Was waren Motive und Interessen des deutsch-osmanischen Bündnisses im Ersten Weltkrieg?
3 Antworten
Das Osmanische Reich - seit dem frühen 19. Jhd. als der 'kranke Mann am Bosporus' geltend - war durch die Balkankriege erneut geschwächt und auf der Suche nach Verbündeten.
England, Frankreich, Italien, auch Österreich-Ungarn, das sich kurz zuvor Bosnien einverleibt hatte, hatten Interesse an osmanischen Gebieten, Russland war ohnehin der Hauptfeind, der nach den Meerengen gierte. Deutschland hingegen hatte keine Gebietsforderungen, strebte lediglich eine 'pénétration pacifique' an, Einfluss durch wirtschaftliche und kulturelle Präsenz, um so politischen Einfluss zu gewinnen. Es gab zwar in den deutschen Medien Ideen wie die des Prof. Aloys Sprenger, der 1886 von einem 'Neu-Deutschland' in Syrien und Mesopotamien phantasierte, das 25 Mio. deutsche deutsche Siedler aufnehmen sollte, aber dafür gab es keinerlei Unterstützung in Berlin. - Weiterhin bestand seit etwa 1830 (Moltke) eine Tradition deutscher Militärberater im Osmanischen Reich. So war es nur naheliegend, daß es Anfang August 1914 zu einem Bündnis zwischen Deutschland und dem Osmanischen Reich kam, das wenige Wochen später mit der Ankunft zweier deutscher Kriegsschiffe, der 'Breslau' und der 'Goeben' in Konstantinopel und ihrer 'Überlassung' an die Osmanen bekräftigt wurde.
Russland und England gehörten zu den Hauptfeinden der Deutschen. Beide konnten vor allem die Osmanen ärgern und bedrohen. Das war die Südflanke Russlands und das war der Seeweg nach Indien.
Für die Osmanen standen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Sie wollten Führer der islamischen Welt sein und da störten die Englander und ihren Bestrebungen, die Araber gegen die Osmanen aufzuwiegeln gewaltig. Die Bagdadbahn, ein gemeinsames Projekt der beiden Reiche sollte wirtschaftliche und militärische Vorteile bringen.
Italien hat im Jahr 1911 dem osmanischen Reich den Krieg erklärt und sich zwei türkische Provinzen sowie die Inseln des Dodekanes angeeignet. Im Geheimvertrag von London (26. April 1915) hat sich Italien von den Entente-Mächten weitere Gebiete in der Türkei versprechen lassen. Das osmanische Reich sollte zerstückelt und teilweise Italien unterworfen werden. Das konnte das osmanische Reich sich natürlich nicht gefallen lassen.
Auch die Ermordung der Armenier hing mit diesen gemeinsamen Interessen und dem Bagdadbahn-Projekt zusammen.