Was denkt ihr über die Gothic Jugendkultur?
JugendKultur: Gothic-Anhänger vermehrt depressiv und suizidal
Anhänger der Gothic-Kultur neigen zu Depressionen und sie sind vermehrt suizidgefährdet. Dies zeigen die Ergebnisse einer Langzeitstudie aus England in Lancet Psychiatry. Die Gothic-Kultur, eine Anfang der 1980er Jahre entstandene Jugendbewegung, umgibt sich mit den Motiven von Schwermut und Tod, und für einige „Goths“ beschreibt dies mehr als ein oberflächliches Lebensgefühl. Dies geht aus einer Untersuchung der UK Avon Longitudinal Study of Parents and Children hervor, die den Geburtenjahrgang 1991/92 aus einer Region im Westen Englands seit der Schwangerschaft ihrer Mütter begleitet. Lucy Bowes et al. von der Universität Oxford haben die Ergebnisse von Umfragen bei Jugendlichen im Alter von 15 und 18 Jahren ausgewertet. Jugendliche, die sich im Alter von 15 Jahren sehr stark mit der Gothic-Bewegung identifizierten, litten im Alter von 18 Jahren dreimal häufiger unter Depressionen als andere Teenager und sie gaben fünfmal häufiger an, sich bereits Selbstverletzungen zugeführt zu haben.
Beide Assoziationen waren signifikant und abhängig von der Stärke der Identifizierung. Bowes betont, dass es vorstellbar sei, dass Jugendliche mit Depressionen sich durch ihre mentale Disposition zur Gothic-Kultur hingezogen fühlten. Die Anhänger selbst berichteten häufiger als andere über ein Mobbing durch Gleichaltrige, und ihre Mütter litten häufiger unter Depressionen. Dies deutet darauf hin, dass die Ursachen möglicherweise außerhalb der Gothic-Kultur zu suchen sind. rme
Bowes L, Carnegie R, Pearson R, et al.: Risk of depression and self-harm in teenagers identifying with goth subculture: a longitudinal cohort study. Lancet Psychiatry 2015; DOI: 10.1016/S2215–0366(15)00164–9).
5 Antworten
Die Hälfte meiner langjährigen Freunde stammen aus der Gothic-Szene.
Das hier stimmt:
Jugendliche mit Depressionen fühlen sich durch ihre mentale Disposition zur Gothic-Kultur hingezogen. Die Anhänger selbst berichteten häufiger als andere über ein Mobbing durch Gleichaltrige, und ihre Mütter litten häufiger unter Depressionen. Dies deutet darauf hin, dass die Ursachen möglicherweise außerhalb der Gothic-Kultur zu suchen sind.
Man wird nicht depressiv, weil man Goth ist, sondern man wird Goth, weil man ein deprimierendes Lebensumfeld hat, aus dem man auszubrechen versucht.
Das stimmt, ich habe meinen Kommentar jetzt aber rein auf den in der Fragestellung beschriebenen Sachverhalt bezogen. Klar, dass es da noch weit mehr Subkulturen und auch weit mehr Faktoren als Depressivität gibt.
Danke für diesen tollen und treffenden Kommentar.
So war es bei uns auch (Gothic, Emo und Manga). Wir hatten alle mehr oder weniger die Hölle auf Erden und wollten sie vergessen bzw. ein Stück vom Glück haben.
Meine Freundin hat das viele Kilometer von meiner Heimatstadt, in einem anderen Bundesland und einige Jahre vorher genauso erlebt und beschreibt es so wie meine Freunde und ich es beschreiben.
was soll man darüber denken. Ist halt eine Szene, so wie Skater, Metals, HipHoper usw.
Zumal ich schon Gothic-Damen gesehen habe die ich extrem schön fand.
Ich war als Jugendlicher / junger Erwachsener in einer Emo-/Gothic-/Manga-Clique, die sich nie aufgelöst hat und wo man immer noch in Kontakt steht und sich viel zu sagen hat.
Ich sage es mal so: Das mit den Depressionen bzw. depressiven Neigungen ist hart formuliert, trifft die Sache aber im Kern näher als gedacht und ich leugne es nicht. Wir stammten in dieser Clique alle aus klassischen "Problemfamilien", meine war noch die Harmloseste - ich wuchs bei meinem Opa auf aus verschiedenen Gründen, das hat Spuren hinterlassen. Suizidal war keiner, aber vorbelastet waren wir in gewisser Weise alle. Wir waren keine von der Sorte, die sich immer beschwert hat, wie schwer man es habe, wir haben uns unsere Welt so schön wie möglich gemacht.
Wir waren alle durchaus gute Schüler und alle sind beruflich recht erfolgreich geworden, aber depressive Züge bzw. depressive Phasen hatten wir in gewisser Art und Weise ALLE, manche haben das auch aktuell noch, aber das hat uns zum Teil auch innerlich so verbunden - und mit den Jahren durch das "Wir-Gefühl" stärker gemacht. Die Kurve haben alle gekriegt.
