Umgang mit Minderjährigen LGBTlern?

10 Antworten

Das hängt stark von der Reife und dem Alter des Kindes ab.

Wenn das Kind 4 Jahre alt ist, geht das natürlich auf keinen Fall. In dem Alter sollte man dem Kind zwar die Kleidung des anderen Geschlechts anziehen oder einen passenden Haarschnitt zu tragen, wenn es dessen Wunsch ist, aber für weitere Schritte ist man in diesem Alter definitiv noch zu jung. Da sollte man es wirklich verbieten und abwarten, wie sich das Kind ein paar Jahre später benimmt.

Wenn das Kind 12 Jahre alt ist und sich nach wie vor mit dem anderen Geschlecht identifiziert, kann man sich schon einmal über ein paar erste Geschlechtsangleichungsmasnahmen informieren und diese je nach Reife des Kindes auch anwenden. Reifere Kinder sind in diesem Alter durchaus in der Lage, zu beurteilen, was angemessen ist und was nicht. Das sollte man in diesem Alter aber nicht jedem Kind erlauben, denn manche sind da noch nicht reif genug, um die Konsequenzen ihres Handelns zu verstehen.

Wenn das Kind 16 Jahre alt ist, ist es definitiv alt genug, um für sich selbst eine Entscheidung treffen zu können. In diesem Fall sollte man dem Kind die Geschlechtsumwandlung erlauben. Zumindest wenn sie sehen, dass das Kind es ernst meint und sich wirklich seit langer Zeit mit dem anderen Geschlecht identifiziert.

Man sollte aber in jedem Alter mit dem Kind reden und ihm klarmachen, dass eine Geschlechtsumwandlung etwas endgültiges ist. Nur wenn sich ei Kind dem bewusst ist und sich bereit dazu fühlt, sollten die Eltern es erlauben.

Senbu  07.03.2024, 18:36

Wie soll man dem Kind etwas beim Menschen nicht existierendes erlauben? Meinen Sie Geschlechtsangleichung statt Umwandlung?

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Auch auf die Gefahr hin, mich wie eine alte, ausgeleierte Schallplatte anzuhören: der Begriff „Geschlechtsumwandlung“ ist komplett unsinnig in diesem Zusammenhang. Das psychologische Geschlecht lässt sich nicht ändern und man kann nur versuchen, sofern das sinnvoll erscheint, die körperlichen Merkmale und Geschlechtshormone, dem psychologischen Geschlecht anzugleichen. Es mag von außen wie eine Umwandlung aussehen, aber letztlich zeigt uns die Person nur, was sie innerlich schon immer war.

Ansonsten erinnert mich die Debatte hier stark an die Impfdiskussionen. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass die empfohlenen Impfungen einen großen Nutzen haben. Und eine Geschlechtsangleichung ist für viele (aber eben auch nicht alle) Transpersonen die beste Option die Leiden zu lindern, die sich aus der Körperdysphorie ergeben, weil das eigene Geschlecht nicht zu Körper passt.

Nun gibt es bei Impfungen in seltenen Fällen unerwünschte Nebenwirkungen. Und genauso gut kann sich auch eine Geschlechtsangleichung im Nachhinein als Fehlentscheidung darstellen. In letzterem Fall reden wir von ca. 0,5 bis 2% je nach Studie. Das Problem ist nun, dass Eltern für ihre Kinder die Entscheidung treffen müssen, die am Ende vielleicht falsch war. Und davor scheuen sich manche, weil sie ja nur das beste für ihre Kinder wollen und nicht damit leben könnten, wenn sie eine Fehlentscheidung für ihr Kind getroffen hätten.

Sie ignorieren dabei aber das Risiko, welches sich durch Nichthandeln ergibt. Im Fall der Impfungen sind das Krankheiten, die nicht selten zum Tode führen. Und im Fall von Körperdysphorie bei Transpersonen sind das heftige psychische Leiden und bei etwa jeder zweiten unbehandelten Person Suizidversuche.

Ja, Eltern sollten verantwortungsvoll handeln und keine überstürzten Entscheidungen treffen, aber sie sollten sich auch nicht davor drücken, Entscheidungen zu treffen. Denn das Nichthandeln kann am Ende weitaus schlimmere Folgen haben.

