Was haltet ihr von Gendern? Wie wichtig ist es euch?

Das Ergebnis basiert auf 86 Abstimmungen

Völliger Schrott braucht keiner 70%
Neutral 19%
Wichtig 12%

16 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Wichtig

Hi, ich bin 14 und non binär.

Für mich ist gendern, persönlich, wichtig. Ich finde aber nicht, das es Pflicht sein sollte, das jeder es macht.

Jojo2004xa  10.08.2023, 00:43

wer ist denn mit 14 non binär leb doch bitte erstmal ein normales , vernünftiges Leben ; )

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Für mich (w/25) gibt es nichts unwichtigeres als das Gendern.

Bitte ganz genau lesen. Gegen das Gendern an sich habe ich nichts, allerdings geht mir das Gendern mit Sternchen und Konsorten sowie den partizipierten Adverbien auf den Keks.

Jeder, der gendern möchte, sollte nochmal die 2. Klasse Grundschule besuchen, da wurde es grammatikalisch richtig gelehrt (s. Beispiele weiter unten).

Ich persönlich bin überhaupt kein Fan (nicht Fanin oder gar Fan*in!) von dieser gendergerechten Sprache mit Sternchen und ähnlichem. Das generische Maskulinum hat nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun.

Es gibt feste grammatikalische Regeln, und diese werden durch Nutzung des Sternchens teilweise gebrochen.

Das Gendern mit Gendersternchen (oder ähnlichem) ist aber nicht nur grammatikalisch problematisch, sondern stört den Lesefluss, sowie die Aussprache und vergewaltigt die schöne Deutsche Sprache.

Gerade für Menschen, die auf Textleseprogramme angewiesen sind oder die gerade erst Deutsch lernen, stellt dies große Probleme dar.

Durch das Gendersternchen werden zu dem teilweise falsche maskuline Formen gebildet. Schreibt man bspw. "Jüd*innen", ergibt sich daraus für die maskuline Pluralform das Wort "Jüd", obwohl die maskuline Pluralform "Juden" lautet. Gleiches Problem ergibt sich für den maskulinen Singular bei "Ärzt*in", denn der maskuline Singular lautet Arzt und nicht Ärzt! Auch bei Russ*in(nen) ergeben sich falsche maskuline Formen [Russ statt Russe (singular), und Russen (plural)].

Diese Formen mit Sternchen und Co sind im Grunde nichts anderes als generische Feminina, die durch das Sternchen minimal verschleiert werden. 

Auch von den partizipierten Adverbien a la Lehrende, Studierende, etc. bin ich kein Fan. Partizipierte Adverbien beschreiben nämlich eine gegenwärtig stattfindende Tätigkeit, während Lehrer, Student den beruflichen Status beschreibt. Ein Lehrer ist nur Lehrender, wenn er unterrichtet aber nicht in seiner Freizeit.

Wenn man schon gendern möchte, sollte man es ordentlich machen, entweder mit Nennung beider Formen ausgeschrieben und/oder richtig abgekürzt. Bespiele:

  • Juden/Jüdinnen, Jude/Jüdin
  • Ärzte/-innen (aber: Arzt/Ärztin!)
  • Wirt/-in, Wirte/-innen
  • Mitarbeiter/-in(nen)
  • Bürger/-in(nen)
  • Staatsanwälte/-innen (aber: Staatsanwalt/-anwältin!)
  • Täter/-in(nen)
  • Bauer/Bäuerin, Bauern/Bäuerinnen
  • Polizist/-in, Polizisten/-innen
  • Zöllner/-in(nen)
  • Beamter/-in, Beamte/-innen
  • Nutzer/-in(nen)
  • Lehrer/-in(nen)
  • Abgeordnete/-r 

Damit sich niemand benachteiligt fühlt, kann gerne der Zusatz (m/w/d) hinzugefügt werden, wie es bei den Stellenanzeigen im öD der Fall ist.

Gendern an sich kann ja sinnvoll sein, aber nur an Stellen, an denen es sauber funktioniert, und keine neuen Formen geschaffen werden.

Ich selbst bin Behördenmitarbeiterin und werde, solange es bei uns keine Gender-Pflicht gibt, das generische Maskulinum und die allgemeine Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren" mit dem Zusatz "m/w/d" verwenden, außer das Geschlecht des Empfängers ist mir bekannt.

Wenn ich in Anschreiben "Sehr geehrte*r Frau Zolloberinspektor*in …" lese, vergeht mir die Lust zu antworten.

Dieser Genderwahn wird teilweise so schlimm, dass der WDR, ich glaube WDR 2 war es, vor kurzem sogar mal von "Krankenschwesterinnen" gesprochen hat.

