Klimawandel Deutschland?

1 Antwort

Von Experte ThomasJNewton bestätigt

Hallo,

Ein Baum entzieht der Atmosphäre nur so lange CO2 wie er lebt und wächst. Aber kein Baum lebt ewig. In der Natur stirbt er irgendwann einmal, und spätestens dann wird er wieder zersetzt, er verfault, und das komplette CO2, das er zum Aufbau seiner organischen Substanz eingelagert hat, wird wieder freigesetzt. Über einen langen Zeitraum betrachtet, ist ein Baum also ein Nullsummenspiel. Der Wert, den du gefunden hast, kann sich also nur auf einen Baum in einer bestimmten Lebensphase beziehen, in der nennenswertes Wachstum stattfindet. Sehr kleine, junge Bäume können diesen Wert nicht erreichen, sehr alte, die nicht mehr vital sind und kaum noch wachsen, auch nicht. Wenn solche uralten Bäume bereits Holzfäulen aufweisen (was bedeutet, dass die Holzsubstanz von Pilzen abgebaut und zersetzt wird, wobei CO2 freigesetzt wird!) dann kann schon zu Lebzeiten die Bilanz eines solchen Baumes so aussehen, dass er mehr CO2 freisetzt als bindet. An den Orten, an denen Bäume wachsen, Wäldern, findet also ein Kreislaufprozess statt: auf der Fläche eines Waldes kann eine bestimmte Summe an organischer Substanz, sozusagen also ein CO2- Speicher, maximal vorhanden sein. In einem alten Wald ist diese Maximalsumme erreicht und bleibt in der Summe konstant. Damit neue organische Substanz nachwachsen und damit CO2 aufgenommen werden kann, muß gleichzeitig Platz geschaffen werden, indem organische Substanz abgebaut und dabei CO2 freigesetzt wird. Die Bäume in diesem Wald nehmen zwar CO2 auf, ja, aber nur genau die Menge, die gleichzeitig in dem Wald freigesetzt wird. Zusätzliches CO2 aufnehmen, das wir aus anderen Quellen in die Atmosphäre schicken, das können sie nicht. Natürlich ist es wichtig, das wir die Wälder als Kohlenstoffspeicher erhalten, sonst kriegen wir noch mehr CO2 in die Luft. Aber wenn wir mit Bäumen der Atmosphäre CO2 entziehen wollen, dann sehe ich zwei Wege:

  • Neuen Wald anlegen, dort, wo bisher keiner wächst. Junge Wälder, die älter werden, binden tatsächlich mehr CO2 als die abgeben, weil sie ihre Summe an organischer Substanz noch steigern, bis sie den Maximalwert erreicht haben.
  • Bäume nicht verfaulen lassen, sondern nutzen und zu langlebigen Produkten (Möbel, Häuser,...) verarbeiten. Diese Produkte sind dann zusätzliche Kohlenstoffspeicher, während der Platz der dafür gefällten Bäume im Wald schon längst wieder von Nachfolgern eingenommen wird.
cupcak3z  19.07.2023, 00:39
In der Natur stirbt er irgendwann einmal, und spätestens dann wird er wieder zersetzt, er verfault, und das komplette CO2, das er zum Aufbau seiner organischen Substanz eingelagert hat, wird wieder freigesetzt.

Darf ich dich was dazu fragen? Ich hab keine Ahnung von Natur und Pflanzen, mir schoss grad nur die 5 Min. Biologie durch den Kopf wo ich mal aufgepasst habe.

Pflanzen betreiben doch Fotosynthese, die aus den Stoffen wie u.a. CO2 wieder Sauerstoff und Zucker machen. Und der Zucker wird doch von den Pflanzen zum Wachstum verwendet?

Wie kann dann das komplette CO2 vollständig freigesetzt werden nach gffs. Jahren oder Jahrzehnten des Wachstums?

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sa652ma  19.07.2023, 06:21
@cupcak3z

Oxidation, das „C“ vom „CO2“ wird immerhin als „Material“ verwendet, beim „faulen“ findet jedoch eingangs erwähnte Oxidation statt und es entsteht wieder CO2… kann man gut beobachten bei zB verbrennen oder bei der Gärung (beim backen oder Bier brauen).

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Pomophilus  19.07.2023, 07:17
@cupcak3z

Zucker ist das Ausgangsprodukt der Fotosynthese. Teilweise wird er dazu verwendet, den Energiebedarf der Zelle zu decken, teilweise wird er weiterverarbeitet zu andren organischen Substanzen. So wird der Kohlenstoff aus dem CO2 zum Aufbau sämtlicher organischer Substanz der Pflanzen verwendet in steckt dann in dieser: Blätter, Rinde, Holz,... Wenn diese organische Substanz wieder abgebaut wird (zersetzt, verdaut, verbrannt,...) dann wird dieser Kohlenstoff wieder als CO2 freigesetzt, egal wie alt das Holz ist, das da gerade verfault.

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AnonymDude836 
Fragesteller
 19.07.2023, 11:30
@cupcak3z

Das wollte ich gerade fragen. Ich schätze er meint, dass die Menge CO2 die durch Fotosynthese gewandelt wird kleiner oder gleich der mange an in Material gespeicherten CO2 (das beim zersetzen frei wird) ist

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Pomophilus  19.07.2023, 13:06
@AnonymDude836

Die Menge, die an CO2 gebunden wird, entspricht in einem alten Wald der Menge, die im gleichen Zeitraum freigesetzt wird.

Aber gleichzeitig bleibt ja immer eine ziemlich konstante Menge gespeichert: In einem Wald gibt es ja jede Menge Biomasse, die Kohlenstoff enthält. So viel wie zersetzt wird, wird durch neues Wachstum wieder gebunden. Diese Speicherung ist wichtig: würde man den Wald abholzen und nicht wieder aufforsten, dann hätte man zusätzliches CO2 in der Luft.

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AnonymDude836 
Fragesteller
 19.07.2023, 14:34
@Pomophilus

Die 10kg/Jahr beziehen sich ja aber auf Fotosynthese. Biomasse, die ab/aufgebaut wird kann man ja vernachlässigen wenn die gleich sind?

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Pomophilus  19.07.2023, 21:58
@AnonymDude836

Es kann sich, wie gesagt, nur auf einen Baum in einer Altersphasen beziehen, in der er relativ gut wächst. Und ja, nochmals in einem alten Wald steht dem Wachstum und der Bindung von Kohlenstoff die Freisetzung von Kohlenstoff in Form von CO2 in derselben Höhe durch Abbauprozesse gegenüber.

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AnonymDude836 
Fragesteller
 19.07.2023, 22:36
@Pomophilus

Er ist zumindest nicht auf CO2 zurück zu führen. Zahlen vom Nabu: Ein baum wandelt 16kg co2 in sauerstoff und zucker um (pro jahr). Wenn du jetzt wieder deine 90 milliarden bäume in de nimmst (zahlen vom statistischen bundesamt) und dann mit zahlen zum deutschlandweiten Ausstoß vergleichst ist das verwandelte co2 deutlich mehr.

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Pomophilus  19.07.2023, 22:45
@AnonymDude836

Ich hab es jetzt mehrmals versucht, zunerklären wie es sich meiner Meinung nach verhält. Ich glaube nicht, dass wir da noch irgendwie zusammen kommen. Alles Gute noch!!

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