Gab es Jesus überhaupt oder hat eine abtrünnige Gruppe von Juden ihn erfunden?

10 Antworten

Man kann annehmen, dass es Jesus gab, aber die Beweislage ist dünn.

Es gibt einige Probleme für einen Historiker:

  • Jesus ist nicht plausibel (er kann zaubern und hat keinen menschlichen Vater)
  • nur einseitige Quellen: außerbiblisch gibt es keine Zeitzeugen, geschweige Augenzeugen.
  • es gibt nur Tradition: absichtlich erstellte Schriften, um seine Wunder und Existenz zu bezeugen (theologische Propaganda). Aber keinen Überrest (zufällig übriggebliebenes)
  • alle vier Evangelien sind anonym
  • Die drei Synoptiker behaupten nicht mal, dass sie Augenzeugen ist. Bei Johannes ist es mehr als fraglich.
  • außerbiblische Berichte sind nur Randnotizen und Jahrzehnte nach der Kreuzigung geschrieben. In denen nicht erwähnt wird, woher die Information stammt.

Und der sogenannte historische Jesus ist nicht der Jesus aus der Bibel: dieser Jesus wurde entmythologisiert.

Wenn es reicht, dass irgendjemand etwas aufschreibt und behauptet, dann ist die Teilung des Mondes belegt (Koran/Ahadith) und die Existenz von Einhörnern historisch belegt: zB Ktesias von Knidos berichtet von ihnen. Und Strabon, Claudius Aelianus und Plinius der Jüngere:

An equine form of the unicorn was mentioned by the ancient Greeks in accounts of natural history by various writers, including Ctesias, Strabo, Pliny the Younger, Aelian[2] and Cosmas Indicopleustes.

https://en.wikipedia.org/wiki/Unicorn#History

Die Evangelien sind theologische Werke. Sie wollen Glauben und nicht historische Tatsachen vermitteln und sie berichten nur das, was theologisch notwendig ist. Es gibt also nur Informationen von einer Seite: das ist so, als hätten wir nur das, was Russia-TV oder Trump über etwas berichtet. Kann stimmen, muss aber nicht.

Das älteste außerbiblische Dokument ist von Flavius Josephus: das Testimonium Flavianum von 93 n.Chr. Also etwa 60 Jahre nach der Kreuzigung (außerbiblische Zeitzeugen gibt es also nicht).

Und dieses wurde von Christen manipuliert:

Weitgehend Konsens ist, dass der jetzt vorliegende Text durch christliche Zusätze nachträglich erweitert (interpoliert) worden ist.
Origenes las einen älteren Text, Eusebius von Caesarea dagegen den christlich bearbeiteten Text.
Sehr umstritten ist weiterhin, was Josephus an dieser Stelle ursprünglich schrieb.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Testimonium_Flavianum

Tacitus hat germanische Götter beschrieben: existieren deshalb germanische Götter?


OlliBjoern  17.01.2025, 20:03

"theologische Propaganda"

Da ist was dran.

Propaganda enthalten aber auch z.B. die Schriften der Römer, etwa "de bello gallico" - "Das Werk stellt die Hauptquelle zu Caesars Feldzügen dar, ist allerdings von starken Eigeninteressen des Verfassers geprägt und daher als objektive historische Quelle umstritten."

Trotzdem würde wohl kaum einer bestreiten, dass darin auch viele historisch korrekte Einzelheiten beschrieben sind (also in diesen römischen Schriften).

Eine Schrift ohne Eigeninteressen aus dieser Zeit zu finden, stelle ich mir schwierig vor. Zudem bestreiten auch Historiker nicht, dass einige Personen, die im AT erwähnt wurden, existiert haben.

Zurzeit der Römischen Herrschaft in Jerusalem hatten viele Juden Probleme mit den großen Rabbinern und Führer des Judentums

Ne, eigentlich nicht. Siehe dazu im Werk von Flavius Josephus.

hatten eine Strenge, radikale Auslegung der Torah und waren an Macht und Geld interessiert.

Das widerspricht sich.

Kann es sein dass sie nur Jesus erfunden haben um eine reformierte Konkurrenzreligion zu gründen ?

Zu einer eigenen Religion entwickelte es sich erst später und außerhalb Israels, da waren entscheidende Figuren des heute so genannten Urchristentums, wie Petrus, Paulus und Jakobus, schon längst Tod.

