Warum wird in unserer Gesellschaft immer wieder auf die Menschen getreten, die ohnehin schon am Boden liegen? Was steckt hinter diesem Phänomen?
Hallo zusammen,
ich bin im Gesundheitsbereich tätig und möchte heute ein Thema ansprechen, mit dem ich mich seit längeren beschäftige.. Es geht um das Phänomen, dass in unserer Gesellschaft immer wieder auf diejenigen „draufgetreten“ wird, die ohnehin schon am Boden liegen. Menschen, die durch Armut, psychische Erkrankungen, Obdachlosigkeit oder soziale Isolation ohnehin schon schwer zu kämpfen haben, werden oft noch zusätzlich stigmatisiert und benachteiligt.
Warum scheint es so, als ob die Gesellschaft diejenigen, die bereits unten sind, immer weiter unterdrückt und nicht unterstützt, um aus ihrer Situation herauszukommen? Was hat die Gesellschaft davon, wenn sie die Schwächeren noch weiter runter drückt?
Ist es ein Mechanismus zur Aufrechterhaltung von Machtverhältnissen, oder steckt etwas anderes dahinter?
Ich würde gerne wissen, wie ihr dieses gesellschaftliche Phänomen wahrnehmt und was ihr denkt, was hinter dieser Dynamik steckt. Gibt es eine Lösung, um dieses Ungleichgewicht zu überwinden und die Schwächeren besser zu unterstützen?
Und wie genau gehst du mit Menschen um die "gesellschaftlich unter dir stehen"?
11 Antworten
Es ist die Feigheit davor, sich mit den Mächtigen anzulegen. So werden die Aggressionen, die von der Macht kommen, auf die Ohnmächtigen umgeleitet.
Die "Selber schuld"-Ideologie hilft dabei.
Fahrradfahrerprinzip: nach oben buckeln und nach unten treten...
Nach oben buckeln und nach unten treten ist ja sachlich richtig.
Aber die Zuordnung zu Radfahrern finde ich nicht ganz richtig. Als langjähriger Radfahrer ist mir das Buckeln fremd, ich habe immer lieber aufrecht in die Landschaft geguckt.
Guter Denkanstoß, wie üblich: liegt mir natürlich fern, Radfahrer zu diffamieren 🫣. Memo an mich: Redewendungen VOR dem Posten nochmal gründlich unter die Lupe nehmen 🧐, liebe Grüße.
Ich habe das Gefühl dabei verhält es sich ein wenig wie bei diesem bösen Spruch über Ärzte: "Zwei Dinge bringen den Arzt um sein Brot: Gesundheit und der Tod. Drum hält er uns, auf dass ER lebe, zwischen beidem in der Schwebe".
Denn einerseits gibt es mittlerweile eine riesige Elendsindustrie in Deutschland (BeWo, Caritas, Diakonie), die durch Gelder von den Landesverbänden prima von der Bedürftigkeit und multiplen Problemen der Betroffenen leben, die um Hilfe nachsuchen.
Andererseits wird den prekär Beschäftigten durch das offensichtliche Leid der Obdachlosen bei jedem Gang über den Bahnhofsvorplatz vor Augen geführt wie weit es bergab gehen kann. Die "Penner" erfüllen also durchaus eine gesellschaftliche Funktion. Ihnen wird nicht adäquat geholfen, weil sie für die Leute die zu miesen Löhnen und Bedingungen arbeiten eine ständige Mahnung und zugleich ein Grund sind sich auch dann noch nicht ganz unten zu fühlen, sondern zu wissen, dass es noch Leute unter einem selbst gibt.
Würde den Leuten dergestalt geholfen, dass sie da wirklich wieder herauskommen, oder würde unsere Gesellschaft es erst gar nicht soweit kommen lassen hieße die alte Leier wieder, dass sich schlechtbezahlte, harte Arbeit gar nicht lohnen würde. Das mag sogar stimmen, aber dann muss man diese Arbeit eben besser bezahlen anstatt immer mehr Sozialleistungen für die Schwächsten abzuschaffen, oder das Geld lieber angeblichen Hilfsorganisationen zu geben anstatt den Bedürftigen selbst.
