RELIGION hahn kreuz

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Seit wann es Brauch wurde, den Hahn auf den Kirchturm zu setzen, ist nicht eindeutig belegt. Die ältesten erhaltenen Zeugnisse stammen jedoch aus dem Mittelalter. So wird erstmals ein Kirchturmhahn zu Beginn des 9. Jahrhunderts bezeugt. Bischof Rampertus von Brescia hat ihn im Jahre 820 aus Bronze gießen und auf dem Turm der Kirche San Faustino Maggiore anbringen lassen. Heute ist der Hahn als Windfahne zur Selbstverständlichkeit geworden und hält seinen Kopf nicht nur auf Kirchtürmen, sondern auch auf so manchem öffentlichen Gebäude oder Privathaus in die Richtung, aus der der Wind kommt.

Der frühchristliche Dichter Aurelius P. Clemens Prudentius (348 bis nach 405) vergleicht Christus, den Seelenerwecker, der die Finsternis besiegt mit dem lichtverkündenden Tier. Im ersten der zwölf lyrischen Hymnen des Tageslieder-buchs "Cathemerinon" heißt es:

Der Hahn, des Tages Bote kräht.

Er kündet laut das nahe Licht.

Uns weckt im Herzen Christi Ruf.

Treibt nun zum wahren Leben an.

Oft wird gesagt, dass katholische Kirchen einen „Hahn“ haben und evangelische ein Kreuz. Aber ehemalige katholische Kirchen, die heute evangelisch sind (nach der Reformation) haben aber den Hahn oft behalten. Wetterfahnen haben auch oft als Bekrönung einen Hahn und sind auch auf Kirchturmspitzen zu finden. Auf manchen Kirchtürmen von reformierten Kirchen und vielen katholischen Kirchen findet man einen Hahn aus Metall. Schon in vorchristlicher Zeit war der Hahn ein Symbol für Wachsamkeit. Für die ersten Christen bedeutete Wachsamkeit, dass sie stets bereit waren, Christus zu empfangen, wenn er wieder kommt. Gleichzeitig erinnert der Hahn daran, dass Petrus Jesus nach dessen Verhaftung verleugnet hat. Jesus sagte ihm das schon voraus: "Bevor der Hahn heute Nacht kräht, wirst du dreimal behaupten, dass du mich nicht kennst." Und das geschah dann auch (Matthäus 26, 31-35 und 69-75). Der Hahn gilt aber auch als Symbol für Jesus selbst. Denn durch sein Krähen kündigt der Gockel als Erster das sich abzeichnende Morgenlicht an. Das passt zu der religiösen Botschaft, dass das Licht, das Jesus nach dem christlichen Glauben selbst ist, sich auch in unserer Zeit ankündigt. Manche Kirchen werden gelegentlich auch durch einen Schwan verziert. Er gilt als das Symbol Martin Luthers und wird daher nur auf evangelischen Turmspitzen angebracht. Bei den frühen Christen gab es noch keine Kirchtürme. Erst im Mittelalter begann man sie zu bauen und mit einem Kreuz oder einem Hahn auf dem Dach auszustatten. Die Kirche und das Kreuz (bzw. der Hahn) sollten von weitem sichtbar sein. Das Kreuz steht für die Hoffnung der Christen auf Rettung und Heil für alle Menschen. Deshalb hat es auf den meisten evangelischen Kirchen ein Kreuz auf dem Kirchturm. Dass der Hahn auf dem Dach auch als "Wetterhahn" dient, hat dagegen rein praktische Gründe. Das Teil muss groß und beweglich sein, um seinen Dienst zu tun. Wäre der Gockel auf der Spitze nämlich starr, könnte bei starkem Wind die Kirchturmspitze beschädigt werden, weil das bronzene Tier aus der Verankerung gerissen würde. Der Hahn als Wetterhahn, der die Windrichtung anzeigt, wurde auf allen höheren Türmen, egal ob Kirche oder nicht, angebracht, damit die Anzeige weithin sichtbar war. -> Zur generellen Unterscheidung, ob eine Kirche katholisch oder evangelisch ist, taugen Kirchturmhähne und -kreuze nicht. In der Regel ist die Turmbekrönung zwar ein Indiz für die Konfession, zu der das Kirchengebäude gehört. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Und die lautet: Es kommt auf die Region an. So führen in Norddeutschland katholische Kirchen, aber auch Kirchen der freikirchlichen Gemeinden (Baptisten, Methodisten) das Kreuz. Bei evangelisch-lutherischen Kirchen ist es ein Schwan, bei evangelisch-reformierten Kirchen ziert ein Hahn die Spitze. Anderswo lässt ein Hahn in der Regel auf eine katholische Kirche schließen, das Kreuz auf eine evangelische Kirche. Kurz: In Norddeutschland ist der Gockel evangelisch-reformiert, im Rest der Welt eher katholisch. Auch andere Gebilde zieren Kirchtürme: In katholischen Gemeinden ist manchmal der örtliche Schutzheilige als krönender Abschluss zu sehen. Posaunenengel auf evangelischen Kirchen, die an die Verkündigung des Evangeliums erinnern, gelten als Ausdruck protestantischen Selbstbewusstseins. Und in alten Handels- und Seefahrerorten kann man oft eine Kogge als Turmspitze finden.

