Warum sind Tiefschläge in Kampfkunst, Sport Boxen nicht erlaubt?

GitarreundWein  29.03.2024, 14:43

Frage das nur, um zu verstehen, warum Du die Frage gestellt hast.

akirschenhoffer 
Fragesteller
 29.03.2024, 16:06

Ja wer interessant lustiger

GitarreundWein  29.03.2024, 16:11

Die würde bei solchen Regeln sogar Kämpfe von Frauen gegen Männern gutfinden. "Böse" wie sie ist😈😂

5 Antworten

Von Experte basiswissen bestätigt

Weil Kampfsport nicht mit Selbstverteidigung / Notwehr gleichzusetzen ist, wo es darum geht, den Gegner möglichst effizient auszuschalten.

Weil du beim SPORT nicht das Ziel hast, deinen SPORT-Kollegen zu verletzen.

Wenn du in einer Situation bist, in der ein Tiefschlag dir den Hintern retten könnte, weil du akut in Gefahr bist, dann verbietet dir niemand diesen Tiefschlag auszuführen.

Henny97  25.01.2024, 17:31

Kann man auch gleich Fragen warum darf ich denn meinem Sparringspartner nicht die Augen ausstechen oder ihm von hinten eins über die Rübe ziehen, ist auch effektiv 😂

3
Lmorg  25.01.2024, 17:36
@Henny97

Man sollte vorallem bedenken: wenn es okay ist, seinen Partner zu verletzen, dann darf mein Partner den Spaß auch mit mir machen.

MÖCHT ich das? ^.^

1

Es gibt durchaus Kampfsportarten in denen das erlaubt ist (Combat Sambo, Lethwei, teilweise Muay Thai). Das Tragen eines Tiefschutzes verhindert schwere Verletzungen, weil der Hoden nicht zwischen Faust/Fuß und Beckenknochen eingeklemmt werden kann. Schmerzhaft ist so ein Angriff trotzdem. Allerdings sieht man diese Angriffe ziemlich selten und wenn dann eher als Konter gegen einen Sidekick. Besonders effektiv ist die Technik nämlich nicht gerade.

Der 'Treffer tut zwar wie gesagt weh (sofern richtig getroffen) ist aber sehr schwer zu landen. Die Kämpfer stehen nicht frontal zueinander gerichtet sondern mit eingedrehter Hüfte. Außerdem ist es auch nicht wahnsinnig schwer einen Lowkick kommen zu sehen und der Tritt in den Genitalbereich ist sehr leicht abzuwehren oder ihm auszuweichen.

Deswegen ist es lustig das pseudo Selbstverteidigungsspezialisten immer genau diesen Angriff als Allheilmittel gegen einen erheblich stärkeren Gegner darstellen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wettkampfsportler seit 6. Lebensjahr
Lmorg  25.01.2024, 17:42
Deswegen ist es lustig das pseudo Selbstverteidigungsspezialisten immer genau diesen Angriff als Allheilmittel gegen einen erheblich stärkeren Gegner darstellen.

Es ist sowieso niemand ein Spezialist oder Experte in Sachen Selbstverteidigung, wenn er einen Angriff empfiehlt. Zumindest, wenn dieser Angriff auch für ernste Situationen empfohlen wird.

Beste und effektivste Selbstverteidigung > Beine in die Hand nehmen und Kondensstreifen hinterlassen, wenn es geht.

1
RagingDemon  25.01.2024, 17:52
@Lmorg
Beste und effektivste Selbstverteidigung > Beine in die Hand nehmen und Kondensstreifen hinterlassen, wenn es geht.

Sorry aber der Ratschlag ist nicht viel besser.
Es gibt unendlich viele Gründe die ein effektives Weglaufen verhindern können.
Hauptgründe sind z.B:

  1. Der Angreifer ist zu nah.

Der 'Angreifer weiß vor dir was jetzt gleich passiert und wenn er näher als 3 Meter an dir dran ist, ist es schon ziemlich unwahrscheinlich rechtzeitig wegzukommen und es wird eher dazu führen das du von hinten gepackt wirst.

2.Es stehen Gegenstände oder eine Wand hinter dir

Es gibt viele Dinge die eine gradlinige Flucht verhindern können und Ausweichbewegungen verlangsamen dich

3.Du bist nicht allein unterwegs

Wenn du irgendeine Schutzbedürftige Person bei dir hast kann weglaufen keine Alternative sein.

