Grün ist die Heide? Der deutsche Heimatfilm, rechts, oder Umweltschutz, oder beides?
Im typischen deutschen Heimatfilm wird ja die ländliche Idylle betont, wobei der Wald auch mal buchstäblich vor der Abholzung bewahrt wird, wird dabei nur das Eigene vor äußeren Einflüssen abgegrenzt, ist der Heimatfilm ein Vorläufer des Naturschutzgedankens, oder beides zugleich?
6 Antworten
Wer den westdeutschen Heimatfilm wie „Grün ist die Heide“ als ökologisch motivierten Vorläufer des Naturschutzes deutet, unterliegt einem folgenschweren Irrtum. Diese Produktionen – massenhaft verbreitet im Gefolge des Adenauer-Regimes – sind keine Beiträge zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, sondern Ausdruck einer tief bürgerlichen Weltflucht. Sie dienen der Verklärung des Ländlichen, der Verdrängung gesellschaftlicher Realität und letztlich der Stabilisierung reaktionärer Eigentumsverhältnisse.
Der Wald, die Heide, das Dorf – sie erscheinen im Heimatfilm nicht als gestaltbare Räume gesellschaftlicher Arbeit, sondern als mythisch aufgeladene Zufluchtsorte einer als „natürlich“ behaupteten Ordnung. Wo der Förster den Kahlschlag verhindert oder die Sennerin das Vieh auf die Alm treibt, wird nicht Natur geschützt, sondern ein antimodernes Besitzdenken beschworen, das die Gegenwart durch sentimentale Rückbindung an eine vermeintlich heile Vergangenheit neutralisiert.
Weder der Mensch noch die Natur erscheinen in diesen Filmen als historische, veränderbare Größen. Stattdessen wird ein unveränderliches „Eigentum Heimat“ inszeniert, das sich – bewusst oder unbewusst – gegen das Kollektiv, gegen Veränderung, gegen den Fortschritt richtet.
Wie Genosse
> Prof. Dr. rer. cult. habil. Konrad Porzner,Ordinarius für Kultursoziologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig,Vorsitzender der Fachgruppe „Kulturelle Umweltgestaltung“ im Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR,bereits am 3. Oktober 1974 auf der Leipziger Bezirkskulturkonferenz formulierte:
> „Wer die Natur nur als Bild im Fensterrahmen der Heimat betrachtet, wird sie niemals als Teil der gesellschaftlichen Reproduktion begreifen.“
Diese Einsicht bleibt grundlegend: Naturschutz im sozialistischen Sinne kann nie von ästhetischer Rührung oder romantischer Verklärung ausgehen. Er beginnt bei der Umgestaltung der Produktionsverhältnisse, bei der Vergesellschaftung der Naturressourcen und der bewussten, planmäßigen Entwicklung der Umwelt im Dienste des werktätigen Menschen.
Der westdeutsche Heimatfilm hingegen verweigert diese Perspektive. Er grenzt das Eigene ab, nicht zum Schutz, sondern zur Ausgrenzung des Anderen – sei es der Fremde, der Städter, der Fortschritt. Er ist kein Vorläufer ökologischen Bewusstseins, sondern ein Instrument ideologischer Regression.
Fazit:
Der Heimatfilm westdeutscher Prägung ist weder ökologisch noch fortschrittlich.
Er ist ein kulturelles Produkt des Besitzbürgertums –gegen die Moderne, gegen den Klassenkampf, gegen das Volk.
Nur im sozialistischen Aufbauwerk kann Natur Teil einer bewusst gestalteten gesellschaftlichen Entwicklung sein – nicht als Kulisse, sondern als Lebensraum im Dienste des Menschen.
Freundschaft

Hast Du das beim "Schwarzen Kanal" von Sudelede abgeschrieben? Mann, da begreift man im Nachhinein noch, wie verkorkst die Gedankengänge sozialistischer Funktionäre waren. Und warum Umweltschutz in der DDR als staatsgefährdend galt.
Bei den Heimatfilmen nach dem 2.WK haben weder die Macher noch das Kino- oder Fernsehpublikum an Umweltschutz o.ä. gedacht. Nach dem Krieg wollte niemand Problemfilme, es sei denn ganz persönlicher Natur, also eher "Herz und Schmerz im Dirndlkleid" (Erbstreitigkeiten, sich bekriegende Großbauernfamilien, dazwischen die schwangere unverheiratete Tochter etc.etc.), und natürlich gab's immer ein Happy End. Ob das ein Heide- oder ein Alpenfilm war, es war immer seichte Kost ohne Tiefgang.
