In der islamischen Exegese gibt es Abrogation, also dass neuere Verse, die älteren aufheben, wenn sie einen anderen Inhalt zu einem Thema haben.
Siehe bspw. die Entwicklung zum Alkoholverbot im Qur'an. Sure 16:67 weist noch auf positive Eigenschaften von Wein hin
Und (Wir geben euch) von den Früchten der Palmen und der Rebstöcke (zu trinken), woraus ihr euch Rauschgetränk und eine schöne Versorgung nehmt. Darin ist wahrlich ein Zeichen für Leute, die begreifen.
Aber in Sure 5:90 wird es später als "von Satan" bezeichnet
Der Satan will (ja) zwischen euch nur Feindschaft und Haß säen durch berauschenden Trank und Glücksspiel und euch vom Gedenken Allahs und vom Gebet abhalten. Werdet ihr (damit) nun wohl aufhören?
Man sieht auch die unterschiedliche Entwicklung im Qur'an zwischen der mekkanischen und medinischen Zeit. Zu Beginn war der Qur'an sehr allgemeingültig, versöhnlich und spirituell geprägt. Später, als Mohammed sich kriegerisch durchsetzen musste, wurden auch die Texte weltlicher. Es ging um Regeln zwischen den Muslimen, um Machtansprüche, um Verhaltensregeln im Krieg, usw.
Theoretisch haben alle Änderungen während der Lebzeit des Propheten Mohammed stattgefunden, denn eigentlich wurde ja nur ihm die Offenbarung gegeben über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren.
Es gibt aber auch historische Spekulationen darüber, dass selbst nach dem Tod des Propheten noch Abrogationen ohne Nachweise und Änderungen an den Texten im Qur'an vorgenommen wurde (Uthmanische Redaktion).
Heute wird der Qur'an bestimmt nicht mehr verändert, genauso wenig wie die hebräische und christliche Bibel.
Aber ist die heutige Version vom Qur'an auch wirklich die Version, wie sie von Mohammed gewünscht war? Das ist sehr fraglich.