Gab es Jesus überhaupt

"Um davon überzeugt zu sein, dass Jesus eine historische Person war, muss man kein Christ sein. [...] Schlicht, weil aus historisch-kritischer wissenschaftlicher Perspektive alles dafür spricht, dass es ihn gegeben hat."

Quelle

Unwahrscheinlich.

Es gibt außerbiblische, historische Quellen welche eine Person nennen, die mit der Figur von Jesus assoziierten werden kann.

Allerdings sind das keine zeitgenössischen Quellen, obwohl die Römer eine umfangreiche Bürokratie und Dokumentation kannten. Die frühsten Quellen stammen aus der Zeit 50 - 100 Jahre nach der vermutlichen Lebzeit von Jesus.

Das ist insofern verständlich, da Jesus zur damaligen Zeit natürlich noch nicht den relevanten Stellenwert hatte, wie heute und die Thematik erst retrospektiv aufgegriffen wurde, als die Römer die Christen-Bewegung als Problem ansahen.

Tacitus bspw. nennt Christus:

Um das Gerücht aus der Welt zu schaffen, schob er die Schuld auf andere und verhängte die ausgesuchtesten Strafen über die wegen ihrer Verbrechen Verhassten, die das Volk ‚Chrestianer‘ nannte. Der Urheber dieses Namens ist Christus, der unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.

Sueton erwähnt einen "Chrestus", der Unruhen unter den Juden in Rom verursachte.

Plinius schrieb in einem Brief an Kaiser Trajan über das Problem mit den Christen, die Anhänger eines "Christus" sind, den sie wie einen Gott verehrten.

Im babylonischen Talmud (Sanhedrin) wird von einem "Yeshu" berichtet, der wegen "Zauberei" und "Verführung Israels" hingerichtet wurde, was allerdings bereits geprägt war von den Konflikten zwischen Juden und Christen.

Die Existenz einer historischen Person wird dadurch bestätigt.

Interessant wäre besonders, ob von dem Gerichtsurteil durch Pontius Pilatus etwas dokumentiert wurde. Hier gibt es leider nichts konkretes.

Eine der frühsten, zeitgenössischen Quellen durch Philo von Alexandria (20 - 50 n. Chr.) erwähnte Pilatus, allerdings kritisiert er nur allgemein dessen Grausamkeit und Ungerechtigkeit gegenüber den Juden.

Pilatus war bekannt für seine Konflikte mit der jüdischen Bevölkerung. Es war aber unüblich, dass römische Gouverneure detaillierte Berichte über ihre Urteile archivierten. Solche Hinrichtungen waren nichts außergewöhnliches in der Zeit.

Am wahrscheinlichsten ist, dass Jesus ein Maggid war - ein jüdischer Wanderprediger - der aus Galiläa stammte. Zur seiner Zeit, gab es in Galiläa eine progressive Strömung innerhalb des Judentums, bei dem alle Rabbi von Gott als "ihrem Vater" und den Menschen als "seine Kinder" sprachen. Die Strömung zielte darauf ab, dass feindselige Bild Gottes als den strengen Richter, der jede Sünde sofort bestraft, in das Bild eines barmherzigen Vaters zu ändern, der zwar streng sein kann, aber nur weil er sich das beste wünscht und jede Sünde auch vergeben kann.

Durch die Verbreitung dieser Lehren, haben die jüdische Hohepriester ihre Autorität bedroht gesehen. Möglicherweise, waren sie daran beteiligt, Jesus an die Römer zu verraten.

Jesus wurde von den Römern dann wegen Majestätsbeleidigung (König der Juden, Machtanspruch innerhalb des Herrschaftsgebiet vom Caesar) zum Tode verurteilt.


ElaNazareth98  15.01.2025, 20:25

Er wurde doch wegen Gotteslästerung verurteilt

II99II  15.01.2025, 21:19
@ElaNazareth98

Nein, nicht von den Römern.

Religiöse oder kulturelle Motive für ein Urteil hatte die jüdische Führung (Sanhedrin). Sie haben u.a. Gotteslästerung vorgeworfen. Allerdings hatten sie unter römischer Besatzung nicht die Macht, um Urteile zu sprechen. Deswegen wurde Jesus an die Römer übergeben/verraten.

Die Römer betrachteten Jesus als einen politischen Anführer, der Aufstände verursacht.

