Wahre Liebe nach Trennung?

15 Antworten

Die Bindung zur ersten Liebe ist sehr stark und ich gehe davon aus, dass dein Mann deine Jugendliebe war.

Ich bin auch mit meiner Jugendliebe zusammen: Wir waren beim Kennenlernen 15 (ich) und 17 (er); nun sind wir bereits 35 Jahre zusammen.

Es ist nicht immer einfach, eine solch lange Beziehung zu führen: Es erfordert auch ein Zurückstellen der eigenen Wünsche und Vorstellungen und ein beständiges Neujustieren der Beziehung.

Oft erscheint es leichter zu gehen als zu bleiben.

Hör auf dein Herz. Niemand hier kann beurteilen, ob ihr euch noch liebt.

Ich wünsche dir alles Gute.

Liebe Juli27,

ich habe hier ja schon einige Fragen von dir gelesen, deshalb zunächst einmal: es ist gut, dass du es gewagt hast, dich zu trennen. So einen Schritt sollte man nicht leichtfertig gehen, aber in deinem Fall war die Trennung sehr berechtigt.

Es ist normal, dass du jetzt, wo du dich neu orientieren musst, an dein gewohntes Leben in gewohnten Bahnen zurückdenkst und es vielleicht auch manchmal vermisst. Das geht wohl immer einher mit einem neuen Lebensabschnitt.

Aber Veränderung ist etwas gutes! Vor allem, wenn die Veränderung, wie bei dir, längst überfällig war.

Nur so als Beispiel: vor mittlerweile drei Jahren hat uns unsere damalige Vermieterin (aka Schwiegermutter, aber das ist eine andere Geschichte) die Wohnung, in der wir 9 Jahre gewohnt hatten, wegen Eigenbedarfs gekündigt. Zum gleichen Zeitpunkt haben wir endlich ein passendes Haus gefunden, dieses auch gekauft und mit der Renovierung begonnen. Wegen der Eigenbedarfskündigung mussten wir nun aber auf eine Baustelle ziehen. Das war sehr hart. Ständig überall Dreck, alle Sachen stecken in irgendwelchen Umzugskartons und was man sucht, findet man garantiert nicht, weil man sich noch nicht an die neue Anordnung gewohnt hat. Dann wegen des Heizungstausches eine Woche kein warmes Wasser, dann wegen der Küchenrenovierung 2 Monate keine Küche, dann wegen der Badrenovierung keine Dusche... Mehr als einmal war ich fertig mit der Welt, hab nur noch geheult und mir nichts mehr gewünscht, als zurück in die Wohnung ziehen zu können, in der wir so glücklich waren, wo alles seine Ordnung hatte und nirgendswo Baustaub/-lärm war und alles schön sauber und gemütlich. Bei dem letzten Besuch unserer alten Wohnung zum putzen habe ich geheult ohne Ende, ich konnte mich gar nicht mehr beruhigen. Ich hab sogar von der alten Wohnung geträumt, so sehr hat sie mir gefehlt. Eine Zeitlang bin ich Umwege gefahren, um nicht an dem Haus vorbeifahren zu müssen, sonst hätte ich gleich wieder losgeheult.

ABER: was mein Gehirn längst verdrängt hatte, war, dass es in unserem alten Wohnort keinen Bäcker, kein Wirtshaus und nur einen kleinen Dorfladen gab. Dass die Nachbarn unter uns immer ihre Kippen durch das Lüftungsgitter in unseren Keller geschmissen haben und so viel geraucht haben, dass ich im Wohnzimmer kaum noch lüften konnte, ohne dass es nach Zigaretten roch. Dass die gleichen Nachbarn sich ständig beschwert haben, weil ich z.B. abends um 8 in der Küche den Wasserkocher angeschalten habe oder dass ich die ganze Woche so laut Flöte gespielt hätte (ich spiele kein Instrument, und war die ganze Woche auf Dienstreise...). Dass die Vermieterin uns nervlich völlig fertig gemacht hat und z.B. ohne Anmeldung mit ihrem Schlüssel in unsere Wohnung kam. Dass die Wohnung nur zwei Zimmer hatte und auf absehbare Zeit sowieso zu klein geworden wäre. Und so weiter.

Du verstehst vielleicht, worauf ich hinauswill. Veränderungen können schmerzhaft sein. Alles ist neu, unordentlich, unaufgeräumt und man sehnt sich nach dem Gewohnten, nach dem alten Leben in gewohnten Bahnen. Das ist normal.

Und das Gute ist: es vergeht, auch wenn es vielleicht noch ein wenig dauern mag. Sobald du dich in deinem neuen Leben eingerichtet hast, wirst du deinen (Ex-)Mann weniger vermissen. Und wenn irgendwann deine eigenen "Renovierungsmaßnahmen" in deinem Leben abgeschlossen sind, wenn du dir alles so eingerichtet hast, wie du es dir wünschst, wirst du dich auf deine Couch setzen und dir dazu gratulieren, wie toll alles geworden ist. Versprochen ;-)

Alles Gute für dich! 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
sassenach4u  06.03.2020, 15:17

Das hats du sehr bildhaft geschrieben. echt gut.

