Fehlt es den Deutschen an Nationalgefühl?


26.08.2022, 15:48

Ich spreche hier insbesondere von Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft

Das Ergebnis basiert auf 35 Abstimmungen

Nein 57%
Ja 43%

6 Antworten

Nein

Patriotismus ist nicht gleich Zusammenhalt und Gemeinschaft. Du kannst das auch schaffen ohne das eigene Land da in irgendeiner Weise mit reinzuziehen. Wozu braucht man Nationalstolz? Das basiert alles auf einem Zufallsprinzip. Woher kommt da der stolz? Stolz ist in so einer giftigen Gesellschaft sowieso undenkbar. Egal ob Deutschland oder ein anderes Land. Gemeinschaft schafft man ohne sich einem Land verbunden zu fühlen. Zur Info: Der Nationalsozialismus hat damals durchaus für eine große Gemeinschaft gesorgt. Er hat aber eine homogene Masse gebildet die Andersdenkende eingebuchtet, ermordet oder ausgeschlossen hat. Der Film „Die Welle“ zeigt die Auswirkungen einer manipulierten Gemeinschaft sehr gut. Das fängt schon damit an dass ein einfacher Dresscode zur Pflicht wird und andere, die dem nicht folgen, diskriminiert werden. Das passiert beim Patriotismus ebenfalls. Wer nicht mit der Masse schwimmt, der wird abgelehnt.

Wer selbst nichts erreicht hat auf das er stolz sein kann, der ist dann stolz auf sein Land.

Bekanntlich driftet Patriotismus ja auch schnell in Nationalismus ab und kann zu Faschismus führen. Dann sind wir back in 1933

Woher ich das weiß:Hobby – Politisch links eingestellt
footballer10 
Fragesteller
 26.08.2022, 16:39

Finde ich eine sehr gute Antwort. Ich würde dennoch sagen, dass Nationalgefühl auch mit Gruppenpsychologie zu tun hat. In einer großen Gruppe fühlt man sich wohl, man ist motivierter zu helfen, wenn die anderen dir helfen. In einer toleranten, offenen Gruppe, die an die Gruppe (= Staat) selbst glaubt, ist es möglich, durch diverse Meinungen und einen konstruktiven Austausch Erfolge zu verbuchen und wenn es kriselt, setzt man skch zusammen und bespricht die Lage neu. Die Leute, die nur Trittbrettfahrer sind und eigentlich keinen Bock auf die Gruppe haben, aber zu faul sind zu wechseln (auswandern) -- weil verbunden mit viel Bürokratie etc. -- regen nur die Leute auf, die wirklich für den Fortschritt einstehen. Leider haben wir zu viele Trittbrettfahrer. Es gibt nicht das eine Richtig, aber es gibt definitiv das eine Falsch. Nichts tun außer das Mindeste (Steuern zahlen) und dann rumheulen, wenn die, denen man die Entscheidungsgewalt überlässt (die Politik), etwas falsch machen. Könnte auch so laufen wie in Guatemala oder Myanmar. Aber tut es nicht, weil hier viele Menschen an den Staat und seine Gesellschaft glauben und überzeugt sind, dass man der Gemeinschaft wohltun kann, indem man einfach die Entscheidung der Regierung respektiert. Man kann gegen jede Entscheidung der Regierung Einwände haben, gerne auch demonstrieren. Aber am Ende des Tages sollte jeder selbst mal in der Pflicht stehen, ein Land zu führen und seine Versprechen zu halten, während unendliche Faktoren reinspielen (globale Realpolitik anderer Länder). Deshalb halte ich nichts von Beschwerden über Deutschland als Ganzes. Wir sind kein Armes Land, wir werden auch kein 3. Weltland, nur weil wir Strom sparen müssen. Wir haben eine Krise, die es als Gemeinschaft zu lösen gilt. Meine Meinung

0
erikbhrdt  26.08.2022, 17:05
@footballer10

Auch du bringst gute Ideen ein. Ich frage mich dann bloß, warum man dann einen Glauben an das Land braucht? Man braucht schlicht weg einen Glauben an die Menschen. Die Psychologie die du hier ansprichst ist super wichtig für einen starken Zusammenhalt. Allerdings schafft man diesen eben auch ohne seine Herkunft anzubeten. Das schafft man indem man die Menschen zusammenbringt und untereinander erkennt dass man sich braucht. Jemand der antinationalistisch ist, der will ja auch eine Gemeinschaft. Ich hasse Nationalismus auch und empfinde auch Patriotismus für dämlich, aber das bedeutet ja nicht dass ich deswegen keinen Zusammenhalt möchte. Ich möchte bloß keinen Zusammenhalt der unter Patriotismus definitiert wird. Die Frage ist nicht die Verbundenheit zur Herkunft, sondern die Verbundenheit zur Menschheit. Da wir (die Menschen) aber leider nicht perfekt und auch ziemlich scheiße sind, wird sich die Gesellschaft immer spalten. Das passiert mit Patriotismus und auch ohne. Die Frage ist nicht die Verbundenheit zum Vaterland, sondern die Verbundenheit zu unserem/unserer Nächsten. Deswegen sage ich dass Liebe zum Vaterland nicht der Schlüssel zur Gemeinschaft ist.

1
footballer10 
Fragesteller
 27.08.2022, 00:26
@erikbhrdt

Schön, danke für die Antwort. Befriedigt mich ums mal so auszudrücken :D

Ich denke, dass wir beide eine unterschiedliche Meinung haben. Am Ende geht es bei Meinung um Glauben. Glauben an die höhere Wertigkeit der eigenen Standpunkte. Und ich akzeptiere deine voll und ganz. Ich denke, obwohl wir vllt die Glaubensfrage anders beantworten -- vllt auch gerade deshalb -- würden wir einen guten Konsens finden!

