Ahnenforschung. Waren Vorfahren von mir Hexen?

10 Antworten

Streichung heißt nicht Löschung. Normalerweise steht in den Kirchenbüchern auch dabei, was zur "Streichung" geführt hat. Zudem ist es wichtig, ob es durchgestrichen ist --- was ich mir kaum vorstellen kann --- oder unterstrichen, was wahrscheinlicher ist und gewöhnlich gleichbedeutend mit geändert und damit ungültig geworden ist.

und es heißt ja dass Leute die dort gestrichen wurden als Hexen angeklagt wurden. stimmt das?

Lass dir davon eine Kopie machen und das im Einzelfall zeigen. Erst dann kann man feststellen, was zur Streichung geführt hat.

Die Hexenprozesse sind ziemlich gut und meist namentlich dokumentiert. Wenn tatsächlich eine deiner Vorfahren als Hexe verurteilt worden wäre (was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bedeutet, dass sie keine "echte" Hexe war), dann würde das sicherlich gerade in den Kirchenbüchern stehen.

holodeck  02.02.2014, 18:51

Als Vermerk? Ähnlich "Magda Schneider exkommuniziert und als Hexe verbrannt"? Oder wie wurde es dort vermerkt? Als Streichung? Warum wurde denn eine Person im Kirchenregister durchgestrichen?

Interessiert mich.
Als Ahnenforscher wird man wohl kaum Zugang haben zu den Akten der Hexen"prozesse". Wie käme man denn da ran?

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minister  02.02.2014, 19:33
@holodeck

Solche Vermerke gibt es durchaus. Häufiger dürften allerdings Einträge nicht im Sterberegister sondern in der kirchlichen Chronik des Dorfes / der Stadt sein.

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minister  02.02.2014, 19:35
@holodeck

"Streichung" könnte natürlich auch bedeuten, dass sie schlicht und einfach einen evangelischen Mann geheiratet hat und dessen Konfession annahm.

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wolfruprecht  04.02.2014, 12:16
@holodeck

Als Ahnenforscher wird man wohl kaum Zugang haben zu den Akten der Hexen"prozesse". Wie käme man denn da ran?

Das dürfte etwas schwierig werden. Zumal bei historischen Dokumenten im Original wird i.d.R. nur Wissenschaftler und Historiker Zugang gewährt. Einiges ist bestimmt in Abschriften erhältlich, aber solche Veröffentlichungen sind gewöhnlich sehr teuer (Fachliteratur, geringe Auflagen, sehr hohe Recherchekosten; ist schließklich kein Roman, der schnell mal geschrieben wird).

Dazu kommt, dass der Hexenwahn kein religiöses Phänomen war --- wie man leicht vermuten könnte --- sondern ein gesellschaftliches. Alle waren darin verwickelt. Das leidvolle Mitwirken der (katholioschen) Kirche wird meistens in den Vordergrund gerückt. Dabei wird aber übersehen, dass es auch --- und insegsamt sogar mehr --- in protestantischen Gebieten zu Hexenprozessen und -verbrennungen kam. Es war ein Wahn, der weite Teile der Gesellschaft erfasst hatte. Irgendwie gesammelte Dokumentationen erstrecken sich von den weltlichen Gerichtsbarkeiten über alle Kirchen und Konfessionen hinweg.

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findesciecle  05.02.2014, 01:22
@wolfruprecht

Ganz großes Lob für die Aussage über die Hexenverfolgen - selten habe ich das zu gut auf den Punkt gebracht gelesen. Ich verzweifle immer dran, Leuten, die ihre Kenntnisse aus N24-Dokus haben, das begreiflich zu machen!

Allerdings sehe ich das Problem der Zugänglichkeit für Nicht-Wissenschaftler nicht so: Im Staatsarchiv sind die AKten - sofern es der Erhalt erlaubt - allen Interessierten nach Anmeldung und Einweisung zugänglich. Selbst im Original, noch nicht digitalisiert, ist das Alltag im Archiv, dass Interessierte die Original-Archivalien aus z.B. der Frühen NEuzeit. in die Hand bekommen.

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WieJan2  13.03.2014, 09:15
@wolfruprecht

Also nach meiner Erfahrung in staatlichen Archiven ist es kein Problem Einblicke in Kriminalakten zu erhalten, auch nicht aus dem 16. Jahrhundert. Es gibt Einzelfälle, bei denen Unterlagen aus konservatorischen Gründen nicht mehr im Original bereit gestellt werden, dann kann man aber in der Regel Kopien einsehen. Ich erkenne auch keinen realistischen Grund, eine Einsichtnahme zu verwehren, wenn ein glaubhaftes Intersse vorhanden ist.

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KOmpliment an den Opa, frühe Neuzeit ist für einen Freizeit-Ahnenforscher sehr gut! Ist nicht auszuschließen, dass dein Opa recht hat. Wahrscheinlicher ist, gerade in der Zeit, dass es mit der Reformation zu tun hat. Die Frauen könnten die Konfession gewechselt haben (z.B. durch HEirat) oder sich geweigert haben, die Konfession zu wechseln. Grundsätzlich bestimmte ja der Fürst die Konfession, aber auf Ebene dörflicher und städtischer Gemeinschaften gab es da durchaus Konflikte. Halte ich für naheliegender.

Man müsste da einen Experten für Regional- oder Lokalgeschichte (Heimatforscher) fragen!

Ich denke, dass es alle möglichen Gründe für eine Streichung aus einem Taufregister geben. Ich kenne Beispiele aus dem folgenden Jahrhundert, in dem es schlicht das Fortziehen von Personen bedeutet, oder auch den Tod der Person.

Wenn sie exkommuniziert wurden, da sie sich versündigt hatten. Bei einer Inquisition müsste es weitere Unterlagen darüber geben.