Erstes Mal im Leben auf einer Beerdigung?

Thor87  16.06.2025, 11:03

Wer ist denn der Verstorbene? Und in welcher Beziehung standest du zu der Person? Hattest du ein gutes Verhältnis zu ihr?

daniell0013 
Beitragsersteller
 16.06.2025, 11:08

Die Mutter von einem alten Freund ist verstorben. Mit dem Freund hatte ich aber seit 6-7 Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr. Obwohl wir uns von klein auf kannten.

11 Antworten

Also wenn du die Person selbst kaum kanntest und kaum Erfahrungen mit ihr verbindest, wird dich das eher nicht so schwer treffen. Eine Beerdigung ist eine Zeremonie, mit der die Hinterbliebenen ihre Trauer und den Verlust verarbeiten, indem sie dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen. Da passiert meist eine endgültige Bewusstwerdung, dass die Person wirklich weg ist und nicht mehr wieder kommen wird. Und auch wenn du das jetzt schon weißt, ist es meist etwas ganz anders, wenn du das wirklich aus tiefstem Inneren zu spüren bekommst.
Du wirst auch feststellen, dass du mit deiner Trauer nicht allein bist, sondern dieses Gefühl mit vielen anderen Menschen teilst. Das nimmt dir nicht nur eine schwere Last von den Schultern, es macht dir auch klar, dass dein Leben trotzdem weiter geht. Bei Beerdigungen kenne ich das so, dass jeder der Reihe nach eine Rose oder eine andere Blume in das Grab wirft Erde drauf schaufelt. Das ist ein Schritt, den viele Menschen brauchen, um den Verlust zu verarbeiten. Wenn die Person vor ihrer Zeit gegangen ist, z.B. durch einen Autounfall, dann knicke ich die Rose vorher noch einmal. Eine genickte Rose oder Blume ist ein Symbol für einen zu frühen Tod. Bei der Beerdigung meines Vaters hat auch jemand Hopfen statt Blumen verwendet, weil mein Vater leidenschaftlicher Biertrinker war. Wenn du also das Gefühl hast, du musst da was eigenes machen, dann solltest du das tun. Denn das Ganze ist für dich da und nicht für den Verstorbenen.

Im Anschluss trifft man sich meist auf den sog. Leichenschmaus. Da geht man geschlossen in ein Restaurant zum Essen. Und auch wenn das makaber erscheinen mag, ist das ein wichtiger Teil des Abschiednehmens, da man sich dort mit Gleichgesinnten über die erlebten Erinnerungen austauschen kann. Und man bekommt den Blick meist wieder nach vorne gerückt. Das Essen macht einem deutlich, dass das Leben weiter geht. Und nur weil der Verstorbene nicht mehr daran teilhaben kann, heißt das nicht, dass du das Leben nicht genießen darfst. Auch der Verstorbene würde das nicht wollen.

Da du seit Jahren keinen Kontakt zu der Person mehr hattest, werden sich deine Gedanken vermutlich eher um deinen Freund kreisen, und ob du irgendwas tun kannst, um für ihn da zu sein. Du solltest nach der Zeremonie mal mit ihm ein paar Worte wechseln, ihm dein Beileid aussprechen. Aber versuch unter keinen Umständen seine Gefühle runter zu spielen indem du ihm sagst, dass das alles halb so wild sei oder alles wieder in Ordnung kommt. Dafür ist es nicht die richtige Zeit. Aber behalte ihn vielleicht ein bisschen im Auge. Die Liebe eines Jungen zu seiner Mutter ist etwas ganz besonderes. Und gerade in jungen Jahren kann solch ein Verlust einen Menschen prägen. Vielleicht findest du irgendeine Gemeinsamkeit, mit der du die alte Freundschaft wieder ein wenig aufleben lassen kannst.

Und als kleine Anmerkung meinerseits: du solltest auf deine Wortwahl achten. Eine Beerdigung ist mit viel Schmerz für die Angehörigen verbunden. Auch wenn du noch nie auf einer Beerdigung warst und eine gewisse Neugier über den Ablauf durchaus verständlich ist, so solltest du das nicht als Chance oder Möglichkeit für eine Erfahrung titulieren. Das ist nämlich wirklich respektlos den Angehörigen gegenüber.

Nein, niemand MUSS auf einer Beerdigung weinen. Es ist okay zu weinen aber es ist auch genauso okay das nicht zu tun.

