Immer weniger Schüler bleiben sitzen, was haltet ihr davon?

7 Antworten

Grund fürs Sitzenbleiben ist chronische Überforderung, die bei vielen Schülern schon in der Grundschule beginnt.

Wer die Unterrichtssprache kaum versteht oder nicht in der Lage ist, sich auch nur ein paar Minuten zu konzentrieren, braucht andere Hilfe.

Konsequente Vorschuluntersuchungen mit verpflichtendem Vorbereitungsjahr könnten den Übergang für viele erleichtern.

Ebenso verpflichtende Ergänzungsrogramme, die nicht als freiwilliges Angebot daherkommen, sondern als Ausgleich für nicht vorhandene Hausaufgabenbetreuung und Unterstützung zuhause.

Außerdem sollten Schulpsychologen und -pfleger vorhanden sein, um bei Auffälligkeiten eingreifen und ggf. Untersuchungen anregen zu können.

Kinder sollten nicht mehr auf Wunsch der Eltern auf ungeeigneten Schulen landen.

Der Wechsel zwischen unterschiedlichen Schulformen sowie das Weitermachen nach einfacheren Abschlüssen müsste vereinfacht werden.

Von Experte notting bestätigt

Sitzenbleiben, im Sinne von einfach die Klasse wiederholen, hilft in den seltensten Fällen. Dafür wird der Schüler aber aus seiner Klasse genommen, was gut oder auch schlecht sein kann - je nachdem.

Ich finde, es müsste hier gezielter vorgegangen werden. Statt Sitzenbleiben hilft vielleicht passende Nachhilfe besser. Oder beides. Vielleicht liegt die Ursache aber auch in der Familie. Dann hilft Sirzenbleiben gar nicht.

Auf keinen Fall darf das Niveau abgesenkt werden, und Schüler dürfen auch nicht "durchgeschleift" werden.

Ich denke, eine echte, nachhaltige und extrem sinnvolle Lösung wäre es eher, mehr so auf ein Gesamtschulsystem zu gehen. Also nicht ein fester Klassenverband, sondern pro Fach verschiedene Kurse mit unterschiedlichem Anspruchsniveau. Idealerweise auch jahrgangsübergreifend.

So, dass Schüler A mit den Problemen in Mathe nicht ein gesamtes Schuljahr in allen Fächern wiederholen und auch noch das soziale Umfeld dabei wechseln muss, sondern stattdessen eben im "einfachen" Mathekurs sitzt und den im nächsten Schuljahr im Zweifel auch noch mal wiederholt, während er aber in den anderen Fächern, wo es gut läuft, in anspruchsvolleren Kursen ganz nach Zeitplan weitermacht.

Aber solche wirklich mal von Grund auf durchdachten, umfassenden Reformen wird's sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht geben... Und da ist dann das System mit dem Wiederholen einer Klasse schon noch besser, als wenn man alle immer irgendwie weiter durch winkt. Schließlich werden die Lücken dabei ja nicht kleiner...


spelman  26.04.2025, 19:10

Da bin ich ganz anderer Meinung. Denn dadurch würde es ja gar keine Klassen mehr geben. So wie jetzt schon im Abitur gäbe es nur noch Kurse, in jedem sitzt man mit anderen Leuten. Gerade Schüler, die sozial Schwietigkeiten haben, würden völlig vereinsamen und untergehen.

Erfahrungsgemäß haben Schüler sehr selten nur in einem Fach Schwierigkeiten. Ich kenne keinen einzigen Fall, wo ein Schüler in mehreren Fächern gut, in anderen ungenügend ist.

HappyMe1984  26.04.2025, 20:12
@spelman

Schüler, die sozial Schwierigkeiten haben, werden doch primär die Mobbingopfer der Klasse. Und gerade aus meinen Erfahrungen mit der gymnasialen Oberstufe haben genau diese Kinder es so viel leichter in so einem System, weil sie eben nicht den ganzen Tag in der immer gleichen Gruppe mit diesen sich immer stärker verfestigenden Gruppendynamiken festhängen, sondern gerade durch den regelmäßigen Wechsel umso eher auf andere Kinder treffen, mit denen sie sich dann doch gut verstehen!

