Eure Meinung zum Gendern?

Das Ergebnis basiert auf 57 Abstimmungen

Ich finds lächerlich. 70%
Ich finde es schon wichtig (Ggf. Begründung) 19%
Sonstiges. 11%

28 Antworten

Ich finde es schon wichtig (Ggf. Begründung)

Dass Du Deine Meinung schon so diffamierend kundtust, ist eine massive Beeinflussung der Frage.

Und es gibt genügend Studien, die zeigen, dass das angebliche "mitgemeint" beim achso generischen Maskulinum eben NICHT neutral ist und nicht zu gleichen Teilen Männer und Frauen im inneren Bild erscheinen lässt, sondern eine klare Tendenz zu männlichen Repräsentationen aufweist. Du wirst auch bei Übersetzungsprogrammen kein mitgemeintes generisches Maskulinum finden - denn dann müssten in Sprachen mit geschlechtsspezifischer Markierung zu 50:50 unterschiedliche Varianten auftauchen. Du wirst aber nirgends die Übersetzung von "der Arzt" in "die Ärztin" finden.

Ich finde die sprachliche Differenzierung wichtig, tu mir aber mit unterschiedlichen Schreibweisen auch schwer, weil sie wirklich sehr sperrig wirken. Ganz charmant finde ich die Lösung, in Sachtexten abwechselnd eine männliche und dann wieder weibliche Form zu verwenden. Es ist schon interessant zu merken, wie einen das dann beeinflußt.

Ich finde es schon wichtig (Ggf. Begründung)
Wie findet ihr es, wenn Leute auf Krampf versuchen Wörter zu Gendern?

Mit Krampf macht nichts Spaß. Daher nutze ich gendersensible Sprache ganz ohne Krämpfe.

Ich finde es sowas von lächerlich, da es wieder einmal zeigt, dass man sich kaum informiert hat.

Soweit ich weiß, habe ich alle Studien zur Thematik gelesen. Uninformiertheit kannst du mir also wirklich nicht vorwerfen.

Denn es gibt einen Unterschied zwischen Grammatikalischen und Biologischen Geschlechtern.

Natürlich gibt es den. Sonst wäre ein Stuhl auch eindeutig ein Mann, und die Sonne eine Frau. Falls du allerdings die schöne Aussage "Sexus ist nicht Genus!" meinst: tjoa. Schönes theoretisches Konzept, allerdings zeigt empirische Evidenz dann doch, dass diese Trennung nicht ganz aufgeht.

D.h. Wenn Leute anstatt "Verkäufer" "Verkäufer*innen" sagen. Dabei steht Verkäufer doch schon in der Mehrzahl für beide Geschlechter.

Ja, das generische Maskulinum steht für beide Geschlechter. Es steht aber nicht für beide Geschlechter in fairer Verteilung - es hat einen assoziativen maskulinen Bias. D.h. selbst wenn Sprecher A "die Verkäufer" sagt, verbindet Zuhörer B die Aussage unbewusst eher mit Männern als mit Frauen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktor der Englischen Sprachwissenschaft
Machtnix53  06.04.2021, 17:31

Es gibt kein generisches Maskulinum, es gibt eine generische Grundform, an die bei Frauen meist eine Endung angehängt wird, bei Männern aber nicht. Es gibt eine Diskriminierung der Frauen durch Sprache, aber gerade durch die Endung. Sie ist wie die -lein und -chen eine Abwertung, kein Ehrentitel.

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Adomox  06.04.2021, 18:06
@Machtnix53

Ich bin mir nicht ganz sicher, was du meinst. Es gibt das theoretische Konstrukt des generischen Maskulinums, welches auch im Deutschen wiederzufinden ist.

Das, was du hier "generische Grundform" nennst, ist sehr wahrscheinlich eben dieses Maskulinum, z.B. "der Maler", "der Lehrer". Diese Wörter bestehen aus dem Wortstamm und dem maskulinen Agens-Suffix <-er>. Möchte man aus ihnen ein Femininum bilden, hängt man zusätzlich das feminine Suffix <-in> an: "die Malerin", "die Lehrerin".

Es gibt eine Diskriminierung der Frauen durch Sprache, aber gerade durch die Endung. Sie ist wie die -lein und -chen eine Abwertung, kein Ehrentitel.

Das Diminutiv kann durchaus diskriminierend genutzt werden, das stimmt. Daher nutzt man heutzutage ja auch das Wort "Fräulein" nicht mehr um unverheiratete Frauen anzusprechen. Grundsätzlich ist es aber nicht diskriminierend; lexikalisierte Formen wie z.B. "das Mädchen" sind nicht diskriminierend.

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Machtnix53  06.04.2021, 19:17
@Adomox

Wenn das -er eine maskuline Endung wäre, müsste sie bei der weiblichen Form wegfallen. Es müsste dann Malin und Lehrin heißen. Sonst hätte die weibliche Bezeichnung eine männliche und eine weibliche Endung. Außerdem gibt es auch weibliche Wörter, die mit -er enden: Mutter, Tochter, Schwester, Natter, ...

