Ist es nicht teuflisch, dass wir alles Wichtige im Leben vom System abhängig machen?
Guten Morgen allerseits,
ich frag' mich, ob's nicht zutiefst problematisch – sogar teuflisch – ist, dass wir uns (scheinbar freiwillig) in so vielen grundlegenden Lebensbereichen völlig vom bestehenden Gesellschaftssystem abhängig machen.
Ich spreche von Dingen wie:
- Freiheit
- Grundrechte
- Medizinische Versorgung
- Menschenwürdige Arbeitsbedingungen
- Arbeitsschutz
- Bildung (z. B. Schwimmen lernen, Lesen, kritisches Denken)
- Demokratie und politische Mitbestimmung
- Schutz der Menschenwürde und Menschenrechte
- Umweltschutz
Wenn das System versagt – oder sich gar gegen die Menschen richtet, die es einst zu ihrem Schutz erschaffen haben – verlieren wir alles.
Was meint ihr? Ist dies nicht ein gefährliches Machtgefälle?
Sollten wir nicht lieber Wege finden, diese essenziellen Dinge unabhängiger vom System zu gestalten – oder das System grundlegend verändern?
Was denkt ihr?
- „Das ist einfach so … war schon immer so … muss immer so sein ...“
- „Das System ist richtig so – nur wer dafür zahlt, hat ein Recht auf etwas …“
- „Alles Wichtige im Leben darf keine Ware mit Preisetikett sein …“
Ich bin gespannt auf eure Meinungen – und hoffe auf einen respektvollen Austausch, ohne dass gleich aufeinander losgegangen wird, nur weil man unterschiedlicher Meinung ist oder, wie ich's leider schon oft genug erleben musste, es zum guten Ton zählt, sich aufzuführen wie Verrückte.
Danke im Voraus! 🙏
8 Antworten
Kurzfassung, ja es entstehen Gefahren aus dieser Abhängigkeit, aber genau das ist ja die Motivation das System zu erhalten. Denn ohne dieses System wäre die Wahrscheinlichkeit auf ein gutes und langes Leben für die allermeisten deutlich geringer.
Und selbst wenn das System zusammenbricht, gibt es noch Abhängigkeiten. Kaum jemand wird es komplett auf sich allein gestellt schaffen sich auf Dauer selbst zu versorgen, Essen geht ja ggf. noch, aber spätestens bei der ärztlichen Versorgung wird es dann schwierig. Heißt also, auch ohne System würden wieder kleinzelligere Netzwerke der Kooperation entstehen, von denen man genauso abhängig ist und die im Zweifeln noch viel fragiler sind, als die meisten Staaten.
Find ich ein bisschen fatalistisch diese Sicht, zumal die ersten Punkte eh auf jede Gesellschaft in weiten Teilen zutreffen. Das ist aber auch ein Stück weit Biologie, ein paar Egomanen, die aber mit gewisser Wahrscheinlichkeit etwas großes schaffen können, verkraftet eine Gesellschaft und bringt sich vermutlich im Schnitt auch eher voran. Auch wenn das auf dem Rücken vieler stattfindet, hat es die Menschheit dahin gebracht wo sie jetzt ist. Vom perfekten Egalitarismus sind wir aber natürlich noch 2-3 Revolutionen entfernt ;)
Ich denke man müsste sich erstmal die Frage stellen, ob es anders besser wäre. Ich glaube, dass das "System" zumindest in Deutschland eine gute Grundlage für ein schönes Leben bietet.
Im Grunde mag's eine gute Grundlage sein - aber wie man's A: nutzt und B: weiter formt, das ist es doch oft, woran's liegt.
Im Grunde müsste keiner im Überfluss hungern - es könnte Wohlstand für alle geben und das täglich. Aber weil der Egoismus offenbar zum guten Ton zählt, vertreten viel zu viele solche, wie ich finde, menschenverachtende Sichtweisen:
- Ich bin eine Intellektuelle und er ist bloß ein Handwerker.
Ja, wir könnten alle im Wohlstand leben, niemand auf der Welt müsste theoretisch leiden, es müsste kein Geld geben, wir könnten alle glücklich sein. In einer Welt voller machtgierigen, geldgeilen Psychopathen sieht das aber anders aus
Danke für diesen ehrlichen Satz – so etwas liest man leider viel zu selten heutzutage.
Ja, theoretisch könnten wir längst in einer Welt leben, in der niemand hungern, leiden oder sich abstrampeln muss, nur um zu überleben. Die Ressourcen, das Wissen, die Technologie – alles wäre da - es müsste nur nachhaltig verteilt und konsumiert werden, jeden Tag.
Aber stattdessen regieren Gier, Machtbesessenheit und ein System, das genau diese Eigenschaften belohnt.
Und das Tragische: Viele (gefühlt die meisten) halten das sogar für normal und richtig so!
Danke, dass du’s so klar auf den Punkt bringst.
Ich finde es echt erschreckend, wie viele Kinder heutzutage schon voller Überzeugung sagen: "Es ist richtig so!" oder "Na und? Hat's nicht besser verdient."
Ich finde auch, dass man sich von diesem System befreien sollte, denn dieses System ist auf wenige große Gewinner ausgelegt und schafft viele Situationen, aus denen sie uns dann weiterhilft. Und der Mensch findet das großartig.
nein. es ist nicht teuflisch.
deine beispielliste ist auch überhaupt nicht durchdacht und widerspricht sich selbst.
davon abgesehen gäbe es ohne "system" wie du es nennst, nichts davon.
Dann versuche doch einfach, allein + ohne System zu leben ... einfach mal konkret drüber nachdenken, wie weit Du damit kommst ... ?
Ach, das alte „Dann leb doch im Wald“-Argument (schon wieder).
Kritik am System heißt nicht, dass man sich ein Leben als Einsiedler im Bunker wünscht – sondern dass man sich fragt, wie ein System gestaltet sein sollte, damit es den Menschen dient, statt, dass der Mensch dem System dient.
Oder anders gesagt: Nur weil ich das Dach kritisiere, heißt das noch lange nicht, dass ich lieber im Regen stehe!
... tja, dann solltest Du einfach in die Politik gehen und dort versuchen, Verbesserungen durchzubringen.
Dann verstehst Du auch, dass es extrem schwierig ist, alles so zu organisieren, dass alle (!) einigermaßen zufrieden sind.
Und sorry, ich fühle mich nicht als "System-Diener" ... ich sehe das als ein Nehmen und Geben an ...
Das in der heutigen Form folgendes belohnt:
Und dies verurteilt:
Und der Rest: Essen & Trinken geht als Selbstversorger, aber das andere, da braucht's wieder Kollektiv, weil keiner alles selber kann. Und genau beim Kollektiv, dem miteinander, müssen wir uns endlich vom Egoismus, zum Gemeinschaftssinn ändern.