Warum lieben die Deutschen das Grundgesetz so sehr?

23 Antworten

Das Grundgesetz (GG) für die Bundesrepublik Deutschland (BRD), ist eine insgesamt sehr gute Verfassung und wurde seit seinem Bestehen weltweit von vielen anderen Staaten auch bereits als Vorbild für die dortige Verfassung genommen. Natürlich, sind die allermeisten Artikel nicht abschließend und bedürfen der Auslegung. Dies ist aber gewissermaßen auch so gewollt, da eine Verfassung grundsätzlich in keinem Staat die Einzelheiten abschließend bis in die Details hinein regeln soll. Sinn und Zweck einer Verfassung ist es immer, die staatliche Ordnung zu regeln und den verfassungsrechtlichen Rahmen vorzugeben, in welchem sich der Staat entfalten kann. Immer dann, wenn Auslegung erforderlich ist, ist diese die Aufgabe des jeweiligen Verfassungsgerichtes, in Deutschland also die Aufgabe des Bundesverfassungsgerichtes (BVerfGE).

Mfg

Das Grundgesetz hat in der deutschen Gesellschaft eine Art Wertekanon geschaffen, der oft als „Leitkultur“ bezeichnet wird. Diese Vorstellung von „Leitkultur“ ist nicht nur eine Sammlung von Regeln, sondern ein identitätsstiftender Rahmen, der Deutsche unterschiedlicher Generationen und Weltanschauungen vereint.

LG aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Globalgeschichte/ internationale Politik

Philippus1990 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 19:33
Das Grundgesetz hat in der deutschen Gesellschaft eine Art Wertekanon geschaffen, der oft als „Leitkultur“ bezeichnet wird.

Ne, eigentlich nicht. Das Grundgesetz enthält keinerlei Werte. Und es wurde in der Zeit seiner Existenz völlig konträr ausgelegt.

1957 hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass die strafrechtliche Verfolgung von Homosexuellen nicht gegen das Grundgesetzt verstoße. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen hat indes 2009 geurteilt, dass die Nichtförderung von Homosexuellen verfassungswidrig sei.

Mit anderen Worten: Richter interpretieren das Grundgesetz nach dem jeweils herrschenden Zeitgeist und persönlichem Gusto. Objektive Werte enthält es nicht.

BelfastChild  30.10.2024, 19:37
@Philippus1990

Das hast du aber auch bei anderen Sachen. Zudem ist es wie gesagt anderen Systemen vorzuziehen.

Philippus1990 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 19:40
@BelfastChild
Das hast du aber auch bei anderen Sachen.

Whataboutism.

Zudem ist es wie gesagt anderen Systemen vorzuziehen.

Es geht mir darum, dass Deutschen das Grundgesetz lieben, obwohl sie es gar nicht kennen. Ein demokratischer Rechtsstaat wäre auch mit einer anderen Verfassung denkbar.

BelfastChild  30.10.2024, 19:46
@Philippus1990
Whataboutism.

Tatsache. Gesetze müssen ausgelegt bzw. interpretiert werden.

Es geht mir darum, dass Deutschen das Grundgesetz lieben, obwohl sie es gar nicht kennen. Ein demokratischer Rechtsstaat wäre auch mit einer anderen Verfassung denkbar.

Ich weiß nicht, ob es alle lieben. Das GG wurde als Gegenentwurf zum Nationalsozialismus konzipiert, was gut und richtig war. Wir haben zudem eine Ewigkeitsklausel sowie ein verbrieftes Widerstandsrecht.

Philippus1990 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 19:53
@BelfastChild

Ich sehe schon, ich habe es mit einem ausgewiesenem Verfassungspatrioten zu tun.

BelfastChild  30.10.2024, 19:54
@Philippus1990

Ich finde es gut, ja. Aber der Begriff Verfassungspatriot passt nicht. Was würdest du denn als Alternative vorschlagen?

