Welches Studium: Chemie oder Ingenieurswesen?

3 Antworten

Bei Medizin (mein Bruder hat das studiert) denke ich: Es könnte sehr nützlich sein, wenn bei mir selber etwas passiert oder jemand aus meiner Umgebung, weil ich dann mir selber oder anderen helfen kann und nicht hilflos bin.

Du befindest dich in einem Land, in dem ein Erste-Hilfe-Kurs kaum teurer ist als ein Kinobesuch, es nirgendwo mehr als 30 km ins nächstbeste Krankenhaus sind und im Bedarfsfall per Anruf innerhalb von 10-15 Minuten ein Auto mit notfallmedizinischem Fachpersonal auf der Matte steht.

Mal ehrlich: Vielleicht solltest du dir weniger Gedanken machen, ob dir das Studium in einem Entwicklungsland ohne medizinische Versorgung das Überleben ermöglicht, sondern vielmehr ob du den Beruf ausüben willst, den du da studiert hast: Als frischgebackener Arzt arbeitet man häufig 24h-Dienste als Assistenzarzt, d.h. Depp vom Dienst, in irgendeiner Klinik und versucht nebenbei seine Facharztweiterbildung zu schaffen. Und ja, auch am Ende eines durchgearbeiteten Dienstes können Menschenleben an deinen Entscheidungen hängen. Das muss man wollen. Und nicht als "ich habe mal irgendwas studiert und wundere mich jetzt, in was für einer Welt ich gelandet bin".

Ingenieur zu sein ist praktisch weil man relativ überall in Deutschland arbeiten kann und Homeoffice haben kann; dann hätte ich Steuervorteile weil Ingenieure ja ein eigenes Büro haben können ohne gewisse Steuern oder sowas in der Art

Da kommt es gewaltig darauf an, was man eigentlich studiert hat und was für einen Job man dann ausübt. Man studiert ja eine bestimmte Fachrichtung; ein M.Eng. Tunnelbau wird nicht in die Verlegenheit kommen, LKW-Getriebe zu konstruieren, nur weil er sich als Ingenieur bezeichnen darf. Wenn dein Arbeitgeber dich auf der Baustelle braucht statt irgendwo in einem Büro, dann bist du auf der Baustelle und nicht im Homeoffice. Und wenn du nunmal Tunnelbauer bist und dein Arbeitgeber gerade kein Tunnelbauprojekt in deiner Region hat, dann wirst du ein Tunnelbauprojekt an einem anderen Ort haben.

By the way: "Ingenieur" ist man automatisch als Akademiker in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Fachbereich. Auch ein M.Sc. Chemie darf sich als Ingenieur bezeichnen.

also zumindest die mathematik aus der Schule. Ich weiß ja nicht wie Tief die Mathematik an der Uni bei Ingenieurswesen und Chemie ist

Ein gängier Spruch ist: In der Schule hast du rechnen gelernt, in der Uni geht es dann mit Mathematik los.

Wie sehr es in die Tiefe geht, hängt vor allem vom einzelnen Studiengang ab. Die eine Uni beschränkt sich aufs notwendige Minimum, der anderen Uni fehlten im Chemie-Bachelor noch zwei Module und man hatte einen arbeitslosen Mathe-Dozenten, also schrieb man zwei zusätzliche Mathe-Module in den Chemie-Bachelorstudiengang...

allerdings weiß ich halt auch nicht genau wie die aktuellen jobaussichten für chemiker aussehen

Im Moment scheint es einen recht eklatanten Bewerberüberschuss zu geben. Aktuell ist halt wirtschaftlich einiges im Argen, die Zukunft eher unsicher. Da wird normalerweise kein Personal eingestellt. In meinen Augen kann das kein Dauerzustand sein.

ich hatte halt in der schule nie wirklich laborarbeit, dewesen fehlt mir da dieser wichtige aspekt, um das beurteilen zu können. die theorie bei chemie mag ich wirklich sehr.

Überlege doch mal allgemein, wie praktisch veranlagt du bist. Hast du Spaß daran, Dinge in die Hand zu nehmen, mit eigenem Auge zu sehen, selbst dran rumzuändern bis es passt? Kannst du Dinge, die du theoretisch gelernt hast, praktisch umsetzen wenn du einen entsprechenden Arbeitsauftrag bekommst? Hast du Spaß daran, sauber und sorgfältig zu arbeiten?

Aber letztendlich: Die Laborpraxis ist eine nette Abwechslung... aber eigentlich ist auch Chemie vor allem ein theoretisches Studium.

was soll ich tun? Chemie oder Ingenieurswesen?

Das, was du als Vorteile beim "Ingenieurswesen" aufzählst, ist vor allem spezifisch für die Arbeitsstelle deines Vaters. Das hat nichts generell mit dem Beruf eines Ingenieurs zu tun und nebenbei bist du auch mit einem Abschluss in Chemie ein Ingenieur.

Dich scheint die Chemie zu interessieren, also mach' Chemie.

praktisch weil man relativ überall in Deutschland arbeiten kann 

Überall weltweit, dt. Ingenieure sind weltweit im Einsatz

Außerdem habe ich mit einem Laborleiter eines Chemieunternehmens geredet und er meinte dass aktuell mehr Ingenieure als Chemiker bei gesucht werden 

Ist nicht nur aktuell so, Ingenieur ist ein Dauerbrennner und Chemie je nach Situation. Dort sieht es immer wieder schwierig aus, das ist sehr saisonal. In letzter Zeit sah es auch deswegen schlecht aus, weil die Wirtschaftspolitik nicht wirklich gut war, das ändert sich hoffentlich unter Merz. Zur Not wird man Chemie-Lehrer.

Ingenieur ist arbeitsmarkttechnisch meines Wissens ziemlich safe, wenn man die entsprechend gefragte Richtung geht. Als Ing kann man auch in der Wirtschaft, z.B. der Prüfung anfangen. Das wird aber wohl nicht notwendig sein.

Ingenieure auf dem Arbeitsmarkt: Wenn die Älteren gehen, wird‘s eng

Bei der Chemie wird ich das Internet checken, meines Wissens hängt das von der jeweiligen Konjunktur ab und wo sich die entsprechende Chemieindustrie aufhält.