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Juli27 
Fragesteller
 07.03.2020, 17:51

Liebe Elli, ja so ist es tatsächlich sehr oft im Leben. Man hat etwas, sehnt sich aber nach etwas anderem und wenn man das wiederum hat, trauert man dem alten hinterher. So ähnlich war es auch bei meinem Auto. Ich hab echt geheult als ich meinen alten Opel abgeben musste, trotz dem tollen BMW, den ich mir dafür gekauft hab. Ein paar Wochen später war alles ok. Aber diesmal dauert es ewig und manchmal fühle ich mich einsam (trotz Partner). Es ist so, dass meinen Mann und mich so viele Dinge verbinden. So viele Jahre, Rituale, gute Gespräche. Ich vermisse ihn als Mensch, als Lebenspartner, als Stütze. Trotzdem konnte und kann ich mir nicht vorstellen je wieder mit ihm intim zu sein. Dafür ist zu viel vorgefallen (er wollte z.B. Kinder als ich noch keine wollte und hat mich mit Druck zum Sex gebracht etc. etc.). Es ist echt total verrückt und ich traue meiner eigenen Wahrnehmung manchmal nicht. Natürlich stehe ich jetzt unter dem Einfluss des neuen Mannes an meiner Seite, der aus meinem Mann einen Teufel malt. Das ist er aber nicht. Nicht für mich. Aber natürlich verstehe ich ihn. Ach... ich muss da einfach irgendwie mit klar kommen. Es ist so ein Gefühlswirrwarr. Da ist es gut, dass es dieses Forum und Menschen wie dich gibt. Fühlst du dich denn jetzt dort Zuhause und wohl? Das war echt sehr bildlich geschrieben 😊

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Elli113  09.03.2020, 08:19
@Juli27

Liebe Juli27,

wie gesagt, dass du deinen Mann vermisst, kann ich nachvollziehen. Wenn man so viele Jahre miteinander verbracht hat, dann hat man viele eingeschliffene Rituale und gemeinsame Erlebnisse "weißt du noch, damals als... ". Das fehlt dir bei deinem neuen Freund natürlich, mit dem du erst gemeinsame Zeit verbringen musst, um ähnliches zu haben.

Ein bisschen bedenklich finde ich deine Formulierung "Natürlich stehe ich jetzt unter dem Einfluss des neuen Mannes" - das hört sich für mich ehrlich gesagt so an, als würde auch dein neuer Freund versuchen, dich zu bevormunden, wie es dein Ex-Mann getan hat. Was ist denn mit dir? Du bist doch ein eigenständiger Mensch mit eigenen Gedanken und Wünschen.

des neuen Mannes an meiner Seite, der aus meinem Mann einen Teufel malt.

Das ist nicht besonders nett von ihm. Zwar ist das Bedürfnis, an deinem Ex kein gutes Haar zu lassen, verständlich, aber er sollte trotzdem nicht zu schlecht von ihm reden. Das finde ich dir gegenüber rücksichtslos; immerhin war dein Ex-Mann eine sehr lange Zeit ein wichtiger Teil deines Lebens. Du solltest deinem Freund sagen, dass er das in Zukunft unterlassen soll, es hilft dir auch nicht weiter in deinem Gefühlswirrwarr.

Bist du sicher, dass es gut war, sich direkt von der einen Beziehung gleich in die nächste zu stürzen? Hört sich für mich nicht so an...

Fühlst du dich denn jetzt dort Zuhause und wohl?

Ja, sehr. Mittlerweile sind die Renovierungsarbeiten abgeschlossen, Bad und Gästetoilette sind toll geworden, die Küche ist ein Traum und ich kann mich gemütlich auf die Couch setzen und das Kaminfeuer beobachten ;-) Irgendwann mal wollen wir auch noch das Treppenhaus neu machen und das Dach ausbauen, aber das kann erstmal warten. Jetzt streichen wir erstmal das Gästezimmer neu, daraus wird nämlich ein Kinderzimmer ;-)

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Diese Gefühle sind normal, weil du dich hauptsächlich an die guten Zeiten erinnerst. Es hat eben auf Dauer nicht funktioniert, dass Leben ist eben nicht immer fair und damit musst du dich abfinden. Orientiere dich neu und guck nach vorn, andere Mütter haben auch noch hübsche Söhne und du brauchst dir auch kein Druck machen.

Du bist bestimmt nicht die Erste und auch nicht die Letzte, die eine Trennung überlebt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebenserfahrungen

Konzentriere Dich auf Deine neue Beziehung, ohne ständig zu vergleichen oder den schönen Momenten der alten Beziehung nachzutrauern.

Konzentriere dich lieber auf deinen neuen Partner als in der Vergangenheit zu leben.