Hier noch eine Kritik von "cinema":

Das war einfach nur eine Flucht in die heile Welt, weder politisch noch ideologisch.
Heide als Aussage gegen die Abholzung wäre auch unsinnig, denn sie ist durch Abholzung entstanden und wird nur durch stetige Beweidung erhalten.
OK, aber das ist dann wahrscheinlich eher der Förster vom Silberforst, Wälder gibt es kaum noch in MItteleuropa.
Der Förster vom Silberwald war auf Neudeutsch Holzfachwirt und pflegte einen nachhaltigen Umgang mit dem Rohstoff Holz. Er dachte für Generationen voraus.
Auch wenn es im "Förster vom Silberwald/Echo der Berge" vordergründig auch um den Kampf des Försters gegen die Abholzung seines geliebten Waldes geht, ist das Ganze nichts anderes als eine Heimatschnulze vor wunderschöner Bergkulisse.
"Echo der Berge" war lt Wikipedia ursprünglich mal als Dokumentarfilm über Jäger in der Steiermark geplant. Dann aber wurde eine Liebesgeschichte eingebaut. Das Resultat war eben diese zur damaligen Zeit sehr erfolgreiche Schmonzette.
Ja, aber durch das zeigen dieser wunderschönen Bergkulisse kamen Menschen auf die Idee, dass diese Schönheit es wert ist, erhalten zu werden! Wir schützen, was wir lieben!
In den 1950er Jahren ist niemand auch nur auf die Idee gekommen, dass unsere Natur in Gefahr sein könnte, außer in der immer schon bekannten Weise. Man konnte damals nicht voraussehen, wie sich die Motorisierung entwickeln würde, dass der Flugverkehr derart zunehmen würde und dass nicht nur der Wintersport zu einer Gefahr für die Natur werden würde, sondern dass schon einige Jahrzehnte später Leute auf Mountain-Bikes über Stock und Stein querfeldein durch die Wälder brettern, die Tierwelt aufschrecken, die Pflanzen zerstören und für Bodenerosion sorgen würden. Die Wanderer, die ja heute oft in großen Gruppen unterwegs sind, sind übrigens genauso eine Gefahr.
Diese kitschigen Heimatfilme haben ja eher noch dazu beigetragen, dass Urlaube in den Bergen immer beliebter wurden.
Gut, aber nimm mein erstes Beispiel: "Grün ist die Heide" - abgesehen davon, dass ich mit der Lüneburger Heide aufgewachsen bin, hat er sicher dazu beigetragen, dass meine letzte Urlaubsreise (ist auch schon wieder Jahre her) mit dem HVV (ÖPNV im Gebiet Hamburg) erfahrbar war.
Ich will sagen, ich muss nicht fliegen, um Urlaub in der Heide zu machen, ich steige einfach in den Regionalzug. Das halte ich für umweltfreundlich.
Und dazu hat dieser Film beigetragen? Oha! Warum bist du nicht dahin gewandert oder geradelt, mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen?
Auf so eine Provokation musst du nicht reagieren oder dich gar rechtfertigen.
Oh, dann möchte ich mich entschuldigen. Ich hatte das tatsächlich nur aus Spaß geschrieben. An eine Körperbehinderung hatte ich nicht gedacht. Es tut mir sehr leid, wenn ich dich mit meinen Worten verletzt habe.
Da hast du völlig recht. Das war von mir sehr unbedacht. Es sollte tatsächlich bloß ein Scherz sein. Da kann ich mich nur entschuldigen.
Weder noch. Es stellte ein verklärtes Weltbild dar. Der Krieg war eben vorbei, man wollte sich sanft berieseln lassen. Wobei ein Umweltschutzgedanke gar nicht vorhanden war.
Wenn der Film in der Zeit bis 1945 gedreht worden wäre, hätte man vermuten können, dass es latente Propaganda enthält.
Da er 1951 entstand, war der eher zur Ablenkung von den nicht immer einfachen Problemen in der Nachkriegszeit gedacht.
Dass es auch um eine Beziehung mit einem Mädchen geht, das als Flüchtling des WK2 kam, sehe ich das überhaupt nicht als rechts an.
Umweltbewusstsein entwickelte sich erst im Laufe der 1970er, wodurch die GRÜNEN entstanden.
Abholzung bezieht sich eher auf den "Förster vom Silberwald".