In welchen fächern muss ich gut sein für Informatik?

3 Antworten

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Wie segler1968 bereits ausführte, spielen Noten in vielen Firmen keine große Rolle mehr. Dort, wo sie noch beachtet werden, schaut man vor allem auf die Fächer Englisch und Mathematik, und natürlich ein bißchen auch auf Informatik, falls dieses Fach in einem Zeugnis erwähnt wird. Natürlich macht sich in der IT-Branche niemand Illusionen über den Wert des schulischen Informatikunterrichts, aber wenn ein Bewerber mit einer 5 in diesem Fach daherkommt, könnte er schon danach gefragt werden, warum er ausgerechnet in die Informatik strebt.

Zu Englisch und Mathematik:

Auf die Englischnote zu schauen, macht durchaus Sinn. Spätestens am Ende seiner Ausbildung muss ein Informatiker in der Lage sein, Fachtexte zu Informatikthemen mit gutem Verständnis zu lesen - idealerweise ohne Verwendung von Google Translate. Da kann ich schon verstehen, dass Bewerber, die in Englisch nicht mindestens eine 3 haben, gelegentlich beargwöhnt werden. Wenn eine 2 in Englisch für dich nicht erreichbar ist, solltest du vielleicht überlegen, woran das liegt. Wenn dir das Verständnis technischer Texte leichter fällt als das Verständnis schulüblicher literarischer Texte, kannst du ohne weiteres auch in die Informatik gehen. Wenn du in einem Bewerbungsgespräch sagst, dass du mit Technik besser klarkommst als mit Literatur, kann es aber geschehen, dass man dir sogleich einen technischen Text zur Durchsicht vorlegt. Tipp: Im Internet findest du zu allen technischen Wissenschaften Texte in englischer Sprache. Durch die Lektüre solcher Texte kannst du dein technisches Englisch ohne großen Aufwand verbessern.

Dass gelegentlich auch auf die Mathematiknote geschaut wird, liegt einfach daran, dass eine gute Mathematiknote vielfach als Nachweis des logischen Denkvermögens angesehen wird. Persönlich bin ich mit dieser Meinung nicht glücklich. Es gibt viele Indikatoren für Denkvermögen und für Intelligenz, aber Mathematik ist eben der, der auf dem Zeugnis angegeben ist. Tatsächlich gibt es in der Informatik Tätigkeiten, bei denen man mit sehr wenig Mathematik durch das Berufsleben kommt: Kontoauszüge und Kindergeldbescheide verlangen nur einmal keine höhere Mathematik. Wo wirklich anspruchsvolle Mathematik in Computerprogramme umgesetzt wird, werden in der Regel Physiker, Ingenieure verschiedener Fachrichtungen und gelegentlich auch Mathematiker hinzugezogen, die dann den Mathematikteil eines Softwareprojekts übernehmen. Von daher denke ich, dass man der Mathematiknote keine allzu große Aufmerksamkeit schenken sollte. Es gibt aber Leute, die das anders sehen und bei denen hast du mit einer 2 in Mathe natürlich bessere Karten als mit einer 4.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler

Ich habe allgemeine Hochschulreife erlangt und studiere nun im 4. Semester Angewandte Informatik.

Es kommt in erster Linie auf den konkreten Studiengang an, hierbei gibt es zum Teil große Unterschiede. Ich werde mal aus meiner Sicht, für meinen Studiengang sprechen.

Mein Studiengang ist sehr praxisorientiert, das bedautet, dass ein Großteil der Module sich auf eine praktisch angelehnte Lehre auslegen.

Programmieren: C und C++ begleitend mit wöchentlichen praktischen Programmieraufgaben.

Netzwerkkomponenten: zwar größtenteils theoriebasiert, begleitend von wöchentlichen Praktika mit der hauseigenen Ausstattung.

Webentwicklung: Nahezu ausschließlich praktisch --> Projekt: eigene Webseite entwickeln

Mathematik: Die einzigen voll-theorie Fächer, im gesamten Studiengang nur 2 Stück (Mathe I und Mathe II)

Inhalte aus meiner Abiturzeit, waren ungefähr 5 bis max. 10% für das Studien hilfreich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Noten spielen eigentlich keine Rolle mehr. Mir gehört eine Softwarefirma und ich lese praktisch keine Zeugnisse bei Bewerbungen. Ich möchte Sourcecode sehen und Motivation. Der Rest ist (fast) egal. Bringe Dir programmieren bei.

Es gibt genug Studiengänge rund um Informatik, die Zulassungsfrei sind. Da reicht ein Abi mit 4,0 aus. Und nach dem Studium interessiert das Abi sowieso nicht mehr.

Meine jüngere Tochter macht gerade mit einem Stipendium ihren European Master in Embedded Computing Systems und fängt jetzt Stellensuche an. Weder dafür noch für die Bewerbung auf das Stipendium waren irgendwie Schulzensuren interessant.

Nur als Beispiel die Bewerbungsbedingungen für das Stipendium: https://emecs.eit.uni-kl.de/admission#applynow - was da gefordert wird ist hervorragendes Englisch, gute Zensuren im Bachelor, Empfehlungsschreiben der Uni und Motivationsschreiben.

Also: Der Studienanfang ist nicht das Problem. Viele scheitern an Mathematik. Einige an logischem Denken, andere an Physik/Elektronik. Das alles kann man in der Schule trainieren oder außerhalb. Aber die Noten der Schulzeit sind echt egal.

segler1968  26.04.2024, 17:56

Als Ergänzung: „Normale“ Informatik kann sehr trocken sein. Ich würde empfehlen, gleich etwas in eine Fachrichtung zu machen wie zum Beispiel https://www.uni-luebeck.de/studium/studiengaenge/medizinische-informatik.html - ist zulassungsfrei und dann hat man gleich praktische Fragestellungen. Oder so etwas wie https://www.uni-luebeck.de/studium/studiengaenge/robotik-und-autonome-systeme.html - ich habe jetzt Beispiele der Uni Lübeck genommen, weil auch die Uni selbst die Frage ist. Klar, die technische Universität München hat einen super Ruf. Aber finde mal ein Zimmer. Und dann sitzt man mit hunderten von Menschen in einer Vorlesung. Ich würde für den Bachelor immer eine kleine Uni in einer nicht so großen Stadt wählen. Und in Lübeck ist man in einer halben Stunde am Strand…

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