Sollten deutsche Schulen mehr lateinamerikanisches Spanisch unterrichten und weniger Castellano?

9 Antworten

Man lernt die Sprache, wo es URSPRÜNGLICH herkommt. Bei Englisch, lernt man meistens auch das britische Englisch und nicht das Amerikanische, obwohl der Kontinent Amerika weitaus mehr Einwohner hat und zwei englischsprachige Supermächte besitzt.

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filmfan69  14.05.2025, 14:55

Bei mir in der Schule wurde damals eine Mischung aus britischem und nordamerikanischem Englisch gelehrt. Can’t zum Beispiel wurde uns in der Britischen Aussprache beigebracht. Aber schon das markanteste Unterscheidungsmerkmal, das postvokalische r (bird, morning etc.), das ja in den meisten nordamerikanischen und auch irischen Dialekten ausgesprochen wird, während es in GB meist stumm ist, war nicht so eindeutig. Manchmal wurde es gesprochen, manchmal nicht.

Den diphtongisierenden Vokal o in smoke, whole, open usw. sprachen hingegen alle meine Englischlehrer amerikanisch und nicht britisch aus.

Dreamdrummer  14.05.2025, 15:03
@filmfan69

Bei uns war im Englischunterricht amerikanische Umgangssprache verpönt. So Formulierungen wie "I wanna go" gaben nen Fehlerpunkt. Auch wenn man das in vielen Songs und TV-Serien so hört.

filmfan69  14.05.2025, 15:20
@Dreamdrummer

Ja, das war bei uns auch nicht gern gesehen. Aber hat man euch wirklich bei smoke die britische Aussprache ˈsməʊk und nicht die amerikanische ˈsmoʊk beigebracht? Ich kannte ganz lange nur die amerikanische, die britische Aussprache habe ich wirklich das erste Mal gehört, als ich mit einem Briten sprach. Und aus deutschem Mund habe ich sie bisher nur von Leuten gehört, die lange in Großbritannien gelebt haben.

Dreamdrummer  14.05.2025, 15:28
@filmfan69

Da ich eine Englischlehrerin aus Irland hatte, stimmt die Aussprache da wahrscheinlich sowieso nicht wirklich korrekt überein.
Das ist ein bisschen so, als hätte man einen Deutschlehrer aus Sachsen oder Österreich 😅

filmfan69  14.05.2025, 15:52
@Dreamdrummer

Stimmt 😂 als ich vor ein paar Jahren in Irland war, hatte ich etwas von einem Aha-Erlebnis: Ich hatte mich immer gefragt: Wo kommt die nordamerikanische Aussprache her? Die muss es doch irgendwo auf den britischen Inseln gegeben haben, und Leute müssen sie von dort mitgenommen und an die Folgegenerationen (jeweils mit Veränderungen) weitergegeben haben. Besonders beim postvokalischen r dachte ich mir: Man fügt doch keine Buchstaben neu in die Sprache ein, die die Vorfahren nicht gesprochen haben.

Die Antwort fand ich in Irland. Dort habe ich viele Aussprecheelemente gefunden, die für nordamerikanische Aussprache charakteristisch sind.

Also zunächst ist es so, dass in höheren Kursstufen das Spanisch der gängigsten Varietätätn drankommt. So weit geht es in der Schule aber oft nicht, auch wenn manche Besonderheiten heute auch schon früher drankommen.

Die Gegenfrage wäre: Sollten Deutschschüler nicht erst österreichises Deutsch, Köllsch oder Sächsisch lernen? Nein!

Jetzt sind die Unterschiede im Spanischen nicht so krass, weil die gröbsten Unterschiede sich im Mittelalter aufgrund der islamischen Invasion und die dadurch bedingte vorübergehende räumliche Teilung Spaniens in andere Sptachen wie Galicisch oder Katalanisch entwickelten, also direkt eigene Sprachen wurden.

Und das in Spanien gesprochene Spanisch, insbesondere das Andalusische, ist zum Einen der Ursprung des lateinamerikanischen Spanischs, es ist die gleiche Sprache, zum anderen hat es sich in Spanien auch weiterentwickelt.

Dort sind alle Formen vorhanden. Beim lateinamerikanische Spsnisch lässt du eben nur das Eine oder Andere aus. Von daher hat es schon seine Berechtigung, zumal Puerto Rico jetzt weder in Europa ist, noch etwas zum Europäischen Referenzrahmen beiträgt noch ein Sprachdiplom besitzt.

Die paar umgangssprachlichen Wörter kannst du auch nachblättern. Da hat jede Region ihre Eigenheiten, auch innerhalb jeden Landes.


Kultgruende 
Beitragsersteller
 14.05.2025, 15:00

Sehr gute Antwort und vor allem Sterne 🌟 verdächtig

Der deutsche Schüler ist vermutlich öfter in Spanien auf Reisen als in Lateinamerika.

Im Deutschunterricht lernst du auch eine Standardsprache, die im Alltag kaum irgendwo gesprochen wird. In den beliebten Eberhofer-Filmen wird bayerisch gesprochen. Warum also sollte nicht lieber das in den Schulen gelehrt werden?

Aus meiner Sicht spräche manches dafür, zumindest auf die wichtigsten Dinge hinzuweisen, den anderen Gebrauch von Usted, den Voseo etc. Jedoch halte ich es für hilfreich, erstmal mit der Aussprache Kastiliens anzufangen, weil sie sich wohl mit am klarsten und logischsten auf die Schriftsprache bezieht, was die Sache einfacher macht. Dann kann man im zweiten Schritt auf andere Aussprachen hinweisen (die ja schon in Spanien außerhalb Kastiliens schon erheblich vom Kastilischen abweichen können).

Genauso gehört es ja auch zu einem guten Deutschunterricht für Nichtdeutsche, dass man nicht nur Januar, sondern Jänner lernt, dass Dinge, die in Deutschland nicht klappen, sich in Österreich nicht ausgehen, dass Fuß im süddeutschen Sprachraum eine andere Bedeutung hat als im norddeutschen, ebenso wie hinrichten, und so weiter.

Ich halte es schon für richtig, wenn man den Lernenden zunächst einmal das „spanische“ Spanisch beibringt. Warum bitte sollte man die Varianten lehren, welche in Andalusien, in Kuba oder sonstwo gesprochen werden?
Abgesehen davon kommt man mit dem Schulspanisch überall recht gut durch, sofern man es denn sprechen kann. Von den meisten Spanisch sprechenden Muttersprachlern wird man ohnehin sofort als Ausländer erkannt und dann sprechen die für uns normalerweise etwas langsamer und deutlicher.
Und wenn man dann doch mal in Mexiko oder Kolumbien ist, dann lernt man auch die dortigen Sprachvarianten und Unterschiede zum Schulspanisch sehr schnell.
Alles gut soweit, würde ich sagen.