Warum hält man solche Hunde?

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Ein bisschen Off-Topic: Maulkorb bedeutet aber nicht immer unbedingt gefährlich.

Meine Hündin (30 cm, 0815-Straßenmischling, verträglich mit Hunden) trägt an bestimmten Orten auch einen Maulkorb... weil es bei uns Vorschrift ist. Das hat nichts mit damit zu tun, dass sie gefährlich ist, sondern das ist ein Stück weit Verantwortungsbewusstsein.

Es bricht ein bürokratischer Rattenschwanz los, wenn der Hund doch mal gewildert, Menschen bedroht oder jemanden gebissen hat: man bekommt Auflagen.

Bedeutet von heute auf morgen einen Maulkorb aufzutrainieren, den der Hund immer tragen und zusätzlich an der Leine bleiben muss. Gutachten, Wesenstest und viel, viel Geld zum Fenster rauswerfen, weil man den Hund einmal falsch eingeschätzt hat (oder es einem egal ist).

Nein, danke, das möchte ich meinem Hund und mir ersparen. Daher ist der Maulkorb immer dabei, zum Schutz aller, damit es gar nicht erst zu solchen Situationen kommt. Maulkorb bedeutet einfach: halte bitte Abstand.

Goodnight  29.01.2024, 05:24

Danke, genau auf den Punkt gebracht!

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Nur weil ein Schild vor der Tür hängt, ist der Hund keine reißende Bestie. Meine Eltern haben zB das Schild, damit Gäste nicht vor schreck rückwärts die Treppe runterkugeln, wenn das Rudel laut pöbelnd zur Tür rast.

Warum trägt denn der Hund deines Bekannten einen Maulkorb? Hat dein Bekannter Erfahrung im Umgang mit Problemhunden? Dann ist es gut, wenn er sich dem Tier annimmt. Ein Tierheim würde alles nur schlimmer machen.

Mein Grey trägt Maulkorb, damit er im Park nicht an die ganzen Essensreste geht. Oder, wenn er beim Tierarzt ist, ihn andere Patienten für gefährlich halten und daher in Ruhe lassen. Mimikry at its best...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 20 Jahren im Bereich Rettungshunde tätig und Tierhalter
Warum hält man solche Hunde?

Die Gefährlichkeit eines Hundes hängt von vielen Faktoren ab... unter anderem vom individuellen Mindset des Hundes und auch von der Fähigkeit des Halters ihn zu erziehen und unter Kontrolle zu halten.

Dummerweise gibt es immer wieder z.B. Kinder, die auf den Hund zurennen und ihn streicheln wollen, wenn man mit ihm rausgeht... und da kann ein Hund ggf. extrem drauf reagieren, mit Drohgebärden, die das Kind dann nicht erkennt und wenn das Kind nicht locker lässt, dann wird der Hund eben ggf. wirklich zickig.

Das hängt aber nicht damit zusammen, dass die Hunde an und für sich Killermaschinen sind, sondern einfach damit dass manche Menschen nicht wissen wie man mit manchen Hunden umgeht.

Vor vielen Hausüren wird vor gefährlichen Hunden gewarnt.

Das sind Hunde, die gerne ihr Heim und ihre Familie vor ungebetenen Gästen verteidigen wollen. Ich würde mich auch nicht mit irgendwelchen großen Hütehunden anlegen wollen, auch wenn die ggf. gerne auf der Terasse liegen und sich ohne Probleme schmusen lassen sobald man sie besser kennt.

Warum hält man solche Tiere?

Weil sie nützlich sind, weil man selbst gut mit ihnen klarkommt, weil man diese Art von Tier eben mag. Wenn gut trainiert und erzogen und man als Außenstehender ein gewisses Maß an Vorsicht, Respekt und Kenntnis im Umgang mit den Tieren mitbringt, hat man in der Regel auch nichts zu befürchten.

Goodnight  28.01.2024, 16:30

Ein Hund der es nicht erträgt, wenn Kinder auf ihn zu rennen ist grundsätzlich nicht gesellschaftsfähig!

In jedem Wesenstest muss ein Hund das gelassen hinnehmen können.