"Zwei Dinge bringen den Arzt um sein Brot: Gesundheit und der Tod. Drum hält er uns, auf dass ER lebe, zwischen beidem in der Schwebe".
Sehr gut, werde ich mir merken.
Es wäre besser, wenn Ärzte unabhängig von ihrer Arbeit bezahlt würden. Dann hätten sie den Vorteil von weniger Arbeit, wenn sie für Gesundheit sorgen.
Ich kannte ihn aus dem Programm von Hirschhausen. Danke für die Info des Urhebers des Zitats.
Deine Betrachtung zeigt die tiefen Widersprüche unserer Gesellschaft auf. Es ist ein schwieriges Thema, weil es mit vielen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren einhergeht. Doch die Anerkennung dieser Widersprüche ist ein erster Schritt, um die Dinge zu hinterfragen und vielleicht auch zu verändern.
Ich wundere mich, ehrlich gesagt, dass die üblichen Verfechter der Reichen und des Kapitalismus, von denen es auf gf viele gibt, meine Antwort noch nicht entdeckt und downgevotet haben, wie es meistens meinen Antworten zur Sozialpolitik ergeht. Der Neid-Vorwurf kommt auch immer.
Also ich finde deine Sichtweise und deine Meinung extrem interessant und angebracht. Es gibt nicht nur eine Seite. danke
Das Phänomen des Nachtretens kennen bestimmt viele, und ich nähere mich dem Thema aus einem positiven Blickwinkel. Uns allen (ausnahmslos) sind angeboren = Fürsorglichkeit, Hilfsbereitschaft und Empathie. BBC brachte mal eine Sendung darüber. Selbst in kleinen Kindern sind Fürsorglichkeit, Hilfsbereitschaft und Empathie bereits angelegt und wird spontan gelebt. Unaufgefordert. Das ist jetzt sehr stark eingekürzt. Kleine Kinder spielten mit ihrem Teddybär (oder anderem), dem Versuchsleiter fiel (oh (!), welch' ein Pech!) der Radiergummi aus der Hand. Das Kind krabbelte durch das ganze Zimmer, hob den Radiergummi auf und hielt ihn dem Versuchsleiter entgegen. Das ist die kürzestmögliche Kurzversion. - Es liegt also an und in uns begründet, wenn nachgetreten wird, obwohl der andere bereits völlig erschöpft und entkräftet am Boden liegt.
Es mag am inneren Weinen liegen, es können aufgestaute Wut und Frustration sein, die den Fluss der Empathie und Fürsorglichkeit blockieren. Der eigene "Seelen-Schmerz" wird weitergegeben. Ein Schwächerer wird niedergetreten bis sämtliche Schmerzgrenzen überschritten worden sind.
Warten wir auf ein Gesetz, dass das Nachtreten untersagt, dann können wir lange warten. Und wozu braucht's das überhaupt. Es gibt Gesetze, die die Menschlichkeit schreibt. Dazu brauchen wir weder die Politbühne noch irgendeine religiöse Instanz, die uns bevormundet. Das kriegen wir alle selbst in den Griff. Wir müssen es lediglich wollen. Es braucht keine Mobbing-Opfer zu geben, und der fälschlicherweise so bejubelte soziale Status ist kein Freibrief für Demütigungen und Beleidigungen. Wir sind es. Niemand sonst.
Andreas Marquardt ist ein Beispiel von vielen, dass es sehr wohl geht, aus dieser perversen Macht- und Gewaltspirale herauszukommen.
