Ist seiner Leidenschaft zu folgen nicht ein Privileg?

3 Antworten

Ja, auch wenn das nicht immer mit dem Geld zusammen hängt

Ja und nein. Klammern wir mal den Rest der Welt aus und schauen mal nur auf Deutschland. Hier sorgt ein kostenfreies Bildungssystem mit etlichen Fördermöglichkeiten sowie einem recht guten Sozialsystem dafür, dass wirklich vielen Menschen viele Bildungswege offen stehen. Klar, Bildungsgerechtigkeit steht noch mal auf einem anderen Blatt, da spielen noch mal andere Faktoren rein. Aber so grundsätzlich kann man die Schule bis zum Abitur kostenfrei besuchen, wird während einer Ausbildung sogar bezahlt und mit BAB notfalls unterstützt, kann mit BAföG auch dann studieren, wenn die Eltern arm sind und kann im Beruf Aufstiegsweiterbildungen gefördert mit Aufstiegs-BAföG sehr gut bestreiten.

Den eigenen Leidenschaften zu folgen, bedeutet dabei primär, dass man sich aus der Vielzahl der Berufe einen raussucht, der den eigenen Stärken, Talenten und Interessen entspricht. Auch das ist sehr gut möglich! Natürlich kann nicht jeder hochbezahlter Fußballprofi, eine berühmte Künstlerin oder ein erfolgreicher Sänger werden. Aber der Weg hin zu Physiotherapeut oder Sportlehrer, Erzieher oder Sozialpädagoge oder Musiklehrerin oder Instrumentenbauerin, der ist durchaus offen, sorgt für ein auskömmliches Einkommen und auch eine gewisse Sicherheit dabei! Alles verbunden mit der Möglichkeit, im Beruf das zu tun, was einem liegt und Freude bereitet.


Logaram44 
Beitragsersteller
 13.07.2025, 02:58

Aber was bringt leidenschaft wenn man sich nie etwas leisten kann? Gibt viele schlechtbezahlte berufe.

Man kann eben nicht immer seiner Leidenschaft folgen, es sei denn man will immer Unterschicht sein.

HappyMe1984  13.07.2025, 03:01
@Logaram44

Mit einer Berufsausbildung und einem Job bist du nicht "Unterschicht". Seit Einführung des Mindestlohns sind auch solche Geschichten wie ausgebildete Friseure, die in Vollzeit arbeiten und dennoch auf Hartz IV aufstocken mussten, Geschichte.

Also, Hintern hoch, Ausbildung suchen, Beruf lernen und erwachsen werden!

Ist eine ziemlich komplexe Frage.

Leidenschaft braucht immer Nährboden damit man nicht die Motivation daran verliert oder diese überhaupt geweckt wird.

Schauen wir uns ganz arme Menschen an, gibt es am häufigsten zwei verschiedene Konsequenzen: Die einen halten sehr stark an ihren Träumen und ihrer Leidenschaft fest, selbst wenn sie das nie ausleben können... sind damit aber absolut unzufrieden... und die anderen verwerfen das Konzept von Leidenschaft völlig, weil man das eigene Bedürfnis so runterschraubt, dass das, was ich gerne will, zu dem, was ich muss, verdrängt wird. Also ein Zustand erreicht wird, in dem man angesichts der Lage nunmal funktionieren muss. Man ist dadurch aber vermutlich glücklicher.

Man kann nicht jeden Traum im Leben erreichen... bedingt muss man sich eben an die Realität richten wie sie ist und sich eine gewisse Resilienz durch und gegen das Scheitern erarbeiten. Trotzdem sollte man es versuchen. Angesichts dieser Evaluation lässt sich anschließend nämlich ein Rahmen festlegen in dem das deutlich wird was für uns realisierbar ist, den du ohne Erfahrung nicht hättest. Kennst du deinen Rahmen, ist es schon deutlich einfacher eine Tätigkeit, aber vor allem eine Tätigkeit zu finden von der du auch nachhaltig etwas hast... Wenn es vielleicht auch nicht ganz das ist was du dir für dich erdacht oder was du erwartet hast.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – --------🫴