Ein Hund der das nicht kann, ist also durchaus ein gefährlicher Hund. Gleiches gilt auch im Umgang mit Betrunkenen und anders auffälligen Menschen oder unerwartetes Streicheln etc.

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BeviBaby  28.01.2024, 16:33
@Goodnight

Es geht weniger um 'nicht ertragen' als vielmehr um 'es gefällt ihm nicht sonderlich'.

Wenn sich sowas aufsummiert, dann können sich daraus probleme ergeben, die dann aber nicht beim Hund liegen.

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CoopCoop23  28.01.2024, 18:36
@Goodnight

Das ist nicht richtig, dass es in jedem Wesenstest gefordert wird. Durch meinen Job muss ich öfter Wesenstests lesen und das habe ich noch in keinem gelesen.

Kein Hund das aushalten müssen können, dass Kinder auf ihn zu stürmen (zumal meistens keine Flucht, weil Leine, möglich ist).

Natürlich ist ein Hund gesellschaftsfähig, auch wenn er sich skeptisch (!) fremden auffälligen oder aufdringlichen Personen gegenüber verhält. Drohend darf er nicht werden, aber Stress ist es für jeden Hund. Soweit lehne ich mich aus dem Fenster.

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Goodnight  28.01.2024, 21:17
@CoopCoop23

Da ist meine Erfahrung anders. Ich hab mit einem meiner Hunde spielend den Wesenstest für die FCI Zuchtzulassung bestanden. Im letzten Jahr war ich mehrmals mit meinem Jungspund zum Zuschauen an Wesenstests. Das Ertragen von rennenden Kindern oder Betrunkenen, Radfahrer, Motorsägen, Lärmen mit leeren Fässern etc. muss ein wesensfester Hund gelassen ertragen können. Angeleint ist ein Hund beim Wesenstest nicht. Man darf zum Hund auch gar nichts sagen oder Zeichen geben, schon gar nichts befehlen oder ihn in der Unterordnung halten. Ausser der Richter weist einen an, den Hund zurück zu rufen. Der Hund muss aus eigenen Stücken mit allen gestellten Aufgaben zurecht kommen. Einzig ins Wasser schicken darf man den Hund.

Alltagssituationen muss ein Hund gelassen meistern können.

Leider wird ein Wesenstest nicht bei allen Rassen verlangt.

Ich erlebe immer wieder Leute die mit ihrem Hund zum Wesenstest aufgeboten worden sind, die stinksauer sind, weil sie ihren Hund nicht in der Unterordnung halten durften und deshalb den Test eben nicht bestanden haben.

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CoopCoop23  28.01.2024, 21:23
@Goodnight

Verstehe. Wie gesagt, ich lese nur und dort sind (leider) nur die Ergebisse und nicht der Aufbau etc. beschrieben. Finde ich sehr schade.

Toll, dass ihr den Test bestanden habt.

Da wird der Unterschied zum unsicheren Angsthasen (meine Hündin) deutlich. Sie eventuell auch bestehen, aber nicht souverän. Nach vorne würde sie nicht, sondern sich in die andere Richtung verabschieden. Lucky you!

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Goodnight  28.01.2024, 21:58
@CoopCoop23

Danke für die Blumen 💐 Allein mein Erfolg ist das nicht. Die Abstammung und die gute Aufzucht ist wohl mehr als die halbe Miete. Aber ja die Bindung zum Besitzer und die weitere Sozialisation wird auch bewertet und die liegt natürlich in der Verantwortung des Hundebesitzers.

Ausweichen darf der Hund. Da wird dann auch beurteilt. Ob der Hund gelassen weg geht, sich erschreckt und sich gleich erholt oder ob er eingeschüchtert bleibt oder gar weg rennt.
Da ist das nach vorne gehen gefährlich wegen Angriffen. Weg rennen ist indirekt gefährlich wegen der Gefahr für Unfälle.

Der Hund der sich zurück zieht, ist natürlich eher keine Gefahr, dass er zum Angriff über geht. Steht natürlich in keinem Verhältnis, zu einem Hund, der in Alltagssituationen nach vorne geht.

Da bin ich ganz bei dir!

