Sollte jeder arbeiten gehen, der in der Lage dazu ist?

Das Ergebnis basiert auf 42 Abstimmungen

Ja definitiv 67%
Nein definitiv nicht 33%

18 Antworten

Schweres Thema. Generell finde ich unsere Arbeitswelt an sich schon ein wenig pervers. Den Großteil der wachen Lebenszeit im Erwachsenenalter für ein paar Kröten hergeben und dort fremdbestimmt sein, damit es Leuten oben drüber richtig gut geht.

Auch ist die Frage, wie viel man als Gesellschaft brauch. Ob wir immer mehr Wegwerfprodukte herstellen müssen, ob wir möglichst viele Waren exportieren müssen und hier einen Überschuss an Waren erreichen müssen. Ob alles immer wachsen muss und immer mehr werden muss.

Ebenso ist die Verteilung der Arbeitskräfte fraglich. Wir haben in den letzten Jahrzehnten mit steigender Produktivität und Automatisierung ordentlich Arbeitsplätze abgebaut in den Bereichen, wo wirklich was umgesetzt wird. Statt dessen haben wir Organisation, Verwaltung und Management verdreifacht. Täglich sitzen Millionen von Leuten in Meetings. Dort sind dann zehn Leute, zwei unterhalten sich und acht spielen am Handy.

Hätten wir wir da eine Verteilung wie vor wenigen Jahrzehnten, dann hätten wir heute die gleiche Produktivität bei einer 15 Stunden Woche. Natürlich würde man das nicht anstreben, weil die Yacht kann ja durchaus ein paar Zentimeter größer werden, ergo arbeitet man dann 40 Stunden für mehr Produktivität.

In den bereits komplett kaputten Systemen, die wir uns geschafft haben, da macht es aber natürlich Sinn, das alle irgendwo anpacken und arbeiten. Da ist gute körperliche Verfassung und psychisch belastbar auch gar nicht die Ausnahme. Es gibt sehr, sehr, sehr viele Leute mit körperlichen Einschränkungen, psychischen Krankheiten usw. die arbeiten.

Klar kann da nicht jeder jeden Job machen aber das jemand so krank ist, dass er nicht arbeiten kann ist doch eher selten, mal ab von Leuten im höheren Alter aber auch da gehen häufig noch einfachere Tätigkeiten.

Ansonsten bedeutet Arbeit irgendwo auch Routine, Disziplin und co. Und irgendwie brauchen die Leute ja auch ein Dach über den Kopf und was zu beißen. Unsere Sozialsysteme sind ja eher geschaffen für Leute, die nicht können. Wenn das eine Alternative ist, für Leute, die einfach kein Bock haben, dann wird das mit der Finanzierung natürlich schwieriger.

Ist ja nicht so als finanzieren das ein Lindner oder Scholz, der ggf. noch ein wenig Cum-Ex Kohle auf der Seite hat. Das finanzieren eben die Bürger und da auch selten die reichen Unternehmer, die können sich mit Steuertricks und co. aus der Affäre ziehen. Viel mehr trifft es meist vor allem die Mitte, von denen wir dann einfach noch ein paar weiter nach unten schmeißen, weil andere entscheiden, dass ihre Lebenszeit wichtiger ist und der Depp eine Wohnung weiter doch für ihr Leben aufkommen soll.

Frage ist aber auch was die Alternative ist. Den Leuten einfach nix zahlen? Ich mein mal schaue sich mal Zustände in den USA an, wo es ganze Stadtgebiete gibt, wo an den Straßen Zelte stehen, wo Leute wohnen.

Die Frage ist wie viele der Leute arbeiten würden, die sonst kein Dach übern Kopf hätten und nix zu beißen hätten und wie viele komplett abstürzen würden in Obdachlosigkeit, Kriminalität und co. Und dann ist die Frage wie wäre das im Vergleich dazu sie durchzufüttern, für sie, für den Rest der Gesellschaft.

Also ja, ich denke wir sollten Leute, die einfach kein Bock haben nicht so durchfüttern, wie wir das tun. Ich denke aber auch, der Arbeitsmarkt sollte nicht so sein, wie er ist. Wir sollten nicht so viel arbeiten, nicht so wenig kriegen bzw. so hohe Abgaben haben und natürlich sollten Leute weniger abhängig vom Job sein in der Form, dass sie da alles mit sich machen lassen und scheiße behandelt werden usw.

