Habe ich das einfach nur verdrängt, oder waren Schüler früher wirklich nicht so sehr am Rumjammern wegen jedem Scheiß?
Ich habe das Gefühl, dass Schüler heute ständig rumflennen, wegen allem möglichem - das fällt mir hier in Fragen immer mal wieder auf. Ich kann mich an zwei-drei Situationen erinnern, wo ich ähnlich war. Aber nicht so massiv. Ist das heutzutage wirklich mehr, oder habe ich das nur verdrängt?
Gibt es hier Lehrer, die schon länger in der Schule sind und das beurteilen können?
3 Antworten
Meine Mutter war bis Ende des vergangenen Schuljahres Lehrerin für Grund- und Hauptschule (bis siebte Klasse hauptsächlich; Schwerpunkt dritte/vierte Klasse Grundschule) und hat das vor einiger Zeit so bestätigt. Sie meinte, dass es in den späten 80ern anders war, vor einer Klasse zu stehen als nach der 2015 und dass es bis vor etwa 2015 anders und angenehmer gewesen sei.
Ich kann es aber auch so aus meiner Sicht bestätigen, wenn ich meine Schulzeit und unser "Verhalten" im Klassenzimmer (1997 bis 2007) mit dem vergleiche, was ich von meiner jüngsten Cousine kenne. Die fetzen sich tatsächlich wegen Kleinkram, nach denen bei uns kein Hahn gekräht hat, ich denke aber auch, dass die Erziehung und die Elterngeneration anders sind und das seine Spuren hinterlässt. Wir hatten damals mehrheitlich ältere Lehrer, die in sich ruhten und der Meinung waren, dass sich vieles von selber klärt oder die Kiddies es unter sich ausmachen sollen - das war in Sachen Mobbing grundverkehrt, sonst aber nicht schlecht.
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Andererseits mokieren sich die Kiddies sicher auch deswegen hier so sehr, weil sie es können, weil es diese Plattform gibt und die Gesellschaft eine andere ist als bei mir in meiner Jugend. Damals war die Gesellschaft bei sexuellen bzw. sehr privaten Themen deutlich schambehafteter und man sprach über solche Themen nicht und hatte selbst beim Aufsetzen von Briefen an "Doktor Sommer" von der Bravo extreme Hemmungen - und es gab noch keine Internetforen, wo die Kiddies sich anmeldeten und ihre Probleme auswalzten. So was wurde zu meiner Jugend noch nicht mal mit dem engsten Freundeskreis besprochen, weil "MAN" über solche Themen nicht zu sprechen hatte und es gewisse Hemmschwellen diesbezüglich gab.
Früher gab es wie gesagt Doktor Sommer und so Zeug, aber da hat man sich schon bald geschämt, überhaupt seine Gefühle zu Papier zu bringen weil man Angst hatte,d ass das mal irgendwann einer liest und man dann erledigt ist - es wäre ja auch so gewesen, machen wir uns nix vor. Für mich war es mit 14 gar nicht einfach, aufzuschreiben, dass ich mich in ein Mädchen aus meiner Schule verliebt hatte ... im Tagebuch der guten Stunden. Ich habe das heute noch und denke mir, auch wenn es irgendwie lieb und niedlich klingt - mein Gott, ist das spießig und miefig formuliert, aber so war der Zeitgeist bzw. der Umgangston und die Erziehung damals auch und man hatte echt Bedenken, dass das doch mal einer liest und sich sonst was dabei denkt.
Und da hat sich heute gewaltig was geändert auch in der Erziehung - und die Eltern sind anders als damals, wo es durchaus noch Regeln gab und strenge Wertevorstellungen und auch eine gewisse ich sage mal "Sittenstrenge"; wir waren da bräver und mussten auch von der Erziehung her manches runterschlucken und so stehen lassen.
Ich musste (wie meine Freunde, denen es genauso ging) schon immer vieles mit mir selber klären und wesentliche Dinge mit mir selber ausmachen, lernte aber dabei auch, dass ich mich auf die meisten - leider auch auf meine Mutter - einfach nicht verlassen kann und alles allein deswegen schon am besten selber mache, weil ich dann wenigstens weiß, dass es gescheit gemacht ist und dass es Hand und Fuß hat. Ich wusste auch früh - wann immer andere mitmischen und insbesondere dann, "wenn es jeder doch nur gut meint" wird es nichts und leide ich drunter, weil ein anderer meint, es besser zu wissen - erst recht, wenn jemand sagt "man meint es doch nur gut", weiß ich, dass die Person es nicht gut meint und nur ihren Willen durchsetzen möchte, gern auf Kosten Schwächerer, gern zulasten der Kinder und Jugendlichen.