Philippus1990 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 20:00
@BelfastChild
Aber der Begriff Verfassungspatriot passt nicht. Was würdest du denn als Alternative vorschlagen?

BRD-NPC eventuell.

Weil das Grundgesetz im Vergleich zu den Verfassungen anderer Staaten ein vorbildliche und seit rund 75 Jahren (am 23. Mai 1949 verabschiedet) extrem gut funktionierende Grundlage für ein gemeinsames und demokratisches Zusammenleben ist.

Nicht umsonst ist Deutschland auch erst jüngst im internationalen Demokratie-Index von 179 Staaten auf Platz 2 (!) weltweit gewesen:

https://www.demokratiematrix.de/ranking

Demokratischer als hierzulande geht es demzufolge offenbar kaum!


Philippus1990 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 19:52
Demokratischer als hierzulande geht es demzufolge offenbar kaum!

Jo, es sei denn man ist AfD-Anhänger. Dann verliert man schon mal aus politischen Gründen den Job oder bekommt Besuch von linksextremen Schlägertrupps. Aber auch das ist bestimmt alles Ausdruck von Demokratie und gut so.

smartguy92  30.10.2024, 19:58
@Philippus1990

Ich nehme mal an, dass du für derartige Behauptungen/Vorwürfe nicht einen einzien Beleg liefern kannst und das alles ausschließlich von Hörensagen aus ganz bestimmten gesellschaftlichen Kreisen stammt. ;-)

AdolfM  30.10.2024, 20:06
@smartguy92

"und das alles ausschließlich von Hörensagen aus ganz bestimmten gesellschaftlichen Kreisen stammt. ;-)"

Damit belegst du eigentlcih das Argument von Phillippus... und hoffst, darauf das andere dumm sind, und sich dann irgendeinen Grund fantasieren, dass du irgendwo im Recht liegst.

Das denunzieren anderer Gruppen ist in sich selbst eigentlich eine Nazi-Methode.

Philippus1990 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 20:06
@smartguy92
Ich nehme mal an, dass du für derartige Behauptungen/Vorwürfe nicht einen einzien Beleg liefern kannst

Doch, kann ich (zum Beispiel hier, hier und hier).

smartguy92  30.10.2024, 20:11
@Philippus1990

Mit diesen Fällen hatte der Staat bzw. die Bundesregierung nicht das geringste zu tun!

Wenn sich ein Arbeitgeber freiwillig von einem Arbeitnehmer trennt, weil diese mit ihrem Benehmen/ihren ethischen Ansichten der Firmenphilosophie entgegenstehen, ist das rechtlich durchaus legitim. Hat auch was mit Vertragsfreiheit zu tun - ist auch ein Grundrecht jedes Bürgers.

Ich als natürliche Person bin nicht dazu verpflichtet mit irgendjemand anderem Verträge einzugehen oder in irgendeiner Form zusammen zu arbeiten, wenn ich es nicht möchte bzw. als schädlich erachte! So weit kommt es ja noch, dass ich dazu von staatlicher Seite aus "verdonnert" wäre. Das ginge dann tatsächlich so langsam in Richtung Diktatur....

OlliBjoern  30.10.2024, 20:14
@Philippus1990

Aber das hat nun nichts mit dem GG zu tun.
(da steht nix von "Schlägertrupps", die vorbeikommen)

Insofern ist das nun auch Whataboutism.

Philippus1990 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 20:24
@smartguy92
Mit diesen Fällen hatte der Staat bzw. die Bundesregierung nicht das geringste zu tun!

Das hat auch niemand behauptet. Aber wenn man wegen seiner politischen Haltung im Privatleben beruflicher Schikane ausgesetzt ist, kann man schwerlich von besonders demokratischen Zuständen sprechen.

Wenn sich ein Arbeitgeber freiwillig von einem Arbeitnehmer trennt, weil diese mit ihrem Benehmen/ihren ethischen Ansichten der Firmenphilosophie entgegenstehen, ist das rechtlich durchaus legitim.

