WARUM nur vermietet fast kein Vermieter an Hartz4 - Empfänger?

15 Antworten

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Die Ursache wird in Unkenntnis der Sachlage zu suchen sein - nämlich aus der Befürchtung heraus, den Mieteinnahmen unter Umständen hinterher laufen zu müssen.

Sicher spielen auch Vorurteile eine Rolle, die Hartz-IV-Empfänger mit asozial und verlotternden, verqualmten Buden gleichsetzen, "möglichst" noch täglich zusammen mit anderen Hart-IV-Kumpels.

Aber es gibt auch hinreichend andere Vermieter, die erkannt haben, dass sich die Sorge um die Mieteinnahmen umgehen lässt, indem vom etwaigen Mieter eine Abtretungserklärung eingefordert wird, nach welcher die Miete dauerhaft vom Sozialamt direkt an den Vermieter überwiesen wird - komfortabler kann es der Vermieter nicht haben. Aus diesem Grund nehmen manche Vermieter mittlerweile sogar bevorzugt Hartz-IV-Empfänger.


Torrnado 
Beitragsersteller
 06.05.2018, 09:20

die Realität sieht leider - nach wie vor - anders aus : ich habe vor gut 2 Jahren meinen Job aufgrund Stellenabbau verloren und kann voraussichtlich erst in frühestens 9 Monaten wieder arbeiten ( Vollzeit ) - wegen gesundheitlichen Gründen. Ich habe mir etliche Wohnungen angeschaut, habe dem Vermieter versichert, daß die Miete per Abtretung überwiesen wird. aber NULL Chance ! zudem bevorzugen auch sehr, sehr, sehr viele Vermieter Studenten ( u.a. auch, weil die Eltern vermögend sind ) . wir leben nach wie vor in einer 2-Klassen-Gesellschaft

EyeQatcher  06.05.2018, 09:26
@Torrnado

"Nach wie vor" ist gut. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft wird sogar immer ausgeprägter. Ich befürchte, diese Tendenz ist erst der Beginn.

Wende Dich doch mal an kommunale Wohnbaugesellschaften bzw. -Vermieter. Die weisen Dich nicht ab.

Torrnado 
Beitragsersteller
 06.05.2018, 09:38
@EyeQatcher

mag sein, daß ich dort evtl. Glück habe, aber um ehrlich zu sein, habe ich kein Interesse daran, in so einen " Wohnblock " einzuziehen, die meist sehr heruntergekommen sind und in denen das dementsprechende " Klientel " wohnt. Ich habe eigentlich keine Vorurteile, kenne aber Leute die in Wohnbaugenossenschaftsbuden wohnen - und was da so abgeht - das ist die Hölle. laute Partys, Rumgeschreie, Türenknallen, Alkoholiker usw.usw.

EyeQatcher  06.05.2018, 09:59
@Torrnado

Kann ich verstehen. Such weiter. Wie gesagt - man muss es nur richtig verkaufen: Sicherere Mehreinnahmen als die direkt vom Amt gibt es nicht.

Wenn Du zudem gepflegt und nett auftrittst, sehe ich da auf Dauer kein Problem. Viele Vermieter haben mittlerweile erkannt, dass die Amts-Mieter weit zuverlässigere Quellen sind als Studenten.

Lotta1965  07.05.2018, 13:08
@Torrnado

Dass du keine Wohnung findest liegt wohl eher an deiner eigenen Zahlungsmoral und dein schlechten Schufa. Und dass du ja dauern bei deinem Vermieter auf der Matte stehst mit irgendwelchen haltlosen Beschwerden, spricht sich auch rum. Das tut sich keiner an.

Und wurdest du nicht gekündigt, weil man dich beim Kiffen erwischt hat?

Indecisive  06.05.2018, 09:55

Ich kann dir auch nur ans Herz legen, dich vielleicht an eine große Gesellschaft zu wenden. Die sind zwar heutzutage auch nicht mehr ganz billig, aber toleranter als kleine Vermieter, die sich jeden ihrer Kunden ganz genau anschauen. Es ist auch nicht überall so, dass die großen, mehrstöckigen Bauten nur von Frauentausch- und Mitten-im-Leben-Darstellern bewohnt werden^^ ... Du kannst dich ja, wenn du Zweifel hast, vorher übers Internet schlau machen. Irgendwo findet man doch sicher auch Erfahrungsberichte zu solchen Anbietern.

friedkoelsch  08.05.2018, 19:52

Das sehe ich auch so. Es sind vor allem die Wohnbaugesellschaften, die so arbeiten. Große Immobilienkonzerne. Ich habe den Eindruck, dass Politik und Unternehmen an dieser Stelle zusammenarbeiten. Deshalb sind viele auch gar nicht am Abbau der Arbeitslosigkeit interessiert.

EyeQatcher  09.05.2018, 09:05
@friedkoelsch

?

Die Wohnbaugesellschaften zahlen keine Miete, weil Unterlagen fehlen?

Die Politik ist nicht am Abbau der Arbeitslosigkeit interessiert, obwohl sie den Staat Unmengen an Geld kostet?

Das ist jetzt aber recht verwurschtelt.

friedkoelsch  11.05.2018, 20:19
@EyeQatcher

Es ist einfach meine Erfahrung, viele Hartz IV Empfänger wohnen in Wohnungen von den großen Wohnbaugesellschaften.

friedkoelsch  31.05.2018, 12:46
@friedkoelsch

Die Wohnbaugesellschaften sind mächtig und benötigen massenhaft Mieter. In der Politik geht es um die Verteilung von Posten und Pöstchen. Immer wieder können wir es sehen, dass Politiker bei irgendwelchen Konzernen mit Posten versorgt werden. Der Staat ist immer noch ein relativ sicherer Zahler, oder?