Kommt auf das Alter an, wenn ein Kind 6 oder 8 ist natürlich nicht, wenn es aber 12 oder 14 ist und das schon seit Jahren weiß und auch dafür schon Therapeuten Gespräche hatte würde ich 100% Zustimmen.

Es sollte ja seine/ihre Entscheidung sein wie er leben, Fühlen und sein möchte, und es ist ja nicht mein Körper.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Linksalternativ, Radqueer Inklusive, Trans* und Bi-Map

Es ist in Deutschland ohnehin nicht üblich, dass bei Kindern geschlechtsangleichende Maßnahmen ergriffen werden. Die ersten OPs werden in der Regel ab 16 Jahren durchgeführt und das sind dann auch nur solche, die sich nicht auf dir primären Geschlechtsorgane auswirken. Genauso wird die gegengeschlechtliche Hormontherapie frühestens mit 15/16 Jahren begonnen.

Für jeden dieser Schritte sind zudem mehrere psychologische Indikationsschreiben/Gutachten notwendig, sodass die Patient:innen ausreichend informiert sind und mit der notwendigen Ernsthaftigkeit an die Sache herangehen.
Demnach finde ich es vollkommen in Ordnung, wie es aktuell gehandhabt wird und bin auch der Meinung, dass Eltern ihre Kinder dahingehend unterstützen sollten, ohne sie zu etwas zu drängen oder den Wünschen prinzipiell mit Ablehnung zu begegnen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – selbst bisexuell und trans

ganz ehrlich: ich würde nicht zustimmen - nicht deshalb, weil ich grundsätzlich dagegen bin - allerdings bin ich der Meinung, dass eine solche Umwandlung derart gravierende Folgen hat, für die ich nicht später vielleicht verantwortlich gemacht würde - es wäre für mich unerträglich, eines Tages feststellen zu müssen, dass meine Entscheidung (die ausschlaggebend war) zu einem Unglück meines Kindes in irgendeiner Form beigetragen hat

- ich drücke mich nicht, aber ich denke, es ist allein die Entscheidung des Betroffenen und ich würde jedem raten, bis zur Volljährigkeit damit zu warten und dann allein und eigenverantwortlich zu entscheiden

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ich will hier ein Beispiel anführen, mag vielleicht etwas abwegig klingen, da nicht mehr relevant:

angenommen, es wäre immer noch möglich, mit 16 Jahren zu heiraten (mit Zustimmung der Eltern) und mein Sohn/Tochter will dies unbedingt : ich hätte hier genauso große Probleme, mein Einverständnis zu geben und zwar genau aus den Gründen, wie ich sie bei einer Zustimmung zur Umwandlung hätte

jeder hat meiner Meinung nach das Recht, sein Leben selbst zu gestalten, egal wie es dann aussieht - er hat dann aber auch die Konsequenzen aus seinem Handeln allein zu tragen - und ich würde niemals in solche Prozesse eingreifen

Lamanini  07.03.2024, 19:57
derart gravierende Folgen hat, für die ich nicht später vielleicht verantwortlich gemacht würde

Dann wirst du dafür verantwortlich gemacht werden, dem Kind diese Chance genommen zu haben.

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Lamanini  07.03.2024, 20:12
@apt2nowhere

Wenn sich das Kind nicht umgebracht hat, immerhin steigt die Selbstmordversuchsrate bei Eltern, die ihr trans Kind von einer Transition abhalten, von 6 auf 57%.

Mit jedem Lebensjahr wird das, was erreichbar ist, geringer, und immer mehr OPs werden nötig sein.

Du zwingst dein Kind durch eine Pubertät, die es auf gar keinen Fall will, nur damit es dann mit 18 gucken kann, wie es die Probleme der letzten Jahre irgendwie rückgängig gemacht kriegt.

Ich kann dir nur raten, auf die Experten zu hören. Viel zu viele Menschen mussten schon leiden.

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apt2nowhere  07.03.2024, 20:19
@Lamanini

wie lange gibt es denn schon Erkenntnisse wissenschaftlicher Art - diese Bewegung als solche existiert noch nicht allzu lange oder? natürlich war es falsch, dies früher unter den Teppich zu kehren und es nicht anzusprechen

und gibt es bereits Statistiken über einen längeren Zeitraum ?

du stehst noch ganz am Anfang deines Lebens - über das Leben im Allgemeinen kann man erst dann mehr sagen, wenn derjenige ich sage mal über 60J ist und eine ganze Reihen von Phasen durchlebt hat

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Lamanini  07.03.2024, 20:26
@apt2nowhere

Wenn du jeden Tag fast in Tränen ausbrichst, und dich vor deinem eigenen Körper ekelst, dann ist „warte bis du 60 bist, vielleicht ist es eine Phase“ niemandem.

