Warum wird der Barock heute oft negativ betrachtet?

6 Antworten

Der architektonische Barock fällt mit der Gegenreformation zusammen. Die protestantischen Konfessionen traten für mehr Schlichtheit in Kirchenbauten ein. In der Reformationszeit kam es sogar zu Bilderstürmerei wegen des 2. Gebotes aus dem Alten Testament, so dass Luther es in seinem Katechismus absichtlich übergangen hat, weil er die Kunstwerke retten wollte.

Die Barockschlösser wurden von absolutistischen Herrschern gebaut, z.B. von Ludwig XIV., die nicht gerade Fans von Mitbestimmung waren. Kein Wunder, dass Menschen, die in evangelischen Gegenden groß geworden sind und für Alleinherrscher in der Kirche und im Staat weniger übrig haben, auch Barockbauten nicht so zu schätzen wissen. Oft ist ihnen der Zusammenhang gar nicht bewusst, sondern sie sind einfach von Kindheit auf solche Bauweise nicht gewohnt.

Von Experte Neugier4711 bestätigt

Das/ der Barock ist eine Epoche der Gegensätze. Einer überbordenden Prachtentfaltung und Lebensfreude bei dem Adel stehen Todesangst und das Wissen um die eigene Vergänglichkeit bei den einfachen Menschen gegenüber. Dieses „antithetische“ (gegensätzliche) Denken resultiert aus den Erfahrungen des 30- jährigen Krieges und seiner Folgen. An den Fürstenhöfen herrschten nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung, indessen war das Leben der einfachen Bevölkerung von Armut, Pessimismus und Todessehnsucht geprägt. Prunkvolle Bauten sollten die Macht des Adels demonstrieren, während ganze Landstriche (durch den Krieg) ausgestorben waren. Dem Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit stand der Drang nach Sinnes- und Lebensfreude gegenüber. (s. Wikipedia)

Diese Großartigkeit und der Prunk der Baustile, übrigens auch der literarischen Formen mögen auf viele unsympathisch wirken. Aber für uns Deutsche zählt das (musikalische) Barock zu den Sternstunden der gesamten Weltkultur. Man braucht nur an die Komponisten Bach, Händel und Telemann zu denken. Auch die Italiener haben einen ähnlichen musikalischen Giganten hervorgebracht, nämlich Vivaldi.

Die deutsche Barockliteratur wird auf viele gleichfalls abschreckend wirken. Es herrschten das „Memento Mori“ (Gedenke des Todes!) und das „Carpe diem“ (Nutze den Tag!) vor; zudem wird das meiste (in der Lyrik) in schwülstiger, verschnörkelter Sprache dargeboten. Im Drama wurde streng auf die Ständeklausel geachtet, d.h. in einer Tragödie durften die Hauptpersonen nur von hohem Stand, in der Komödie nur von niederem Stand sein. Auch etwas, was einem den Zugang zur Barockliteratur wohl nicht gerade erleichtert.

Im Roman allerdings haben die Deutschen einen bedeutenden Autor vorzuweisen: Hans Christoffel von Grimmelshausen („Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ 1669)  

Woher ich das weiß:Recherche

Ich hab so was nie gehört, daher sei gern etwas konkreter, damit dein Punkt leichter nachvollziehbar wird. Was für Leute äußern sich negativ über die Barockzeit, über welche Aspekte davon genau und welche Gründe führen sie dafür an?

An Barock finde Ich die Lebensumstände nicht so geil:)

Hessen001 
Fragesteller
 01.08.2023, 20:54

Die waren generell bis in die 60er nicht so geil

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Hessen001 
Fragesteller
 02.08.2023, 00:44
@Lasagnem0nster

Nicht unbedingt. Zwar gab es kurzzeitig durch die Französische Revolution eine Liberalisierung, z.B. schaffte Bayern das Verbot von Homosexualität ab, allerdings kam es nach dem Sieg über Napoleon zu einer Restauration und es gab teils schlimmere Gesetze als vorher.

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Lasagnem0nster  02.08.2023, 10:27
@Hessen001

Ich weiß. Dennoch nahm der Einfluss der Kirche ab, die meisten Länder hatten sogar ein echtes Gesetz und der Funke von Demokratie war in den Köpfen der Leute.

Außerdem fing die Feldarbeit durch erste technische Neuerungen an, einfacher zu werden, das Leben in den Städten wurde mit der Zeit etwas gesünder…

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Hallo Hessen001,

für mein Umfeld und meine Region kann ich Deine Aussage gar nicht bestätigen. Bei uns ist auch das Kunstempfinden für den Baustil durchaus sehr positiv ausgeprägt. Wenn natürlich auch ganz viel im "bayrischen Barock" - zumindest in der sakralen Bauweise.

Was natürlich auch darin geprägt es, dass Bayern nach dem 30´jährigen Krieg vor allem um den bayrischem und böhmischen Wiederaufbau ging.

Es grüßt

s´Fjolnir