Bin ich non-binary?
Ich 16 bin eigentlich ein Junge. Nur hinterfrage ich das schon seit Jahren und ich werde mir da immer unsicherer.
Also warum ich mich nicht wie ein Junge/Mann fühle:
- ich vermeide es, maskulin auszusehen. Also ich trage keine Kleidung, in der meine Schultern breit wirken, ich habe etwas längerer Haare, um gerade so meine Augenbrauen zu verdecken, weil die eher bischiger aussehen. Ich habe sonst ein eher weiches und feminines Gesicht
- ich habe mich noch nie bei einer Jungsgruppe zugehörig gefühlt. Ich rede auch fast nur mit Mädchen, weil ich die Jungs nicht mag. Dazu schließen die mich beim Sportunterricht schon aus und tun so, als wäre ich ein Mädchen
- Mit so einer Anrede "Hey Jungs" fühle ich mich überhaupt nicht angesprochen. Und das war schon immer so
- ich bin von meinem Verhalten eher feminin
- ich habe mich als Kind sehr darüber gefreut, als ich fälschlicherweise dachte, dass ich den Körperbau eines Mädchens hätte (ich war ein dummes kind, dass ich das wirklich geglaubt habe)
- ich sehe mich aber auch auf keinen Fall als Mädchen
- ich Versuche einen feminineren Körper zu haben. (Dünnere Taille, schmale Schultern, wenig Körperbehaarung (hab ich sowieso, aber die Haare, die schon da sind stören mich), etwas längere Haare, wie schon gesagt)
Ich passe nirgendwo richtig rein. Und das ist schon immer so. Dazu mag ich halt Genderstereotype nicht an mir selbst erleben
5 Antworten
Kann gut sein; es spricht aber auch nichts dagegen, als cis Mensch so zu sein. Das kannst am Ende aber nur du über dich aussagen. Probier dich aus, z. B. Labels oder dich mal so zu geben; siehe, womit du dich wohlfühlst. Ganz locker.
Wenn du dir unsicher bist, kannst du auch mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen, z. B. in queere Jugendtreffs oder im Internet reden.
Wenn du dich wie eine nicht-binäre Person fühlst und dich damit wohler fühlst, dann ist es auch so.
Probier dich aus und schau, womit du dich gut fühlst.
Hmm...
Ist leider immer schwierig, sowas wirklich sicher zu sagen.
Könnte schon sein, dass du non-binary bist, könnte aber auch einfach sein, dass du nicht typisch männlich oder gar ein Femboy bist.
Was und wer du bist, das musst du leider ganz alleine herausfinden, auch wenn der Weg wirklich nicht einfach ist.
Anhand deiner Beschreibung dachte ich erst, du wärst eine trans Frau.
Ich passe nirgendwo richtig rein. Und das ist schon immer so.
Okay, dann könnte es durchaus hinkommen.
Dazu mag ich halt Genderstereotype nicht an mir selbst erleben
Ist auch okay, wenn man da nirgends reingezwängt werden will.
Merke: Kleidung und nicht der Stereotype entsprechend sein macht einen nicht automatisch trans, es können aber durchaus Ursachen/Anzeichen dafür sein.
Falls du noch Fragen haben solltest kannst du mich gerne fragen, vielleicht kann ich dir weiterhelfen.
Hoffe zudem, dass ich dir mit meiner Antwort etwas weiterhelfen konnte.
Es könnte auch einfach sein, dass du ein femininer Junge/Mann bist und einfach nicht "typisch" männlich. Du musst dich nicht in irgendeine Schublade einsortieren niemand ist wirklich "typisch" Mann oder Frau das sind Gesellschaftliche Erfindungen eigentlich man kann als Mann feminin sein, sich schminken, lange Haare haben und weibliche Freunde. Als Frau kann man Kleider hassen, sich maskulin kleiden, sich nicht schminken, Fußball spielen und männliche Freunde haben. Dadurch ist man nicht weniger Mann oder Frau und das muss nicht gleich heißen, dass man dann nicht binär ist nur weil man sich nicht in das eine oder andere einordnen kann, man muss sich nicht irgendwo einordnen.
Die Frage ist auch ob du Probleme mit deinen männlichen Geschlechtsmerkmalen hast oder nicht und ob du dich mit ihnen wohl fühlst oder nicht.
Letztendlich bist du auch einfach nur ein Mensch wie jeder andere auch also mach dir da am besten nicht so viele Gedanken drüber mit der Zeit wirst du auch herausfinden wer du bist, aber das hat auch keine eile.
Das was du beschreibst, sind im Grunde gesellschaftlich geschaffene Rollenbilder. Das hast du ja selbst schon erkannt (deine Aussage zu "Genderstereotype" am Ende). Und ich kann auch gut verstehen, dass die typischen "Jungsgruppen" auf manche toxisch wirken können. Die sind meist laut und energiegeladen, während du vermutlich eher eine ruhigere, sanftere Persönlichkeit hast.
