Muss ich mir Sorgen machen, dass ich anfällig für rechtes Gedankengut bin?
Zunächst einmal, ich bin ein entschiedener Gegner der AfD und habe bisher (neben Kleinstparteien) vor allem Grüne und SPD gewählt. Ich bin u.a. für ein weltoffenes Deutschland, für die EU, für die Unterstützung der LGBTQ-Community und für die Bekämpfung von Extremismus und Antisemitismus in jeglicher Form. Ich würde niemals jemanden aufgrund seiner Religion, seiner Hautfarbe oder seiner Herkunft verurteilen. Aber in letzter Zeit fallen mir ein paar Dinge an mir auf, die mir Sorgen bereiten.
Nämlich scheine ich mich gedanklich den Themen der AfD anzunähern, jedenfalls kommt es mir so vor und das gefällt mir nicht. Aktuelles Beispiel: Israel und Palästina. Ich möchte da jetzt kein Fass aufmachen, wer warum recht hat und wer nicht. Es geht mir darum, dass ich all die antisemitischen Proteste und Aktionen zutiefst verabscheue. Manchmal wünsche ich mir wirklich, man könnte einfach alle Beteiligten sofort aus Deutschland rausschmeißen. In einen Flieger setzen und auf nimmerwiedersehen.
Dass das nicht geht, ist mir klar. Da sind auch viele mit deutscher Staatsbürgerschaft dabei. Außerdem ist das hier immer noch ein Rechtsstaat. Man kann nicht jeden, dessen Meinung einem nicht passt, einfach ausweisen. Das hat halt schon starke Ähnlichkeiten mit dem, was manche AfD-Politiker so von sich geben. Aber manchmal spiele ich doch mit dem Gedanken, was wäre wenn...
Muss ich mir Sorgen machen, dass ich durch die aktuellen Krisen anfälliger für extremistisches und rechtes Gedankengut bin? In den 1930ern ging es auch mit Krisen los und Menschen, die vorher nie übers Extreme nachgedacht hätten, wählten plötzlich die Nazis.
Vielleicht reagiere ich da auch über, aber ich hatte mich bisher immer für einen demokratischen, weltoffenen Menschen gehalten. Das ich plötzlich auf solche Gedanken komme, hat mich erschreckt.
5 Antworten
ich denke allein, dass du das reflektiert betrachten kannst, bewahrt dich vor der Manipulation durch Populisten und Extremisten.
Jeder wünscht sich manchmal einfach Lösungen, egal wie sozial und weltoffen man ist, ich würde auch lügen wenn ich sagen würde ich habe nie den Gedanken dass man einfach alle, die die AfD wählen wollen in einen Flieger setzt und die irgendwo eine Insel bekommen wo sie ihren eigenen kleinen fremdenfeindlichen faschistischen Staat kreieren können. Aber das ist ja im Normalfall nicht ernst gemeint, oder? Krisen machen natürlich immer anfälliger für einfache Lösungen, da sie Emotionen auslösen, die dann oft die Rationalität einschränken.
Solange man aber - wie du mit dieser Frage - erkennen kann, dass solche Tendenzen bestehen, wenn man das wahrnimmt und reflektieren kann läuft man meiner Einschätzung nach nicht Gefahr, dem zu verfallen. Man tritt ja in keine Mäusefalle, wenn man versteht, dass es eine Falle ist. Und auch wenn der Käse so dermaßen lecker aussieht und man ihn am liebsten haben möchte und näher an die Falle tritt. Solange man die Falle als Falle sieht wird man nicht hineinspringen.
Danke dir. Der Vergleich mit der Mausefalle ist sehr passend.
Denken hat noch niemanden geschadet. Wenn die Wahrheit dabei herauskommt und irgendein Hansl bezeichnet sie als rechts, dann bleibt es trotzdem die Wahrheit und der Hansl kann dir egal sein.
Ich gebe dem die Stimme, der mir aus dem Herzen spricht und die Himmelsrichtungen sind mir dabei so was von egal. Natürlich gucke ich mir an, was die Leute sonst so von sich geben, die ich für mich sprechen lasse. Vielleicht machts sogar die Mischung.
Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass die Grünen mal für Panzerlieferungen sind? Realitäten holen manchen von Wolke 7. Man kann doch nicht alternative Wahrheiten erfinden, um bloß nicht auf die falsche Spur zu gelangen! Immer geistig aktiv bleiben!
Nö. Irgendwie spricht da schon eine fast hysterische Angst davor "irgendwie rechts" sein zu können. Rechts sein ist nichts schlechtes, Rechtsextrem oder Rechtsradikal sehr wohl.
Die CDU/CSU, die FDP sind rechte Parteien (rechts der Mitte), so wie SPD oder Grüne eben linke Parteien (links der Mitte) sind. Nur bezeichnen wir "rechts" nicht als "rechts" weil sofort jeder an Rechtsradikale denkt, "rechts" ein Unwort in Deutschland ist, also sind es konservative, bürgerliche oder so...
Jemand der eher linken Ideen anhängt - hat der Angst dass er plötzlich linksextrem werden könnte? Ist es etwas schlechtes dass er links ist? Besteht sofort ein Bezug zum Stalinismus? Nein. Genausowenig besteht bei jedem rechten Gedanken sofort ein Bezug zum Nationalsozialismus. Es ist ein völlig normaler Bereich des demokratischen Spektrums. Links, Rechts, da gibt es kein richtig, kein falsch, kein besser, kein schlechter. Solange es sich im demokratischen Rahmen bewegt ist es in Ordnung. Das macht Demokratie ja gerade aus.
Nur weil jemand im Laufe seines Lebens seine politischen Ansichten ändert, mal nach rechts, mal nach links driftet, hat das nichts mit Radikalismus, Extremismus, Nationalsozialismus oder sonst was zu tun.
Du darfst bedenken, dass man Intoleranz per Definition nicht tolerieren kann.
Eine Menschenfeindliche Meinung muss nicht akzeptiert werden.
Ein Mensch sollte nicht nach Sexualität, Herkunft, Religion oder Hautfarbe bewertet werden, sehr wohl aber nach seinen Einstellungen zu bestimmten Themen.
Wenn diese Einstellungen von Hass, Ausgrenzung und Menschenfeindlichekeit geprägt sind, können wir denjenigen gerne auf einer einsamen Insel einsperren.
Intoleranz kann- und darf nicht akzeptiert werden.
Was heißt rechtes Gedankengut?
Ansichten mischen sich, die ursprünglichen Lager lappen einander über.
Wer sozial denkt und in Sorge ist über die Altersarmut hier geborener Deutscher, sieht die Alimentierung und Bemutterung von Flüchtlingen vielleicht ungern.
In meinem Bekanntenkreis startete der Eine oder Andere als Linker und wurde Rechter.
Umgekehrt habe ich davon noch nicht gehört, ich kenne auch keine Erhebungen darüber.
Die Grünen versuchen uns einzureden, dass jede Ansicht, die von AfDern vertreten wird, braun verseucht ist.
Ich sehe daraus nur die Weigerung zu argumentieren.
Ein Verhalten, dass ich früher den Rechten zugeordnet habe.
Nichts stimmt mehr.