Ist Sola scriptura die Lutherbibel?

8 Antworten

Es geht bei Sola scriptura nicht um die Bibelübersetzung.

Der lateinische Begriff „Sola scriptura“ („allein durch die Schrift“) gilt als Alleinstellungsmerkmal der evangelischen Kirche. Nach diesem auf Martin Luther zurückgehenden Kernsatz der Reformation ist die Bibel die einzige Quelle und Norm des christlichen Glaubens. Diese Idee war nicht neu. Die Reformatoren und ihre Nachfolger stellten diesen Grundsatz jedoch in den Mittelpunkt ihrer Lehre. Die Betonung der Heiligen Schrift als alleinige Autorität ist auch eine Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirche. Im Mittelalter war es üblich, dass die Heiligen Schriften durch die Brille der Kirchenväter und Konzilsbeschlüsse gelesen wurden. Die „Tradition“ formte theologische Aussagen selbstverständlich mit.
Zurück zu den Quellen
Die Reformatoren gingen zurück „zu den Quellen“ („ad fontes") in Anlehnung an die humanistische Bildungstradition am Beginn der Neuzeit. Auf diese Weise wollten sie dem Zentrum der christlichen
Botschaft, dem Evangelium Jesu Christi, nahekommen. Aus ihrer Sicht wurde die Bibel – das älteste Dokument der Christenheit – von kirchlichen Sonderlehren zunehmend verdunkelt. Luther zufolge legt
sich die Heilige Schrift von selber aus. Damit jeder Christ unabhängig von Lehramt und Kirche in der Bibel lesen kann, übersetzten Luther und andere Reformatoren die biblischen Texte in ihre Muttersprachen.
https://www.luther2017.de/de/reformation/und-kultur/bild-bibel/sola-scriptura/index.html

Luther hat, durch die Uebersetzung der Bibel in die deutsche Sprache erreicht, dass es jedem Menschen möglich wurde, die Texte der Bibel selber zu verstehen. Es brauchte keinen Priester des sagte, was im heiligen Buch stand.

Die Lutherbibel ist eine deutschsprachige Bibelübersetzung.

Ich möchte meine Antwort gerne dazu nutzen dir ein gewisses Grundlagenwissen über die verschiedenen Bibelübersetzungen zu geben.

Es gibt für die deutschen Übersetzungen des neuen Testaments der Bibel zwei Grundtexte, auf die zurückgegriffen wird. Zum einen den kritischen Text (auch als "Nestlé Aland" bezeichnet) und zum anderen den altgriechischen "textus receptus".

Je nach dem welche deutsche Bibelübersetzung man liest, wird dort im neuen Testament entweder auf den Grundtext der Textfamilie des altgriechischen "textus receptus"

(die älteste hier berücksichtigte Handschrift ist aus dem Jahre 1516 von Erasmus von Rotterdamm)

oder den kritischen Text

(die älteste hier berücksichtigte Handschrift ist aus dem 4.Jahrhundert (="Codex Sinaiticus")), wobei ich trotz des Altersunterschiedes der beiden hier erwähnten Handschriften sagen möchte, dass älter nicht unbedingt richtiger sein muss)

zurückgegriffen.

Im alten Testament wird bei den deutschen Bibelübersetzungen auf den masoretischen Text (MT) zurückgegriffen. (Der MT ist eine überwiegend hebräische mit einem kleinen Anteil aramäische Textversion)

Das so erstmal als grobes Grundlagenwissen für dich.

Was nun die deutschen Bibelübersetzungen angeht, gibt es entweder die wortgenauen Übersetzungen, die ihr Augenmerk besonders darauf legen, dass sie den jeweils zugrunde liegenden Text möglichst wortgenau übersetzen

oder

die sogenannten kommunikativen Übersetzungen, die darauf bedacht sind die Bibel möglichst für jedermann inhaltlich verständlich zu übersetzen.

Dann gibt es leider auch noch aus meiner Sicht eigenwillige Übersetzungen (wie z.B. die NWÜ der Zeugen Jehovas), wo man dann aus meiner Sicht durchaus schon davon sprechen kann, dass die Botschaft verändert wird.