Bei uns in der Vorstadt, in der ich groß wurde, war das Milieu sehr spießig, katholisch, miefig, bieder, versifft und verklemmt - das strahlte natürlich auch auf die Kiddies zum gewissen Grad ab und man "war halt so" mit der Zeit, weil andere Vorbilder fehlten oder man einfach nicht ausbrechen bzw. nicht negativ wirken wollte auf die Leute bzw. die Erwachsenen, die uns immer sagten, wir sollten brav, geduckt und demütig sein. Aus heutiger Sicht sehr fragwürdige Sätze wie "aber Junge, sei demütig, sei demütig, sonst bläst dir bald ein eisiger Wind ins Gesicht, lass dir's sagen, wirst schon sehen, sei demütig, demütig" waren Standard und danach richtete man sich auch mangels echtem Selbstbewusstsein, das man mit 14/15 so noch gar nicht haben kann.
Ist das heutzutage wirklich mehr, oder habe ich das nur verdrängt?
Ich denke es ist ein Mix. Einerseits sind viele junge Menschen heutzutage vermutlich tatsächlich etwas wehleidiger und weniger bereit Grenzen die gesetzt werden einfach hinzunehmen.
Andererseits können heutzutage eben auch WENIGE Schüler auf einer sehr großen Bühne, nämlich über das Internet, jammern. Sieht man ja gerade wieder... irgendwelche Schüler jammern, weil im Abitur nicht das drankam, worauf sie gelernt haben, obwohl die Themen wohl im Unterricht behandelt wurden. Und starten eine Petition von wegen 'wir wollen wenigstens einen Notenpunkt mehr'...
Es ist halt... naja... eher ein Aufbegehren gegen Autoritäten... im Grunde genommen finde ich das eigentlich gar nicht schlecht... manche übertreiben es halt maßlos und lehnen sich gegen alles auf, solange sie nur keine Verantwortung für die eigene Leistung übernehmen müssen.
Aber das sind natürlich extreme, von denen man halt eben enorm viel mitbekommt.
Und starten eine Petition von wegen 'wir wollen wenigstens einen Notenpunkt mehr'...
Naja, immerhin haben sie im Politikunterricht gelernt was Petitionen sind - doch auch was gutes :-D.
So weit würde ich nicht gehen, offen gestanden...
Die wissen, dass es online-Petitionen GIBT... ob sie auch wissen was man damit erreichen kann, wie sowas funktioniert etc. ... andere Frage.
Naja. Du siehst es hier natürlich nur „gefiltert“. Die, die nicht rumjammern, schreiben hier nicht und sind vermutlich der deutlich größere Teil.
Hab aber auch irgendwie das Gefühl, dass keiner mehr was ab kann.
Ja, ich erinnere mich an letztens, wo ein Schüler am Rumflennen wegen dem Streik war, und das verlangt wurde, dass er zur Schule käme, wie er das denn machen solle, dass das unmöglich sei und dann rumflennte, weil jeder ihm sagte: Nimm ein Fahrrad, Lauf zu Fuß, bilde Fahrgemeinschaften, man wusste das lange genug, wo er dann sagte "Ihr würdet das garantiert auch nicht machen" - und am Ende kam dann raus - der wohnt keine 4km entfernt von der Schule...
Wegen sowas hätte ich früher echt nicht rumgejammert.
Richtig, aber, was hätten deine Eltern gesagt?
Ui, du armes Kind oder steh rechtzeitig auf und geh zu Fuß?
Meine Eltern haben gesagt: du hast 3,5 km Weg zur Bushaltestelle, du hast ein Fahrrad. Damit war das Thema durch. Ich musste immer den gleichen Weg fahren.
Eine zeitlang passte es morgens mit der Arbeitszeit meiner Mutter, dann hat sie mich mitgenommen und nachmittags: sieh halt zu, wie du nach Hause kommst.