Luiseemaria  26.05.2023, 15:11

"Fan" wird nicht gegendert, da es ein Anglizismus ist. Man spricht im Plural ja auch nicht von "Faner" sondern "Fans". Das Wort ist also neutral.

In dem Zusammenhang mit geschlechtergerechter Sprache von Vergewaltigungen zu sprechen halte ich für eine schlechte Idee. Zum einen überdramarisiert es die Debatte (in deinem ersten Satz schreibst du, es sei dir unwichtig) und zum anderen relativiert es die tatsächliche Tat. Da dir ein korrekter Sprachgebrauch anscheinend so wichtig ist, solltest du auch auf solche Begrifflichkeiten achten.

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YvonneM2508  26.05.2023, 15:20
@Luiseemaria

In meinen Augen, die selbst mal fast Opfer eines sexuellen Missbrauchs geworden wäre, macht das Gerndern mit der deutschen Sprache genau das: Es vergewaltigt die deutsche Sprache.

Sehe nicht nur ich als Fast-Opfer so, sondern auch diejenigen in meinem Bekanntenkreis, die tatsächlich schon vergewaltigt wurden, genau so: Das Gendern macht mit der Sprache das, was mit ihnen gemacht wurde.

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Völliger Schrott braucht keiner

In amtlichen Dokumenten vielleicht korrekt, im Alltag verlängert es ein Gespräch nur und der Empfänger tut es ohnehin wieder für sich übersetzen. Das sind nur Stolperfallen für einen flüssigen, gewachsenen Redefluss und man müsste die Hälfte aller Substantive abschaffen und durch Substantivierungen ersetzen. Dann steht auch noch auf dem Paketschein statt Empfänger Empfangender und da wird sich bestimmt die Empfängerin drüber ärgern, denn sie ist ja eine Empfangende (wie Maria)

Hallo,

ich als Frau bin selbstbewusst genug, dass ich keine Lippenbekenntnisse brauche und keine Probleme mit dem generischen Maskulin habe.

Ich nutze allein Beidnennungen (Studentinnen und Studenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer usw.), und diese auch nicht konsequent und durchgehend.

Das auf den (Gender)Stern oder sonstige Zeichen reduzierte Gendern sowie das Gendern durch substantivierte Partizipien (Studierende, Mitarbeitende, Lehrende usw.) sowie andere "Wortungetüme" lehne ich ab!

Deshalb nutze, spreche und schreibe ich den Genderstern auch nicht, und es nervt mich ungemein, wenn ich Nachrichtensprecher und Fernsehmoderatoren ihn aussprechen höre - was heißt aussprechen, es ist ja vielmehr eine Kunstpause.

Daneben verwende ich je nachdem, ob ich jemanden duze oder sieze, bei der Anrede die Pronomen du, dein, dir, dich oder Sie, Ihr, Ihnen, Sie. Ansonsten verwende ich die Personalpronomen ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie und die entsprechenden Possessiv- und Objektpronomen.

Das ist meiner Meinung nach völlig ausreichend; für manche Leute sogar schon viel zu viel.

Da werden in der Sprache - aus Bequemlichkeit, weil es zu umständlich ist, weil es schneller geht und kürzer ist (um es mal nett zu formulieren) - Endungen, Silben, Artikel, Verben, ... zuhauf weggelassen, dafür will man aber xxx "Geschlechter" einführen und zwischen ihnen sprachlich differenzieren???

Wat soll dä Quatsch?

AstridDerPu

Generell halte ich Gendern, also gendersensible(re)/genderneutrale(re) Sprache, für eine sinnvolle Maßnahme. Nicht unwichtig, aber auch nicht unfassbar wichtig. Passend eingesetzt ist Gendern für mich dann, wenn es aus einer Kombination der verschiedenen Möglichkeiten und nicht aus dem strikten Einsatz einer einzigen Variante besteht.

Dazu gehört auch, dass man versteht, bei welchen Wörtern eine "gegenderte" Variante angebracht ist und bei welchen nicht, einem klar ist, dass nicht jede Situation/jeder Kontext eine gendersensible/-neutrale Anpassung der Sprache benötigt, und dass nicht jede Form gendergerechterer/-neutralerer Sprache (aktuell) gleichermaßen barrierefrei ist.

Außerdem ist gendersensible Sprache kein Allheilmittel, sondern ein Baustein von vielen für eine Gesellschaft, in der Nicht-Männer sichtbarer sind als in unserer heutigen, da durch gendersensible Sprache der männliche Bias im Deutschen, welcher sprachwissenschaftlich nachgewiesen ist, abgemindert wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"