Allerdings gab es an dem Kreuz von Jesus die Tafel mit der Inschrift "INRI".

Es ist historisch nicht eindeutig belegbar, dass diese Tafel existierte. Es ist aber sehr wahrscheinlich, weil das Anbringen von "Titulus" mit der Schuld des Verurteilten, gängige Praxis bei den Römern war.

Demnach stand als Schuldgrund bei Jesus "Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum" und weist auf seinen Anspruch hin, der König der Juden zu sein, was in der jüdischen Kultur sowohl ein Anspruch auf Regentschaft ist, wie auch eine Position als religiöser Führer.

Aus römischer Sicht daher absolut problematisch und es wurden schon Menschen für weniger hingerichtet.

ElaNazareth98  15.01.2025, 21:24
@II99II

Naja, er hat ihn aber ja zuerst weggeschickt und meinte , ich finde keine Schuld an diesem xd es halt die Frage, wie authentisch ist das geschilderte auch^^

II99II  15.01.2025, 21:40
@ElaNazareth98

"Non invenio in eo culpam" - diese Aussage bezieht sich besonders auf das Johannesevangelium. Auch das "Händewaschen in Unschuld" wird in anderen Evangelien betont.

Die retgorische Darstellung ist theologisch zu betrachtet. Die Verfasser der Evangelien wollten damit die moralische Reinheit und objektive Unschuld von Jesus hervorheben.

Gleichzeitig sind die Evangelien in einer Zeit bis ca. 100 n. Chr. im Original entstanden. Ähnlich wie bei dem Beispiel mit Sanhedrin, sind diese Texte bereits in einem Zeitgeist der Konflikte zwischen Juden und Früh-Christlicher Bewegung entstanden. Die Evangelien versuchen bspw. auch gezielt die Schuld an der Hinrichtung von Jesus auf die Juden zu verlagern - ein Narrativ, dass noch viele hunderte Jahre lang zum Problem wird.

Also die Römer waren zurückhaltend, aber die Juden wollten den Tod. Diese Sichtweise bewirkt der kleine aber feine Zusatz in der erzählerischen Darstellung der Evangelien.

Theoretisch könnte es auch schon politische Motive gehabt haben, da die Evangelien alle in Römischen Einflussgebiet verfasst wurden.

Definitiv ist es aber ahistorisch, da Pilatus - besonders durch außerbiblische Quellen - bekannt und berüchtigt dafür war, Konflikte mit der jüdischen Bevölkerung zu suchen und hart gegen sie vorgegangen ist.

Mal aus einer rein wissenschaftlichen Sicht: Es gibt vereinzelte, sehr wage gehaltene historische Hinweise darauf, dass es mal einen solchen Wanderprediger gegeben haben könnte, der letztlich auch hingerichtet wurde. Archäologische Funde und uns bekannte Fakten über das damalige Leben des jüdischen Palästinas passen ebenso gut in das Bild.

Für die ihm zugeschriebenen Heilungen bis hin zur Auferstehung hingegen gibt es keine außerbiblischen Hinweise.


Johannesvd  16.01.2025, 12:33

Was für Quatsch es vereinzelte und wage historische Hinweise zu nennen, aber ja natürlich gibt es solch Erzählung in der Welt aber als wissenschaftlich kann sie sich nicht schmücken!

Man muss die Bibel als ganzes und genauso ausserbiblische Zeugnisse zeitgenössischer "Geschichtsschreiber" als Irrführungen oder falsch behaupten darstellen um auf solch Beurteilung zu kommen!

Dagegen weiß der Wissenschaftler dass keine Person in der Geschichte die nicht Macht oder Ansehen bei den Herrschern genoß so klar Bezeugung findet wie der Mensch Jesus von dem seine Anhänger bezeugten dass Gott ihn gesalbt hat!

Die Frage darf als absolut absurd erkannt werden, und als Folge von 2000 Jahren treiben der Welt und einer Verachtung gegenüber Jesus verstanden werden, glaube ich.

Nicht nur die Erzählungen um Jesus sind nicht naheliegend als Erdichtung, sondern absolut absurd ist solch Behauptung in Anbetracht der geschichtlichen Zeugnisse, auch ob der erfolgreiche Ausbreitung innerhalb weniger Jahrzehnte auf Kosten vieler Menschen die ihr Leben dafür bereit waren zu geben.