Ist Sola Scriptura (un)biblisch?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Sola Scriptura ist biblisch 50%
Sola Scriptura ist nicht biblisch 43%
Anderes 7%

7 Antworten

Von Experte annie80 bestätigt
Anderes

Sola Scriptura bedeutet für mich, dass die Bibel die Autorität in Bezug auf dessen hat, was das Fundament des christlichen Glaubens ausmacht.

[16] Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, [17] damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. 2. Timotheus‬ ‭3:16‭-‬17

Diesen Vers zitiert Paulus zwar kontextuell betrachtet auf die Schriften des alten Testaments, aber das alte Testament stellt ja im Grunde auch die Grundlage für das neue Testament dar.

Wenn Kirche oder Tradition etwas hervorbringt, was den Grundsätzen des Wortes Gottes widerspricht, dann weise ich das entschieden ab. Tradition oder Kirchenlehre an sich ist nicht das Problem, aber sie muss mit dem Wort Gottes übereinstimmen und darf nicht den Lehren der Bibel widersprechen oder ihnen etwas hinzufügen, damit ich sie gutheißen kann.

Die Bibel ist das Fundament, anhand dessen ich alles prüfe. So wie es auch die Beröa mit den Schriften des alten Testaments gemacht hatten, nachdem Paulus und Silas ihnen von Jesus Christus erzählten:

[11] Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte. Apostelgeschichte‬ ‭17:11‬b

Das alte und das neue Testament bilden aus meiner Sicht eine homogene und in sich geschlossene Einheit, der es in Hinsicht auf die Fundamente des christlichen Glaubens keine Hinzufügungen mehr bedarf. (Diese Erfahrung hat aus meiner Sicht auch Martin Luther gemacht, denn von ihm ausgehend ist ja der Grundsatz "Sola Scriptura" entstanden.)

Das was ich geschildert habe, heißt für mich nicht, dass es auch außerhalb der Bibel göttlich inspirierte Schriften geben kann (diese existieren aus meiner Sicht auf jeden Fall).

Ich für meinen Teil bin Gott dankbar dafür, dass er uns mit der Bibel unter anderem auch ein Buch geschenkt hat, dass das Fundament des christlichen Glaubens beherbergt und uns dabei hilft die christliche Lehre auf Wahrheit hin prüfen zu können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde
Sola Scriptura ist nicht biblisch

Das liegt daran, dass die Bibel, also das Alte und das Neue Testament nicht komplett fertig von Himmel gefallen sind. Das NT ist über einen Zeitraum von 70 und sehr wahrscheinlich deutlich mehr Jahren entstanden ist, von der allmählichen Durchsetzung des ntl. Kanons, wie wir ihn jetzt haben, noch gar nicht geredet. Noch im 4. Jahrhundert gab es Theologen, die die Apokalypse (Offenbarung) nicht für kanonisch und damit für "unbiblisch" hielten. Auch wurden mindestens bis Ende des 2. Jahrhunderts Schriften zum Kanon gezählt, die letztlich dann doch "aussortiert" wurden (z. B. Barnabasbrief, Hirt des Hermas, u. a.). Es gab Briefe von Paulus, die verloren gegangen sind und deshalb im ntl. Kanon nicht enthalten sind. Hinzu kommt das Zeugnis der Schrift selbst, die ihren autoritativen Charakter durch die Autorität der Kirche (Apostel, Versammlung, Bischöfe als Nachfolger der Apostel) erhält (vgl. 1 Tim 3,15 und die Binde- und Lösegewalt der Apostel).

Das "Konzept Sola Scriptura" ist als solches in der gesamten Bibel nicht zu finden. Aufgrund der langen Entstehungsgeschichte kann das auch gar nicht sein. Es ist ein protestantisches Dogma, aus katholischer und systematischer Perspektive ein gravierender und nicht haltbarer Irrtum.

Sola Scriptura ist biblisch

Christus ist ins Fleisch gekommen, hat sich als Messias ausgewiesen, ist gekreuzigt worden, auferstanden und wieder zurück zum Vater. Zu Pfingsten wurde der Heilige Geist auf die Gemeinde ausgegossen. Das hat er gemacht, damit jeder Christ (jeder der Ihn aufnimmt Joh 1), eine Beziehung zu Gott haben kann. (1 Pet 2). Darin sind sich alle Kirchen einig, ausser der rk Kirche. Obwohl sie zusammen mit den Lutheranern die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet haben, sehen sie doch vieles anders.

Die kanonischen Schriften (die protestantische Bibel ohne Apokryphen) waren das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses und wurden in der West und Ostkirche erst im 4Jh offiziell festgelegt.

Sola Scriptura ist nicht biblisch

Sola-Scriptura ist eine Erfindung Luthers wie auch die anderen Sola-Dogmen.

Die Bibel ist lediglich eine Quelle der Offenbarung, aber nicht die einzige. Es gibt die mündliche Überlieferung /Tradition, die weit vor der schriftlichen bestanden hat. Demselben göttlichen Quell entspringend, fließen beide gewissermaßen in eins zusammen und streben demselben Ziel zu.

Die Kirche existierte vor Entstehung der Bibel.

Die Offenbarung wird auf zwei Wegen vermittelt. Die mündliche und die schriftliche Überlieferung. Nicht alles, was wir glauben, steht in der Bibel, ist aber in der Tradition/Überlieferung der Kirche zu finden.

Die Apostel haben das Wort Jesu gehört und es weitergetragen. Ihre Lehre hat sich zur Tradition der Kirche verdichtet und geht auf die Offenbarung Gottes zurück. Biblisch ist die Aussage des Apostels Johannes „”Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste.” (Johannes 21:25.) Die Jünger wussten also weit mehr über Jesus, als die Evangelisten später in verkürzter Weise niedergeschrieben haben.

Wer sich an „sola sciptura“ hält und nur die Heilige Schrift für verbindlich hält, kann alles ändern, wenn die Bibel dem nicht entgegensteht. Es bleibt aber aus katholischer Sicht die Tradition: Was sich in ihr entwickelt hat, ist eben nicht nur das Zeugnis vergangener Jahrtausende, sondern auch ein gleichwertiger Teil der Offenbarung Gottes. Das Lehramt – also der Papst und die Bischöfe – überliefern den Glauben der Kirche; sie bewahren ihn und geben ihn weiter durch die Jahrhunderte.

Wenn jeder die Bibel nach seinem Verständnis auslegen könnte, hätte Jesus das jedem Menschen einfacher mitteilen können und hätte keine Kirche gründen müssen, die „die Mächte der Unterwelt“ nicht überwältigen werden. Es gibt auch noch andere Reformatoren wie Calvin und Zwingli, die für wieder andere abweichende Glaubensaussagen stehen. Die Folge davon sind unzählige freikirchliche Gemeinschaften, die sich alle auf die Bibel berufen und doch nicht alle eins in ihrem biblischen Verständnis sind.

Sola Scriptura ist biblisch

Jesus und die Apostel haben häufig aus dem Alten Testament zitiert.

Als Jesus vom Teufel in der Wüste versucht wurde, hat Er mit Bibelversen geantwortet: Matthäus 4 | Bibleserver

Von der Bibel soll man nichts wegnehmen und nichts hinzufügen (vgl. Offenbarung 22,18-19).

Vorbild für Christen sollten die Beröer sein, die alles anhand der ihnen zur Verfügung stehenden Teile der Bibel überprüften:

  • "Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte" (Apostelgeschichte 17,11b).

Denn:

  • "Die ganze Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet" (2. Timotheus 3,16-17).