Für die Zucht ist es dann aber doch ein Ausschluss, weil Elterntiere ihr Wesen mindestens zu einem Teil vererben. (Epigenetik)

Für den Familienhund ist das natürlich kein Problem, wenn man seinen Hund rechtzeitig anleint, dass er nicht weg rennen kann.

Jede Hundeführung ist immer nur so gut, wie das Erkennen, wann man seinen Hund rechtzeitig lenken muss.
So möchte ich meinen Text verstanden haben.

Freut mich, mit dir diesen Dialog zu führen. Danke! 💕

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Goodnight  28.01.2024, 22:02
@BeviBaby

@BeviBaby das kann ich natürlich nachvollziehen und auch verstehen. Dem Hund wird es aber leider angelastet.

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CoopCoop23  28.01.2024, 22:27
@Goodnight

Gerne, gerne.

Kann ich nur zurückgeben.

Klar, den Zuchtgedanken verstehe ich. Ist logisch. Ängstlicher Hund, der jagdlich geführt werden sollte... ist auch minimal kontraproduktiv. Manchmal ist das leider nicht gegeben.

Bei einem Straßenhund muss man mit dem arbeiten, was man bekommt und sehr, sehr aufmerksam sein. Auch nach knapp drei Jahren machen wir auch immer noch Fortschritte. Es lässt sich aber nicht leugnen, dass Versäumnisse in den wichtigen Phasen und fehlende Prägungen sich nicht so einfach ausbügeln lassen. Es ist nicht zu spät, es dauert aber lange.

Rückzug ist okay. So las sich auch ein Wesenstest, den ich neulich in den Fingern hatte. Optimal ist dennoch anders. Sehe es wie du.

Leinenlos geht bei uns aus den von dir genannten Gründen einfach nicht. Freilauf in einer ruhigen Gegend klappt hervorragend, im Stadtgebiet -per se Leinenpflicht- allerdings aufgrund der plötzlichen Geräusche nicht. Klar, kann ich meinen Hund lesen und bin darauf eingestellt. Für vieles haben wir auch zusätzliche Kommunikationssignale, damit sie sich nicht erschreckt. Da bin ich etwas neidisch auf "normale" Hunde, die nicht so viele Ängste im Leben und es etwas einfacher haben.

Schön, dass ihr ein gutes Team seid. ;)

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Goodnight  29.01.2024, 10:24
@CoopCoop23

Verstehe dich absolut, vor 40 Jahren war unser erster Hund ein Strassenhund und Streuner. Irgendwann haben wir kapituliert. Soweit ein netter Hund, aber das mit dem Abhauen, war nicht in den Griff zu bekommen. Fenster auf und tschüss.. Leine fallen lassen auf Wiedersehen, vielleicht in 2h... etc.

Auf Stadtgebiet ohne eigenes hoch eingezäuntes Grundstück einfach nicht tragbar. Er ist später zu Leuten mit einem hoch eingezäunten Grundstück gekommen.

Daher meine Erkenntnis, Strassenhunde machen nicht einfach eine so starke Bindung zu Menschen und sind schon gar nicht dankbar . Es sind aus Erfahrung Zweckgemeinschaften. Daher glaube ich nicht dass man wild aufgewachsenen, auf die Strasse geprägten Hunden, aus Sicht der Hunde einen Gefallen tut, wenn man sie entführt und zwingt in Abhängigkeit in Wohnungen zu leben. Solche Hunde sehen sich wohl eher nicht als gerettete Hunde.

Hier sehe ich die Kastrationsprojekte ganz klar als Lösung, die schnell greift und viel Hundeelend verhindert.

Bin auch überzeugt, dass längst kaum mehr richtige Strassenhunde vermittelt werden, wohl aber absichtlich produzierte Hunde die sich als Strassenhunde mit der Mitleidsmasche verkaufen lassen. Diese Hunde gehören dann zu den Angsthunden, weil sie keine Sozialisation, aber auch keine Prägung auf die Strasse erlebt haben. ( Kaspar Hauser Syndrom) Die Menschenkontakte sind dann auch spärlich und kaum freundlich und gut.

