Sind die blonden, blassen und großen Deutschen mit sich immer genetisch näher verwandt als Polen oder andere Ethnien?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Nein 80%
Ja 20%

6 Antworten

Nein

Das anzunehmen wäre ohne Gentest eher unsinnig. Die phänotypischen Merkmale sind vom Genotyp her betrachtet viel zu unbedeutend um eine nähere Verwandtschaft zu beweisen. Außerdem können sich gerade phänotypische Merkmale immer wieder, auch nach Generationen, herausmendeln obwohl der tatsächliche genetische Abstand zu anderen Mitgliedern der phänotypischen Gruppe sehr groß ist.

Patrikreiser 
Fragesteller
 19.09.2020, 21:42

Wieso sehen einige bestimmte Gruppen in Deutschland in der Erscheinung ähnlich aus?

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PeterJohann  19.09.2020, 21:49
@Patrikreiser

Weil die Gene & die Genkombinationen, die einen bestimmten Phänotyp definieren ähnlich oder identisch sind. Deswegen muss man aber nicht verwandt sein. Ein blonder Russe hat dieselbe Genkombination für Blondsein wie ein blonder Luxemburger, eine verwandtschaftliche Beziehung (zumindest näher als 5-6 Ecken) muss trotzdem nicht bestehen.

Andersrum, jeder Mensch trägt ein Gen, das zur Synthese von Laktase in der Kindheit dient. Das macht uns ja auch nicht notwendigerweise verwandt.

Andererseits, meine Mutter war rothaarig, mein Vater tiefschwarz und ich bin blond; verwandt sind wir trotzdem.

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Patrikreiser 
Fragesteller
 19.09.2020, 22:05
@PeterJohann

Aber das Klischee Deutsch Blond, groß und blass oder auch blauäugig, viel/zumindest etwas näher verwandt sein als ein Klischee behaarten Türken?

Was sagst du zu diesem Thread denn?
Da behauptet der User, dass es doch große Unterschiede in der DNA sind, obwohl nur Menschen zu 99,9% miteinander verwandt sind.

@decordoba

Nein, man kann das sogar ganz gut an Grafiken demonstrieren. Nehmen wir mal die Haplogruppen der Y-DNA (väterliche Abstammungslinien) in Europa. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Haplogruppe#/media/Datei:Haplo-Y-Europa.png
Ein Deutscher mit R1b könnte z.B. enger mit einem Franzosen verwandt sein als sein ebenso deutscher Nachbar mit R1a (der könnte enger mit einem Polen oder Russen verwandt sein). In der Grafik geht es um das Jahr 1500 n.Chr. (also lange vor den modernen Migrationen).
Du siehst auch: es gibt keine Gruppe, die es nur in Deutschland gäbe (und sonst nirgendwo). Auch die Gruppe I gibt es anderswo (z.B. Skandinavien). Jeder Mensch hat 4 Großeltern, und die können alle aus unterschiedlichen Regionen gekommen sein.
Unsere genetischen Marker sind sehr alt (älter als die heutigen Nationen). Wir haben immer noch Gene ähnlich wie in der Steinzeit. Daher nehmen wir auch leicht zu, und nehmen nur schwer ab - weil der Körper immer noch drauf optimiert ist, für schlechte Zeiten (Winter) Reserven anzulegen. Unser Körper ist nicht drauf optimiert, dass man jeden Tag zum Aldi gehen kann. 
Früher war es so, dass es eine ganze Weile lang nichts (oder nur wenig) zu Essen gab. Da waren Menschen mit Reserven im Vorteil. Und von solchen Menschen stammen wir ab. -User von GuteFrage.

decordobavor 6 Stunden

@Patrikreiser

So einfach ist das nicht: Ich habe die Y-DNA R1a1 Baltic Carpathian - Z280 = Baltisch. Jedoch habe ich Autosomale DNA weniger als 1% Osteuropa. Daraus kann man ableiten, dass die Daten hinten und vorne nicht zusammenpassen - im Widerspruch zueinander sind. Ich müsste zumindest das Y-Chromosom vom Baltikum haben - das macht alleine 1/46 von meiner DNA aus. 

