Pferd klebt plötzlich an der Herde. Was tun?

8 Antworten

  • ist die Stute vielleicht rossig? Da sind einige besonders anhänglich
  • ja, Angst, wieder in der Isolation zu enden, kann natürlich gegeben sein. Evtl ist professionelle Hilfe nötig. Ich würde, wenn es ein paar nette Mitreiter gibt, mal einfach versuchen, dafür zu sorgen, dass bei zunächst kleinen Ausritten immer ein vierbeiniger Freund hinter jeder Ecke oder „am Ziel“ wartet.
virgo1972 
Fragesteller
 27.02.2024, 14:57

Nein, rossig war sie erst. Da war das alles gar kein Problem. Wir haben zum Glück 2 Pferde, sodass wir immer zu 2 sein können.

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Heyyy

es ist vollkommen normal, dass es solche „Rückfälle“ gibt und okay.

Ich würde dir folgende Sachen empfehlen:

1) Bodenarbeit/Horsemanship um das Vertrauen zu stärken

2) kleine Runden gehen und sich immer steigern

3) Andere Pferde mitnehmen

Das wären jetzt die Besten Methoden. Sollte es sich nach ein paar Wochen nicht gebessert haben würde ich dir empfehlen einen Trainer zu kontaktieren, der mit ihr arbeiten kann.

Häufig wird dabei folgendes gemacht: Man macht es dem Pferd „ungemütlich“ bei der Herde und gemütlicher je weiter weg man ist. Der berühmte Pferdemann Buck Brannaman macht das z.B. so. In seinem Buch wird das nochmal sehr schön erklärt. Ungemütlich bedeutet natürlich nicht Schmerzen!! Es bedeutet einfach, dass von dem Pferd etwas gefordert wird.

Diese Methode sollten allerdings nur Profis vollziehen.

Ersten ist es absolut im Rahmen, dass Pferde nach ein paar Wochen beim neuen Besitzer, im neuen Stall etc. anfangen, die Dinge in Frage zu stellen. Das ist wirklich nicht ungewöhnlich. Zweitens darf das Tier nun endlich ein normales Sozialleben haben, was ihm die Trennung von den anderen aktuell sicher noch schwerer macht. Es kennt euch noch nicht und weiß nicht, ob ihr euch (auf Dauer) vertrauenswürdig erweist und die - in Pferdeaugen - richtigen Entscheidungen treffen könnt. Daher sagt sie erstmal klar und deutlich, dass sie gerne bei ihren Kumpels bleiben möchte - und somit in Sicherheit.

Das Pferd hat viel zu verarbeiten: Besitzerwechsel, Stallwechsel, andere Haltungsform. Also gib ihm bitte Zeit, bleib ruhig, geduldig und konsequent, dann kapiert sie am schnellsten, dass es ihr nicht schadet, was der Mensch von ihr möchte. Du bist auf dem richtigen Weg, wenn du das kleinschrittig angehst. Erstmal nur ein paar m vom Hof weg, gemeinsam mit anderen Pferden raus, etc. Bleib entspannt und versuche bitte, aus Pferde- nicht aus Menschensicht zu handeln. Für dich ist klar, es ist nur ein Spaziergang und ihr seid in absehbarer Zeit zurück - für dein Pferd nicht. Es ist geprägt von jahrelanger falscher Haltung, es kennt dich nicht bzw. noch nicht gut genug, also fragt es nach. Das meint es keineswegs böse, es ist an dir dem Tier zu zeigen, dass es sich auf dich verlassen kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
virgo1972 
Fragesteller
 27.02.2024, 15:11

Danke für die tolle Antwort. Das bestätigt auch meine Vermutung. Wir haben jetzt begonnen, nur ein paar Schritte vom Hof zu gehen und dann wieder zurück.

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Ich würde nochmal ein paar Wochen so weitermachen. Wenn es schlimmer wird, dann solltet ihr mal die genaue Ursache suchen. Ist es die Herde, ein bestimmtes Pferd, welcher Radius ist OK usw... Dann fängt ihr da auch mit dem Training an. Wenn sie es völlig übertreiben sollte, macht ihr das auch. Dh, ihr schnappt euch das Pferd und sobald es damit anfängt geht ihr zurück auf den Hof und bewegt es da. Und zwar ordentlich. Es muss gleichzeitig verstehen, dass es immer mit euch geht, als auch, dass es im Stall quasi anstrengender als draußen ist.

Ich denke das sind ganz normale Trennungsängste, das ist okay und durch den Stallwechsel auch natürlich. Lässt ihr erst noch ein bisschen Zeit, bevor ihr mit dem Training anfangt. Im Notfall professionelle Hilfe suchen, die haben oft noch mehr Ideen und Input als du hier bekommst.

Was mir noch einfällt ist, dass ihr übty euch mit einem anderen Pferd vom Stall zu entfernen (ausreiten, Spazierengehen) und das sich dann trennt, ihr es aber nach kurzer Zeit wieder trefft. Die Zeitspanne verlängert ihr dann, bis ihr das Pferd quasi nur noch beim abritt und Ankunft braucht. Dann kannst du das auch antrainieren und fertig. Aber da muss man für jedes Pferd eine persönliche Variante finden 😉

Woher ich das weiß:Hobby – Reiterfahrung seit 10 Jahren & Pflegeponys

Herzlichen Glühstrumpf... Das arme Tier konnte jahrelang seinem innersten Bedürfnis nicht nachgehen: Herde

Herde bedeutet Schutz, wer alleine ist (als Pferd), der wird mit ziemlicher Sicherheit gefressen! Klar, als domestizierte Hauspferde natürlich nicht mehr, aber das wissen Pferde nicht, denn das Bedürfnis nach einer Herde ist in der Bedürfnispyramide auf zweiten Platz gesetzt.

Jetzt hat sie eine Herde und natürlich hat sie jetzt Verlustängste.
Jedoch ist an der Herde kleben immer nur ein Symptom, das man alleine nicht angehen sollte, sondern die Ursache mit behandeln und hier ist die Ursache klar: Jahrelange Misshandlung durch fehlerhafte und tierschutzwidrige Haltung.

Gebt ihr bitte Zeit in der Herde, sich richtig einzleben, das dauert gern mal bis zu einem Jahr.

Erspart ihr den Stress erst mal, alleine raus zu müssen und arbeitet mit ihr daran, dass sie "bei euch" ist. Ihre Gedanken driften sofort ab Richtung Herde, ihr Fokus, ihr ganzes Wesen ist auf die Herde fixiert.

Jetzt müsst ihr dem Pferd klar machen, dass ihr genauso eine Herde sein könnt, sie kann sich genauso auf euch verlassen, wie auf ihre Pferdekumpels.
Agiert so, dass ihr a) ihre Aufmerksamkeit bekommt und b) ihr das Gedankenkarussell das sich nur noch um die Herde dreht, durchbrechen könnt.

Dies gelingt am besten mit einem guten (horsemanship) Trainer.

Keks37  27.02.2024, 15:50

Amen

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