Was haltet ihr von Gendern?

16 Antworten

Ich halte überhaupt nichts davon.

Gendern mit Stern, Doppelpunkt, Sprechpause und Ähnliches ist nicht barrierefrei. Menschen mit Einschränkungen können hierdurch eingeschränkt und sogar ausgegrenzt werden. Ebenso Menschen, welche die deutsche Sprache nicht gut beherrschen, die auf einfache Sprache angewiesen sind und alte Menschen sind davon betroffen.

Gendern entspricht nicht der aktuellen Rechtschreibung und ist häufig grammatikalisch falsch.

Es sieht furchtbar aus und gesprochenes Gendern wirkt auf mich irritierend und verstörend. So wie ein Sprachfehler, auf den man sich ungewollt konzentriert.

Ausserdem ändert Gendern nichts an bestehenden Problemen. Das ist eher Sprachkosmetik, damit sich derjenige, der das anwendet, besser fühlen kann. Man kann so zeigen, dass man auf der "guten" und "richtigen" Seite steht und wie toll und woke man doch ist.

Ich selber vermeide das. Für das Internet gibt es ein Plugin, welches die Texte wieder in eine lesbare und verständliche Form bringt. Medien wie TV und Radio nutze ich nicht. Und gendernde Mitmenschen meide ich nach Möglichkeit oder beschränke die Kommunikation auf ein Minimum.

Das ganze Thema erzeugt bei mir inzwischen nur noch Abwehr. Mich nervt dieses ganze "korrekte" Getue. Ich verzichte nun erst recht auf "gendergerechte" Formulierungen, verwende nur noch in der direkten Anrede die Form der Beidnennung und nutze ansonsten das generische Maskulinum.

Hallo,

Lippenbekenntnisse brauche ich nicht, da bin ich als Frau selbstbewusst genug, dass ich keine Probleme mit dem generischen Maskulin habe.

Ich nutze allein Beidnennungen (Studentinnen und Studenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer usw.), und diese auch nicht konsequent und durchgehend.

Das auf den (Gender)Stern oder sonstige Zeichen reduzierte Gendern sowie das Gendern durch substantivierte Partizipien (Studierende, Mitarbeitende, Lehrende usw.) sowie andere "Wortungetüme" lehne ich ab!

Deshalb nutze, spreche und schreibe ich den Genderstern auch nicht, und es nervt mich ungemein, wenn ich Nachrichtensprecher und Fernsehmoderatoren ihn aussprechen höre - was heißt aussprechen, es ist ja vielmehr eine Kunstpause.

Daneben verwende ich je nachdem, ob ich jemanden duze oder sieze, bei der Anrede die Pronomen du, dein, dir, dich oder Sie, Ihr, Ihnen, Sie. Ansonsten verwende ich die Personalpronomen ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie und die entsprechenden Possessiv- und Objektpronomen.

Das ist meiner Meinung nach völlig ausreichend; für manche Leute sogar schon viel zu viel.

AstridDerPu

 

Ich finde es (kontextabhängig) gut und mache es auch. Am liebsten sind mir hierbei neutrale Formen wie etwa „Studierende“. Wenn es da keine brauchbare Form gibt, nutze ich den Doppelpunkt zur Trennung („Schüler:innen“).

Ehrlich gesagt verstehe ich die ganze Debatte auch kaum. Das Binnen-I ist doch schon ewig im Gebrauch, wozu also plötzlich dieser ganze Aufriss? Nur, weil man gemerkt hat, dass es eventuell mehr als männlich und weiblich gibt, und man diese Personen sprachlich inkludieren will?
Es tut keinem weh, ein zusätzliches Satzzeichen zu nutzen oder zwei Sekunden über eine alternative Formulierung nachzudenken, aber es schafft ein Bewusstsein dafür, dass Geschlecht eben nicht streng binär männlich oder weiblich sein muss.

Sprache hat sich zudem schon immer gewandelt und sollte auch hier nicht aufgehalten werden. Wer nicht mitmachen will - okay! Ist ja schließlich keine Pflicht. Aber sich über Sprachpraktiken dermaßen zu echauffieren, wie es manche Leute im Bezug auf das Gendern tun, ist teilweise nicht mehr diskussionswürdig, sondern allenfalls peinlich.

Mirai425  17.06.2023, 10:57

Es ist die unwissenschaftliche Behauptung, die dahinter mitschwinkt.
Die Behauptung, das gendern für Inklusion under Gendergerechtigkeit sorgen würde und wer nicht gendert, eine Sprache verwendet die nicht inklusiv und nicht gerndergerecht ist.
Das Konzept hinter dem Gendern ist unwissenschaftlich und schwachsinnig.

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PinoSpace  17.06.2023, 11:00
@Mirai425

Und nun? Wenn ich mit meiner Ausdrucksweise auch nur wenigen Menschen etwas gutes tun kann, weil sie sich durch das Gendern inkludiert fühlen, sehe ich absolut keinen Anlass, um das nicht zu unterstützen.