PatrikreiserFragestellervor 5 Stunden

@decordoba

So einfach wie du es beschreibst ist es erst recht nicht. Dein Satz „ist ein großer Unterschied“ ist nicht ganz richtig. Weil alle Menschen zu 99,999~% miteinander verwandt sind und was sollte es mit dem Satz „es ist ein großer Unterschied“? 
Ich habe vorhin mit einem Biologen gesprochen und mich nach deinem Satz erkundigt und es wurde klar gesagt, dass du einiges vermischst. Und das die DNA Tests alles nur Zufallszahlen sind, weil es ein bestimmtes Gen oder DNA der Herkünfte nicht existiert, sondern man die DNA der Einwohnerzahl eines Landes/Ortes in dem Fall mit deiner vergleicht also wie soll man daraus etwas ableiten können? Die Bevölkerung hat sich doch mit der Zeit nur noch vermischt und die Ureinwohner Stellen nich mehr die Mehrzahl oder existieren nicht mehr? 
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Da Deutschland über die Jahrhunderte immer Durchmarschgebiet vieler Armeen war, von den Römern, über Völkerwanderungen, 30 jähriger Krieg, Napoleon, zweiter Weltkrieg usw ist der deutsche Genpool wahrscheinlich größer, als in anderen Ländern, wo sich mehr, wie du schreibst, untereinander gepaart wurde.

Nein

Das kann man so pauschal nicht sagen. Ich bin zum Beispiel dunkelhaarig mit dunkelbraunen Augen und bin genetisch absolut Nordwestdeutsch. Es gibt auch keine 100% genetisch Deutsche. Gebürtige Niedersachsen, Schleswig-Holsteiner und Westfalen sind genetisch wahrscheinlich eher mit Niederländern, Dänen, (+Skandinaviern und Engländern) verwandt, als mit Menschen aus Sachsen. Diese ähneln wiederum eher den Menschen aus Westpolen und Westtschechien, wohingegen Bayern und Österreicher sich genetisch sehr ähnlich sind. Würde man mit mir einen DNA-Test machen, dann würde ich wahrscheinlich eher als Niederländerin denn als Bayerin eingestuft werden, obwohl es sich um einen anderen Staat handelt.

und nochmals: blonde Haare kommen zwar vermehrt bei Menschen aus Skandinavien und NW-Deutschland vor, es kann aber auch blonde Menschen aus Russland oder Spanien geben, ohne dass man deshalb genetisch irgendwie näher verwandt wäre.

Ein Bayer mit vorwiegend keltisch-römischer Abstammung ist einem Norditaliener mit vorwiegend keltisch-römischer Abstammung genetisch ähnlicher als einem Westfalen mit vorwiegend germanischer Abstammung.

Je mehr germanische oder baltische Abstammung ein deutscher „Stamm“ besitzt, desto höher ist der Anteil an Blonden.

Awren  19.09.2020, 23:12

Deshalb sind blonde Haare in Westfalen und Pommern so verbreitet.

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Awren  20.09.2020, 14:22
@Patrikreiser

Nein. Die Deutschen stammen von verschiedenen Stämmen ab. Beispiele: Die Ostpreußen stammen zum Teil von den Prußen, einem baltischen Stammesverband, ab (http://genwiki.genealogy.net/Prussen), die Hessen zum Teil von den Chatten, einem germanischen Stamm, die Schwarzwälder zum Teil von Galloromanen (Kelten und Römer gemischt). In Süddeutschland lebten vor der Ankunft der Alemannen und Bajuwaren, die zu den Germanen zählen, Kelten und einige römische Besatzer. Die Germanen vermischten sich mit den Kelten und Römern.

Unter Galloromanen versteht man die Bevölkerung, die hier in den ersten zwei nachchristlichen Jahrhunderten unter römischer Herrschaft lebte, also Kelten und Römer gemischt , die galloromanisch sprachen. Als die Alemannen eingewandert sind um das Jahr 260 nach Christus, haben sich die schon ansässigen Galloromanen in die Schwarzwaldtäler zurückgezogen und viele galloromanische Namen hinterlassen.

https://www.hochschwarzwald.de/Reisemagazin/Alle-Geschichten/Typisch-Schwarzwald/Winterhalder-und-Spiegelhalder

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Patrikreiser 
Fragesteller
 20.09.2020, 14:40
@Awren

Stämmen bedeutet, dass Menschen sich bewusst in einem Stamm geschworen haben oder es gemeinsam gründeten?
Wie soll man sich das vorstellen, wenn es so viele Stämme in Mitteleuropa gab?