EyeQatcher  31.05.2018, 16:30
@friedkoelsch

Das ist schon richtig. Nur sehe ich nicht, wer von den Beteiligten einen Vorteil von hoher Arbeitslosigkeit hätte? Zumal die Arbeitslosigkeit derzeit auf einem historischen Tiefststand ist.

Lotta1965  07.05.2018, 13:03
nämlich aus der Befürchtung heraus, den Mieteinnahmen unter Umständen hinterher laufen zu müssen.

Das muss nicht immer in der Person des Hartz4-Empfängers liegen. Die Ursache liegt häufig genug beim Job-Center.

EyeQatcher  07.05.2018, 17:19
@Lotta1965

Die zahlen aber i.d.R. pünktlich zum Monatsende, vorausgesetzt, der Hartz-IV/Emfänger als Weiterreicht rechtzeitig die Jahresabrechnung etc. weiter.

Lotta1965  07.05.2018, 18:23
@EyeQatcher

Wenn sie denn zahlen.....wir hatten hier mit dem Jobcenter schon einigen Spass. Auf einmal fehlten Unterlagen, dann war angeblich die Kontonummer des Vermieters falsch usw. Klar, das läuft nicht überall so - aber hier ist das gängige Praxis.

Ich habe eine Neubauwohnung (sehr hochwertig ausgestattet) an eine Hartz4-Empfängerin vermietet, weil sie mir leid tat mit ihren drei Kindern und ich mit Vorurteilen nicht viel am Hut habe. Ergebnis: Die Frau samt ihrem Lebensgefährten stellte sich als kriminell heraus, die Kaution und Miete wurden nicht bezahlt, ihren Müll verteilten sie regelmäßig im ganzen Haus oder warfen ihn über den Balkon, es wurde laut gestritten, die Nächte durchgemacht, sodass andere Hausbewohner gestört waren, ihre Waschmaschine schloss sie an meinen Wasserhahn an, es wurde überall im Haus geraucht, die Hausordnung existieret für diese Leute nicht, ihre Kinder fuhren nächtelang mit Rollschuhen durch die Wohnung, ich wurde ständig angelogen, usw. Es folgte die fristlose Kündigung und eine Räumungsklage. Ich blieb auf über 10.000 € Mietschulden, Anwalts- und Gerichtskosten sitzen, weil bei denen nichts zu holen war und musste knapp 7.000 € in die Renovierung der Wohnung investieren, die sie als einzigen Saustall verließen.

Ob ich noch mal an Hartz4-Empfänger vermiete? Ein Schelm, wer Böses denkt ... 

weil sie Vorurteile haben.


Hildchen52  06.11.2021, 16:21

Keine Vorurteile, sondern Erfahrung!

Hallo!

Das sind die gängigen Vorurteile, nix anderes. Das liegt leider auch an den Medien & diesen ganzen fragwürdigen TV-Formaten, die nix besseres zu tun haben als mit Klischees komplett zu übertreiben bzw. sie auf die Spitze zu treiben :/

Allerdings sind Privatvermieter da oft pingeliger, auch weil diese Angst haben dass ihr Eigentum beschädigt werden könnte. Baugenossenschaften oder aber gewerbliche Bauträger sind in der Regel offener & nehmen auch Arbeitslose oder anderweitig sozial schwächere Leute in ihre Wohnungen auf, solange die Kostenfrage geklärt wird.


Indecisive  06.05.2018, 16:49

Genau so ist es! Und in diesen Zeiten, in denen durch den Mietwahnsinn ohnehin der ganze Wohnungsmarkt kaputt gemacht wird, kann eine große Gesellschaft noch so etwas wie ein Fels in der Brandung sein.

rotesand  06.05.2018, 17:25
@Indecisive

Ich wohne auch aus Überzeugung in einer Genossenschaftswohnung. Die Mieten sind berechenbar, die Wohnungen okay, das Umfeld passt - und ich bin keinem Privatvermieter ausgesetzt, der die Miete erhöhen kann wie er will (bei uns braucht es einen Beschluss der Jahreshauptversammlung, der schon sogar mal abgelehnt wurde/nicht erfolgte) und behaupten kann was er will, was nicht selten im Streit endet.

Ein Privatvermieter würde für mich nie in Frage kommen. Jüngere Wohneigentümer sind oft viel schlimmer als Ältere, aber Senioren als Vermieter sind für mich auch keine Option, weil die Frage aufkeimt was passiert, wenn da jemand stirbt.

WARUM nur vermietet fast kein Vermieter an Hartz4 - Empfänger?

Der Hauptgrund liegt wohl darin, dass sie einen schlechten Ruf haben. Sie sollen faul sein, Schmarotzer usw.

Dabei kann ein arbeitender Mieter schlimmer sein.

Weitere Gründe sind:

- Die Wohnungskosten sind nicht oder nicht ganz angemessen, der Mieter zahlt  zwar den Fehlbetrag von seinem für sich zustehendem Satz zum Leben aber wenn es Nachzahlungen gibt, wird das Jobcenter da Ärger machen

- wenn es durch den Mieter verursachte große Schäden durch einen nicht arbeitswilligen Langzeitbezieher von Hartz IV gibt, ist bei ihm wohl nichts zu holen

- Das die Miete nur auf Antrag des Mieters direkt an den Vermieter gezahlt wird und  es halt manchmal vorkommt dass der Mieter das Geld anderweitig ausgibt. ( Kann auch ein arbeitender Mieter machen, aber bei dem das Geld irgendwann zu bekommen ist durchaus höher.