Ist die Anbetung von Jesus Christus am Kreuz/Maria nicht "Götzenanbetung"?
Hallo GF,
Ich habe ernste Zweifel an meinem Glauben. Undzwar hat mich ein (atheistischer) Freund vor kurzer Zeit darauf angesprochen, was ich da eigentlich mache, wenn ich das Kreuz in meinem Wohnzimmer oder in der Kirche anbete.
Er sagte, dies sei doch sogenannte "Götzenanbetung" und damit ein Verstoß (wenn man das so nennen darf) gegen das erste Gebot nach der katholischen "Zählweise", denn dieses sagt:
"Du sollst dir kein Bildnis machen."
Bevor ich mich überhaupt rechtfertigen konnte, nannte er das Stichwort Dreifaltigkeit. ("Bezeichnet in der christlichen Theologie die Wesenseinheit von Gott Vater, Gott Sohn (Jesus) und dem heiligen Geist" Quelle: Wikipedia)
Als strenggläubiger (katholischer) Christ ist mir das schon ein Anliegen von höherer Priorität und denke deshalb darüber nach, mein Kreuz abzuhängen und keine Kreuze mehr (auch nicht in der Kirche) anzubeten.
Haltet ihr das für richtig? Oder sollte man diesen Widerspruch der katholischen Kirche (wenn es überhaupt einer ist?) einfach ignorieren?
32 Antworten
Wer hat denn gesagt, dass man ein Kreuz anbeten soll? Das Kreuz ist ein Symbol für die Erlösung durch Jesus Christus. Angebetet wird Gott, nicht das Kreuz als Symbol. Du kannst Gott auch in freier Natur anbeten, wenn diese Dir z.B. Symbol für den Schöpfergott ist. Deswegen betest Du nicht die Natur an. Und wenn Du als kath. Christ Gott anbetest, dann sowieso immer als dreifaltig Einer.
Meiner Meinung nach wird das mit dem Anbeten auch ordentlich missverstanden. Gott anbeten heißt, sich selbst als Geschöpf zu verstehen, die Eingebundenheit in die ganze Schöpfung als seinen Willen nachzuvollziehen, heißt, seine Gebote als etwas Gutes zu achten und heißt, ihm in seinem Wirken zu vertrauen. Das alles dient Deinem Heil, nicht dem Heil Gottes, der hat das nicht nötig. Anbeten heißt nicht, auf den Knien rumrutschen, große, hohle Worte murmeln und sich selbst als wertloses Staubkorn betrachten. Wenn Gott Gott ist, hat er diese Unterwürfigkeit nicht nötig. Ist ja kein Psychopath. Sonst schreibs auf Papier und wirfs in den Mülleimer.
Hochachtung - sehr gute, nachvollziehbare Worte, Herr Berkersheim! Echt Klasse!
P.S: Übrigens, das Wort, dass Luther mit "Du sollst" übersetzt hat, kann man auch mit "Du wirst" übersetzen. Und zwar in folgendem Sinne:
"Wenn Du Jesus Christus liebst und Dich von ihm verändern und führen läßt, wirst Du Gottes Gebote halten, als Ausdruck deiner Liebe zu Jesus."
Wenn jemand, den wir gern haben, uns z.B. sagt, ersie esse gerne Käsebrot mit Marmelade, würden wir ihmihr nicht gerne die Freude machen und Käsebrot mit Marmelade servieren? Genauso sollen wir es auch mit den Geboten Christi handhaben.
Für gewöhnlich beten Christen keine Gegenstände an, sondern die Wahrheit, die hinter den Symbolen ist. Wenn wir uns beim Beten vielleicht zum Kreuz drehen, dann beten wir nicht das Kreuz an, sondern den, der am Kreuz gestorben ist, und der vom Tod auferstanden ist. Als "strenggläubiger (katholischer) Christ" solltest du das eigentlich wissen und dich von solchen Fragen nicht in Glaubenszweifel bringen lassen.
Und genau das ist auch die Sinnspitze des atl. Gebots, dass man sich keine anderen Götter machen soll - um der Gefahr zu entgehen, dass statt Gott nur sein Bild angebetet wird.
Sehr gute Frage!
Darauf bin ich auch schon gestoßen, obwohl meine Kindheit total streng katholisch verlief.
Man muss sich selbst weiterbilden, und das viel durch Literatur, und dann auch mal seine Ruhe finden.
Ich konnte das, indem ich mir mal Tolstoj oder Dostojewski vorgenommen habe, unter anderen, wie z.B. Rudolf Steiner und andere Geisteswissenschaftler.
Da ergibt sich dann ein "Meer von Information und Impuls" - und dann kann man anfangen, darüber nachzudenken, in einer Sternennacht oder im Morgengrauen, und für sich selbst herausfinden, was denn nun das Richtige für einen selber ist. Große Aufgabe - aber die wird gestellt hier im Laufe dieses Lebens - die meisten erkennen es nur nicht.
Es gibt im westlichen Christentum kein Bilderverbot. Es gab mal eins, aber das ist weit über 1000 Jahre her. Allerdings gibt es auch keine Anbetungspflicht wie die orthodoxen Christen.
Das Kreuz ist ein Symbol eine Gedankenstütze, das betet man nicht an.
Und welches Problem hast du jetzt genau mit der Dreifaltigkeit?
Auf dem Konzil von Nicaea 325 wurde beschlossen, dass Jesus homoousios mit Gott ist.
Naja, das Problem wäre wahrscheinlich, dass man, wenn man Jesus anbetet, gleichzeitig auch Gott anbetet.
Eben. Genau das ist die Dreifaltigkeit.
Gott und Jesus sind wesensgleich und der heilige Geist geht von Gott aus.
Und ja, wenn man es genau nimmt, ist der Katholizismus eine polytheistische Religion, nicht so sehr wegen der Dreifaltigkeit sondern wegen des Marienkultes und den unzähligen Heiligen.
Na und? Hauptsache es nützt den Gläubigen.
Auch die Ostkirche betet die Ikonen nicht an, das wurde sogar auf dem 2. Konzil von Nicäa festgelegt (787), sondern man betet das an, was abgebildet wurde. Jesus kann durch seine Inkarnation dargestellt werden und die Heiligen als Verkörperungen des Heiligen Geistes.