Der wissenschaftliche Konsens ist eindeutig, es gibt nichts, was diese Gefühle wegkriegt, außer Transition.

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apt2nowhere  07.03.2024, 20:33
@Lamanini

deine Art, Dinge zu formulieren, klingt schon sehr erwachsen - bei den meisten deiner Altersgenossen ist das aber anders - und an die muss man ja auch denken - man ist leicht manipulierbar in diesem Alter und glaubt, schon alles zu wissen - auch den Wissenschaftlern ist dies bekannt - wie es da zu einem eindeutigen Konsens kommen kann, ich weiß es nicht

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Lamanini  07.03.2024, 21:02
@apt2nowhere

Ich bin 22 und hab in meiner Jugend schon das Glück gehabt, Eltern gehabt zu haben, die mich dabei unterstützen.

Ich weiß, das ist keine einfache Situation für Eltern, die ein gewisses Fingerspitzengefühl erfordert, und die auch sicher ein Elternteil mit Verantwortung erdrücken kann.

Versuch dir mal einen Schmerz vorzustellen, welcher so enorm ist, dass knapp die Hälfte der Betroffenen versuchen Selbstmord zu begehen, weil die Aussicht aufs restliche Leben so leer, so chancenlos ist. Und das fühlt ein Kind. Ich finde, da hat man die Pflicht, auch seinem Kind gegenüber, nicht zuzugucken bis es 18 ist, also die Brust schon gewachsen ist oder die Stimme tief ist.

Stattdessen setzt man sich, über Monate hinweg, mit Psychologen und Ärzten zusammen, und ermittelt einen Weg, welcher, nachgewiesenermaßen, den Zustand am besten verbessert. Der ist dabei immer individuell, und an Bedingungen gebunden, die nachgewiesen werden müssen.

Niemand wacht mit 7 mal kurz auf und schneidet kurzerhand mal einen Penis ab. Aber wenn ein 16-Jähriger Jugendlicher jetzt seit 5 Jahren von diesem Gefühl, diesem Schmerz berichtet, und die Gutachten gestellt wurden, wer bin ich dann, für mein eigenes Gewissen mein Kind durch diesen Schmerz zu zwingen, und Hormone zu verbieten, die das falsche Wachstum stoppen könnten? In wessen Interesse handle ich dann?

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apt2nowhere  08.03.2024, 15:32
@Lamanini

wenn jemand 16J ist, dann ist es nicht mehr weit bis zur Volljährigkeit - die Untersuchungen der Ärzte und Psychologen ziehen sich ja auch hin, geht man also mit 16J zum Arzt wegen einer Umwandlung -ich meine das erste Mal zum Arzt wegen dieser Angelegenheit- so vergeht vermutlich einige Zeit, bis eine zuverlässige Diagnose erstellt werden kann - und die benötigt man - ich vermute, die Umwandlung soll die gesetzliche Krankenkasse zahlen, dafür ist aber -wie in allen anderen Fällen auch- eine einwandfreie Diagnose erforderlich - die gesetzliche Krankenkasse übernimmt auch nur Kosten für eine Behandlung, die sich medizinisch erwiesenermaßen positiv auswirkt (der Erfolg muss medizinisch erwiesen sein) - das kann man nicht in 3 Stunden feststellen - ist diese Untersuchung abgeschlossen, ist man schon sehr nahe an der Volljährigkeit - also wozu dieser Druck?

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Lamanini  08.03.2024, 17:54
@apt2nowhere

Hormone zu bekommen dauert Monate, nicht Jahre. Ich merk schon, du willst gar nicht verstehen, wie doll man ein Kind so misshandelt.

Aber du kannst ja mal 2 Jahre lang gegengeschlechliche Hormone nehmen und dann uns sagen, ob das jetzt irgendeinen Unterschied macht. Ich bezahl auch.

Wenn du dein eigenes Kind zu so einem Leid verdammst, aus dieser egoistik heraus, dann wundere dich auch nicht, wenn es nachher den Kontakt abbricht,

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