Andreas Marquardt wurde 2010 für den Laureus World Sports Award in der Kategorie „Das soziale Sportprojekt“ mit dem Projekt „Helfen macht stark“ nominiert. Das Projekt setzt sich für benachteiligte Kinder ein. Er setzt sich zudem für Kind im Zentrum und neuland e. V. ein. Bei einer Aids-Benefiz-Gala im Jahr 2003 stellte Marquardt einen Weltrekord auf, indem er fünf Baseballschläger zerschlug.Am 11. Dezember 2006 veröffentlichte der Ullstein Taschenbuch Verlag sein Buch Härte – Mein Weg aus dem Teufelskreis der Gewalt, das er zusammen mit seinem Therapeuten Jürgen Lemke geschrieben hatte.
Du hast vollkommen recht dass Fürsorglichkeit und Empathie tief in uns verankert sind, wie auch schon bei kleinen Kindern sichtbar wird. Genau dieses Wissen oder diese Einstellung vertrete ich auch und deshalb ist es oftmals umso schmerzhafter, das Gegenteil zu erleben, weil ich es zumeist einfach nicht nachvollziehen kann.
Ja, es ist bestimmt oft der eigene innere Schmerz, der uns dazu bringt andere zu verletzen. Doch die Menschlichkeit in uns kann diese negativen Muster durchbrechen, wenn wir es wirklich wollen. Wir brauchen keine äußeren Gesetze, um respektvoll und mitfühlend miteinander umzugehen weil wir selbst sind dafür verantwortlich.
Sehr interessant ! Solche Beispiele zeigen, dass es möglich ist aus Gewalt und Machtmissbrauch auszubrechen. Danke
Sehr lieben Dank für Deine einfühlsamen Worte, pwns0r0r. Meiner Meinung nach haben viele Menschen Angst davor, zu leben oder zu zeigen, wie sensibel, wie mitfühlend und wie liebevoll sie im Grunde genommen sind. Es ist die Angst, lächerlich gemacht zu werden, ausgegliedert zu sein und als dumm und lebensuntauglich zu gelten. Diese Irrtümer sind - so sehe ich das - die Bremsklötze. Es ist Angst, die unser aller Ur-Naturell blockiert. Und diese Angst ist lediglich eine Illusion. Ein lebensverneinender Bremsklotz, den sehr viele mit sich rumschleppen. Unnötiger Ballast, der sämtliche - liebevollen - Höhenflüge schon im Ansatz enorm erschwert - oder gar unmöglich macht. Liebe Grüße kommen von Seren
Vielen Dank auch dir für deine berührenden Worte.
Du hast so recht , die Angst unsere wahre, verletzliche Seite zu zeigen, ist etwas das uns immer wieder zurückhält, vor so vielem Guten. Es ist eigentlich unglaublich wie diese Ängste unser wahres Potential (als Menschheit/Gesellschaft) blockieren können.
Deine Perspektive ist sehr wertvoll und bestärkt einem darin, sich zu trauen, einfach der/die zu sein der man ist , zumindest bis zu einem Gewissen Grad, der in jeweiliger Umgebung möglich ist.
Herzlichen Dank für diesen wertvollen Beitrag.
Guten Abend, pwns0r0r, ich habe Dir zu danken für Deine Impulse, die Du freigesetzt hast. Ohne Dich und Deinen Beitrag wären wir ja gar nicht auf dieses Thema zu sprechen gekommen. Liebe Grüße kommen von Seren
Ich bin selber psychisch krank bei mir sind traumatische Erlebnisse das Problem aber ich denke das ich dir die Antwort geben kann warum das so ist.
Ich wurde im Elternhaus misshandelt und missbraucht. Trauma ist nur die Überschrift. Ich hatte Bindungstrauma, und Entwicklungstrauma, Persönlichkeitsstörungen und später kam wegen dem noch weitere Diagnosen wie Depressionen , Suizid gefährdet, Schlafstörungen und anderes. Man hat nicht 1 Diagnose, sondern eigentlich immer mehrere.