Quelle: Rheinische Post online Wie kann man Kirchen unterscheiden? - VON DR. DIETER THIERBACH - zuletzt aktualisiert: 16.05.2007

Zum Schwan: Als Johann Hus verbrannt wurde, soll er gesagt haben: Heute verbrennt man eine Gans (Hus heißt Gans), aber nach mir wird ein Schwan erstehen, der wunderbar singen wird. Dieser Schwan wird ein Jahrhundert später in Luther gesehen.

Laridu 
Fragesteller
 30.05.2011, 13:19

Hallo danke für deine antwor und ich wollte dich was fragen:Woher weißt du so viel?

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Es gibt viele Tolle Erklärungen dafür - aber die simple warheit ist das nach der reformation der wanderer schon lange vorher wissen sollte ob er da auf ein Kath. Dorf oder ein Ev. Dorf zuläuft - und mit den unterschieden auf dem Kirchdach war das schnell geregelt...

lunanuova  20.05.2011, 13:45

Die Erklärung gefällt mir.

Aber gefragt war ja auch, warum ein Hahn.

Also: warum ein Hahn und kein Schaf?

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Jesus sagte zu Petrus: Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst Du mich dreimal verleugnen. (Markus 14, Vers 30)

Petrus wehrte sich zwar vehement gegen diese Unterstellung, aber es kam, wie Jesus gesagt hatte: Petrus behauptete, Jesus nicht zu kennen. Zur Erinnerung und Mahnung der Hahn auf den evangelischen Kirchtürmen.

Warum die Katholische Kirche keine Hähne auf den Türmen hat, kann ich nur vermuten: An die Geschichte mit der Verleugnung soll vielleicht nicht allzu deutlich erinnert werden, da Petrus ja als Vorgänger aller Päpste gilt?

Premislyde  19.05.2011, 17:51

Katholiken haben ein Kreuz auf dem Dach weil CHrtistus über allem steht - der Hahn ist eine sehr viel spätere erfindung.

Und Petrus ist immerhin von Jesus selber eingesetzt worden "weide meine schafe"...

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lunanuova  20.05.2011, 13:50
@Premislyde

Christus steht über allem. Stimmt. Deshalb das Kreuz.

Petrus wurde von Jesus eingesetzt.

Stimmt auch. Trotzdem erinnert sich die Katholische Kirche an die Verleugnungsgeschichte sicher genauso ungern wie an die Tatsache, daß Petrus verheiratet war

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Ich war so frei, Deine Themen der Frage anzupassen.
Mit "keine Ahnung" wirst Du wohl kaum passende Experten finden, die Dir eine hilfreiche Antwort geben können.....das ist nämlich - u.a. - der Sinn der Themen.