Warum gehen Obdachlose nicht einfach arbeiten?

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ganz so einfach ist der Gedanke bzw. die Forderung nicht. Viele Obdachlose wollen nun mal nicht aus eigener Anstrengung mehr haben, als ihren "Grundbedarf", den es eben auf der Strasse gibt. Für sie ist es ausreichend, zu betteln. Sie arrangieren sich mit ihrer Faulheit* bzw. mit ihrem Engagement sich selbst Unterhalt zu erwirtschaften in diese Richtung, dass sie einfach ihre Anstrengungen aufwiegen gegen "Faulheit"/Bequemlichkeit/inneres Unvermögen (Psychische Hindernisse) und dergleichen.

Im Grunde nicht anders, als jeder, der mehr Freiheit für die Kür fordert. Also jeder, der lieber weniger Arbeit hat und dafür auch weniger sich anstrengen muss.

Es ist in gewisser Weise auch ihre Entscheidung, so zu leben, weil es ihnen u.U. schwerer fällt, sich einer Arbeitsmoral zu unterwerfen, sich bestimmen zu lassen, etwas zu tun, was sie nicht wollen.

Und Flaschen sammeln IST per se Arbeit!!

Bitte diskreditiere sie nicht, weil sie vielleicht auch Unterstützung bekommen. Sie bekommen das zugestanden, wozu jeder das Bürgerrecht hat. Auch du würdest die gleichen finanziellen Zuwendungen vom Staat bekommen, würdest du dich entscheiden, auf der Strasse zu leben; sie werden also nicht bevorzugt. Dies zu verstehen, ist wichtig!

Ich lasse mal die andere Seite weg, die mit den psychischen Problemen. Aufgrund denen ist eine Eingliederung in das "Normalgefüge" der gesellschaftlichen Normen nicht immer möglich. Auch du und ich sind z.B. bei einer Depression nicht in der Lage, die gesellschaftliche Normalität aufrecht zu halten. Viele sind deshalb eben noch weiter eingeschränkt - und landen auf der Strasse. Oder sie haben durch unglückliche Umstände (Todesfall, Scheidung, Schuldenberg, Sucht, Depression etc. ihren "Anker" verloren!

Bitte lese, was ich darlege ohne Vorurteile, aber verstehe es! :-)

Einige andere User schreiben auch relevante Antworten, deshalb habe ich mich auf diese, meine, spezielle konzentriert.

*Faulheit = Freiheit, entschieden zu haben, nicht zu arbeiten.


Das ist ganz einfach.In Deutschland gilt: Ohne Wohnung keine Arbeit und ohne Arbeit keine Wohnung. Wo soll der Arbeitgeber denn das Geld hin überweisen. Ohne W... kein Konto usw. Das ist die deutsche Bürokratie, mit der man Gelder zurückhalten kann, die denen gehört. Das hat dann mit Faulheit nichts zu tun, wenn man denen laufend Steine in den Weg legt. Versuch mal ein Formular auszufüllen und denke dabei an Legasteniker.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Man braucht schon auch eine Adresse, eine Krankversicherung etc. um sich zu bewerben.

Als Obdachloser gestaltet sich das mit der Adresse allerdings recht schwierig. "Unter der nächsten Brücke" wird nämlich nicht genommen.

Vermutlich müsste man sich also zuerst an Hilfestellen wenden, um ein Dach über den Kopf etc zu bekommen.


Djiahdosh2736 
Beitragsersteller
 24.03.2025, 01:05

Das ist einleuchtend

Vor längerer Zeit gabs mal online eine Frau die "negativ berühmt" wurde mit einer ähnlichen Aussage (irgendwas von wegen "wenn man obdachlos ist soll man sich doch einfach ein Haus kaufen").

So einfach funktioniert das nicht.

Man muss eine feste Wohnadresse nachweisen, bei der man gemeldet ist. Eine Sozialversicherungsnummer ist dann ja noch die kleinste Sorge.

Weiter: Dann muss man sich bewerben, muss vorab Geld investieren in diese Bewerbungen und auch ins eigene Erscheinungsbild.

Für viele Jobs brauchts gewisse Fähigkeiten. Lebensmittel liefern, dafür brauchts einen Führerschein (beispielsweise). Man ist auch nicht der einzige Bewerber - selbst wenns "nur" im Getränkemarkt wäre, hätte man Mitbewerber.

Also einfach losmarschieren, in das nächste Geschäft, sagen "Ich bewerbe mich".... das reicht nicht aus um von jetzt auf gleich von der Straße wegzukommen

Nein. Wen geht das überhaupt etwas an? Es geht ja hier nicht nur um Obdachlose. Die staatliche Grundsicherung, wie z.B. Bürgergeld ist eine Absicherung für uns alle.