Fachinformatiker ohne Kenntnisse?

Vergessen111  23.11.2022, 09:52

Warum willst du den Beruf denn ergreifen, wenn du eigentlich nichts mit der Materie zu tun hast, wenn ich fragen darf?

NotANerd223 
Fragesteller
 23.11.2022, 09:52

Ich mag Abwechslungsreiches und habe nicht sonderlich Lust jeden Tag das selbe zu tun.

7 Antworten

Eine Ausbildung ist dazu da, um Wissen zu erlangen.

Ich selbst hab die Ausbildung zum Anwendungsentwickler gemacht, für Systemintegrator z.B. musst du quasi nie wirklich Programmieren können (es ist natürlich immer hilfreich und Skripte z.B. gehören dazu, aber typisches "Programmieren"/Software entwickeln ist das nicht)

Ich selbst hatte durch mein Abitur und eigene IT Affinität Vorkenntnisse und habe mich in der Berufsschule das erste Jahr quasi nur gelangweilt, weil nur Sachen besprochen wurden, die ich schon längst wusste.

Es wird dort wirklich von Grund an neu aufgebaut und keine Vorkenntnisse erwartet.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung zum Fachinformatiker
NotANerd223 
Fragesteller
 23.11.2022, 09:52

Wie ist das mit den Menschen dort? Ich habe teilweise echt Schiss derjenige zu sein der zwischen den ganzen IT Profis sitzt und der einzige ist der nich gar nix kann und sozusagen als Außenseiter abgestempelt wird

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Luki55228  23.11.2022, 09:53
@NotANerd223

Grade die Leute, die sich viel mit IT befassen sind häufig selbst "die Außenseiter" und genau aus dem Grund schließen sie selbst andere eher weniger aus.

Bei uns im Klassenverband wurde jeder freundlich aufgenommen und unterstützt wenn er Fragen hatte.

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NotANerd223 
Fragesteller
 23.11.2022, 09:54
@Luki55228

okay, ich hab mir halt vorgestellt das man eher der Außenseiter ist wenn man nicht aus der IT Blase kommt.

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Luki55228  23.11.2022, 09:57
@NotANerd223

Absolut nicht. Bei uns waren einige dabei, die vorher mit IT nicht wirklich was am Hut hatten.

Einer bei uns war vorher schon Jahrelang Dachdecker, hatte Frau und Kind und ist dann auf den Trichter gekommen doch noch IT zu machen.

Super sympathischer Kerl gewesen und eig. hat sich jeder mit jedem verstanden.

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Ich habe bis jetzt noch gar keine Ahnung vom programmieren, kenne da wirklich nix und habe auch sonst nix mit Informatik zutun oder so.

Programmieren wird in der Ausbildung auch gelehrt, aber ist deutlich weniger wichtig, als für Anwendungsentwickler.

Aber eine Ausbildung ist ja dazu da, etwas zu lernen - wobei Du dort aber eher wenig lernst (außer Du hast großes Glück mit der Firma), stattdessen musst Du auch viel privat machen und kannst dann die Kollegen um Rat fragen.

Kein Vorwissen ist also kein Problem, aber so gar nichts mit Informatik zu tun zu haben, stelle ich mir schon problematisch vor. Die Informatik-Bereiche sind nicht einfach und Interesse und Begeisterung, in diese Themen einzusteigen, ist sehr wichtig, sonst wirst Du Schwierigkeiten mit der Motivation haben.

Also einfach auf gut Glück anfangen ist der falsche Weg.
Du solltest mit dieser Ausbildung anfangen, wenn es dich interessiert, dir die Aufgabenbeschreibung zusagt und Du bereit bist, ein leben Lang viel Zeit (Stunden, manchmal sogar Tage) in ein Thema zu investieren. Das gehört dazu, es gibt ständig etwas neues und Du musst dich ständig in irgendetwas einarbeiten. Das kann - das richtige Mindset vorausgesetzt - auch Spaß machen.

Das ich als normaler Mensch der durch die Ausbildung lernen will so richtig krass untergehe gegen die Menschen mit Vorkenntnissen

Ich bin auch ein "normaler Mensch", auch nach 9-10 Jahren Erfahrung ;)

Du kannst nur von Leuten lernen, die dir etwas voraus haben.
Du wirst aber nicht einfach die normale tägliche Arbeit machen (kannst Du ja gar nicht), sondern Du wirst eingearbeitet und mit einfachen Dingen beginnen, bis man dir mehr zutraut.
Wenn die Firma dich einstellt, dann wissen die Leute, dass sie von dir nichts erwarten können und dass sie dich erst anlernen müssen.

Natürlich gibt es auch schwarze Schafe unter den Firmen, aber das gibt's leider überall.