Wegen dem zu Hause, war ich kein aufgewecktes lebhaftes Kind wie andere. Eher eine ängstliche Trauerweide. Täter haben ein Gespür für sowas, es steht mir förmlich ins Gesicht geschrieben das ich nicht behütet aufgewachsen bin. Deshalb gab es auch weitere sexuelle Angriffe auf mich durch fremde auf der Straße. Ich musste das an mir ändern, damit das auf hört. Selbstbewusster werden oder nein sagen können, Grenze setzen.
Wo wir bei Grenzen sind. Wir Menschen brauchen klare Ansagen und Grenzen. Wir orientieren uns daran , bis hier und nicht weiter. Hat man jetzt so eine geknickte schüchterne Trauerweide fehlt die Orientierung. Wir sind ein Hahn ohne Kopf und würde uns ganz wahnsinnig machen, frustrieren oder wütend machen. Es nervt dann einfach weil man nicht weiß woran man ist. Wir brauchen zum Beispiel Informationen um einschätzen zu können ist die Person gut oder schlecht aber ohne Info geht man gleich auf Abneigung, besser ist, folgt Ausgrenzung für den anderen.
Möchtest du was trinken? Egal oder kommt nur Schulter zucken. Schüchtern ist nicht niedlich, es ist nicht zu ertragen wenn man alles aus der Nase ziehen muss oder ich Animateur für jemanden sein muss oder der mir nicht sagt wie weit ich zu gehen habe, allein unterhalter und all solche Sachen, machen einen wütend oder die Person wird eben ausgegrenzt, vielleicht extra gestichelt um zu testen wie weit man gehen kann oder wann explodiert die Person. Eine puppe mit der man alles machen kann, da passiert ja eh nichts.
Das ist einfach das Problem. Die Leute müssen das an sich ändern, damit das aufhört.
Ja kommen sicherlich andere Punkte dazu aber so vom Grund her ist es eben das Problem und eben auch andere die ebenfalls psychisch angeschlagen sind. Dann treffen 2 macken aufeinander und sowas. 😁
Wenn du es so bezeichnest, ob Psychisch oder nicht hat keiner das Recht den anderen zu unterwerfen.
Nee, natürlich nicht. Das soll es auch nur erklären gut ist das trotzdem nicht.
Ich wollte dir jetzt doch gerne nochmal ausführlicher Antworten. Erst mal nochmal danke dass du deine Erfahrungen so offen teilst. Es ist bestimmt nicht einfach solche traumatischen Erlebnisse zu schildern, aber du beschreibst sehr deutlich wie die verschiedenen traumatischen Erfahrungen, die du durchgemacht hast, dein Leben beeinflussen.
Die „Umstände“ im Elternhaus, die du beschreibst sind schwerwiegende Ursachen für tiefgreifenden Traumata mit denen du heute noch zu kämpfen hast. Besonders das Bindungstrauma und das Entwicklungstrauma können sehr starke Auswirkungen auf die gesamte psychische und emotionale Entwicklung haben. Und das wiederum kann sich später auf das Selbstwertgefühl und die Fähigkeit gesunde Beziehungen zu führen auswirken.
Ich finde es nur beeindruckend, wie gut du in der Lage bist, die Zusammenhänge zu schildern, so direkt haben das viele Menschen nie wahrgenommen.
Du erwähnst eben dass dies zu einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen führte, darunter Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Suizidgefahr. Das ist ein klarer Hinweis darauf, wie tiefgreifend diese frühen Erfahrungen das gesamte Leben beeinflussen können. Und wie du richtig sagst, ist es häufig so, dass Menschen mit diesen Traumata nicht nur eine Diagnose haben, sondern mehrere die oft miteinander verbunden sind und sich gegenseitig verstärken.
Das von dir beschriebene Gefühl, als „ängstliche Trauerweide“ wahrgenommen zu werden, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Trauma sich auf die Wahrnehmung und das Verhalten auswirken kann. Menschen, die durch Missbrauch und Misshandlung gegangen sind entwickeln oft ein sehr sensibles Gespür dafür, wie andere sie wahrnehmen.
