Kalter Bahnhof mit riesigem Stehplatz
Der Hauptbahnhof Leipzig prahlt damit, der schönste Bahnhof Europas zu sein. Es gibt dort auch jede Menge Bahnverkehr. Und nachts sind auch immer Leute da.
Manchmal muss man ein paar Stunden nachts warten, bevor man einen Anschluss bekommt. Dann gibt es da einen mini-mini Warteraum mit sage und schreibe 9 Sitzplätzen, der voll besetzt ist mit Leuten Typ Flüchtlinge, gegen die ich nichts habe und die ich auch nicht rausschmeißen will.
McDonald's hat die ganze Nacht offen. Scheint erst mal gut. Aber es gibt keine Sitzplätze. Leute stehen herum, um der Kälte zu entgehen. Aber sie werden raus geschickt. Saubere Leute, die ein Recht darauf hätten, sich an einem warmen Ort hinzusetzen.
Man will sich vor Obdachlosen schützen. Wer aber schützt die Obdachlosen?Verletzte Seelen, vernachlässigte Kinder! Warum gibt es keine angemessenen Strukturen für Obdachlose?
Was meint ihr, soll so ein großer Bahnhof einen gemütlichen, sauberen Warteraum angemessener Größe haben, und ein Restaurant, das 24 oder 23 Stunden offen hat und wo man mal eine Stunde lang oder länger essen und ausruhen kann?
Sollen die Bahnhofsmissionen nicht ausgestattet werden, dass die Vernachlässigten einer Dusche, frischer Kleidung und einem sauberen und sicheren Schlafplatz zugeführt werden? Es genügt nicht, Leute nur zu vertreiben, wofür auch viel Geld an Sicherheitsdienste ausgegeben wird. Man muss auch mal Sauberkeit und Ordnung schaffen, indem man sich um das Wohlbefinden der Leute kümmert.
Was meint ihr? Kalter Bahnhof, kalte Schulter? Oder Komfort für alle?
7 Antworten
Würde man viele Sitzplätze anbieten, wären sie von verschiedenen Randgruppen, dazu gehören nicht nur Obdachlose, dauerbesetzt. Leute zu vertreiben und dafür bestimmte Kriterien anzulegen, führt unweigerlich zu Konflikt, Diskriminierung, Ungerechtigkeit und zu einem schlechten Ruf der Bahn und ihres Personals, der Kreise bis in die Politik ziehen würde. Deswegen ist es besser eine solche Situation erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Die Bahnhofsmissionen sollten als Anlaufpunkte für Gestrandete und Obdachlose mit Sitzplätzen, Essensausgabe, Hygieneräumen und ggf. Schlafplätzen ausgestattet sein. Aber nur eine Minderheit fühlt sich von diesem Angebot angesprochen und möchte zu den dortigen Gästen gerechnet werden.
Niederschwelliger wäre es für die Meisten im Bahnhofsgebäude eine Sitzbank zu nehmen und dort stundenlang zu verweilen, selbst wenn die Bahnhofsmission noch so toll eingerichtet wäre.
Ich komme aus der Stuttgarter Region. Dort gibt es auch kein Warteraum, sondern nur ein paar kleine Sitzplätze. Die Polizisten laufen alle fünf Minuten herum und machen die entsprechenden dumm an, dass sie wach bleiben sollen. Ich war nicht davon betroffen, habe es aber gesehen. Es sind keine Obdachlosen, sondern ganz normale Reisende, die sehr lange reisen und Zwischenhalt in Stuttgart machen müssen.
Im letzten Sommer war ich beim Taylor Swift Konzert in Hamburg. Ich kam um etwa 1:00 Uhr beim Hamburger Hauptbahnhof an und der erste Zug Richtung Süden wäre um etwa 6:00 Uhr gefahren. Der Wartebereich dort war auch total unbequem. Die Züge nach Kiel fahren regelmäßig und auch nachts. Daher bin ich einfach in den Zug nach Kiel eingestiegen, konnte gut schlafen und als ich in Kiel war, bin ich in den Zug nach Hamburg eingestiegen und konnte nochmals gut schlafen.
Meinens Wissen ist die Bahnhofsmission nachts geschlossen, zu mindestens in Stuttgart.
In der Schweiz haben es Bahnreisende viel besser. Für sie hat man gedacht beziehungsweise für diejenige, die gestrandet sind. Dort ist man viel besser sowie bequemer eingerichtet.
Der Hauptbahnhof Leipzig prahlt damit, der schönste Bahnhof Europas zu sein.
Es ist der kommerzialisierteste Bahnhof, den ich kenne. Ich kenne allerdings nicht alle Bahnhöfe Europas.
Er stinkt nach Geld, das anderswo fehlt.