Eine ernstere Miene ist allerdings angebracht - also Witze reißt man erst wieder beim Leichenschmaus...


daniell0013 
Beitragsersteller
 16.06.2025, 11:20

Verstehe, danke sehr. :)

Nein, das ist nicht respektlos.

Ich habe sogar schon Beerdigungen erlebt, die gewissermaßen "schön" waren, weil man sich gemeinsam an schöne Erlebnisse erinnert hat, im Sinne des Verstorbenen ein cooles belustigendes Lied gespielt wurde oder jemand eine Rede mit lauter Anekdoten zum Besten gab.


daniell0013 
Beitragsersteller
 16.06.2025, 11:06

Verstehe, aber danke. :)

Einige Frage hätte ich noch:

Wenn man bald die Möglichkeit hat an einer Beerdigung zum ersten Mal im Leben teilzunehmen, was kann ich währenddessen und danach spüren?

Was kann eine Beerdigung mit mir als Mensch machen?

Weil irgendwie interessiere ich mich einfach für den kompletten Ablauf einer Beerdigung. :)

Tillyadora  16.06.2025, 11:15
@daniell0013

Mhm, ich würde sagen: Das ist ganz individuell.

Es gibt Beerdigungen in Verbindung mit Religion, da trifft man sich zumindest im Christentum vorab häufig in einer Kirche. Friedhöfe haben häufig auch "Friedhofskapellen", wo der Sarg oder die Urne ausgestellt ist und man sich drum herum sammelt.

In der Kirche wird oft ein kleiner Gottesdienst abgehalten oder Pfarrer/Pfarrerin/Trauerredner halten eine Rede, die sie mit den Angehörigen vorbereitet haben. Diese Reden richten sich oft nach den letzten Wünschen des Verstorbenen und nehmen Bezug auf dessen Leben, beinhalten häufig aber auch Dinge, die den Hinterbliebenen zu sagen wichtig ist.

Es kann aber auch legerer zugehen. Meinen Mann habe ich beispielsweise in einem Friedwald begraben, die Urne hab ich selbst getragen, die Rede hat sein großer Bruder gehalten und sie war gespickt mit Anekdoten und es wurde durchaus gelacht.

Wie es dir dabei geht? Kann niemand prophezeihen. Es ist möglich, dass die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens in dir etwas auslöst. Einfach weil der Tod so greifbar ist. Es kann sein, dass dir das Angst macht und dir noch ein paar Tage lang durch den Kopf geistert. Es kann aber auch sein, dass das ein Erlebnis für dich wird, dass du als völlig natürlich empfindest und dass dich zufrieden macht, weil du mit dem Tod dieses Menschen deinen Frieden findest. Ich kann dir nicht sagen, wie das für dich wird.

Hast du sonst noch fragen?

daniell0013 
Beitragsersteller
 16.06.2025, 11:20
@Tillyadora

Vielen Dank für die Ausführliche Antwort!

Ansonsten keine Fragen mehr. :)

Nein, das ist es nicht. Bei Beerdigungen wird auch nicht überwiegend geweint.

Nein so ein Quatsch.

Das ist doch nicht respektlos, Menschen sind individuell und genau so gehen sie auch mit Trauer um.


daniell0013 
Beitragsersteller
 16.06.2025, 11:00

Verstehe, aber danke sehr! :)

daniell0013 
Beitragsersteller
 16.06.2025, 11:02

Ich wollte noch fragen, wenn man bald die Möglichkeit hat an einer Beerdigung teilzunehmen, obwohl man noch nie an einer war, was kann ich danach eigentlich spüren aber auch währenddessen?

Was kann eine Beerdigung mit mir machen? :)

Moewe4  16.06.2025, 11:06
@daniell0013

Das hängt davon ab wie du zu dem Verstorbenen gestanden und was du für ihn/sie empfunden hast.

Das ist doch unterschiedlich, war es ein entfernter Verwandter mit dem du kaum Kontakt hattest oder jemand der dir sehr nahe stand. Da empfindet man doch sehr verschieden.

daniell0013 
Beitragsersteller
 16.06.2025, 11:09
@Moewe4

Die Mutter von einem alten Freund ist verstorben. Mit dem Freund hatte ich aber seit 6-7 Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr. Obwohl wir uns von klein auf kannten.

Ich kannte seine Mutter auch gut und sie war sehr nett zu mir.

Moewe4  16.06.2025, 11:13
@daniell0013

Dann bist du emotional ja nicht so nahe dabei und machst es nur um ihr die letzte Ehre zu erweisen.