Und was du über die Notwendigkeit von klaren Grenzen sagst trifft den Kern. In einem sicheren Umfeld sollten Grenzen respektiert werden. Für Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben sind diese Grenzen entscheidend um sich sicher zu fühlen und nicht ständig das Gefühl zu haben,in einer unsicheren Situation zu sein. Deine Schilderung dass Unsicherheit oft zu Frustration führt und zu einer negativen Wahrnehmung der eigenen Person ist sehr nachvollziehbar. Menschen, die unsicher sind oder keine festen Grenzen setzen können, sind in der Regel verletzlicher und können schnell in Situationen geraten in denen sie ausgenutzt oder verletzt werden.
Wenn du jemals das Bedürfnis hast weitere therapeutische Unterstützung zu suchen wärst du sicher gut aufgehoben speziell in der traumafokussierten Kognitiven Verhaltenstherapie, dort könnte man dir dabei helfen noch besser zu verstehen, wie du mit den Auswirkungen dieser Erfahrungen umgehen kannst und welche Schritte für dich sinnvoll sind um Heilung zu finden. Aber bei deiner Erfahrung kann man dir bestimmt eh keine neuen Tipps mehr geben.
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft auf deinem Weg und nur das Allerbeste.
Oh vielen Dank. Ich bin bereits seit 30 Jahren in Behandlung noch bei einer Psychologin die auf Trauma spezialisiert ist. Von ihr kommt nicht wirklich was, man macht die Stunde Smalltalk denn ich hatte oft Punkte angesprochen aber sie vergisst es ständig oder will angeblich etwas vorbereiten für nächste mal und gar nichts kommt. Es gab im Lauf der Jahre etliche Psychologen die einfach den Patienten quatschen lassen und tschüss bis zum nächsten Mal. Aus dem Grund erzähle ich schon gar nichts mehr. Aber ich war privat viel am recherchieren und hatte mich einige Jahre mit Straftätern beschäftigt um das alles besser zu verstehen und hab meine eigenen Wege gefunden die mir geholfen haben. Opfer haben viele Fragen, die hatte ich auch und ich suchte die Antworten. Ich habe sie auch alle gefunden und mein Puzzle setzte sich zusammen. Ich verstehe das ganze jetzt mit mein Eltern oder den fremden.warum? Wieso? Und weshalb? Ich bin jetzt satt im Kopf. Es kann zur Ruhe kommen, damit ist ein großer Schritt erreicht. Wenn man Ordnung im Kopf schafft. Sie sollten in der Therapie auch die Seite der Täter erklären und nicht nur die Seite der Opfer. Ich glaube das ist sehr wichtig auch die andere Seite zu verstehen. Aber vielen Dank für deine Antwort. Hast du alles gut geschrieben, hätte ich nicht besser machen können. 🙂
Es ist wirklich beeindruckend, wie du mit dieser schwierigen Situation umgehst und dir selbst die Antworten und das Verständnis verschaffst die du gebraucht hast. Dein Gedanke, dich auch mit der Perspektive der Täter auseinanderzusetzen, zeigt ein extrem hohes Maß an Einsicht und Empathie das viele Menschen nie erreichen. Diese Fähigkeit, trotz der Herausforderungen einen klaren und strukturierten Blick auf das Erlebte zu bekommen ist wirklich bewundernswert.
Dein Verständnis dafür, dass auch die Perspektive der Täter in der Therapie wichtig ist, zeugt von einem umfassenden und differenzierten Blick auf das Geschehene.
Es ist schade zu hören, dass deine Erfahrungen mit verschiedenen Psychologen nicht die Unterstützung gebracht haben, die du dir gewünscht hast und gebraucht hättest. Leider kommt das zu oft vor. Der Therapeut macht sein Studium, macht die Prüfung vorm Gesundheitsamt, meldet sich selbstständig und lässt dann den Patienten arbeiten. Genauso gibt es aber unfassbar empathische und motivierte Therapeuten. Trotzdem hast du nicht aufgegeben und dir selbst Wege gesucht die dir helfen. Das nenne ich mal Resilienz vom feinsten. Vielen Dank, dass du das teilst, es ist inspirierend zu sehen, wie du es geschafft hast, deinen inneren Frieden zu finden und Ordnung im Kopf zu schaffen.