Ah, erst suggerierst Du, dass ich mir die Fälle aus den Fingern gesogen hätte. Und im nächsten Moment erklärst Du, dass es völlig legitim sei, Menschen wegen ihrer politischen Ansichten beruflich zu schikanieren.

Und das Ganze auch noch garniert mit ahnungslosem Quatschjura, das sich auf Schlagworte wie "Vertragsfreiheit" beschränkt. Als ob Vertragsfreiheit grenzenlos sei. Wenn Linke wegen ihrer politischen Haltung entlassen werden würden, würdest Du genau andersherum argumentieren.

Bei selbstgefälligen Heuchlern wie Dir kommt mir echt die Kotze hoch. Bitte verschone mich von weiteren Antworten. Ich werde Dich jetzt sowieso auf die Ignore-Liste setzen.

smartguy92  30.10.2024, 20:32
@Philippus1990

Wenn jemand der Ansicht ist, ihm sei mit der Kündigung durch seinen Arbeitgeber, weil dieser mit dessen politische(s) Einstellungen/Engagement nicht konform ging, Unrecht angetan worden, dann hat er natürlich die Option dagegen Klage zu erheben und ein zuständiges Arbeitsgericht wird im Endeffekt darüber entscheiden, wie der Fall zu betrachten und zu behandeln ist.

Ich wundere mich immer wieder nur darüber, warum sich Leute wie du über derartige Dinge derart laut echauffieren, aber im Fall der Fälle dieses durch den demokratischen Staat gegebene Grundrecht dann einfach nicht in Anspruch nehmen, sondern nur jammern, motzen, andere verteufeln und in Selbstmitleid versinken.

Und Vertragsfreiheit ist kein "Quatschjura", sondern ein Grundrecht, dass jeder natürlichen Person in einer freien Gesellschaft zusteht. Ich bin nicht gesetzlich dazu verpflichtet, mit irgendwem Verträge einzugehen (sei es Handelsverträge, Arbeitsverträge oder anderes) oder in anderweitige Form mit dieser anderen Person etwas zu tun zu haben!

Du kannst es als Rechtspopulist z.B. auch ablehnen, einen Handwerker, der politisch als extrem links bekannt ist, einen Auftrag zu geben und auf der Basis eine Zusammenarbeit zustandezubringen. U.u. kannst du auch zuvor vergebene Aufträge wieder canceln mit dem Hinweis, dass du an einer geschäftlichen Verbindung aus persönlichen Differenzen nicht interessiert bist. Alles völlig legitim!

OlliBjoern  30.10.2024, 21:03
@Philippus1990

"Aber wenn man wegen seiner politischen Haltung im Privatleben beruflicher Schikane ausgesetzt ist, kann man schwerlich von besonders demokratischen Zuständen sprechen."

Das kann aber auch andersherum passieren. Es gab schon Leute, die in Ostdeutschland sagten, dass sie SPD wählen, sie fanden nachher die Reifen ihres Autos durchstochen vor. Es ist also nicht so, dass nur Menschen mit AfD-Sympathie schikaniert werden. Ich finde, niemand sollte schikaniert werden.

Solche Vorfälle sind bedauerlich, sie sagen aber nichts über die Richtigkeit einer politischen Haltung aus.

Weil es eine der besten Verfassungen ist. Die Akzeptanz wurde sicher auch durch die wirtschaftliche Entwicklung gefördert. Dieses Glück hatte die Weimarer Verfassung nicht.


AdolfM  30.10.2024, 20:03

"Weil es eine der besten Verfassungen ist"

Das behaupten die Amis von ihrer Verfassung auch. Aber, die Begründen das oft auch, wenn sie das behaupten.

Nofear20  30.10.2024, 22:13
@AdolfM

Und was passt dir nicht an der deutschen Verfassung?

AdolfM  30.10.2024, 22:30
@Nofear20

"Und was passt dir nicht an der deutschen Verfassung?"

Das fehlende Selbstbewusstsein.

