Sollten wir alle mehr arbeiten, um die Wirtschaft zu stabilisieren?

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Ich finde, wir sollten eher mal einen Schritt zurücktreten und uns fragen, was genau "die Wirtschaft" eigentlich ist und sein sollte.

An sich soll es doch so funktionieren, dass auf Basis der Arbeitsteilung alle einen Beitrag in dem Bereich leisten, in dem ihre persönlichen Stärken und Interessen liegen. Dabei soll es darum gehen, all das zu produzieren und zu tun, was wir Menschen zum Leben brauchen und gern hätten. Mal so ganz stark runtergebrochen.

Und ja, wahrscheinlich braucht es einen gewissen Wettbewerb mit Anreizen, damit Menschen dort wirklich ihr Bestes geben. Altruismus ist leider doch etwas unrealistisch und entspricht leider nicht wirklich der menschlichen Natur.

Aber muss eine Wirtschaft wirklich dafür sorgen, dass einige Wenige exorbitant viel besitzen? Dass viel Besitz auch mit extrem viel Macht einhergeht? Dass am anderen Ende sehr Viele sehr wenig, teils sogar ZU wenig zum Leben, haben? Und muss es wirklich immer um noch mehr und noch mehr, also Wachstum, gehen? Und wie soll ständiges Wachstum bei begrenzten Ressourcen überhaupt funktionieren?

Wenn man sich mit diesen Fragen mal ein bisschen auseinandersetzt und dann einen Blick auf den Ist-Zustand wirft, dann komme ich dabei zumindest zu dem Schluss, dass wir einen Haufen Energie und Arbeitskraft in Dinge stecken, die eigentlich ziemlich nutzlos sind. Dass wir an vielen Stellen ein System geschaffen haben, was nur noch dem Selbsterhalt dient, nicht mehr uns und unserem Leben und Wohlergehen. Und ein System, was eben echt sehr viel bei einigen Wenigen immer mehr und bei Vielen immer weniger werden lässt, bis an den Punkt, dass nicht mal mehr die Basics, die man zum Leben braucht, gesichert sind.

Und genau da würde ich mir wünschen, dass wir nicht immer an die Aufrechterhaltung des Status quo denken und über "noch mehr arbeiten" reden, sondern lieber mal gründlich ausmisten bei der Arbeit, die so ansteht. Ausmisten und dann das, was übrig bleibt, bestmöglich automatisieren und digitalisieren. Und dann eben ein System basteln, bei dem erst mal im Fokus steht, dass wirklich alle gut versorgt sind. Und erst dann in einem vernünftigen Rahmen Anreize schafft, über diese Grundversorgung hinaus die eigenen Stärken und Talente einzubringen. Ohne dass das wieder massiv auf Kosten anderer geht.


Wir sollten es wie Japan machen. Wenn es beim Fachkräftemangel aufgrund des Demographischen Wandels (sinkende Geburtenraten und steigende Lebenserwartung) menschliche Fachkräfte gibt, welche das Jobcenter/AMS anbieten kann, so sollte der Betrieb sie einstellen. Wenn Stellen jedoch nicht mehr nachbesetzt werden können, so sollte es zu einer Automatisierung der jeweiligen Arbeitsstelle kommen. So wären immer alle bzw. viele Stellen gebunden.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass zu unseren Lebzeiten Maschinen in der Lage sein werden, alle Berufe zu ersetzen. Falls doch, so könnten alle Stellen automatisiert werden und die Betriebe sollten für alle Roboter eine Maschinensteuer zahlen. Diese könnte man in Form eines Bedingungslosen Grundeinkommens auszahlen, damit die Menschen weiter genug Geld zum Leben haben. Menschen könnten dann immer noch ehrenamtlich bei der Arbeit mithelfen.

Das wird jedoch wahrscheinlich nicht passieren und ist sehr unrealistisch.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Wir haben ein Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich. Den Kuchen einfach größer machen löst das Problem nicht. In den letzten Jahrzehnten hat das zwar geklappt, aber das kann leider nicht ewig so weiter gehen.

Da Wissenschaftler und Experten seit Jahrzehnten vor solch einem Kollaps gewarnt haben, denke ich, dass wir am Ende sind. Das nennen wir übrigens ,,Kapitalismus".

Ich bezweifle, dass wir dieses Wirtschaftsproblem dieses mal in den Griff bekommen. Die Quittung wird die nächste Bundestagswahl sein, obwohl Rechtspopulisten, die sehr wahrscheinlich abrocken werden, das Problem verschlimmern werden.

So denke ich jedenfalls darüber.

Eventuell klappt es, den Kuchen einfach noch größer zu machen, aber dann ist es wieder nur eine Frage der Zeit bis es kollabiert.


treppensteiger  23.12.2024, 22:37

und je größer der "Kuchen" umso umfassender und folgenschwerer der Kollaps...

Sollten wir alle mehr arbeiten, um die Wirtschaft zu stabilisieren?

Nein, das bringt nix. Egal ob die Krankenschwester 40 oder 60 Stunden arbeitet der Chinese kauft trotzdem keine deutschen Autos.

So ohne größere Erläuterung, hätte ich gar keine Lust auf deine Frage zu antworten.

Eine weitere Automatisierung in einer Wirtschaft, die nur durch den Konsum der lohnabhängig Beschäftigten "lebt", und diese Automatisierung nur als Möglichkeit aufgreift, um eben diese Löhne zu Gewinnzwecken weiter einzusparen, kann nicht schadlos funktionieren. Auch wenn Automatisierung an sich, nichts zwingend Schlechtes ist.

Das Gleiche geschieht durch reine personelle Mehrarbeit. Auch diese schafft eine weitere Zentralisierung des wirtschaftlichen Treibstoffs, des Geldes, welches dadurch dem notwendigen Konsum völlig, dem wirtschaftlich nötigen treibenden Konsum zu einem Großteil entzogen wird, zugunsten weiterer spekulativer Blasen.

zusätzlich! zu dem simplen Fakt; begrenzte (Um)Welt, begrenzte Wirtschaft

Die Wirtschaft wird nicht etwa dadurch destabilisiert, dass sie die in sie gesetzten Erwartungen, Anzahl und Qualität der Produkte, nicht erfüllen kann, sondern dadurch, dass sie durch ihre steigende Exklusivität, und Produktivität, ihre Kunden, die ja dafür gleichzeitig auch "Bezahlte" sein müssen, selbst ausschließt.

Die Qualität und Quantität regelt "Der Markt" wie in der Schule gelernt. Was der "Markt" aber nicht regelt, nicht regeln kann, sind lohnabhängige Absatzprobleme. Und was er definitiv nicht regelt, ist der nachhaltige Betrieb seiner Grundlagen, also nicht nur der Menschen, die ja als Einzige als Konsumenten/Käufer in Frage kommen, sondern auch der Grundlage für die Existenz dieser Menschen und der nötigen Rohstoffe. Hier gilt einzig die Devise, wer am billigsten "einkauft" hat den meisten (kurzfristigen, wobei kurzfristig relativ ist, es dauert halt ein Weilchen, diese doch recht große Erde fertig zu machen) Gewinn.

So ähnlich praktisch erleben darf man das irgendwann mal im Kindergarten oder in der Schule beim Stuhltanz. Da wird auch künstlich verknappt, und am Ende sitzt nur noch Allein einer rum, und alle Anderen stehen schon seit ner Weile gelangweilt in der Ecke.