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Mirai425  17.06.2023, 11:15
@PinoSpace

Deine Begründung fürs Gendern:
"Weil sich durch das Gendern wenige Mensch inkludiert fühlen"
Ok, anstatt Bürgersteig verwendest du Gehweg. Super. Ist sogar kürzer.
Jetzt kommen Rollstuhlfahrer und sagen sie fühlen sich nicht inkludiert, da sie nicht gehen können. Sagst du dann Geh°Rollstuhlweg?
Jeder kommen kann und sagen er "er fühlt sich nicht inkludiert", bitte rede jetzt anders. "sich nicht inkludiert fühlen", ist keine vernünftige Begründung seine Sprache zu ändern.

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anyfruit  25.02.2024, 21:57

Vielen, vielen Dank! Das war eine perfekte Antwort, ich sehe das genau so! <3

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checkpointarea  23.03.2024, 12:34
Nur, weil man gemerkt hat, dass es eventuell mehr als männlich und weiblich gibt, und man diese Personen sprachlich inkludieren will?

Wenn man festlegt, dass Zeichen wie :, * oder / alle Geschlechter außer männlich und weiblich inkludieren, könnte man genauso gut damit argumentieren, dass das grammatikalische Geschlecht alle biologischen Geschlechter inkludiert. Was es nicht nur tut, sondern dies sogar besser kann als so mancher Genderbegriff wie zum Beispiel "Kolleg*innen", "Ärzt*innen" oder "Dermatolog*innen". Allesamt Begriffe, welche vom Sexus her ausschließlich Frauen beschreiben.

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Generell halte ich Gendern, also gendersensible(re)/genderneutrale(re) Sprache, für eine sinnvolle Maßnahme. Passend eingesetzt ist Gendern für mich dann, wenn es aus einer Kombination der verschiedenen Möglichkeiten und nicht aus dem strikten Einsatz einer einzigen Variante besteht.

Dazu gehört auch, dass man versteht, bei welchen Wörtern eine "gegenderte" Variante angebracht ist und bei welchen nicht, einem klar ist, dass nicht jede Situation/jeder Kontext eine gendersensible/-neutrale Anpassung der Sprache benötigt, und dass nicht jede Form gendergerechterer/-neutralerer Sprache (aktuell) gleichermaßen barrierefrei ist.

Außerdem ist gendersensible Sprache kein Allheilmittel, sondern ein Baustein von vielen für eine Gesellschaft, in der Nicht-Männer sichtbarer sind als in unserer heutigen, da durch gendersensible Sprache der männliche Bias im Deutschen, welcher sprachwissenschaftlich nachgewiesen ist, abgemindert wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktor der Englischen Sprachwissenschaft
Mirai425  17.06.2023, 10:54

Das ist völliger Schwachsinn, was du schreibst.
1. Der männliche Bias ist nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Es gibt genügend Studien, die das belegen. Die Gender-Studien die das belegen sollen wurden mangelhaft durchgeführt und zeigen nie, einen praktisch relevanten Einfluss.
2. Gendersensible Sprache existiert nicht. Was du meinst ist genderbetonende oder besser sexistische Sprache. Bei der man versucht alle Geschlechter zu erwähnen, was erstens nicht möglich ist und zweitens sexistisch ist. Die Unterschiede werden betonnt, ein neutrales generisches Maskulinum ist wesentlich besser.
3. Es gibt keinen Beleg, dass Gendern einen postiven Einfluss auf die Gesellschaft hat. Was Gendern tatsächlich erreicht:
- Unterschiede und Schubladendenken wird durch Gendern verstärkt
- Die AfD gewinnt an Wähler
- Die Sprache wird komplizierter
- Unwissenschaftliche woke Konzepte verbreiten sich weiter

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checkpointarea  23.03.2024, 12:37
@Mirai425
Die Gender-Studien die das belegen sollen wurden mangelhaft durchgeführt und zeigen nie, einen praktisch relevanten Einfluss.

Hinzu kommt, dass daraus mehrere Rückschlüsse gezogen werden können, nicht nur einer. Beispielsweise könnte man auch anregen, den teilnehmenden Schülern den Unterschied zwischen grammatikalischen und biologischen Geschlechtern aufzuzeigen. Dies lässt für mich, neben der bereits erwähnten mangelhaften Ausführung der Studien, für mich nur einen Schluss zu: Die Studien sollen "beweisen", was man ohnehin bewiesen haben möchte.

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Ich halte davon absolut gar nichts und hoffe sehr, dass es sich nicht dauerhaft durchsetzt.

Es stört beim Lesen und es nervt beim Zuhören.

Und wer meint, dass die ursprüngliche Sprache ohne Sternchen, Pünktchen, Striche oder sonstige Verunstaltungen diskriminierend ist, hat für mein Empfinden ganz andere Probleme. Das ist dermaßen lächerlich, man kann das gar nicht ernst nehmen. Es heißt "Liebe Mieter, liebe Schüler, liebe Mitarbeiter", wer sich nicht angesprochen fühlt, hat Pech. Darunter darf nicht eine ganze Sprache leiden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung