruchs schützen können, dann kommt doch gleich die Frage auf, was so eine Anlage kostet, sowohl in der Erstanschaffung als auch in den Folgekosten durch Wartung oder mögliche Reparaturen. Zudem müssen wir so eine Anlage betreuen, und das "kostet" unsere Lebenszeit. Des weitere kommen zusätzliche Zweifel, denn wenn bei einer Wohnung eine Sicherheitsanlage von außen zu sehen ist, könnten mögliche Diebe denken, dass in dieser Wohnung Werte verfügbar sein werden, weil man sonst keinen zusätzlichen Schutz einbauen würde. Also könnte es sogar sein, dass meine Wohnung nun gerade ins Visier von Einbrechern rückt und ich jetzt beunruhigter sein werde als ohne die Anlage.
Bilanz: Das "Wissen" reicht oftmals für das in Konsequenz erforderliche Handeln keineswegs aus, weil jedes Handeln zahlreiche zusätzliche Probleme bringen kann, die wir vielleicht scheuen oder aus einem Mangel an Ressourcen nicht verwirklichen können.
Für eine Handlung braucht es zum Wissen noch Motivation, Befähigung und die interne Abwägung wie viel setzte ich ein und welches Ergebnis erwarte ich mit welcher Wahrscheinlichkeit. Außerdem spielt die emotionale Beurteilung noch eine Rolle. Die ist aber oft der Motivation vorgeschaltet. (Wenn man Motivation hat ist es meistens emotional schon durchgegangen.)
Ja - warum können wir nicht alles was wir wollen ? Nun - wir wissen auch nicht mehr als du.