Warum hat Jesus niemals die Bibel erwähnt?

18 Antworten

Wie und warum hätte Jesus wissen können und sollen, dass es die Bibel in ihrer jetzigen Form geben würde? Erklär das mal bitte - ich finde das nicht schlüssig.

Die Bücher Mose, die Propheten und die Psalmen, also den Großteil dessen, was wir heute als "Hebräische Bibel", bzw. "Altes Testament" oder "Erstes Testament" kennen, war ihm wohl geläufig und wird auch teilweise in den Evangelien zitiert.

Woher ich das weiß:Hobby

Vordergründig wird das von der katholischen Kirche (zumindest in meiner Bibel/Einheitsübersetzung von 1980) behauptet, dass die Bibel rein dem Sinn nach/oder gar wortwördlich den Worten Gottes entsprechen und wenn dem so sein sollte, denke ich hat meine Frage durchaus Sinn zu fragen, wieso Jesus das nicht explizit erwähnte, zumal er das ja hätte wissen müssen, da er ja Gottes Sohn ist und genau wie Gott alles weiß.

0
@Aurina

Ich finde es ziemlich absurd, anzunehmen, dass ein Mensch "alles" wissen kann. Gottes Sohn hin oder her.

Und der Bibelkanon ist erst etwa im 4. Jahrhundert n. Chr. festgelegt worden. Keiner der Autoren der Bibel hat davon wissen können, dass es eine Bibel in der Form geben würde, und welche Bücher mit aufgenommen werden würden - jedenfalls, was das Neue Testament angeht.

1
@Aurina

ich verstehe das nicht! Jesus hat die alten Schriften ja erwähnt. Aber er hat auch gesagt, daß diese Dinge von Moses stammen und für heute (damals) nicht unbedingt so streng gelten. Zum Beispiel der Sabbat muß nicht unbedingt eingehalten werden, wenn die Menschlichkeit vorgeht. Und das Steinigen auch nicht, wenn man barmherzig sein soll.

1
@adelaide196970

Genau, du sagst es, das galt für die Bücher Moses. Doch die Bibel enthält ja weitaus mehr Schriften, welche teils damals noch nicht waren, sondern erst nach Jesu Tod verfasst wurden. Und bei einigen jener Schriften kann nicht mal der Schreiber ermittelt werden. Demzufolge es damals die Bibel in ihrer heutigen darseinsform noch gar nicht gab.

2
Sollte uns das nicht nachdenklich machen?

Die Bibel ist kein Buch, sondern eine Schriftensammlung.
In einem kleineren Teil davon, dem "Neuen Testament", berichten die Autoren der Schriften davon , was Jesus lehrte, bzw. interpretieren seine Lehre.
Es bestand wohl für Jesu kein Handlungsbedarf eine oder mehrere zukünftige Schriften zu forcieren welche seine Botschaft beinhalteten.
Es gab seinen Jüngern den Auftrag seine Heilsbotschaft in die ganze Welt zu tragen, nicht Schriften zu verfassen.
So geschah es auch zuerst, ohne Schriften - die meisten konnten sowieso nicht lesen und Bücher hatte auch kaum keiner.
Die anderen Teile der "Bibel" sind für die Botschaft Jesu nicht relevant.

Oder uns mitteilen lassen, dass es in der Zukunft ein Buch geben wird mit dem Titel 'Bibel'?

"Bibel" leitet sich vom griechischen Wort βιβλίο ab, das übersetzt "Buch" bedeutet.

Das hätte er doch im Vorfeld wissen müssen, da sie für Christen in der Zeit nach seinem irdischen Leben so ausschlaggebend sein wird bzw. ist.

Aber ob er wohl auch im Vorfeld wusste, welche Schriften dann später auch tatsächlich in der Bibel landen und welche nicht?...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Recherche über mehr als 11 Jahre

Jesus hat vieles nicht erwähnt und das musste er auch gar nicht. Vielleicht gibt es Leben auf anderen Planeten, auch das und vieles andere, was wir heute wissen, ist für unser ewiges Heil nicht wichtig und war deshalb nicht erwähnenswert. Jesus hat den Auftrag gegeben, das Evangelium bis an die Grenzen der Erde zu verkünden. Da war zuerst die mündliche Überlieferung, aus der dann später die schriftliche entstanden ist, die wir Bibel nennen. Wie sonst sollte es möglich sein, die Botschaft Christi weiterzutragen? War das überhaupt erwähnenswert und nicht klar voraussehbar, dass die Jünger Jesu ihre Erfahrungen mit Jesus auch der Nachwelt erhalten wollten? Das ist das Natürlichste von der Welt und ist nicht des Nachdenkens wert. Mündliche Überlieferung allein hätte wohl durch die Jahrhunderte manche Irrtümer entstehen lassen.

Die kath. Kirche (und nicht nur sie) sagt zwar, dass die Bibel inspiriert ist. Das bedeutet, dass die Niederschriften von Gott gewollt und gelenkt waren und eben nicht menschlicher Phantasie entstammen. Die Kirche lehrt jedoch nicht (im Gegensatz zu einigen Sekten), dass Gott den Verfassern die Worte diktiert hätte. Er lässt die Ausdrucksweise und den persönlichen Schreibstil der Verfasser unberührt. Sie schreiben in einer Art und Weise, die der damaligen Zeit entsprach und fügen das an, was ihnen wichtig war. So kann eine Begebenheit zwar gleich, aber auf verschiedene Weise mit verschiedenen Schwerpunkten vermittelt werden.

Warum hätte Jesus eine "Bibel" prophezeien oder ihre Erschaffung auch nur gutheißen sollen? Nichts weist darauf hin, dass er es überhaupt anstrebte, eine neue Religion zu begründen. Sein Ziel war es, eine Reformbewegung im Judentum anzustoßen. Deshalb hat Jesus zu Lebzeiten auch stets betont, dass sich seine Lehre nur an das Volk Israel richtet. Erst nach seiner angeblichen Auferstehung soll er die Jünger aufgefordert haben, in die Welt hinauszugehen und alle Völker zu bekehren.

Für sein Anliegen war es nicht nötig, neue Schriften zu verfassen. Man kann Jesus sowohl vom ethischen wie auch vom theologischen Standpunkt her wunderbar in eine Linie mit den Propheten des Alten Testamentes setzen - insbesondere mit Hezekiel. Beide teilen sowohl ihr Engagement für arme und hilfesuchende Menschen, als auch ihre deutliche und scharfzüngige Kritik an der jüdischen Priesterkaste.

Erst unter Paulus fingen die "Christen", damals noch eine jüdische Sekte an, sich für die Welt außerhalb des kleinen Israel zu interessieren.