Haben Eltern hier versagt?
Guten Abend!
Kann man sagen, dass Eltern versagt haben, wenn die erwachsenen Kinder phasenweise Drogenprobleme haben und beruflich eigentlich nichts erreicht haben, dafür schlechten Umgang aus ihren Kreisen (Drogen, Arbeitsverweigerer, Alternative usw.) und Geldprobleme?
Oder sind dafür die Kinder selbst verantwortlich?
Fallbeispiel wäre ein mir bekanntes Paar.
Die Eltern zumindest eines der beiden Personen sind seriöse Leute, Mutter Lehrerin, Vater Handwerksmeister. Der Bub hatte keine schlechte Kindheit, scheint aber entgleiten sein und war immer eine Art Lieblingskind, die Mutter hat ihm noch in der Oberstufe die Hausaufgaben gemacht, weil er keine Lust hatte und zu faul dafür war. Ausbildung bekam er durch Kontakte, hatte dann Drogenprobleme, die er bis heute nicht richtig im Griff hat. Er arbeitet nicht richtig, jobbt nur, die Mutter muss das Konto führen. Geld hat er eigentlich nie, aber für Kippen, diverse Drogen und Tattoos sowie große Autos bzw. deren Raten scheint es zu reichen.
Partnerin stammt aus dem selben Milieu und hatte objektiv ein schlechtes Elternhaus, arbeitslos aus Überzeugung, Gewalt und Alkohol. Das war absehbar, dass es nichts wird, es gibt weder Ausbildung noch Arbeit, nur Jobs nach Gelegenheit.
Aber bei dem jungen Mann bin ich irgendwie verwundert. Die Familie war doch gut, woher kommt so ein Weg? Ich frage mich, wie jemand so abdriften kann.
Danke und Grüße!
9 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/DianaValesko/1717681333773_nmmslarge__1552_1339_1071_1071_deca96d6c25c7f9256a13463bd895fbd.jpg?v=1717681334000)
Viele junge Leute verabscheuen ein "spießiges" wohlfunktionierendes Elternhaus und brechen dann aus und geraten in schlechte Gesellschaft.
Das scheint bei dem jungen Mann der Fall zu sein. Er hat sich genau das Gegenteil ausgesucht, als er hatte. Wohlbehütet, wo Mama ihm unter die Arme griff.
Im Drogenrausch driftet er in seine eigene Welt und Wahrheit ab, die Freundin passt zu diesem Milieu.
Die Eltern sind da nicht mehr verantwortlich, ab einem gewissen Alter muss man sein Leben selbst in die Hände nehmen und entweder etwas draus machen, oder es in den Sand setzen, so wie er.
Das geordnete Leben war ihm zuwider.
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Da so eine Substanzkonsumstörung auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist, kann man nicht eindeutig sagen, dass die Eltern Schuld oder der Betroffene schuld ist. Die Schuldfrage zu klären ist auch müßig - hilft nicht so richtig weiter. Spannender ist die Frage: Was will der Betroffene? Wo will er hin? Will er so weiterleben? (D.h. man müsste motivationale Fragenstellungen ins Auge fassen).
Du kannst im Übrigen ein formal gutes Elternhaus haben und trotzdem fehlt Dir vielleicht etwas in der Interaktion mit den Eltern. Es ist auch fast nicht möglich, alles als Eltern richtig zu machen (dafür müsste man ein Übermensch sein). Man versteht auch nicht immer genau, was genau eine andere Person eigentlich braucht.
Ungünstige Erziehungsstile können aber z.B. sein: wenn der Sohn massiv abgewertet wird, wenn zu starke Forderungen an ihn herangetragen werden, wenn seine Meinung / sein Empfinden nicht interessiert. Oder aber Abwesenheit, Vernachlässigung.
Dann haben ja die Peers, also die Gleichaltrigen einen großen Einfluss.
Dann kommt es auch darauf an, wie verfügbar Drogen sind.
Nimmt man Drogen über einen gewissen Zeitraum, entsteht oftmals eine ungünstige Eigendynamik: Da Drogen eine Menge im Gehirn machen, ist man motiviert, sie wieder einzunehmen. Hat man sie lange genug eingenommen, hat man Entzugserscheinungen, wodurch man motiviert ist, sie weiter zu nehmen (das ist auch ein Faktor bei der Aufrechterhaltung des Problems).
Es ist auf jeden Fall ein multifaktorielles Problem, bei dem viele Aspekte eine Rolle spielen.
Und wenn Du therapeutisch arbeitest, dann musst Du halt den Willen deines Klienten mobilisieren: Er muss aufhören wollen und zu dem Punkt kommen, dass er das nicht mehr will (sondern was Anderes). Aus dem komplexen Gefüge ein Faktoren, die eine Rolle spielen, greift man sich ein paar heraus, die dem Klienten besonders relevant erscheinen (bzw. bei ein paar kann man auch klar sagen, dass das nicht gut ist: z.B. sollten Drogenabhängige Umgebungen meiden, wo sie die Drogen ständig angeboten bekommen).
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Kann man sagen, dass Eltern versagt haben, wenn die erwachsenen Kinder phasenweise Drogenprobleme haben
Das kann man so pauschal nicht sagen. Natürlich gibt es zahlreiche Faktoren, wo das Elternhaus einen massiven Einfluss auf unterschiedlichste Schwierigkeiten im Leben haben kann und in vielen Fällen gibt es da klare Zusammenhänge.
Aber generalisiert ist so eine Aussage Schwachsinn.
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So eine Ferndiagnose ist nicht möglich, klar hätten die Eltern sicherlich einiges besser machen können, aber mal ehrlich: Bei welchen Eltern ist das denn nicht der Fall?
Meine haben beispielsweise beide einen pädagogischen Background und haben einiges vermasselt, aber auch vieles gut hinbekommen. Auch hatte eine meiner Schwestern jahrelang Drogenprobleme - trotz "gutem Elternhaus" und so weiter. ;)
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Da gibt es kein schwarz oder weiß wie bei allen Sachen dürften alle beteiligten eine Gewisse Mitschuld tragen und in jedem Einzel Fall kann das wieder total anders gelagert sein. Auch die Schuld generell bei den Eltern zu suchen ist unfair da Kinder ja nicht nur von den Eltern erzogen werden sondern in einem Großen Maßstab auch von der Gesellschaft. Dazu zählen verwandet und Freunde , dazu gehören aber auch Schulen Kindergärten oder der Staat im allgemeinen.
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Naja, wenn die Psyche eines Kindes gestört wird kann es sein, das im Erwachsenenalter der Mensch anfällig ist für Drogen, Alkohol und Sekten... je nachdem wie das Problem gelagert ist.
Allerdings ist der erwachsene Mensch allein für sein Handeln verantwortlich.
Letzteres sowieso!
Deswegen fragte ich ja auch.