Da tut sich ein weites Feld auf, das mich immer wieder betroffen und traurig macht.

Ich kann deine bewegten Gefühle sehr gut nachempfinden. Die Verpflichtung einem Hund gegenüber, der Angst hat ist enorm hoch. Noch mehr verlangt es Wissen und Eigenkontrolle, wo man Schutz bieten und wo man Erfahrungen lernen lassen muss. Eine grosse Aufgabe die du da hast!

So wünsche ich dir einen guten Start in die neue Woche. LG

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Mit den Warnschildern erhoffen sich die Hundehalter, dass dann niemand auf das Grundstück geht den der Hund nicht kennt und dass sie keine Probleme bekommen wenn der dort lebende Hunde doch jemand anspringt oder erschreckt. Die Hunde, die dort leben sind aber nicht immer gefährlich sondern manchmal nur aufdringlich. Oder sie laufen frei auf dem Grundstück rum und es soll verhindert werden, dass sie weglaufen wenn jemand das Grundstück betritt und nicht mit einem Hund rechnet. Oder manche haben gar keinen Hund und möchten Einbrecher und unerwünschte Besucher abschrecken. ;-)

Es gibt unterschiedliche Gründe aus denen Hunde einen Maulkorb tragen, z.B. dass es für die Wohngegend eine Giftköderwarnung gibt und man verhindern möchte, dass der Hund etwas frisst, das er nicht fressen soll. Oder man hat einen Hund gekauft, der aufgrund eines Vorfalls einen Maulkorb- und Leinenzwang hat. In öffentlichen Verkehrsmitteln muss ein Hund ebenfalls manchmal einen Maulkorb tragen. Oder ein Hund hat in manchen Situationen Stress und man möchte verhindern, dass er dann beißt.

Wenn dir ein Hund mit einem Maulkorb begegnet muss es nicht sein, dass dieser Hund gefährlich ist und daher den Maulkorb trägt. Und außerdem ist ein gut auftrainierter Maulkorb für den Hund wie für uns eine Brille.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich lebe seit mehreren Jahren mit Hunden zusammen.

Für mich ist es deutlich weniger nachvollziehbar warum man menschliche Bestien pflegt und hegt, sie immer wieder auf die Menschheit los lässt.

Hunde dahingegen tun so etwas nie aus Bosheit heraus, sondern immer mit einem Grund und der hat sie in diese Lage gebracht.

Nir weil irgendwo etwas steht oder auch weil es überall steht, entspricht es noch lange nicht der Wahrheit.

Wir erinnern uns, zu Coronazeiten wurde überall propagiert, das die Impfe vor Ansteckung einer selbst und anderen schützt, beides hat sie nicht erfüllt, stand überall, wurde in fast jedem Sender propagiert, fast jeder hat es mit voller Überzeugung rumgetratscht und jeder hat Freunde und Nachbarn die sich diesem Wahnsinn nicht unterzogen haben diffamiert.

Jetzt wissen wir es besser, ändert nichts daran, das die Menschen ihr Oberstübchen nicht vorher mal in Gang gebracht haben und logisch versuchten, darüber nachzudenken.

So ist es mit Hunden…Jeder schreit der böse Kampfhund, von Spiegel Tv wurden sogar Lügen verbreitet über einen Hund, der angeblich auf Kinderwagen los ging, mit ein wenig Recherche hätte man herausgefunden, das dass nicht im Ansatz der Wahrheit entsprach, aber es passte eben gerade zum Hype um die ach so bösen Kampfhunde.

Auch in diesem Fall mal versuchen logisch zu denken!

Die Beisstatistik wird mit Abstand vom Schäferhund und vom Golden Retriever angeführt. An meiner Haustür hatte ich, als ich dort noch wohnte ein Schild mit einem Dobermann, da stand drauf“Ich nehme gerne Organspenden von Einbrechern entgegen, zu jeder Tageszeit, ohne Narkose, ohne Wartezeit! Ich freu mich auf Dich!“

Ich hatte eine Angsthündin, die sich erst einmal versteckt hat, wenn jemand durch die Wohnungstür kam.

Also, es wird niemals so heiss gegessen wie gekocht wird.