Warum hat Hitler die Schweiz nicht angegriffen?

8 Antworten

Von Experte RayAnderson bestätigt

Stichtag

23. Februar 1937 - Adolf Hitler garantiert die Neutralität der Schweiz

Europa 1940: Alle Nachbarländer Deutschlands sind von der Wehrmacht überrannt worden - nur die Schweiz nicht. Warum verschont Adolf Hitler ausgerechnet die Eidgenossen? Bis heute hält sich im Alpenland der Mythos, die wehrhafte Schweizer Armee hätte den Diktator abgehalten. Der Schweizer Soziologe und Politiker Jean Ziegler sieht einen ganz anderen Grund: "Hitler war verrückt, aber doch nicht so verrückt, seinen eigenen Bankier anzugreifen." Für ihn war die Schweiz ein Helfer Hitlers. Die sogenannte Schweizer Neutralität sei "ein Musterbeispiel der Scheinheiligkeit".

Schweizer Rüstungsbetriebe arbeiten für Hitlers Kriegswirtschaft. An Deutschland und Italien liefert das Land zehn Mal mehr Rüstungsgüter als an die Alliierten. Vor allem aber kauft die Schweiz die deutsche Kriegsbeute: beschlagnahmte Wertpapiere und das Gold der Zentralbanken in den besetzten Ländern. "Sie hat fast vier Fünftel des ganzen deutschen Goldes in hochkonvertible Schweizer Franken verwandelt", sagt der Zürcher Zeithistoriker Jakob Tanner. Damit habe Deutschland zum Beispiel in Spanien und Portugal strategische Rohstoffe kaufen können. Die Schweiz habe "einen großen Nutzen für die deutsche Militär- und Wirtschaftsplanung" gehabt. So habe Hitler 1941 eine Milliarde Schweizer Franken als Kredit erhalten: für den Russland-Feldzug.

Schweizer mit Nazi-Sympathien

In der Schweiz gibt es durchaus Sympathien für die Nazis. Als 1933 Hitler die Macht übertragen wird, kommt es im Nachbarland zum "Frontenfrühling": Rechtsextreme Organisationen haben einen starken Zulauf. Kommunistenangst und Judenhass grassieren auch in der Schweiz. Bei den Wahlen holen die Rechtsextremen allerdings meist weniger als zehn Prozent der Stimmen. Einen sogenannten Anschluss an das Reich proklamieren nur wenige. Dafür akzeptiert die offizielle Schweiz einen antisemitischen Vorschlag der Nazis: Der Bundesrat stimmt einer Vereinbarung mit Deutschland zu, nach der die Pässe von deutschen Juden mit einem "J-Stempel" zu kennzeichnen seien.

Hitler seinerseits verspricht am 23. Februar 1937 in Berlin einem Schweizer Alt-Bundesrat, die Eidgenossenschaft nicht anzugreifen. "Selbstverständlich wäre eine solche Erklärung, wenn die Schweiz etwa auf einem Durchmarschiergebiet oder auf einer Angriffslinie gelegen hätte, sofort zur Makulatur geworden", sagt Historiker Tanner. So habe Hitler die Schweiz für seinen Feldzug gegen Frankreich nicht gebraucht. Andere Regierungen erhalten damals ähnliche Zusagen - und trotzdem marschieren die Deutschen dort ein.

Flüchtlinge an der Grenze zurückgeschickt

Erobern lassen wollen sich die Schweizer nicht: "Der Bundesrat ist entschlossen, die aus der Neutralität des Landes sich ergebenden Pflichten in jeder Situation und mit allen Mitteln zu erfüllen." Bei Kriegsbeginn 1939 setzt die Schweiz deshalb auf Abschreckung - mihilfe der Strategie des sogenannten Réduits: Die Schweizer Armee zieht sich aus dem Flachland in die "Alpenfestung" zurück, weil sie sich dort mit weniger Soldaten besser verteidigen könne. Gleichzeitig werden zwei Drittel der Soldaten wieder nach Hause an die Werkbänke geschickt und können unter anderem für den Export arbeiten. Gleichzeitig macht die Schweiz 1942, als die Not der Flüchtlinge zunimmt, ihre Grenzen dicht. "Jene, die abgefangen wurden an der Grenze, wurden zum Teil in Ketten gelegt und an die deutschen Verfolger ausgeliefert", so Tanner.

Dass die Schweiz vom Krieg verschont wird, schreibt sie nach 1945 ihren eigenen Abwehrkräften zu. Das Selbstbild "der widerstandsentschlossenen Schicksalsgemeinschaft der Schweiz" wird laut Tanner zum nationalen Mythos. Damit lässt sich lukrativ leben: Viele verfolgte Juden haben vor ihrer Deportation und Ermordung noch auf Schweizer Konten Geld einzahlen können. Das bleibt den Banken erhalten. Wer als Nachkomme nach dem Krieg an das Geld will, wird abgewiesen. Gleichzeitig wird die Schweiz nach dem Krieg zum diskreten Finanzplatz für Diktatoren und Steuerflüchtlinge. "Das ist kein neutrales Verhalten", kritisiert Buchautor Ziegler. Diese Verlogenheit sei ihm unerträglich.

https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag6354.html

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Udavu  29.03.2023, 17:56

⭐Danke

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Die Schweiz ist durch die Berge ziemlich gut geschützt. Die haben eine taktisch gute Position und außerdem ist die Schweiz meist neutral und natürlich sind die großen Geldhäuser dort, das ist sicherlich auch ein Grund gewesen.

Weil der Aufwand und die Verluste in keinem Verhältnis zum Nutzen gestanden hätte.

Beschäftige dich mal mit dem Schweizer Réduit. Die hätten ewig große Teile der Wehrmacht beschäftigen können.

Weil man sie zunächst brauchte als Umschlagplatz für Geld/Gold und Waren. Wo sonst hätte man die geraubten Kunstwerke der sog. 'entarteten Kunst', also z.B. die bedeutendsten Werke des deutschen und europäischen Expressionismus, verkaufen können, als im schweizer Kunsthandel, der wiederum über internationale Abnehmer verfügte?

Aber das sollte nur bis zum erwarteten 'Endsieg' so bleiben, in Bern wurde am Willadingweg ein Gebäudekomplex errichtet, bestehend aus einer repräsentativen Residenz, die von zwei Kanzleigebäuden flankiert wird. Hier sollte einmal der 'Gauleiter Schweiz' mit seinem Stab residieren - heute ist es die deutsche Botschaft.

Woher ich das weiß:Recherche

Man überfällt nicht die eigene Bank und auch nicht einen zuverlässigen Munitionsliveranten.

Außerdem war man darauf angewiesen über die Schweiz Waren zu beziehen die die Alliierten sanktioniert hatten. Die Schweiz war neutral und konnte mit allen Seiten Geschäfte machen.

Das machen sie übrigens heute wieder. Die Schweiz kauft Stahl in Russland und verkauft ihn in die EU weil die EU Länder russischen Stahl sanktioniert haben, die Schweiz aber nicht.