Du meinst, die Eltern erziehen ihre Kinder zu dieser Wehleidigkeit.
Ja, immer alle Steine aus dem Weg räumen ist eben nicht gut in der Erziehung.
Wobei ich grundsätzlich ja selber auch gut finde, wenn sich Schüler ihre eigenen Gedanken machen und auch widersprechen und gegen Misslichkeiten rebellieren...
Wieso beschwerst du dich so sehr darüber, dass andere Probleme haben? Du kennst diese Leute nicht, du weißt nicht wie alt dein Beispiel war.
Irgendwann, wenn du reif genug bist, dann wirst du verstehen, dass du die Probleme der anderen wie auch Herausforderungen nie nachempfinden kannst. Manche halten dich für deine Probleme für einen Schwächling und du andere.
Intelligente Leute/Reife Leute mit Lebenserfahrung wissen, dass man Herausforderungen und Probleme von anderen so gut wie nie nachvollziehen kann.
Upps.. ich hätte mich da aufs Rad gesetzt und wäre losgefahren, hätte am Abend vorher geschaut, wo man am besten / am sichersten fährt und wäre drauf los gegurkt. So hätte es damals bei uns (Jahrgang 1990/91) - abgesehen von ein paar sehr zickigen Mädchen - ohne viel zu reden jeder gemacht. Es wäre nicht mal der Rede wert gewesen, außer dass man es den Eltern vorher gesagt hätte.
ohne viel zu reden jeder gemacht. Es wäre nicht mal der Rede wert gewesen, außer dass man es den Eltern vorher gesagt hätte.
Der Unterschied ist, dass die neuen Generationen nach einer Ausrede sucheb um zuhause bleiben zu können. Das haben ältere Generationen nicht gemacht. Dasselbe beim arbeiten: die älteren machen eher unbezahlte überstunden als jüngere. Wo der Sinn darin ist seine Zeit zu verschwenden weiß ich auch nicht.
Sorry, aber das, was ich oben beschreibe ist eben kein Problem, ich beschwere mich darüber, dass manche es offenbar zu einem machen wollen.
Du kennst diese Leute nicht, du weißt nicht wie alt dein Beispiel war.
Er schrieb das vor etwa 2 Monaten hier, als gerade ÖPNV-Streik war, ich bin also ziemlich sicher, ich weiß, wie alt das Beispiel ist...
Wie alt die Person IM Beispiel ist. Das meinte ich.
Wie ich schon jemand anderem sagte:
Der Unterschied ist, dass die neuen Generationen nach einer Ausrede sucheb um zuhause bleiben zu können. Das haben ältere Generationen nicht gemacht. Dasselbe beim arbeiten: die älteren machen eher unbezahlte überstunden als jüngere. Wo der Sinn darin ist seine Zeit zu verschwenden weiß ich auch nicht.
Der Unterschied ist, dass die neuen Generationen nach einer Ausrede sucheb um zuhause bleiben zu können
Dann sollen sie es machen, wie alle, die keinen Bock haben, sagen: Hab keinen Bock, aber nicht rumjammern von wegen "unmöglich", "unzumutbar" und ähnliches. Das Gejammere war halt das, was nervte.
Dann bleibt man zu Hause und lebt mit den Konsequenzen, so einfach ist das.
Ich kenne das von meiner jüngsten Cousine, die permanent nach Ausreden sucht auch im Studium und es immer so darstellt, wie sie Lust hat. Mal ist sie das arme kleine Mädchen, dann die coole Staatsanwältin in spe, die alles kann und alles weiß - und immer will sie sich rechtfertigen. Das ist aber denke ich auch seitens der Erziehung so; bei uns musste sich keiner rechtfertigen, da war manches halt so, wie es ist und so lief es dann halt.
Und wenn es ganz elektrisch war, blieb man halt zuhause, so ging es mir mal im Schneechaos (das war 1999) und einmal Anfang 2003 bei einem Wandertag, wo es auch im Schnee versank und mir gesagt wurde, bleib für den Tag besser daheim, bevor ihr dumm im Schnee rumstampft ... das war okay, man hatte ja Hobbys und hat sich beschäftigt, ich habe gern Modellbau gemacht.