Wenn du an einer möglichst wortgenauen Bibelübersetzung interessiert bist, so empfehle ich dir am besten entweder die "Schlachter2000"-Übersetzung

(basierend auf dem masoretischen Text für das alte Testament und den "textus receptus" für das neue Testament)

oder die "Elberfelder Bibel"

(basierend auf dem masoretischen Text für das alte Testament und den "kritischen Text" für das neue Testament)

zu lesen.

Ich persönlich bevorzuge die "Schlachter2000"-Übersetzung, weil sie im neuen Testament auf den "textus receptus" basiert. Es ist aus meiner Sicht der zuverlässigere Grundtext. Auch liest sich die Schlachter2000-Übersetzung für mich vom Sprachstil her angenehmer. Beide Grundtexte unterscheiden sich aber nur an wenigen Stellen (was nur in Detailfragen entscheidend ist) und erfüllen aus meiner Sicht dementsprechend beide das Ziel, dass die Bibel erfüllen soll (uns Gott zu offenbaren).

Wenn du an einer möglichst gut verständlichen Übersetzung interessiert sein solltest, so würde ich dir da als erstes die "Gute Nachricht Bibel" (ohne Apokryphen bzw. ohne sogenannte Spätschriften des alten Testaments) oder als zweites die "Hoffnung-für-Alle"-Übersetzung empfehlen. (Ich halte diese beiden Übersetzungen für sehr einsteigerfreundliche Übersetzungen, wobei es der "Gute Nachricht Bibel" aus meiner Sicht insgesamt besser gelingt die Botschaft korrekt inhaltlich verständlich wiederzugeben! Es ist eine Übersetzung, die ich auf jeden Fall Leuten, die an einer leicht verständlichen Übersetzung interessiert sind, empfehlen kann!)

Ein guten Kompromiss zwischen Worttreue und einfacher Verständlichkeit bietet aus meiner Sicht die "Neue-Evangelistische-Übersetzung".

Ich hoffe, dass ich dir mit meiner Antwort soweit weiterhelfen konnte dir einen gewissen Überblick zu geben.

Zum Thema Sola Scriptura würde ich dir einfach mal den folgenden Rapsong empfehlen wollen dir anzuhören, der bringt aus meiner Sicht den Gedanken hinter Sola Scriptura ganz gut zum Ausdruck:

https://youtu.be/CQpuoiYlJn8?si=FuURweThlH30_EYs

Liebe Grüße und Gottes Segen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde
anonymos987654  21.10.2023, 19:45

Nennst du bitte noch die Bibelstelle, wo das "Sola scriptura" festgelegt wird?

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xxScarface1990  21.10.2023, 21:44
@anonymos987654

Sola Scriptura bedeutet für mich, dass die Bibel die Autorität in Bezug auf dessen hat, was das Fundament des christlichen Glaubens ausmacht.

[16] Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, [17] damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. 2. Timotheus‬ ‭3:16‭-‬17

Diesen Vers zitiert Paulus zwar kontextuell betrachtet auf die Schriften des alten Testaments, aber das alte Testament stellt ja im Grunde auch die Grundlage für das neue Testament dar.

Wenn Kirche oder Tradition etwas hervorbringt, was den Grundsätzen des Wortes Gottes widerspricht, dann weise ich das entschieden ab. Tradition an sich ist nicht das Problem, aber sie muss mit dem Wort Gottes übereinstimmen und darf nicht den Lehren der Bibel widersprechen, damit ich sie gutheißen kann.

Die Bibel ist das Fundament, anhand dessen ich alles prüfe. So wie es auch die Beröa mit den Schriften des alten Testaments gemacht hatten, nachdem Paulus und Silas ihnen von Jesus Christus erzählten:

[11] Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte. Apostelgeschichte‬ ‭17:11‬b

Das alte und das neue Testament bilden aus meiner Sicht eine homogene und in sich geschlossene Einheit, der es in Hinsicht auf die Fundamente des christlichen Glaubens keine Hinzufügungen mehr bedarf.

Das heißt für mich nicht, dass es auch außerhalb der Bibel göttlich inspirierte Schriften geben kann (diese existieren aus meiner Sicht auf jeden Fall) , aber die Bibel ist die Schrift, mit der wir alles prüfen können. Ich bin Gott dankbar dafür, dass er uns mit der Bibel auch ein Buch geschenkt hat, mit dem wir alles prüfen können.

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Ist Sola scriptura die Lutherbibel?