Auch gibt es viele Worte ohne -er, an die zur Verweiblichung ein -in angehängt wird. Der Sexismus in der Sprache liegt darin, dass das männliche Exemplar als normal angenommen wird und deshalb keine Endung braucht, das weibliche dagegen als Abweichung angesehen wird, worauf mit der Endung hingewiesen wird. Eine Malerin ist ein Mensch, der dasselbe tut wie ein Maler, aber eben "nur" eine Frau ist. Für normalsexistische Menschen ist das ein Hinweis, dass sie eben kein vollwertiger Maler ist.

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Adomox  06.04.2021, 19:22
@Machtnix53

Sorry, aber das sehe ich eindeutig anders.

Wenn das -er eine maskuline Endung wäre, müsste sie bei der weiblichen Form wegfallen.

Die Genus-Information des <-in> Suffix überschreibt die des <-er> Suffix, da das <-in> Suffix die am weitesten rechts stehende morphologische Konstituente des Wortes ist: [[[Mal]er]in]

Außerdem gibt es auch weibliche Wörter, die mit -er enden: Mutter, Tochter, Schwester, Natter, ...

Richtig - hier ist das <-er> aber schlichtweg kein Suffix (mehr), sondern Teil des Wortstammes selbst.

Auch gibt es viele Worte ohne -er, an die zur Verweiblichung ein -in angehängt wird.

Ja, und? Das <-in> Suffix ist nun mal das Suffix für weibliche Agens-Substantive.

Der Sexismus in der Sprache liegt darin, dass das männliche Exemplar als normal angenommen wird und deshalb keine Endung braucht, das weibliche dagegen als Abweichung angesehen wird, worauf mit der Endung hingewiesen wird.

Ja und nein. Es gibt eine maskuline Endung, diese wird als Standard angenommen (eben das "generische Maskulinum"). Frauen müssen "extra" erwähnt werden, mit einem zusätzlichen Suffix.

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Ich finds lächerlich.

Eine neue Marotte selbstdefinierter Wichtigmenschen, die sich, vermutlich aus Langeweile oder Profilierungssucht, mal wieder etwas einfallen lassen mussten, womit sie eine ganze Gesellschaft in den Wahnsinn treiben können. Wobei, ganz so neu ist es ja eigentlich gar nicht mehr, aber dass diese unsägliche Sprachverhunzung jetzt auch noch in den Medien so penetrant propagiert wird, das hätte es bis vor einem Jahr in der Form auch noch nicht gegeben. Eine regelrechte Qual für Augen und Ohren sowie eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand.

Fakt ist, dass die Mehrheit der Bundesbürger Gendersprache nicht nur ablehnt, sondern absolut lächerlich und nervtötend findet. Aber das stört die Gender-Ideologen nicht, die ziehen ihr Programm weiter knallhart durch. Man kann eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln, wenn man sich ansieht, wie weit deren "Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt"-Prozess bereits fortgeschritten ist.

Sonstiges.

Solange es dafür noch keine einheitlichen Regelungen gibt, halte ich das für die falsche Herangehensweise. Ich bevorzuge es, einfach beide Wörter, in der männlichen und der weiblichen Form, auszuschreiben.

Kleidchen2  06.04.2021, 13:07

Das ist ja auch in Ordnung.

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Sonstiges.

Es ist schon ein ziemliches Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in der Sprache. Es gibt eine vielgebrauchte weibliche Endung -in und -innen, aber kaum eine männliche, die wirklich benutzt wird. Die männliche Endung -ich wird meines Wissens nur bei Gänserich, Mäuserich und Wüterich gebraucht.

Um eine Gleichberechtigung der Geschlechter in der Sprache herzustellen, müsste man entweder genauso oft eine männliche Endung gebrauchen wie die weibliche oder die weibliche Endung genauso selten gebrauchen wie die männliche.

Statt dem männlichen -ich könnte man sich auch auf -aus einigen. Mit -in und -aus bzw -innen und -aussen hätten wir auch eine schöne Symmetrie.

5Leonarda  07.04.2021, 11:09

😂 - hat eigentlich nur Deutschland dieses "Problem"?

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Machtnix53  07.04.2021, 12:28
@5Leonarda

Im Englischen gibt es eine weibliche Endung -ess , die aber nur selten benutzt wird. Bei Bezeichnungen mit -er ist völlig klar, dass sie für beide Geschlechter gelten. "She is a teacher" ist ganz normal, kaum jemand gebraucht "teacheress".

In Spanisch und Italienisch gibt es sowohl männliche (meist -o) als auch weibliche (-a) Endungen, so dass es ziemlich ausgeglichen ist.

Mehr kann ich nicht sagen, bin kein Experte für Fremdsprachen.

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