Gehört Spaltung zur linken DNA?

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein sehr interessanter Gedanke!

Die oft so genannte Selbstzerfleischung der Linken, die ihre politische Macht in der Geschichte immer entscheidend geschwächt hat ist in der Tat etwas, bei dem sich ideologisch unvereinbare Blöcke feindselig gegenüber stehen.

Nicht nur hinsichtlich einer Spaltung innerhalb einer Partei, sondern auch über die Parteigrenzen hinweg. Man denke nur an die KPD der frühen 30er Jahre, die die SPD genauso als Feind betrachtete und aktiv bekämpfte wie die Nationalsozialisten.

Die Folgen sind bekannt.

Rechte Parteien neigen im Durchschnitt eher zu Pragmatismus statt eiserner Ideologie-Treue wie die Linken. Man denke an Benito Mussolini, der zunächst Chefredakteur einer sozialistischen Zeitung war, dann jedoch Mitgründer einer antisozialistischen Bewegung wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Benito_Mussolini

Nach Anfängen bei der sozialistischen Presse stieg Mussolini 1912 zum Chefredakteur von Avanti! auf, dem Zentralorgan des Partito Socialista Italiano (PSI). Als er dort offen nationalistische Positionen vertrat, wurde er im Herbst 1914 entlassen und aus dem PSI ausgeschlossen. Mit finanzieller Unterstützung der italienischen Regierung, einiger Industrieller und ausländischer Diplomaten gründete Mussolini bald darauf die Zeitung Il Popolo d’Italia. 1919 gehörte er zu den Gründern der radikal nationalistischen und antisozialistischen faschistischen Bewegung, als deren Duce (von lateinischduxFührer) er sich bis 1921 etablierte.

Die Intoleranz und Rechthaberei ist bei Linken sehr stark ausgeprägt. Aber darauf haben sie kein Monopol. Das gilt für alle ideologisch ausgerichteten Gruppen wie zum Beispiel die Linken, die Faschisten, die Islamisten und alle anderen, die einer Ideologie folgen. Mit keinem von denen kannst du reden oder gar diskutieren.


Kleidchen2 
Fragesteller
 23.10.2023, 20:09

Doch, tue ich täglich.

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Fuchssprung  23.10.2023, 20:15
@Kleidchen2

Vielleicht hier auf GF, aber nicht im wahren Leben. Du kannst als Linke nicht mit Faschisten diskutieren. Du kannst auch keinen IS Kämpfer davon überzeugen, keine Bomben mehr zu bauen.

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Fuchssprung  01.11.2023, 06:23
@tanztrainer1

Das ist absolut nicht unpassend! Du hast es nur nicht verstanden. Ich habe diese deutschen Linken in der DDR erlebt. Der Vergleich ist überhaupt nicht abwegig.

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tanztrainer1  01.11.2023, 10:10
@Fuchssprung

Hast Du aber den IS schon selbst erlebt?

So gesehen, ist der Vergleich geradezu eine Anmaßung.

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Fuchssprung  01.11.2023, 10:24
@tanztrainer1

Hast du das linke Regime von Pol Pot erlebt? Hast du die Killing Fields gesehen? Du hast vollkommen recht, es wäre eine Anmaßung, wenn die Brutalität und die ideologische Verbohrtheit nicht absolut identisch wäre. Nur weil die Linken heute gerade niemanden umbringen, macht sie das nicht ungefährlich. Gefährlich ist ihre Ideologie.

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tanztrainer1  01.11.2023, 11:28
@Fuchssprung

Ich sprach von den Zuständen im heutigen Deutschland, und nicht von irgendwelchen Despoten in Farben Ländern.

Wenn dann jemand aus solch einem Land flüchtet, wird der doch gern als Wirtschaftsflüchtling diffamiert, weil es leider Leute gibt, die sich nicht die Spur über die Situation in diesen Ländern informieren wollen.

Weil etwa 6 Millionen Juden, die ca. 500T Sinti, plus mehr als 70T Behinderte durch die Aktion T4 Opfer des Rassenwahns der NSDAP wurden, dann noch Regimegegner, quasi alles, was nicht ins Raster der Partei passte, plus der etwa 75 Millionen Opfer des WK2, bin ich der Meinung, dass die Gefahr von rechts immer noch wesentlich größer ist, und die Statistiken bestätigen das auch.