Nein. "Sola scriptura" (nur das [in der Bibel] geschriebene zählt) war die wichtigste Idee Luthers und das größte Problem für Kaiser, Papst und katholische Kirche, weshalb sie ihn auch umbringen wollten.

Im Gegensatz zur katholischen Kirche behauptete Luther damit, dass Prister und Bischöfe völlig unnötig seien, um Gottes Wort (die Bibel) zu verstehen und um Kontakt mit Gott aufzunehmen. Damit entriss er der Kirche ihre Machtbasis, da er den gesamten Klerus für prinzipiell überflüssig erklärte.

Bis dahin war es streng verboten, Bibeln außer auf Latein in Umlauf zu bringen und es war auch streng verboten, dass Laien Bibeln besaßen und darin lesen. Nur der katholische Klerus hatte das Recht, in der Bibel zu lesen und dem einfachen Volk dann ztu erklären, wie es sich verhalten muss. In dem Moment, als es die Bibel auf Deutsch gab und jeder erwerben und darin lesen konnte, wurde natürlich offensichtlich, dass von den Kanzeln herunter gelogen wurde, dass sich die Balken biegen.

anonymos987654  21.10.2023, 19:40

"offensichtlich, dass von den Kanzeln herunter gelogen wurde, dass sich die Balken biegen." Beweis?

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Hamburger02  21.10.2023, 20:45
@anonymos987654

Vergleiche einfach mal die diversen katholischen Dogmen und den Text der Bibel....dann kommst du selber dahinter. Wo steht z.B., dass der Papst in unfehlbarer Weise den Willen Gottes verkündigen darf und wird?

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anonymos987654  22.10.2023, 13:47
@Hamburger02

"Wo steht z.B., dass der Papst in unfehlbarer Weise den Willen Gottes verkündigen darf und wird?"

So was steht weder in der Bibel noch in einem katholischen Katechismus.

So was denken nur Leute, die sich mit der Materie bisher wenig beschäftigt haben.

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Hamburger02  22.10.2023, 14:50
@anonymos987654

Dann lies mal §891 des katholischen Katechismus. Da steht das unmissverständlich drin.

So was bestreiten nur Leute, die sich mit der Materie bisher wenig beschäftigt haben.

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Es gibt viele Bibelhandschriften.

Und noch mehr Bibelübersetzungen.

Und etliche deutsche Bibelübersetzungen.

Eine davon ist die Übersetzung, die Martin Luther im 16. Jahrhundert angefertigt hat.

Deshalb nennt man seine Übersetzung die "Lutherbibel".

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Die Idee des "sola scriptura" stammt ebenfalls von Martin Luther.

"Sola scriptura" ist lateinisch und meint "nur die Schrift".

"Die Schrift" - das ist in dem Fall die Bibel, also: "Nur die Bibel."

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Die (heilige) Schrift bzw. Bibel wurde im 3. Jahrhundert abgeschlossen und zusammengestellt.

Aber der christliche Glaube wurde nicht abgeschlossen, sondern geht inzwischen schon fast 2000 Jahre lang weiter und hat sich auch weiterentwickelt und vertieft.

Dieses Weitergehen nennt man Tradition.

Schrift und Tradition sind die beiden Elemente, die sich ergänzen.

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Martin Luther war der Meinung, dass nur der Bibeltext maßgeblich ist.

Aber der Satz "sola scriptura" findet sich nirgends in der Bibel.

Also widerspricht sich Martin Luther selber, weil er an etwas glaubt,

das gar nicht in der Bibel steht.

Für Luther war das katholische Drumherum, was sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt hatte, wie z. b. die Marienverehrung, unbiblisch und damit überflüssig. Sola scriptura bedeutet ja, dass nur die Schrift gilt.

Luther war des Lateinischen mächtig und hätte die Bibel aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzen können. Da aber die ältesten Abschriften den NT in Altgriechisch verfasst sind, holte er sich Hilfe von Melanchthon. Für die althebräischen und aramäischen Texte hatte er einen weiteren Experten. Da Luther möglichst originalgetreu und unverfälscht übersetzen wollte, ging er diesen mühsamen Weg. Eine wirkliche Mammutaufgabe, die einem Respekt abnötigt. Daraus entstand dann die berühmte Lutherbibel.