Warum hat das Deutsche Kaiserreich eigentlich den 1. WK verloren (ich habe das nie verstanden)?

6 Antworten

Der eintritt der USA in den Krieg mit unheimlich vielen Soldaten die noch unerschöpft und voll ausgerüstet sind hat einen großen Anteil daran.

Aber auch die technische Entwicklung. Das Deutsche Kaisserreich besser gesagt die Preußen hatten sicher die besten Soldaten der Welt. Und sie haben sich auf genau diese verlassen inklusive der erstaunlich hohen Moral unter wiedrigen Umständen.

Aber gegen die immer mehr aufkommenden Panzer hatten sie keine wirkliche Verteidigung. Das hat die Truppe massiv demoralisiert. Die vorher vermutlich größte Stärke der Deutschen (die Truppenmoral unter wiedrigen Umständen) war weggebrochen und damit die Fronten verloren.

Es gab sicher noch XX andere Gründe aber das sind die zwei die ich aus dem Stehgreif noch weiß und die sicher massive Auswirkungen hatten.

Wie hier schon erwähnt wurde, war es weniger die militärische Lage - die zwar problematisch war, aber das galt auch für den Gegner, immerhin stand das deutsche Heer nach wie vor unbesiegt auf französischem Boden und nicht umgekehrt - sondern "pazifistische" Agitation in Deutschland durch die sozialistische Presse. Das Ganze ist vergleichbar mit der heutigen, von Linken und Neurechten (AfD) getragenen Friedensbewegung in Deutschland in Bezug auf den Krieg in der Ukraine: So wie diese Leute argumentieren, dass es besser ist, die Ukraine Russland zu überlassen, um weiteres sinnloses Blutvergießen zu verhindern, so haben marxistische "Pazifisten" in Deutschland damals für Frieden getrommelt und damit einen starken Druck auf Militär und Regierung ausgeübt.

Komischerweise haben Marxisten in Großbritannien, Frankreich und den USA allerdings niemals für Frieden getrommelt, was im Deutschland der 20er Jahre Anlass zu mehr oder weniger plausiblen Verschwörungsthesen gab: Immerhin war es ja auffällig, dass die drei großen Verlierer des Weltkrieges die drei großen klassischen Monarchien Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland gewesen waren, während die westlichen "Demokratien" sowie auch der Marxismus als Ideologie durch das Ergebnis des Krieges gestärkt wurde.

Ohne den Matrosenaufstand hätte die deutsche Flotte noch einmal eine Entscheidungsschlacht gegen die britische Flotte gesucht. Das spektakuläre Ergebnis der Skagerrakschlacht von 1916, wo die deutsche Flotte trotz krasser Unterzahl den Briten doppelte Verluste zufügte, ermutigte den deutschen Unterdog zu solch kühnen Plänen - man hielt trotz der massiven zahlenmäßigen Unterlegenheit erneute "Wunder" für möglich. Ziel war es, die Briten durch eine erneute Demütigung ihrer weltbeherrschenden Royal Navy an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Doch der Druck der pazifistischen Agitation, vor allem über die marxistische Presse, war einfach zu stark. Deutschland war ja damals im Grunde auch so etwas wie eine Demokratie, nur eben mit einem Kaiser an der Spitze, doch dessen Macht war alles andere als despotisch - es gab einen Reichstag mit Parteien und deren Einfluss war enorm. Konservative Kreise haben dies später mit dem Dolchstoß verglichen, mit dem Hagen im Nibelungenepos den Siegfried an dessen verletzlicher Schulter feiger ermordete. Heute verwendet man den Begriff nur noch im Kompositum mit "-Legende", womit impliziert werden soll, dass dieser Dolchstoß angebliche eine Phantasie konservativer oder militärischer Kreise gewesen war. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. Der Einfluss der Presse war damals bereits ähnlich überragend wie es die Medienmacht heute ist.

Dominotaurus  19.06.2023, 09:23

Weder in England noch in Frankreich wäre Verhandlungsbereitschaft vorhanden gewesen, da diese Mächte durch Kriegsanleihen an die USA verschuldet gewesen waren. Hätten diese Mächte den Krieg verloren, so hätten die US-Banken ihre Kredite niemals wiedergesehen. Daher griffen die USA selbst in den Krieg ein. Es ging damals wie heute einzig allein um Geld. Schon die Ursache des Krieges, der Neid Englands auf die aufstrebende Wirtschaftsmacht Deutschland, zeigt dies deutlich.

Die Macht des Geldes führt die Menschen vom HERRN weg und ist die Ursache des Elends auf der Welt. Daher heißt es auch in Matthäus 6,24:

„Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“

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Aus einem ähnlichen Grund, aus dem auch die Amerikaner im Vietnamkrieg besiegt worden waren, einer Art Dolchstoß durch die Wühlarbeit der Presse im eigenen Land, die sozialistischen Aufständen den Boden bereitete.

Dann der Betrug mit den 14 Punkten Wilsons, nach dem Deutschland ein Frieden ohne Sieger und Besiegte angeboten wurde. Nachdem die Deutschen so blöd waren, auf die Falle des Waffenstillstandes von Compiègne hineinzufallen, da sie an die Aufrichtigkeit Wilsons glaubten, legten sie die Waffen nieder und saßen in der Falle: Sofort "vergaß" man die 14 Punkte und brummte den Deutschen das Versailler Diktat auf, durch das sie politisch dauerhaft am Boden gehalten werden sollten.

DerGrafDuckula  16.06.2023, 20:25
, einer Art Dolchstoß durch die Wühlarbeit der Presse im eigenen Land, die sozialistischen Aufständen den Boden bereitete.

Nichts weiter als eine demokratiefeindliche, von der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie.

vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Dolchsto%C3%9Flegende

Dann der Betrug mit den 14 Punkten Wilsons, nach dem Deutschland ein Frieden ohne Sieger und Besiegte angeboten wurde.

Den die OHL strikt ablehnte, als man ihn ihr vorschlug und erst in Erwägung zog als sie nach 9 weiteren, sinnlosen Monaten Krieg geschlagen war.

Die deutsche Reichsregierung stimmte einzelnen Punkten zu, lehnte Verhandlungen mit den USA über territoriale Fragen aber ab. Noch war ein deutscher Sieg im Westen möglich und im ehemaligen Zarenreich diktierten die deutschen Militärs der neuen russischen Regierung unter Lenin und Trotzki gerade einen Friedensvertrag mit riesigen Gebietsgewinnen zugunsten des Deutschen Reichs.
Quelle: https://www.spiegel.de/geschichte/woodrow-wilson-und-sein-programm-zum-weltfrieden-1918-a-1185850.html
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zetra  28.06.2023, 22:28

Mit der Dolchstoßlegende, vom Militär auf den Weg gebracht, da liegst du allerdings falsch.

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Die Kaiserschlacht war eine Panikreaktion auf den Kriegseintritt der Amerikaner. Mit ihr ist jedwede Handlungsfähigkeit in Deutschland zusammengebrochen. Die OHL sprach selbst vom "schwarzen Tag des deutschen Heeres".
Die rumorende Heimatfront war auch nicht hilfreich. Die Westfront war 1918 nicht mehr erstarrt, da war wieder Bewegung drin.