Das Problem hierbei ist auch, das eine gescheiterte Flucht dich in einer deutlich schlechteren Lage zurücklässt als die in der du dich vorher befunden hast. Die Wahrscheinlichkeit zu stürzen ist ziemlich hoch und du bist eventuell außer Atem. Zusätzlich ermunterst du den Angreifer indem du klare Unterlegenheit demonstrierst. Selbst wenn all das nicht passiert, drehst du ihm den Rücken zu, was jegliche Abwehrbewegungen massiv einschränkt.

Versteh mich nicht falsch: Weglaufen kann durchaus eine sinnvolle Möglichkeit sein wenn sich Ärger länger anbahnt oder irgendjemand von weitem ersichtlich Amok läuft. Aber es darzustellen als sei Weglaufen grundsätzlich die sicherste Option, ist sehr kurz gedacht.

2
Lmorg  25.01.2024, 18:07
@RagingDemon
Aber es darzustellen als sei Weglaufen grundsätzlich die sicherste Option, ist sehr kurz gedacht.

Wo liest du denn etwas von grundsätzlich? Ich schrieb schon nicht grundlos "man soll weglaufen _wenn es geht_"^^

Ok, hast es schon editiert.

Beim Rest kann ich nur zustimmen, was anderes fiele mir auch gar nicht ein.

Und man muss vorallem bedenken: in einer Situation, in der ich in Gefahr bin, bedeutet "Kontakt zum Gegner suchen (mittels einem physischen Angriff)" auch immer, dass der Gegner in so einem Moment ebenfalls bessere Chancen hat, mir näher zu kommen oder mich zu packen, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit, dass ich verletzt werde, deutlich steigt.

Am Ende ist alles situationsabhängig. Bloß wenn ich die Möglichkeit habe Abstand zu halten oder effektiv wegzurennen, dann ziehe ich das einem Angriff allemal vor.

0
ThisIsJustMeDE  25.01.2024, 18:13
@Lmorg
Beste und effektivste Selbstverteidigung > Beine in die Hand nehmen und Kondensstreifen hinterlassen, wenn es geht.

Dazu muss man aber auch erstmal die Situation schaffen. "Renne halt weg" ist alleine kein Funktionierendes Konzept.

0

Das Verletzungsrisiko wäre einfach zu hoch. Von den Schmerzen bei einem direkten Treffer ganz zu schweigen.
Zudem stellt sich die Frage: Wie stellst Du Dir die Aufnahme von Tiefschlägen in die Regelwerke der verschiedenen Kampfsportarten vor? Sollten Männer dann etwa ohne Suspensorium antreten, damit ein Treffer auch wirklich effektiv wäre? Darauf würden sich – aus gutem Grund – wohl nur die wenigsten Kampfsportler einlassen.
Tritte/Schläge Richtung Genitalien passen einfach nicht in einen sportlichen Wettkampf. Nur als Element der Selbstverteidigung können sie eine (sicher auch nicht allzu große) Rolle spielen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 35 J. Gitarre, 13 J. Wing Chun, früher Arbeit im Weinhandel

Weil es im Kampfsport um den Kampf innerhalb eines Regelsets geht. Dieses Regelset hat im Normalfall mehrere Funktionen:

- Die Kämpfer sollen durch die Regeln dazu gezwungen werden eben mit den Mitteln der Disziplin zu kämpfen. Im Boxen eben nur Boxen statt auf einmal zu Ringen. Im Ringen eben nur zu Ringen statt zu Treten. Im MMA oder Sport Sambo eben wieder sehr offen. Bzw die Regeln definieren Grundsätzlich den Sport. Was gibt Punkte? Wie ermittelt sich überhaupt der Gewinner?

- Als zweiten (noch wichtigeren) Faktor: Die Teilnehmer vor Verletzungen Schützen. Deswegen verbieten so gut wie alle Regelwerke eben Angriffe auf die Genitalien. (Eigentlich ist mir nur das Lethwei als Ausnahme bekannt.) Den Schutz der Kämpfer als Sinnvoll zu erachten ist dabei auch etwas das wir in der Kampfsportwelt eigentlich überall unabhängig voneinander als Entwicklung beobachten können. Von den Japanern (siehe Ursprünge des Judo) über Thailand (die Entwicklungen im Muay Thai so das dort eben im gegensatz zum Lethwei z.b. Genitalien mittlerweile oft keine Trefferzone mehr sind oder Kopfstöße verboten sind.) im Boxen die eben die Treffermaske haben und die unteren Extremitäten komplett aussparen. und auch das MMA versucht ja mit seinen Regeln einen Ausgleich zwischen dem Schutz der Kämpfer und "alles geht" zu schaffen.

Ein Kampfsport bei dem die Kämpfer regelmäßig ernsthaft Verletzt sind und nach Kämpfen reihenweise aus dem Sport ausscheiden hat einfach keine Zukunft.