Mussten Schüler je Schillers gesamtes „Lied von der Glocke“ auswendig lernen, wie oft behauptet wird?
Das Rezitieren dauert etwa 15 Minuten.
6 Antworten
oh ja, unsere Mütter und vor allen Dingen die Großmütter - und uns haben sie damit früher furchtbar genervt. Weil sie (verständlicherweise) dafür bewundert werden wollten.Sie konnten das aber wirklich ! Uns blieb es dann erspart (Baujahr 1941) - nur die Balladen, die mußten wir dann noch auswendig lernen. Ehrlich gesagt, ohne Schummeln habe ich das nie hingekriegt,- aber mit Vorsagen kann ich einige noch heute. Auswendig lernen hat schon einen Vorteil, - man speichert besser - und kann es später abrufen. Ob das aber notwenig ist, bezweifle ich. Anders natürlich bei Vokabeln.
Oder Grammatik - sofern man nicht jedes mal die ganze Deklination runterrasseln muss, um zu einer richtigen Version (in französisch z.B.) von 2. Person Plural von... zu kommen.Viel Wissen, das heute die Denkvorgänge langsamer macht. Im Computer "Hirn" ist eben auch viel Datenmüll abgespeichert. Und updates schwierig - wenn nicht unmöglich.
Kam sicher früher mal vor. Meistens begnügte man sich aber mit kürzeren Schiller-Balladen, z.B.
Der Taucher
Die Bürgschaft
Der Ring des Plykrates
Das weiß ich nicht, aber wir mussten die gesamte Bürgschaft auswendig lernen und noch einige Gediche und Balladen mehr...
Ja, sicher. War kein Problem.
Wir mussten auch die ersten 14 Zeilen der Odyssee auf Altgriechisch auswendig können.
"Max und Moritz" hat ca. 410 Verse, die kenne ich jetzt noch mehr oder minder auswendig, weil ich das alles ins Esperanto übersetzt habe. Reim und Rhythmus erleichtern das Auswendiglernen ungemein.
Ich meine, dass es eine mindestens so große Gedächtnisleistung ist, wenn die Leute heute hunderte von Tastenabfolgen ihres Mobiltelefons auswendig können. Das fällt mir sehr schwer.
Kann auch sein. Die letzte Zeile hieß inhaltlich etwa:
Von dem allen, Göttin, Tochter des Zeus, künde auch uns.
Wir damals schon. Und außerdem Die Bürgschaft und den Erlkönig.
Aber sicherlich nicht komplett aufsagen, richtig? Denn das hätte viele Unterrichtsstunden in Anspruch genommen.
Es reicht schon, wenn jeder Schüler nur einen Teil im Unterricht aufsagen muss. Lernen musste er trotzdem alles.
Es wurden "Stichproben genommen" - d.h. der Lehrer gab eine Textstelle vor - und die Schüler mußten von da an weitersprechen. Das setzt voraus, daß man den gesamten Text kannte und beherrschte.
Wir mussten immer komplett aufsagen können. Es wurde dann gezogen, wer aufsagen muss...
unter anderem auch „die Füße im Feuer“, „Der Handschuh“, „Der Zaugerlehrling“, „der Erlkönig“ und „die Bürgschaft“.
Einen guten Teil der Gedichte kann ich auch noch nach zwanzig Jahren fehlerfrei aufsagen...
es wurde komplett aufgesagt, aber auf Schüler verteilt. Wir wussten aber nicht, in welcher Reihenfolge man dran kam. Wurde ausgelost. Von daher sollte man die ganze Ballade kennen. Und einiges kann ich auch noch. Zauberlehrling habe ich bei meiner Aufzählung vergessen.
wirst Du auch nach fünfzig Jahren noch können,- nur; für wen ist das heute noch gut?
Ja, diese Gedichte sind deutlich kürzer. ;-)