Die Amis verbinden mit ihrer Verfassung keine Resignation, und Stockholm-Syndrom.
Die Amis finden das selbst nicht mal gut, dass die Deutschen so eine Stockholm-Syndrom-Mentalität an den Tag legen.

Das hätt man bei der Wiedervereinigung zb. anders lösen können. Die Amis bekommen Patriotismus auch ohne Ethnische-Akzentuierung hin.

Die Deutschen verhalten sich wie ein kleines Kind, dass man betreuen muss. Die Amerikaner haben viel mehr Eigenverantwortung in ihrem Bewusstsein. Das hatten wir in Europa eigentlich auch mit solchen Ideen wie Gentlemen Prinzip. Das Recht eine Waffe zu führen. - Das muss keine Schrottflinte sein, ich zieh da den Kugelschreiber vor. Metaphorisch gesprochen; Eigenvorantwortlich mit den eigenen Angelegenheiten umgehen lernen.

Eine Amerikanische Mentalität wird man hier nicht hinbekommen. .. naja, vielleicht sowas wie eine Libertäre Internationale, das sowas wie das Recht auf Waffen schützt. - Wird wohl keiner blicken, deshalb ist das unsinnig. Die Deutschen bekommen es nicht mal hin den Heranreifenden beizubringen wie man verantwortungsvoll trinkt, sondern die gehen nach Malle, schiessen sich ab, und kommen verkartert wieder nach Hause... Dann gibt's irgendwelche Familien-Dramas, irgendwelche Beschuldigungsmuster. Auf die Deutsche Bierkultur bin ich echt nicht stolz. Da lernt man nicht wie man lang genug wach bleibt und möglichst nicht unterm Tisch liegt, sondern man lässt halt machen, und die schiessen sich gezielt unter den Tisch. Und, dann kommt nur viel bla bla bla, statt das man irgendwo eine gesunde Mentalität entwickelt.
Eine wäre zb. Fasching, wenn Leute, sich nur gezielt während einer Jahreszeit daneben benehmen, so wie das traditionell gedacht war. Man lässt einmal die Sau raus, um es dann während dem Rest im Jahr nicht zu vermissen. Tiefenpsychologisch eine gezielte Schattenintegration.

Wenn die das nicht hinbekommen, dann braucht man denen auch keine Waffen in die Hand drücken.

Nofear20  31.10.2024, 09:53
@AdolfM
Das fehlende Selbstbewusstsein.

Es steht doch jedem frei, selbstbewußt für die Verfassung einzutreten.

Die Amis verbinden mit ihrer Verfassung keine Resignation, und Stockholm-Syndrom.
Die Amis finden das selbst nicht mal gut, dass die Deutschen so eine Stockholm-Syndrom-Mentalität an den Tag legen.

Was hat das Grundgesetz mit dem Stockholm-Syndrom zu tun?

Das hätt man bei der Wiedervereinigung zb. anders lösen können.

Wie denn?

Die Amis bekommen Patriotismus auch ohne Ethnische-Akzentuierung hin.

Patriotismus a la Trump kann uns doch wohl gestohlen bleiben. Und Rassismus gehört bei Leuten wie Trump zum Programm.

Eine Amerikanische Mentalität wird man hier nicht hinbekommen. 

Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, wenn an Trump und seine Anhängerschaft denkt.

Wenn die das nicht hinbekommen, dann braucht man denen auch keine Waffen in die Hand drücken.

Man muss niemandem Waffen in die Hand drücken, egal ob er sich besäuft oder nicht.

Weil das GG die fdGO ermöglicht und diese ist anderen Systemen vorzuziehen. Glücklicherweise sagen die meisten Juristen, dass die Todesstrafe gegen Art. 1 GG verstößt. Sie ist folglich in Deutschland und der Europäischen Union abgeschafft.


Philippus1990 
Beitragsersteller
 30.10.2024, 19:35

Das beruhigt mich ungemein und bestärkt mich in meinem Verfassungspatriotismus.