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Awren  20.09.2020, 14:53
@Patrikreiser

Stamm wird im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache so definiert:

(im Stadium der Urgesellschaft lebende) Menschengruppe aus mehreren Familien und Sippen, die sich durch gesellschaftliche Gemeinsamkeiten, einen eigenen Namen, oft eigene Sprache, Kultur, Wirtschaft und Territorium von anderen Menschengruppen unterscheidet

Manche germanischen Stämme schlossen sich zu einem Stammesverband zusammen, wie z. B. im Fall der Franken, die deshalb auch als Volk bezeichnet werden.

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Patrikreiser 
Fragesteller
 20.09.2020, 15:00
@Awren
eigenen Namen oft eigene Sprache Kultur Wirtschaft  und  Territorium  von anderen Menschengruppen unterscheidet

Ja aber wer hat ihnen diesen Gruppennamen gegeben? Die selbst oder wer war das?

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Awren  20.09.2020, 15:06
@Patrikreiser

Die Stammesnamen, die uns überliefert sind, haben sie sich in der Regel selbst gegeben. Alemannen bedeutet vermutlich „alle Männer“.

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Patrikreiser 
Fragesteller
 20.09.2020, 15:09
@Awren

Germanen haben sich doch nicht Germanen oder Kelten genannt?
Das haben wir später doch als kleine Unterscheidungen gemacht und es mit Germanen verallgemeinert aber unter Germanen gab es vielleicht Tausende weitere „Stämme“ also Gruppen die unter sich geblieben sind?

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Awren  20.09.2020, 15:37
@Patrikreiser

Die Römer bezeichneten das Gebiet östlich des Rheins, wo Stämme mit ähnlicher Kultur lebten, als Germania magna. Woher die Römer die Bezeichnung Germania haben, ist unbekannt. Die germanischen Stämme dort sprachen westgermanische Sprachen. Sie haben ihre Ähnlichkeiten sicherlich bereits bemerkt, bevor die Römer ihrem Siedlungsgebiet einen Namen gaben.

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Patrikreiser 
Fragesteller
 20.09.2020, 15:59
@Awren
Die Römer bezeichneten das Gebiet östlich des Rheins, wo Stämme mit ähnlicher Kultur lebten, als  Germania magna.  

Die Römer sind aber keine Germanen und deshalb ist es irrelevant, wenn Außenstehende eine Gruppe nennen, solange die Gruppe sich selbst offiziell oder amtlich einen Namen gibt.

Es gab so gesehen keine germanische Stämme, weil alles durch das Wort Germanen und ihre vermeintliche Stämme verallgemeinert wurden, weil man sonst nichts mehr verstanden hätten, was und wo alles jetzt hingehört. Menschen sind nun mal Gruppentiere und schließlich sich in tausenden Gruppen leider an.
Ohne die modernen Staaten wie Deutschland hätten wir keinen Überblick mehr, deshalb haben wir uns irgendwie noch auf deutsch nach Jahrtausenden entschieden, obwohl es keine reinen Deutschen gibt und niemals in so einer Größenordnung gab. So gut würden sich großen Gruppen wiederum auch nicht verstehen, wenn nichts zum Essen abbekommen hätten und das war der Fall. Es gab immer arme und reiche,

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Patrikreiser 
Fragesteller
 20.09.2020, 11:51

Waren jetzt die Kelten überwiegend blond oder eher die Germanen? Darunter gab es aber Tausende von Stämmen, also woher soll man wissen, dass man keltisch römische Abstammungen hat?
Es ist doch alles so extrem vermischt, dass man es niemals wissen kann?

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Awren  20.09.2020, 15:58
@Patrikreiser

Die Germanen waren wahrscheinlich vorwiegend blond, die Kelten eher brünett. Johannes Ranke schreibt im zweiten Band von Der Mensch (1887) auf S. 244:

Virchow konstatiert nun, daß wir da, wo noch heutigestags die Brünetten in größerer Häufigkeit sitzen, vorwiegend die alten Wohngebiete der Kelten vor uns haben, wie sie sich namentlich durch Funde keltischer Silber- und Goldmünzen (Regenbogenschüsselein und andere) feststellen lassen. Das ist gewiß, daß überall, wo die Kelten deutlich hervortreten, in Belgien, am linken Rheinufer, in der Westschweiz, und so auch an den Stellen, wo sie früher saßen, in Böhmen, in Norikum, in Süd- und Westdeutschland, heute brünette Bevölkerungen gefunden werden.
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