Ja darauf bin ich auch wirklich stolz, das war ein langer schwieriger Weg gewesen aber ich habe wirklich sehr viel erreicht und bleibe weiterhin dran. Man muss immer recherchieren und ausprobieren, auf dem laufenden bleiben, nur so kommt man vorwärts. Meine Psychologin zeige ich häufig neue Dinge ich gut finde aber sie klammert sehr an alte Schule. Wie zum Beispiel über die Geschehnisse reden, das wird heute nicht mehr gemacht. Wirbelt immer wieder aufs Neue auf und ist überhaupt nicht heilsam. Für mich müssen das auch nicht immer Psychologen vom Fach sein. Ich hab zum Beispiel Dami Charf gefunden die Trauma Heilung macht und die erklärt das auch sehr gut. Falls dich das interessiert https://youtu.be/YVwItBeayVg?si=f5KtJnwp4YGGptf_ Hat viele gute Videos und wenn gut ist, nehme ich das an. 🙂
Wow. Danke dafür. vielleicht antworte ich noch ausführlicher, aber dein Text geht erst mal extrem tief. Danke für deine Offenheit
Weil es einfacher ist.
Die Leute erzeugen die Probleme, an denen der Einzelne dann entweder zerbrechen, oder sich eben Hilfe suchen kann.
Für die Erzeugung der Probleme ist die Gesellschaft immer zu haben. Aber wenn es um die Lösung geht, dann ist der Einzelne selbst schuld oder verantwortlich.
Im Grunde ist es eine Form der Feigheit. Als Kollektiv geilt man sich darauf auf, dass man ach so sozial ist und Bedürftige unterstützt. Allerdings sucht man sich gezielt diejenigen heraus, die man unterstützt, während man alle anderen immer und immer wieder tritt.
(Das ist sogar verständlich: Die Mittel, die zur Verfügung stehen, sind begrenzt. Man kann nicht jedem helfen.)
Dafür wirst du keine ausreichende Zustimmung erhalten, denn a) musst du damit konfrontiert werden, um es überhaupt zu erkennen und nachzuempfinden (für viele käme das einem intellektuellen Umbruch gleich) und b) beißt niemand gern die Hand, die einen nährt. Die Leute brauchen ihren (guten) Ruf innerhalb des Kollektivs, da sie darauf angewiesen sind. Sie fürchten sich, ausgegrenzt oder - im ärgsten Fall - auch einer von den Unglückseligen zu werden.
Du sprichst einen wichtigen Punkt an. Es ist einfacher, Probleme zu schaffen und dann die Verantwortung auf den Einzelnen abzuwälzen, anstatt als Gesellschaft echte Lösungen zu finden. Die Unterstützung ist oft selektiv und reicht nur so weit, wie es das eigene Wohlbefinden und die soziale Anerkennung nicht gefährdet. In vielen Fällen wird die Verantwortung für das Leid von Einzelnen dem System oder der Gesellschaft selbst entzogen, während das System weiterhin von den bestehenden Ungleichgewichten profitiert
Schade, dass man nur einmal liken kann. Besser kann man es nicht formulieren!
Aber das ist doch schon die Gesellschaft die sowas provoziert und dann noch rum hackt . Sollte nicht jeder den es mal passiert sich umschauen wie dann seine Persönliche Lage ist .
Das ist in der tat ein Gedanke dem ich auch öfter verfolge. Die Umleitung von Aggressionen und Frustrationen auf die Schwächeren in der Gesellschaft ist leider oft eine Form der Projektion. Es ist bequemer und weniger riskant sich auf die Menschen zu konzentrieren, die sowieso am Rande der Gesellschaft stehen, anstatt sich mit den wahren Ursachen von Ungerechtigkeit und Machtstrukturen auseinanderzusetzen.