Das ich ohne Vorkenntnisse nichtmal ein Ausbildungsplatz bekomme

Keine Vorkentnisse ist gar nicht so selten.
Viel spannender dürfte dagegen deine Aussage sein, dass Du nichts mit Informatik zu tun hast.

Die Firma will ja wissen, ob die Investition in dich (nein, das Gehalt ist nebensächlich, aber die Kollegen, die dir helfen, die kosten viel Geld) auch eine Zukunft haben kann. Du wirst die ersten Jahre immer ein Verlustgeschäft sein, aber mit der Zeit kann sich das ändern und dann bist Du jemand, der die Firma und die Arbeitsweise kennt und sozusagen "perfekt geformt" ist - sowas kann ein paar Jahre Verlustgeschäft wert sein, besonders, wenn man beachtet, dass es kaum gute Leute gibt.
Worauf genau die Firma nun achtet, musst Du die Verantwortlichen fragen.

Abgesehen davon:
Es wird immer Firmen geben, die dich ablehnen.
Am besten Du gewöhnst dich direkt daran und legst mehr Wert auf deine positiven Eigenschaften und weniger darauf, ob dich Firmen einstellen oder nicht.

Und das ich später kaum was verdiene.

Als Azubi verdienst Du in der Regel (hängt auch von der Firma ab) weniger, als der Mindestlohn - zumindest war das bei mir der Fall. Ich habe mich mit Unterhalt und Kindergeld finanziert, andere haben einen Nebenjob, oder Du beantragst Arbeitslosengeld 2, darauf hast Du ggf. ein Anrecht.

Nach der Ausbildung gelten die gleichen Gesetze, wie für alle anderen Beruf auch, also Mindestlohn. Darüber hinaus sind Leute in diesem Beruf sehr gefragt, entsprechend ist das durchschnittliche Gehalt ziemlich hoch.
Dennoch stimmt es, dass sich das Gehalt nach den Kosten richtet, aber nur teilweise. Diese Aussage richtet sich an die Leute, die nur in diese Branche gehen, um viel Geld zu verdienen - und die werden enttäuscht sein. Man kann zwar sehr viel Geld verdienen, aber nur, wenn man auch etwas dafür tut.

Viel wichtiger ist, ob die Firma sich auf dich verlassen kann. In diesem Beruf bist Du für die ganze Infrastruktur (mit-) verantwortlich, gegen Fehler sichert man sich natürlich möglichst ab, aber hast Du quasi das schlagende Herz der Firma in deiner Hand. Dieses Vertrauen vergibt eine Firma nicht leichtfertig und sie wollen sehen, ob sie sich auf dich verlassen können und wenn ja, dann bist Du auf jeden Fall ein gutes Stück über dem Mindestlohn.
Darüber hinaus bedeutet mehr Können = mehr Geld - vorausgesetzt, Du kannst dich auch entsprechend verkaufen und die ausgewählte Firma braucht deine Kentnisse und kann es sich auch leisten.

Entscheidend ist natürlich, ob dir der Beruf gefällt. Spaß und Interesse können ein großer Motivator sein und die Motivation, sich in die Bereiche einzugraben, ist genau das, was über kurz oder lang zu Wissen, Können und Erfahrung führt und dafür bezahlen die Firmen viel Geld.

Ob es was für dich ist, wirst Du in der Ausbildung merken, auch dafür ist die da - Du solltest nur nicht nach einem Monat aufgeben ;)

Ich mag Abwechslungsreiches und habe nicht sonderlich Lust jeden Tag das selbe zu tun

Definiere "abwechslungsreich".
Ich (Softwareentwickler) sitze den ganzen Tag im Homeoffice am PC, manche würden sagen, das ist total langweilig. Ich finde das aber abwechslungsreich, weil es natürlich immer andere Anforderungen gibt.
Ist alles eine Frage des Blickwinkels und des Interesses.

Monotonie mag vermutlich niemand, aber auch in diesem Beruf kann man Monotonie haben, wenn man nicht an sich bzw. seinen Fähigkeiten arbeitet. Dann bist Du nur noch ein überbezahlter Klick-Dummy, weil man die Aufgaben (noch) nicht automatisieren kann und billigere Mitarbeiter das nicht können.

Wo Du am Ende landest, hängt aber zu 100% von dir ab.

Ich habe teilweise echt Schiss derjenige zu sein der zwischen den ganzen IT Profis sitzt und der einzige ist der nich gar nix kann und sozusagen als Außenseiter abgestempelt wird

Informatiker sind meistens durchaus intelligente Menschen, die nicht viel übrig haben für Mobbing oder Ausgrenzung. Solange Du dich am Sozialleben beteiligst und dich nicht wie ein A...loch verhältst, wird man dich auch aufnehmen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, aber ich habe bisher nur wenige Ausnahmen kennenlernen müssen.