Es gab immer schon Jugendliche, die nicht in ihr typisches Umfeld gepasst haben, da braucht man auch nicht irgendwas Besonderes reintinterpretieren. Wichtig ist, wie man sich selbst im Leben zurechtfinden und auch schützen kann. Was ich dir schon mal sagen kann: Später im Leben, wo man selbst mehr Verantwortung trägt, fällt es auch leichter, andere Kontakte zu knüpfen. Zum Beispiel bei einer Lerngruppe während des Studiums, oder später bei der Arbeit wenn man einen "guten Job" hat (= Kollegen mit einem gewissen Maß an Intelligenz und Respekt und ein Firmenklima, in dem konsequent gegen Belästigungen vorgegangen wird).
Zur die Gender-Thematik: Mit der Selbstbezeichnung "non-binary" würdest du dich nur in ein weiteres Rollenmodell/Gendersteretype einordnen. Und in der Szene herrscht leider auch sehr viel Druck und Intoleranz, wovon auch Betroffene immer wieder berichten. Was ich persönlich dabei auch kritisch finde ist die Leugnung (oder das bis zur Unkenntlichkeit ignorieren) des biologischen Geschlechts, welches für dei Fortpflanzungsfähigkeit steht. Mein Vorschlag ist daher etwas bodenständiger: Warum siehst du dich selbst nicht einfach als einen Jungen mit einem eigenen Stil? Mit eigenen Vorlieben. Der halt nicht in die typischen Rollenbilder passt. Du hast gewisserweise das Recht, deine eigene Art von Junge/Mann zu definieren, in einer Art, mit der du dich "wohlfühlt" (im Sinne von Selbstachtung haben kanns). Zum Beispiel deine Eigenschaft, dass du einen guten Draht zu Mädchen hast und gut und respektvoll mit ihnen reden kannst, finde ich eine sehr wertvolle Eigenschaft für einen Jungen. Und wenn du es schaffst, in deinem Bewusstsein eine noch konsequentere Trennung von biologischem Geschlecht und dem was unter die Rollenbildern fällt zu schaffen, dann kannst du dich auch leichter von diesen Rollenbildern befreien und "selbst-bewusster" leben.
Was deine eigentliche Frage betrifft: Diese unterstellt, dass "non-binary" eine objektive menschliche Wesenseigenschaft wäre. Aus meiner Sicht diese Bezeichnung aber nur eine subjektive Interpretation von Menschen, die entweder mit ihrem biologischen Geschlecht hardern oder bei denen die gesellschaftlichen Rollenbilder einen so starken leidensdruck auslösen, dass sie sich von ihrem biologischen Geschlecht loslösen - es in gewisser Weise ignorieren bzw. verdrängen wollen. Über die psychologischen Hintergründe und Folgen könnte man sicher stundenlang diskutieren, ist aber nicht Teil deiner Frage. Mein Punkt ist, dass du dich von deiner biologischen Existenz entfremden würdest und in ein "gefühltes Geschlecht", das vermeintlich deine Probleme löst, abdriften würdest, anstatt an dir selbst zu arbeiten, um dich von den ganzen Rollenbildern nicht mehr so sehr vereinnahmen zu lassen bzw. zwischen ihnen deinen eigenen Weg zu finden. Die Leugnung des biologischen Geschlechts ist eben immer auch ein Verdrängungsmechanismus, um sich der Konfontation mit diesen Rollenbildern nicht mehr stellen zu müssen...
Ein weiterer Punkt ist, dass durch die Gender-Thematik klassische Schutzräume von Frauen unterwandert werden. Es könnte - muss nicht aber könnte - sein, dass manche Frauen die Selbstidentifikation als "non-binär" als Aufweichung dieser Grenze empfinden könnte. Praktisch (vielleicht unbewusst) ein Anspruchsdenken hineininterpretieren würden, dass ein "non-binärer" Mensch für sich in Anspruch nimmt, weiter in geschützte Räume für Frauen einzudringen, weil er ja nicht mehr als "vollständiger Mann" gilt. Ich will dir auf keine Weise hier etwas unterstellen und dein Beitrag klingt auch nicht so, aber ich weiß, dass es bei manchen Frauen so ankommen kann.
Persönlich haben mir die damaligen Worte von "Conchita Wurst" sehr gut gefallen: "Es spielt keine Rolle, was man ist. Es ist der Mensch, der zählt". Und das spiegelt auch ziemlich gut meine eigene Überzeugung wieder. Für mich selbst kommt noch die Wichtigkeit des Respekts gegenüber dem eigenen Körper (und dem Körper anderer Menschen) hinzu und die Bereitschaft, an der eigenen Persönlichkeit und Erkenntnis zu arbeiten anstatt unbequeme Wahrheiten zu verdrängen.
Ich hoffe, ich bin mit dieser Antwort nicht zu sehr angeeckt (gerade in diesem Unterforum) und vielleicht kann dir ja das eine oder andere doch ein bisschen weiterhelfen, zumindest um deine Gedanken zu ordnen.