Kennst du dieses System mit den verschiedenen Kursen in Gesamtschulen?

spelman  26.04.2025, 20:15
@Ursusmaritimus

Religion ist ein reines Lernfach. Und Sport: kann man wegen Sport sitzen bleiben?

spelman  26.04.2025, 20:20
@HappyMe1984

Nein, in Gesamtschulen kenne ich das nicht. Ich kenne nur solche Schulen, wo die Kinder sich ihren Lernplan selbst bauen, und "lernen dürfen, wozu sie Lust haben". Für manche Schüler mag das toll sein, ich kenne aber mehrere Beispiele aus der Verwandtschaft, wo das in der Katastrophe endete, weil die Kinder sich nicht so organisieren konnten.

Für das Kurssystem in jungen Jahren sehe ich ein ähnliches Problem.

HappyMe1984  26.04.2025, 20:26
@spelman

Was du beschreibst, ist Montessoripädagogik. Das ist noch mal ein ganz anderes pädagogisches Grundkonzept, was auch einige Vorteile haben kann, wo ich dir aber zustimme, dass dieses Konzept nicht zu jedem Kind passt.

Das, was ich hier meine, ist das Konzept von Gesamtschulen, wie es zumindest in meiner Schulzeit in Niedersachsen existierte (ich meine, es existiert auch heute noch, würde das aber nicht beschwören). Da gab's A-, B- und C-Kurse, also unterschiedliche Anspruchsniveaus, denen die Schüler*innen zugeordnet wurden je Fach. Eben ohne festen Klassenverband, sondern immer pro Fach in einem Kurs entsprechend ihres Leistungsniveaus in diesem Fach.

Ich war immer eine Schülerin, wo es keinerlei Zweifel an der Gymnasialeignung gab, war selten mal in einem Fach schlechter als 3, hatte immer weit überwiegend 1er und 2er auf dem Zeugnis und hab mein Abitur trotz schwerer Schicksalsschläge und Veränderungen in der 11. Klasse mit 2,5 ohne Probleme bestanden. Und trotzdem hätte ich mir in meiner Schullaufbahn echt immer wieder gewünscht, in manchen Fächern intensiver und mehr zu lernen, in anderen hingegen etwas mehr Zeit und Unterstützung zu bekommen. Und ich denke, Kindern, denen das theoriebasierte, schulische Lernen eher schwer fällt, geht es da keineswegs anders, eher im Gegenteil!

Tenerazia  26.04.2025, 19:59

Und wer zahlt den ganzen Rotz ?

Aufn Papier scheint deine Lösung ganz gut zu sein aber in der Praxis einfach nicht möglich, das Schulsystem in DE ist ansich schon für die katz

HappyMe1984  26.04.2025, 20:13
@Tenerazia

Was soll daran genau teurer sein als am aktuellen System? Aktuell muss eine Schule zum Beispiel drei mal pro Woche Fach A für drei Klassen eines Jahrgangs anbieten. In dem beschriebenen System wäre es immer noch drei mal Fach A - aber eben nicht für Klasse A, B und C, sondern in Anforderungsstufe leicht/mittel/schwer. Kostet keinen Cent mehr, braucht keine zusätzlichen Lehrkräfte. Also, wo siehst du dort Mehrkosten?

Ich finde das schwierig. Es gibt unterschiedliche Gründe warum jemand die Klasse wiederholen muss. Bei mir war es wegen Krankheit. Ich muss sagen, dass ich es ok finde. In meinem Fall finde ich ey auch gut aus der alten Klasse zu sein.

Wie das in anderen Fällen ist, weiß ich nicht.

Ich bin dafür, dass sitzenbleiben nicht abgeschafft wird, weil es ja auf eine Art und Weise den Schüler*innen helfen kann, die eventuell nciht bei theme mitgekommen sind, weshalb sie ja vielleicht sitzen geblieben sind.