Außerdem hat jeder mal bei 0 angefangen, die meisten erinnern sich noch daran und haben Verständnis für Anfänger. Viele haben sogar Spaß daran, anderen Menschen zu helfen und ihr Wissen weiterzugeben - vorausgesetzt, Du strengst dich auch an.

By the way:
Private Projekte können sehr wertvoll sein.
Ich habe mir z.B. zuletzt einen kleinen Home-Server auf einem Raspberry-Pi mit Docker eingerichtet, auf dem ein Pi-Hole und ein Bitlocker-Server laufen. Jetzt blocken sie die Werbung oder andere problematische Seiten und ich habe meinen eigenen Passwort-Manager.
Ich hatte nur wenig Vorwissen (zumindest soweit ich das einschätzen kann), aber es gibt online massig Quellen dazu und jetzt läuft alles wie eine 1. Wenn Du dich mit so einem Projekt identifizieren und dich da durchbeißen kannst, dann hast Du gleich mehrere Vorteile: Einen eigenen Home-Server, ein wenig Erfahrung und Vorwissen, ein Hobby-Projekt zum Lernen, ein Projekt zum diskutieren mit den Kollegen und etwas, wovon Du bei der Bewerbung erzählen kannst, die mögen sowas.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Arachas44  20.03.2024, 20:34

Auch nach über einen Jahr danke für so eine ausführliche Antwort habe nach sowas gesucht und bin sehr dankbar darüber

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Nach meinen Erfahrungen haben Bewerber auf eine Ausbildungsstelle für den Beruf Fachinformatiker Systemintegration gute Vorkenntnisse und ein überdurchschnittliches Interesse an der IT. Letzteres wird in Vorstellungsgesprächen auch hinterfragt.

Programmiersprachen stehen nicht im Fokus, sondern die Einrichtung von Systemen und Netzwerken einschl. des Kundenkontaktes. Programmieren ist Schwerpunktthema bei den Anwendungsentwicklern.

Eine Ausbildung ist dafür da, den Beruf zu erlernen und das wird Dir auch gelingen, dennoch stellt sich die Frage, ob die IT Deine Welt ist bzw. wird. Wäre es da nicht hilfreich, ein Praktikum in der IT zu absolvieren, um Klarheit zu gewinnen?

Der Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ist der "Programmierer". Systemintegration ist eher Infrastruktur. Server, Netzwerke, Serverdienste, Virtualisierung usw. Sicher wird da der ein oder andere auch ein paar Skripte zur Automatisierung nutzen usw. Programmierung ist hier aber nicht Tagesgeschäft.

  1. Ja viele haben Vorkenntnisse in dem Bereich. Das ist nicht zwingend aber sicher vom Vorteil. Du wirst in dem Bereich aber ein Leben lang selbstständig lernen müssen. Da kannst du dich auch jetzt schon in die Grundlagen reinfuchsen.
  2. Wie gesagt, ein Vorteil sind Vorkenntnisse aber nicht zwingend.
  3. Das Können ist wohl der kleinste Faktor fürs Gehalt. Region, Firmengröße, Branche, Tätigkeit/Rolle, Berufserfahrung, wie gut man sich verkaufen kann, dann kommt ggf. das Können.

Aber ich würde sagen, auch wenn man das nicht von klein auf macht, kann man deutlich besser werden als der Durchschnitt. Klar an die absoluten Cracks wirst du schwer rankommen, musst du aber auch nicht.

Oft hast du auch Leute, die fachlich gar nicht so stark sind aber Kommunikativ gut dabei sind, mit den Jahren entsprechende Projekterfahrung haben und daher Know-How etc. pp. Ein Team ergänzt sich mit seinen Stärken und Schwächen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Kurzum: Du machst die Ausbildung, um das Wissen zu erlangen. Du solltest aber grundsätzlich Interesse an der Materie und den möglichen, späteren Berufsfeldern haben.

. Ich habe gelesen das sich das Gehalt nach dem Wissen und Können richtet

Wenn du schlecht bist in deinem Beruf wird dich niemand mit Geld überhäufen. Das ist aber überall so - auch beim Fußballspieler oder Arzt.

Wie freundlich oder hilfsbereit deine Kollegen sind hängt immer von der Firma ab, in jeder Firma gibt es die und die. Hab bisher aber in jeder Firma wirklich nette Leute gefunden, also davor hätte ich nicht pauschal Angst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterstudium Elektrotechnik - Schwerpunkt Embedded Systems