Warum wählte man über 16 Jahre CDU an die Macht und rot grün ab?

3 Antworten

Da stellst du eine sehr gute Frage.

Grob vereinfacht gesagt läuft es immer so:

  • CDU regiert, wenig passiert, Probleme bleiben liegen, bis es es gar nicht mehr geht
  • SPD übernimmt, muss die liegengebliebenen Probleme lösen. Dabei werden unpopuläre Entscheidungen getroffen, die Wähler vergraulen. Wähler hat Kurzzeitgedächtnis, Springerpresse fährt Kampagne ("SPD ist schuld an den Problemen!!!")
  • CDU übernimmt wieder. Das Spiel beginnt von vorne.

Im Grunde war es so seit Kiesinger.

In meinen Augen konnte sich Merkel nur deshalb 16 Jahre an der Macht halten, da 12 Jahre davon die SPD mitregiert hat, die wenigstens ein bisschen etwas bewegt hat (Mindestlohn, andere sinnvolle Reformen) und die Aussitz-Politik der Union etwas abgemildert hat. Kohl konnte sich damals nur 16 Jahre halten wegen der deutschen Einheit (im Grunde war er 1989 politisch erledigt und die CDU stand davor, ihn abzusägen). Glücklicher Zufall hat ihm weitere 8 Jahre beschert.

Es scheint in Deutschland so zu sein, dass wenn immer es den meisten Menschen gut geht, CDU gewählt wird. Erst, wenn sich Probleme wirklich gar nicht mehr verbergen lassen, tendiert eine (relative) Mehrheit zur SPD.

CDU ist Status Quo, wenn's den Deutschen (zu) gut geht. Dabei hätten Mitte-Links-Regierungen viel mehr verdient, als immer bloß Feuerwehr zu spielen. Wir könnten unser Land viel weiter voranbringen, wenn wir Mitte-Links mal wieder 8-12 Jahre eine Chance geben würden. Aktuelle Umfragen besagen leider das Gegenteil.

Der Durchschnittswähler ist der Meinung, "die Ampel ist an allem Schuld", dabei sind vieles davon Probleme der letzten 20 Jahre, in denen die CDU mindestens mal mitregiert hat (16 davon federführend).

Wähler haben leider ein Kurzzeitgedächtnis und sehen nur das Schlechte. Dass uns Habeck in 12 Monaten aus russischer Gas-Abhängigkeit befreit hat, ignorieren die meisten auch wieder komplett. Grünen- und Habeck-Bashing ist populärer, als mal etwas Anerkennung zu zollen.

Die anderen machen es auch nicht viel besser.

Schulzefa 
Fragesteller
 14.11.2023, 15:52

Hätte es nicht ständig Wechsel geben müssen?

0
soireedure  14.11.2023, 16:02
@Schulzefa

Merkel hat davon profitiert, dass die SPD 12 Jahre lang mitregiert hat. Die haben ein paar sinnvolle Reformen eingebracht, die sich Merkel dann auf die Fahnen geschrieben hat. Im Grunde hat sich die SPD 12 Jahre selbst ein Bein gestellt. Sie hätte auch aus der Opposition gegen Merkel arbeiten können. Dann wäre es sicher eher schon zu einem Wechsel gekommen.

In einer Groko leidet immer der Juniorpartner. Die Grünen waren damals noch nicht stark genug, als dass sie eine echte (große) Opposition hätten sein können.

0

Weil das alles in allem gute Jahre waren während der großen Koalition.

Außenpolitisch lief alles gut für Deutschland und die Wirtschaft brummte.

Das wird heute gerne vergessen und nur auf Merkels Flüchtlingspolitik runtergebrochen.

soireedure  14.11.2023, 16:04

Für mich waren es Jahre des Dornröschenschlafs. Es wurde zu wenig in Deutschlands Infrastruktur investiert (Bahn, Straßen, Schulen), wohlwissend, dass uns das irgendwann auf die Füße fallen wird (bei der Bahn fängt es ja jetzt an).

Industrie und Verbraucher lebten vom billigen russischen Diktatorengas. Es wurde ein bisschen der Zeigefinger erhoben gegen Putin, das wars. Sämtliche Verbrechen ließ man ihm durchgehen.

Wir haben zu gut gelebt und Probleme aufgeschoben. Nun steht die Ampel vor einem Berg an Problemen, und es heißt "die Ampel ist an allem schuld!!!".

Ein bisschen so, wie wenn man sich in einem Luxusrestaurant den Bauch vollschlägt, ohne an die Rechnung zu denken. Die Rechnung kommt aber irgendwann, und dann schimpft man auf den Kellner/Gerichtsvollzieher, der die Schulden eintreibt.

1