Aber wir stammen tatsächlich aus Familien, die nicht einfach waren und wir waren durchweg Jugendliche, mit denen es nicht viele gut gemeint hatten und die schon in jungen Jahren viel Leid erlebt hatten (bei mir fing das sogar schon mit vier Jahren im Kindergarten an und endete mit Übergriffen durch einen Sportlehrer in der fünften Klasse usw.), was sicher Spuren wie Depressionen oder depressive Gefühle mit sich zog oder bei einem Mädchen aus unserer Runde Bulimie (die sie aber überwunden hat).
Die Emo-/Gothic-/Manga-Kultur war für uns eine geistige Heimat und in der Clique fühlte sich jeder extrem mit dem anderen verbunden, wir teilten eigentlich alles - es ging so weit, dass keiner der Jungs eifersüchtig war, wenn seine Freundin mit einem anderen Jungen aus der Clique was unternahm weil man genau wusste, es passiert nix und jeder respektiert zutiefst die Beziehung des anderen und es ist wirklich alles rein freundschaftlich.
Warum war es unsere geistige Heimat ... ich sage es mal so, es wurde halt alles geboten, was uns berührt hat, egal ob Musik, Gespräche über alles und nichts, Gesellschaftskritik usw. - und die "Coolen" fanden uns komisch weil wir so waren, wie wir waren und wir wurden immer mal wieder mit rüden Parolen der "Coolen" traktiert, bis wir denen mit der Zeit egal waren bzw. sie von uns ließen, weil uns das nicht gekümmert hat und wir die ignoriert haben. Wir waren in unserer "kleinen Welt" trotz aller Sorgen, die wir hatten und die immer die Gleichen waren (auffällig oft was wegen der Familie, dann wegen der Zukunft), relativ zufrieden und "für uns unantastbar" in einer Welt, die nur uns gehörte.
Manche fanden uns komisch, weil wir nicht so knallhart fröhlich waren und nicht in grellbunten Shirts und blauen Jeans rumrannten und weil wir unsere eigene Welt hatten, in der wir z.B. düstere französische Popmusik analysiert, über Gefühle geredet und diese gelebt haben und uns über Gedichte, Weltschmerz und Religion unterhielten - und der EMP Katalog war für uns sehr wichtig.
Wir sind so geworden, weil wir uns gesucht und gefunden hatten. Unser Umfeld war so trist, depressionsfördernd, intolerant und mehr (es war halt auch so ein klassisches Dunkeldeutschland, krass formuliert), es war ein Milieu der Hoffnungslosigkeit, des Ausgegrenztseins und der Perspektivlosigkeit, optisch wie menschlich, vor allem menschlich. Wir waren nicht wie die anderen, die nur von Fußball und Autos redeten oder von Sex und Discos, wir wollten nicht cool sein. Zu den anderen waren wir immer freundlich, aber immer für uns.
Ich hatte damals als junger Erwachsener einen alten Ford Mondeo und fuhr pro Jahr fast 30.000 Kilometer, weil ich der Tristesse meiner Heimat entfliehen wollte. Ich war ständig mit diesem Auto unterwegs und hörte Musik, wenn es irgendwie ging, oft waren Freunde aus der Clique dabei. Da waren wir für uns und niemand konnte uns was Böses tun, wir waren sicher und wussten das in der Szene auch. Wie gesagt, jeder hätte seinen Partner mit einem anderen mitgehen lassen z.B. auf ein Konzert weil man wusste, da passiert nix und man achtet sich gegenseitig viel zu sehr.
Vielleicht haben die "Coolen" uns auch beneidet um diese eigene Welt, die sie selbst in ihrer oberflächlich scheinenden "Hemisphäre" nicht hatten. Bei uns war das eine ganz besondere und prägende Zeit, die total von Zusammenhalt und Aufrichtigkeit geprägt war. Wir haben untereinander alle noch immer Kontakt, ich bin auch mit einer Frau zusammen, die im weitesten Sinne aus der Szene stammt und wenn ich heute Emos oder Gothics sehe, dann freue ich mich und denke ich mir ... ach Gott, schön, dass es das noch gibt, ihr seid genau so wie wir gewesen sind ;-)
Bin selbst ein Teil davon.
Jeder wie er mag. Ich finde es eher gruselig
Es so zu formulieren ist aber auch nicht richtig.
Erstmal sind solche Umstände grundsätzlich ein guter Nährboden für den Eintritt in eine Szene, weil man versucht aus seinem Außenseiter Dasein auszubrechen. Das muss aber kein Gothic sein. Das kommt aber eher darauf an, womit man früh in Berührung kommt. Das kann was musikbasiertes wie Gothic, Metal und Hiphop sein... oder was politisch basiertes oder was drogen basiertes...
Und zweitens sind solche Umstände nur eine Motivation von ganz vielen Möglichkeiten, dass man für sowas ein Interesse entwickelt. Es gibt unzählige andere Faktoren, die da noch eine Rolle spielen können. Auch ganz ohne Depression und sowas.