Aber wir sind nicht in der Politik und du hast bestimmt auch besseres zu tun, als alles auszudebattieren :)

1
Nein

Über 90% der Deutschen lieben ihr Land, sind mit ihm zufrieden und leben gerne in Deutschland. Ob man das jetzt als Nationalgefühl bezeichnen sollte, dürfte umstritten sein. Es hat schon immer grölende Minderheiten gegeben, die versucht haben Deutschland und die Deutschen schlecht zu machen. Heute grölen sie gegen dies, und morgen gegen das Gegenteil. Recht machen kann man es solchen Grölern nie.

Man sollte sie nicht beachten, oder ihnen klar die Meinung sagen. Recht behalten haben sie noch nie. Meistens grölen sie gegen das, was sie vorher verehrt haben.

Zugegeben, im Moment läuft es in Deutschland nicht so einfach. Die Probleme wären aber leichter zu ertragen und zu lösen, wenn die Gröler mal ihren Mund halten könnten. Dann würden nämlich die Spekulationen sich minimieren.

Deutschland hat gute Chancen mit einem blauen Auge durch den Winter zu kommen. Die Regierung macht beste Arbeit, und ist nah am Bürger. Das Wohl des Bürgers steht im Vordergrund. Das hat es in Deutschland noch nie gegeben. Und, wird dafür sorgen, das die Gröler sich ein neues Thema suchen müssen.

footballer10 
Fragesteller
 26.08.2022, 16:43

Sehr schöne Antwort. Sehe ich eigentlich genauso. Nur mit den 90% bin ich nicht einverstanden 😂. Es fühlt sich nach deutlich weniger an. Deshalb war auch meine Antwort "ja"

0

Durchaus

Nicht nur, dass in DE der Wunsch nach dem Erhalt des Nationalstaates oder des souveränen, unabhängigen Staaten gegenüber EU und / oder Globalismus äußerst gering ist - sondern auch das Verständnis für die eigene Kultur und Identität.

Zu dem, zumindest meiner persönlichen Erfahrung nach, herrscht in Deutschland über weite Strecken eine ziemliche Hysterie wenn es um nationale Belange, Flaggen und Symbole oder das herausstellen der eigenen Nation.

Allerdings werden solche Geschichten wie zb ,, Flaggen weg beim Fussball " von einigen, kleinen Gruppen radikal nach außen getragen und das ganze von einigen Interessengruppen größer oder breiter gemacht als es wirklich ist.

Das Problem sind dann eher die, die einknicken und vor ab sagen ,,gut dann eben nicht "

Wie genau die Resonanz bei diesem Thema war weiß ich nicht mehr - ich glaube aber dass besagte Gruppen ganz schön Gegenwind bekommen haben.

Ich sehe auch ein großes Problem bezüglich Migration. Nicht nur, dass extremes Multi Kulti für ,,die " Deutschen selbstverständlich zu sein scheint wird es problematisch für kulturfremde Migranten sich zu integrieren oder anzupassen - denn woran denn außer an das Grundgesetz. Wenn man selbst keine Leitlinie vorgibt die man geschlossen lebt als kulturelle Identität o.ä dann gibt es auch nichts woran sich Fremde anpassen können oder sollen oder müssen

footballer10 
Fragesteller
 27.08.2022, 00:29

Ich habe einem anderen Antworter auch schon geschrieben. Die Schweizer haben – den Ausdrücken nach, die ich gesammelt habe – eine Leitkultur. Da gibt es auch weniger Probleme mit Migranten. Die sind besser integriert als hier

1
Ja

Den Deutschen wird jeder Patriotismus ausgetrieben. Habeck gibt den Ton an: "Ich konnte noch nie etwas mit D anfangen." Deutschland wird von der politisch-medialen Klasse argwöhnisch beobachtet, in jedem schwarz-rot-goldenen Fähnchen wittert man bösen Nationalismus, ja das Vierte Reich. Völlig irre.

Unvergessen, wie Merkel einem CDU-Mann bei der Wahlfeier 2013 auf der Bühne das Fähnchen entriss und es von der Bühne schmiss.

Und so gehen die Deutschen mit gebrochenem Selbstbewusstsein durchs Leben. Viele schämen sich geradezu, Deutsche zu sein, und wollen möglichst schnell in Europa aufgehen. Unsere Nachbarländer können das nicht verstehen.

Ja

Jain.

Das Gefühl, stolz auf meine Nation zu sein, gelingt mir, wenn ich im Ausland bin und dort Freundlichkeit wegen meiner Herkunft erfahre.

Ansonsten stimme ich Arthur Schopenhauers Einschätzung zu:

Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.“

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/124994-arthur-schopenhauer-die-wohlfeilste-art-des-stolzes-hingegen-ist-der-n/

footballer10 
Fragesteller
 27.08.2022, 00:32

Ist schon sehr heftig ausgedrückt. Wobei Schopenhauer auch älter ist. Der Begriff Nationalstolz hat sich im Kern nicht geändert. Es gibt aber liberale, moderne Wege, Nationalstolz auszuleben und in den Alltag zu integrieren.

1
Nunuhueper  27.08.2022, 14:32
@footballer10

Ausleben bedeutet für mich, dass ich als Teil der Gesellschaft aktiv mitwirke.

1
footballer10 
Fragesteller
 27.08.2022, 19:16
@Nunuhueper

Ich möchte an der deutschen Gesellschaft aktiv mitwirken. Wenn das funktioniert, gerne an der europäischen und dann an der globalen. Man muss kleine Brötchen backen, bevor man den Kuchen backt

0