Treffende Beobachtung. Diesen Widerspruch strahlen renovierte Bahnhöfe tatsächlich aus.
Ich finde den Bahnhof optisch auch sehr schön, auch wenn er nicht ganz an die beiden großen Dresdner Bahnhöfe rankommt. Aber, was seine Bestimmung angeht, finde ich ihn schrecklich. Zug fahren. Dafür ist er einfach viel zu groß. Ewig lange Wege…. Ankommen, Abfahren, Umsteigen, eine Zeitung kaufen, einen Snack, einen Kaffee und eine rauchen? Was in anderen Bahnhöfen in 10 minuten erledigt ist, dafür braucht man in Leipzig ne halbe Stunde…
Es ist nun mal so, dass gewisse Randgruppen unserer Gesellschaft existieren und dass jeder einfach nur für ein paar Stunden in eine solche Situation kommen kann, wo er oder sie die Heilsarmee in Anspruch nehmen müsste, denn der Bahnhof ist nun mal keine Einrichtung der Caritas.
Dennoch suchen die Betroffenen meist nur Schutz vor Kälte oder wollen sich eben einfach nur einmal kurz ausruhen, bevor sie den langen, anstrengenden Weg zum Bahnsteig antreten. Denn nicht jeder, der einen Sitzplatz sucht, ist ein Obdachloser.
Doch dieses Problem zu erkennen und gegebenenfalls auch festzustellen, liegt allein daran, dass die falschen Leute bestimmen, wie man ein solches Problem löst.
Das Problem liegt am Hausrecht, von dem die Besitzer Gebrauch machen könnten, aber irgendwelche Leute aus politischen, undurchschaubaren Gründen, die keiner Regelung unterliegen, keinen Gebrauch machen, weil der Aufwand dafür Kosten verursacht, die eingespart werden sollen.
Hierbei ist eine rücksichtlose, asoziale Strömung zu bemerken, die von der Bundesrepublik geduldet wird, weil das als Bagatellproblem betrachtet wird und es größere Probleme gibt, die wichtiger sind.
Es ist nämlich möglich, wie in einigen Städten schon üblich, dass die Städte die Besitzer des Bahnhofs werden und das Hausrecht ausüben, um unerwünschte Gäste abzuweisen. Und das ist z.B. in Hamburg der Fall, dort ist es auch nicht gerade bequem und warm, aber es ist frei von Ungeziefer und klebrigen Unrat. Denn die größten und dicksten Probleme können des Platzes verwiesen werden, notfalls mit Gewalt.
Denn es wird das Hausrecht von der Bahnpolizei rigoros durchgeführt. Es werden gemeinsame Streifen mit dem Sicherheitsdienst der Bahn und der Hochbahnwache durchgeführt. Die Gegenden in der Nähe des Bahnhofs werden mittels Videoüberwachung kontrolliert. Außerdem gibt es ein Alkohol- und Waffenverbot und die Reinigung des Bahnhofs erfolgt mehrmals täglich.
Dies sind natürlich Kosten, die Leipzig nicht aufbringen will, weil die Bestimmenden keine roten Socken mehr tragen, sondern blaue, die keinesfalls Freunde von sozialer Rücksichtnahme sind. Daher vermeide ich jeden Aufenthalt im Osten unserer Republik, weil ich als Alter Mann mich öfters mal hinsetzen muss.
Das Hausrecht hat auch seine Grenzen, denn ein Bahnhof ist nunmal für die Öffentlichkeit freigegeben.
Ja, wäre super, aber Du hast es tatsächlich schon recht gut. Gib Bahnhöfe wo es nicht mal so ne kleine Box gibt. Da den letzten Zug zu verpassen und dann 4-5 Stunden abzusitzen ist echt hart im Winter.
Kälte härtet ab, hat uns Kameraden immer unsere Stabsfeldwebel gesagt, wenn wir im Winter im Feld lagen!
Ich finde die Bahn sollte bequeme und warme Wartebereiche an Umsteigebahnhöfen einrichten, die aber NUR mit gültiger Fahrkarte betreten werden können.
In manchen Bahnhöfen gibt es ja auch DB-Lounges, aber die kann man nur mit dem doch extrem teuren Flex-Ticket der 1. Klasse oder einer BahnCard 100 der 1. Klasse nutzen oder man muss einen bestimmten Status an BahnBonus-Punkten erreicht haben. Mit anderen Worten: Kaum jemand erfüllt die Voraussetzungen dafür!
Hier müsste wirklich mal erheblich nachgebessert werden um ein ähnliches (nicht ganz so exklusives) Angebot auch für Kunden mit 2.Klasse-Tickets und (Super-)Sparpreis-Tickets vorzuhalten.