Ja, sehe ich auch so. Problem ist nur, wenn die Eltern das nicht mitmachen. Dann muss man einen Grund suchen. Wahrscheinlich war die Intention: "Guck Mama, hier sagen alle es sei unzumutbar, passt oder? Bleib ich zuhause dann?"
Ja eben..
Ich verstehe dann nicht, wieso man studieren geht wenn man kein bock hat.
Ja, ist alles Erziehung. Muss man halt die Fehler der anderen abgucken und es besser machen.
Sie will es allen zeigen, in ihrem Heimatdorf auf dicke Hose machen und groß reüssieren - und deswegen muss es auch Jura sein.
Nun, wenn man in dem Alter so wenig Lebenserfahrung hat, dann kann sie einem nur Leid tun.
Das bedeutet sie wird auch ein Konsumopfer werden dass Gucci kauft weil sie anderen Leuten was beweisen will, denen sie komplett egal ist.
Naja, es muss schlimm sein, wenn man so wenig Intelligenz besitzt.
Wenn man erst mal selbst Kinder hat, ist es schwierig nicht alle Steine aus dem Weg räumen zu wollen. Insbesondere wenn man eine Kindheit hatte, bei der es genau anders rum lief und man das für seine eigenen def. nicht möchte. Idealerweise räumt man die Steine gemeinsam aus dem Weg. Garnicht so einfach insbesondere in Zeiten, die so schnelllebig ist und in der extrem viel Informationen und medial auf einen einprasselt.
Ich hab mich auch schon oft gefragt, wie die Schule war ohne Handys, Tiktok, Instagram und Whatsapp. Manchmal ist das ganz schön belastend, wenn einem die ganze Klasse auf Schritt und Tritt folgt.
Ich habe nicht nur ein Kind sondern auch ein Enkelkind. Ja, das ist schwer. Es ist auch schwer nein zu sagen und Grenzen zu setzen, das gehört aber zu Erziehung dazu. Ich verstehe das Wort Erziehung als einen Menschen selbstständig machen um gut durchs Leben zu kommen. Da gehört es eben auch dazu sich nicht beim Streit ums Sandschauferl einzumischen. Klar ist aber, dass das Kind jederzeit kommen kann um Rat und Hilfe aber erst wenn es versucht hat das Problem selbst zu lösen.
Es war def. anders. Ich finde die beste Zeit, mMn, war Anfang der 2000er. Alle hatten ein Handy und man war einfach nur erreichbar ohne Soc.Media und Co. War allerdings auch meine Jugendzeit. Die ist bei den meisten eh immer die coolste Zeit gewesen.
Und das finde am schwersten an der Erziehung. Sich nicht einzumischen aber gleichzeitig auch immer „da“ zu sein. Aber ich denke, bei uns zumindest, läufts ganz gut. Denke, dass solange man sich Gedanken um die Erziehung macht, macht man schon Vieles richtig
Super, vor allem lange nicht so kontrolliert. In meiner Jugend war es noch so, dass wir am WE rausgingen nach dem Mittagessen begleitet von den Worten der Eltern die da lauteten: "wenn finster wird kummts ham".
Die wußten den ganzen Nachmittag weder wo wir waren noch was wir gemacht haben, wenn die Sonne unterging traten wir den Heimweg an meist hungrig und schmutzig.
Ohne Handy musst man sich auch mit den Mitschülern schon in der Schule Treffpunkt und Uhrzeit ausmachen und dann dort wirklich pünktlich erscheinen, andernfalls gab es einen Nachmittag ohne Freunde.
Stimmt. Als ich noch in der Stadt gewohnt habe, haben wir einfach gebimmelt und laut „Fenster“ gebrüllt damit einer ans Fenster geht statt den Summer zu drücken. 😂
Sehe ich ähnlich. Meine Kinder in der Grundschule kommen auch wegen jedem Pipikram und regen sich auf. Natürlich liegt das daran, dass wir die Kids so erzogen haben, dass sie uns jederzeit immer alles sagen können. Dadurch bekommt man auch jeden Sch… mit, den man früher mehr mit sich selbst ausgemacht hat. Als Vater merke ich, wie schwierig das ist, mit solchen Situationen umzugehen. Einerseits möchte ich immer für meine Kinder da sein und alles mit Ihnen zusammen erleben, andererseits sollen sie ihre Erfahrungen selbst machen und daraus eigene Schlüsse ziehen. Garnicht so leicht