Die Alternative ist eben ein BGE. Da plant man das aber auch ein, dass jeder was kriegt und plant nicht für die, die nicht können und finanziert dann doch die mit, die nicht wollen. Das hätte natürlich den Charme, dass genau sowas negiert werden würde. Man würde berufliche Entscheidungen ein wenig unabhängig von der Kohle treffen, die man zum Leben brauch. Und die Finanzierungsideen zielen dann auch eher darauf ab ein wenig mehr bei den Leuten hinzulangen, die sich aktuell da Größtenteils aus ihrer Verantwortung rausziehen, bei denen das auch wenig wehtut.

Ja da wird immer geschrien von Umverteilung aber mal ganz ehrlich, am Anfang der Kette tun wir eben massiv nach oben umverteilen. Und das in einer ganz anderen Größenordnung bis hin dazu, dass die Leute kaum leben können und will man dann auch nur ein Teil wieder nach unten verteilen ist das Geschrei groß.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012
Nein definitiv nicht

Der Irrtum besteht in zwei Punkten:

  • Wer nicht arbeiten geht, ist nicht einfach "arbeitsfaul". Die "friktionelle Arbeitslosigkeit" und viele weitere Formen, sind zudem von Dir noch gar nicht berücksichtigt worden, die schlichtweg "auf einen tragischen Verlauf" oder "widere Lebensumstände" beruhen.
  • Wir haben uns in der Bundesrepublik auf eine freiheitliche, demokratische Ordnung geeinigt, zu der die freie Berufswahl zählt. Und eine Berufswahl kann auch "kein Beruf" (bzw. keine Arbeit) sein. Eingriffe in de Freiheitsrechte anderer müssen gut begründet sein und ich sehe hier keinen hinreichenden Grund.

Und: Nicht Arbeiten heißt auch kein Geld kriegen. Das schließt im Besonderen ein, dass eine Meldung einer solchen Person bei der Arbeitsagentur nicht zu einer dauerhaften ALG-Zahlung führen würde bzw. ich erwarten würde, dass sich die Person auch nicht als "arbeitssuchend" meldet. Letztes wäre ja wohl eine grobe Täuschung.

Nein definitiv nicht

Man sollte niemanden zur Arbeit zwingen. Es soll aber auch nicht am Steuerzahler liegen, für die Menschen die nicht arbeiten wollen zu zahlen.

Betreffend der psychischen Belastungen, im Job hat man diese halt oft... oder denkst du ein Chirurg der eine Notoperation machen muss, der Patient hängt zwischen Leben und Tod, wäre psychisch nicht unter Druck? Oder ein Feuerwehrmann der in ein brennendes Haus läuft, ein Soldat im Kriegsgebiet usw

Psychischer Druck ist in vielen Jobs völlig normal und ist kein Grund nicht zu arbeiten...

Nill  23.11.2023, 07:43

Aber menschen gehn anders mit dem druck um

Der eine hält das aus der andere muss zur Therapie

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whabifan  23.11.2023, 08:25
@Nill

Wenn Menschen von einem Arzt eine Therapie verordnet bekommen ist das in Ordnung. Ich rede eher vor der Menge an Menschen denen es schon zu viel Stress und Druck ist 8 Stunden am Tag irgendwelchen einfachen Tätigkeiten nachzugehen...

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Nill  23.11.2023, 09:58
@whabifan

Du nimmst konkrete beispiele nicht allgemein

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Ja definitiv

Ich finde es moralisch durchaus verwerflich, für sein eigenes Einkommen nicht beitragen zu wollen. Denn die Konsequenz ist dann, dass andere für einen aufkommen müssen. Und das kann irgendwie nicht sein. Wenn es keinen gesundheitlichen Grund gibt, finde ich es nicht nachvollziehbar.

xyzxyzxyz887  23.11.2023, 09:27

Ich möchte ergänzen, dass familiäre Gründe (Kinder, Pflegefälle ect.) für mich noch nachvollziehbar sind.

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Ja definitiv

Die Ausnahme wäre, wenn man auf andere Art ohne fremde, finanzielle Unterstützung leben kann, z.B. Erbschaft, Lottogewinn, Kapitalanlagen, die genug Gewinn bringen, etc.

Nill  23.11.2023, 07:44

Dann bekommt man aber kein bürgergeld

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