Man braucht sich nur die Statistik der politisch motivierten Kriminalität in Deutschland genau ansehen. Es gibt seit etwa 2020 vermehrt Straftaten die nicht zuordenbar sind, und zwar meist bezüglich der Demos gegen die Corona-Maßnahmen. Aber sehr viele der Straftaten kommen immer noch hauptsächlich von rechts.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1116466/umfrage/anteil-der-toten-an-der-gesamtbevoelkerung-durch-den-zweiten-weltkrieg-1939-1945/#:~:text=Anteil%20der%20Toten%20an%20der%20Gesamtbev%C3%B6lkerung%20durch%20den%20Zweiten%20Weltkrieg%201939%2D1945&text=Rund%203%2C5%20Prozent%20der,deutlich%20mehr%20Zivilisten%20als%20Soldaten.

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/voelkermord-an-sinti-und-roma.html

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/politisch-motivierte-kriminalitaet-2189292

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tanztrainer1  01.11.2023, 11:35
@tanztrainer1

Edit: fernen Ländern.

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass Du auf dem "Rechten Auge" etwa blind sein könntest.

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Fuchssprung  01.11.2023, 14:31
@tanztrainer1

Ich bin ganz gewiss nicht auf dem rechten Auge blind. Nur habe ich den Eindruck, dass du auf dem linken Auge blind bist. Wenn du mir schon Zahlen der der Nazis um die Ohren haust, wie wäre es dann mit diesen Zahlen auf der Seite der Linken?

Sowjetunion: 20 Millionen

China: 65 Millionen

Nordkorea: 2 Millionen

Kambodscha: 2 Millionen

Vietnam: 1 Million

Osteuropa: 1 Million

Es ist ganz egal wo du hinschaust. Zu den Islamfaschisten beim IS, zu den Braunfaschisten oder den Rotfaschisten. Die sind alle gleich. Ich mache da keinen Unterschied.

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Linke haben historisch keinen "Machtinstinkt". Sie streiten sich öffentlich, ohne über die Konsequenzen für die Außenwirkung (Wählerstimmen) nachzudenken.

Konservative Politiker sind das Gegenteil, deshalb deren Erfolge.

Die Spaltung und das verschwinden in der Bedeutungslosigkeit ist die letzte Konsequenz.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Langjährige Erfahrung aus politischer Arbeit

es gibt auf linker Seite des politischen Spektrums in westlichen Staaten viel Sektiertum und entsprechende Spaltungen. Das ist allgemein schon richtig. Im aktuellen Fall der deutschen "Linken" haben wir es allerdings nicht mit dem klassischen Refo-Fundi-Konflikt zu tun, sondern mit den Auswirkungen eines Deutungskampfs des postmaterialistischen Bildungsbürgetums und der traditionellen Linken, was und wer konkret "links", "progressiv" usw, ist.

Während die klassischen, traditionellen Linken kleine Leute ansprechen, eine materialistische Sicht auf die Dinge haben und selber - zumindest teilweise - aus diesen Millieus kommen und klassische Themen wie Umverteilung, Frieden und (soziale) Sicherheit ansprechen und dabei den (National-)Staat als Instrument zur Herstellung dieser Sicherheiten ansehen, kann man die andere Seite eher grün-affin und mit moralischem Ansatz bezeichnen. Hier nehmen eher kulturelle Kämpfe um Sprache, Geschlechter und eine abstrakte Betonung von Vielfalt, sowie ökologische Themen einen Schwerpunkt ein. Soziologen sprechen vom Postmaterialismus oder auch "Postmoderne". Diese Leute stammen allerdings bürgerlichen, wohlhabenden Schichten und zeichnen sich dadurch aus, einen hohen formalen Bildungsabschluss zu haben und großstädtisch zu leben.

Man merkt schnell, dass beide Seiten derart konträre Weltanschauungen haben, dass sie nicht zusammenpassen und auch völlig unterschiedliche Millieus ansprechen. Es gibt keinen gemeinsamen Nenner ausser den Begriffen ("links"), die allerdings völlig gegensätzlich interpretiert werden.

Das Problem ist demnach kein spezifisches der deutschen Linkspartei, sondern Ausdruck eines kulturellen Klassenkampfes von oben in westlichen Gesellschaften. Die z.T. ehemals linken Parteien haben die bürgerlichen Narrative und Positionen in den letzten 30-40 Jahren weitgehend übernommen und sich damit ihrer eigenen alten Kernklientel entledigt, die nun garnicht mehr oder sogar rechts wählt. Wahlen werden gerade in den Unterschichten (aber nicht nur dort) nicht durch Programme oder rational entschieden, sondern emotional und durch Distinktion. Darin liegt auch der Niedergang vieler linker und sozialdemokratischer Parteien in Europa begründet.

Ja, Biermann hat es sogar besungen:

https://www.youtube.com/watch?v=4VhFYCYTHWQ


Winkler123  07.11.2023, 03:15

Da sollte man genau zuhören. Da kann man viel lernen.

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